Jabala Upanishad

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Die Jabala Upanishad (Sanskrit: f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Jabala Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Sannyasa Upanishaden zugeordnet.

Jabala Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 851 - 856.

Einleitung

Die Jabalas werden im Caranavyuha (Ind. Stud. III, 262) als eine Zweigschule des Yajurveda aufgezählt; Shankara im Kommentar zu den Brahmasutras zitiert als "Jabalanam" oder "Jabalanam Srutih" dreizehn Stellen, von denen sich neun in unserer Upanishad wiederfinden (System des Vedanta, S. 33), und auch schon Badarayana (Brahmasutra 1,2,32) scheint sich auf eine Stelle derselben zu beziehen. Ferner wird von Sayana zu Taitt. Ar. 2,11 p. 246 der Anfang des sechsten Kapitels unserer Upanishad als eine Stelle der Jabala Sakha Adhyayinah angeführt. Hiernach scheint eine Sakha der Jabalas wirklich bestanden zu haben, von welcher jedoch unsere Upanishad (wie schon die in ihr nicht mehr nachweisbaren Jabala-Zitate Shankaras zeigen) nur einen Teil bildete, der freilich, seiner ganzen Haltung nach zu schließen, mit den übrigen Sannyasa Upanishaden auf gleicher Stufe zu stehen scheint und jedenfalls an Altertümlichkeit nicht entfernt mit den verwandten Partien der Brihadaranyaka Upanishad verglichen werden kann.

Nach dem Vorbild von Brih. 3-4 ist es auch hier Yajnavalkya, welcher in den fünf ersten Kapiteln auf die ihm von Brihaspati, Atri, den Brahmanschülern, Janaka und nochmals Atri gestellten Fragen antwortet.

1. Über Avimuktam als den Opferplatz der Götter und den Brahmansitz aller Wesen. Avimuktam, "das [von Siva] nicht Verlassene", ist eine Gegend in Benares, in weiterem Sinne Benares selbst. Wer dort stirbt, dem wird durch die Gnade des Siva die Erlösung zuteil (oben S. 617, Anm.). Der Parivrajaka aber (wie er auch die Opferfeuer und die Opferschnur in sein Selbst aufgenommen hat) trägt dieses Avimuktam an sich als den Punkt zwischen Augenbrauen und Nase. Diese allegorische Umdeutung von Avimuktam folgt zwar erst im nächsten Abschnitt, wird aber bereits im gegenwärtigen vorausgesetzt, so daß derselbe nur dem Eingeweihten ganz verständlich ist.

2. Bei Benares münden in den Ganges zwei kleine Flüßchen: oberhalb der Stadt die, meist wasserlose, Asi und unterhalb derselben die ebenfalls nur kleine Varana; von beiden soll die Stadt Benares ihren Namen Varanasi führen. Diesen Ort zwischen der Varana und Asi, an welchem der höchste Atman thront, trägt der Parivrajaka immer bei sich als den Ort, wo die beiden Augenbrauen an der Nasenwurzel zusammentreffen, ähnlich wie die beiden Flüßchen bei Benares. Künstlich wird dabei der Name der Stadt in Varana und Nasi zerlegt, um ein Wortspiel mit Varayati und Nasayati zu gewinnen.

3. Den ihn befragenden Brahmanschülern empfiehlt Yajnavalkya als Mittel der Unsterblichkeit das Satarudriyam (Vaj. Samh. XVI), indem die Hunderte von Rudras, die in demselben vorkommen, als Benennungen des Unsterblichen (d. h. des Atman) aufgefaßt werden.

4. Janaka fragt den Yajnavalkya (im Anschluß, wie es scheint, an Brih. 4,4,22) nach dem Auszug der Sannyasins, worauf dieser ganz ähnlich wie in den anderen Sannyasa Upanishaden beschrieben wird. Wie Kanthasruti 1 das Vaisvanara-Opfer, wird hier dem Entsagenden ein Opfer an Agni als Vertreter des Prana und ein Opfer an die drei Gunas der Samkhyalehre vorgeschrieben. Das Riechen am Feuer hat wohl den Sinn, daß dasselbe dadurch symbolisch in den Leib des Sannyasin aufgenommen wird.

5. Auf Befragen des Atri wird dem Parivrajaka als einzige Pflicht die Speisung und Bekleidung des Prana im Sinne von Chand. 5,19f., und 5,2 empfohlen. Am Schluß werden die Worte Esha Panthah etc. aus Brih. 4,4,9 wiederholt und auf den Sannyasin bezogen.

6. Der Schlußabschnitt schildert, nach Aufzählung einer Reihe großer Vorbilder, den Aufzug, die Lebensweise und den Aufenthaltsort des Sannyasin; der ganze Abschnitt kehrt in ähnlicher Weise am Schluß der Bhikshuka Up. und teilweise auch an dem der Asrama Up. wieder.


1. Om! Brihaspati sprach zu Yajnavalkya: "Dem selbst Kurukshe-tram nachsteht als Opferplatz der Götter und als Brahmansitz aller Wesen [das sage mir]." - Er sprach: "Fürwahr, Avimuktam ist das [wahre] Kurukshetram, der Opferplatz der Götter und der Brahmansitz aller Wesen. Darum, wo er auch immer wandert, da denke er [der an keine heilige Orte mehr sich bindende Parivrajaka]: hier für¬wahr ist das [wahre] Kurukshetram, der Opferplatz der Götter und der Brahmansitz aller Wesen. Denn hier, wenn aus einem die Lebensgeister ausziehen, spricht Rudra den errettenden Spruch, durch welchen er der Unsterblichkeit teilhaft, der Er¬lösung teilhaft wird. Darum soll man Avimuktam verehren, soll man Avimuktam [das nicht Verlassene] nicht verlassen!" - "So ist es, o Yajnavalkya." 2. 708 Da befragte den Yajnavalkya Atri: "Jenen unendlichen, unof-fenbaren Atman, wie kann ich den erkennen?" - Und Yajnaval-kya sprach: "In Avimuktam ist er zu verehren! jener unendliche, unoffenbare Atman, der ist in Avimuktam befindlich." - "Aber wo ist dieser Avimukta-Ort zu suchen?" - "Er ist zu suchen zwi¬schen der Varana und der Nasi." - "Aber was ist die Varana und was die Nasi?" - "Weil sie alle von den Leibesorganen began¬genen Fehler [vom Atman] fern hält (varayati), darum heißt sie Varana; weil sie alle von den Leibesorganen begangenen Sünden vernichtet (nasayati), darum heißt sie Nasi." - "Aber wo ist der Ort jenes Avimuktam?. - "Es ist der Verbindungsort zwischen Augenbrauen und Nase. Denn dieser ist der Verbin¬dungsort zwischen der Himmelswelt und der höchsten Welt [des Brahman]. Darum verehren die Brahmankenner diesen Verbindungsort als die Verbindungszeit (Dämmerung). Denn in Avimuktam, so wissen sie, soll man ihn [den Atman] vereh

854 ATHARVAVEDA, SANNYASA-UPANISHADEN ren. Der bekundet sein Wissen als avimuktam (unverlierbar), wer dieses also weiß." 3. Da sprachen zu ihm die Brahmanschüler: "Durch welches [Gebetes] Murmelung wird Unsterblichkeit erlangt, das sage!" - Yajflavalkya sprach: "Durch das gatarudriyam; denn dieses sind die Namen des Unsterblichen, und durch sie wird man unsterblich." - "So ist es, o Yajflavalkya!" 4. Da nahte sich Janaka, der König von Videha, dem Yajiia-valkya und sprach: "Erkläre mir, o Erhabener), die Entsagung (sannyasa)!" - Und Yajiiavalkya sprach: "Hat man die Brahman-schülerschaft beendet, so werde man ein Hausvater; nachdem man ein Hausvater gewesen, werde man ein Waldeinsiedler; nachdem man ein Waldeinsiedler gewesen, ziehe man pilgernd umher [als Parivrajaka, Bhikshu, Sannyasin]. Oder auch, man 709 mag sogleich nach der Brahmanschülerschaft umherpilgern, oder nach der Hausvaterschaft, oder nach der Waldeinsiedler-schaft. Und auch sonst, mag man ein Gelübde getan haben oder nicht getan haben, mag man das Entlassungsbad genom¬men oder nicht genommen haben, mag man die Hausfeuer ausgehen lassen oder [schon] ohne Feuer sein, - von dem Tage an, an welchem man entsagt, soll man als Pilger umherwan¬dern. Hierbei vollbringen einige das Opfer an Prajapati'; aber das soll man nicht tun, sondern nur das Opfer an Agni soll man bringen, denn Agni ist der Prana; dem Prana also opfert man dadurch. Sodann soll man das Traidhataviya-Opfer bringen; 1 An die Stelle des Opfers an Prajapati (welches, wie es scheint, Loskau fung von der Pflicht der Fortpflanzung bedeutet) tritt das Opfer an den Prana (der Asket bedarf keiner Nachkommen, da ihm alles Lebende Nachkommen ist, Brih. 4,4,22). — Es scheint hier eine Polemik gegen die Kanthasruti 4 (oben S. 701) gegebene Vorschrift vorzuliegen.

,JABALA-UPANISHAD 855 damit werden die drei Dhatus (Grundstoffe), nämlich Sattvam, Rajas und Tamas verehrt. Dies ist der Platz, der dir gebührt, Wo du geboren leuchtest auf; Ihn kennend, Agni, steig' hinauf Und mache wachsen unser Gut! mit diesem Spruch (Atharvav. 3,20,1) soll man dabei am Feuer riechen. Nämlich der Platz (Ursprungsort,yoni) des Feu¬ers ist der Prana, und man sagt damit: >gehe hin zum Prana, svaha!, Oder auch der [Priester] mag aus einem Dorf das Feuer holen und ihn [den Sannyasin], wie beschrieben, am Feuer riechen lassen. Kann er kein Feuer bekommen, so soll er im Wasser opfern, denn das Wasser ist alle Gottheiten. Und nachdem er mit den Worten: >Om, ich opfere allen Gottheiten, svaha!( ge-opfert, soll er davon nehmen und mitsamt dem Opferschmalz die heilsame Opferspeise verzehren. Dabei wird er finden, daß der Erlösungsspruch [Om] alle drei Veden ist; denn dieser ist das Brahman, das soll man verehren. So verhält sich dieses, o Erhabener." Also sprach Yajiiavalkya. 5. 710 Da befragte den Yajiïavalkya Atri: "Ich frage dich, Yajiïaval-kya, wie ein Brahmane ohne Opferschnur sein kann?" — Und Yajiïavalkya sprach: "Dieses ist seine Opferschnur, was der At-man ist; daß er sich nährt, und daß er den Mund ausspült, das ist die Opfervorschrift der Parivrajakas, mag er im übrigen den Heldentod wählen, oder der Nahrung sich enthalten, oder ins Wasser gehen, oder ins Feuer gehen, oder [sonstwie] die große Reise antreten. So also geschieht es, daß der Pilger, farblosen Kleides, kahl-köpfig, ohne Angehörige, rein, truglos, vom Bettel lebend, zum Brahmansein gestaltet wird. Ist er aber zu krank [um diese Le

856 ATHARVAVEDA, SANNYASA-UPANISHADEN bensweise einzuhalten], so mag er auch im Geist und Wort nur die Entsagung üben. Dieses ist der von Brahman gefundene Pfad, auf ihm geht der Entsagende, der Brahmanwissende (vgl. Brih. 4,4,9). So verhält es sich mit diesem, o Erhabener." Also sprach Yajiïavalkya. 6. So waren die Paramahamsas genannten Männer, ein Samvar-taka, Aruni, vetaketu, Durvasas, Ribhu, Nidagha, Jadabharata, Dattatreya, Raivataka und andere, ohne sichtbare Abzeichen und verborgenen Wandels, wie Unsinnige sich benehmend, doch nicht unsinnig. Dreistab, Wassertopf, Trinkschale, Feldflasche, Trinksieb, Haarlocke und Opferschnur, dieses alles möge man mit den Worten "bhuh svaha" ins Wasser werfen und den Atman su-chen. Nackt wie er geboren, über die Gegensätze [Lust und Schmerz usw.] erhaben, ohne Angehörige, dem Wege zur Wahrheit, zum Brahman ganz hingegeben, mit reinem Her¬zen nur um das Leben zu unterhalten zur vorgeschriebenen Zeit zwanglos zum Betteln ausgehend, nur mit dem Bauch als Gefäß und gleichmütig bleibend, mag er etwas erhalten oder nicht, - sei es in einem öden Haus, einem Göttertempel, auf einem Grashaufen, einem Ameisenhaufen, an einer Baumwur 711 zel, in einer Töpferwerkstatt, bei einem Feueropfer, auf einer Flußinsel, in einer Berghöhle, einer Schlucht, einem hohlen Baum, an einem Wasserfall oder auf dem Erdboden heimatlos weilend, ohne Streben, ohne Selbstheit, dem reinen Denken ganz ergeben, im höchsten Atman feststehend, alle unlauteren Werke ausrottend; - wer so durch die Entsagung des Leibes ledig wird, der heißt ein Paramahamsa, - der heißt ein Para-mahamsa!