Zunge
Die Zunge ist mächtiger als das Schwert. Die Zunge gehört zum Sprachorgan eines Menschen und beinhaltet viele Rezeptoren für die einzelnen Geschmacksrichtungen. Wer seine Zunge gut beherrschen lernt,lernt auch seinen Geist zu beherrschen.
Beherrsche deine Zunge
Auszüge aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda
Die Zunge ist ein zweischneidiges Schwert. Sie ist das mächtigste Indriya. Wenn man sie kontrolliert können alle anderen Indriyas sehr leicht beherrscht werden. Sie ist ein Freund des Geschlechtsorgans. Sobald der Magen mit leckerem Essen gefüllt ist, regt sich das Geschlechtsorgan. Der Mensch beginnt, lustvollen Gedanken nachzugehen. Beide Organe entstammen der selben Quelle, dem Apas (Wasser)-Tanmara, die Zunge aus dem sattvischen Teil, das Geschlechtsorgan aus dem rajasischen Teil. Die Zunge ist ein Organ des Wissens (Jnana Indriya). Das Geschlechtsorgan ist ein Organ der Tat (Karma Indriya). Die Zunge hat zwei Funktionen: essen und sprechen. Darum ist sie ein zweischneidiges Schwert.
Wenn Du die Augen kontrollierst, wenn Du ihnen nicht erlaubst auf schöne Formen zuzurennen, kontrollierst Du die anderen Sinne damit nicht; wenn Du aber fastest und die Zunge kontrollierst indem Du ihr alle wohlschmeckenden Dinge entziehst, werden all die anderen Indriyas auch kontrolliert, denn die Zunge mästet alle anderen Sinne. Wenn man die Zunge kontrolliert, werden automatisch alle Sinne kontrolliert. Die Zunge ist der stürmischste und mächtigste aller Sinne. Das Sprechen ist die Ehefrau des Geistes. So wie eine Frau ihrem Ehemann folgt, so folgt das Sprechen stets dem Geist. Der Mann hat das Kommando und die treue Frau folgt den Befehlen des Mannes bedingungslos. Genauso gibt der Geist Befehle und die Sprache drückt ergeben die Wünsche des Geistes aus.
Worte besitzen ungeheure Kraft
Mit Worten kannst Du Andere ermutigen und aufbauen. Mit Worten kannst Du Anderen die größte Freude schenken. Mit Worten kannst Du andere ruinieren oder sie verärgern. Ein Meister gibt mit Worten sein Wissen an seine Schüler weiter. Eine Mutter erzieht ihre Kinder mit Worten. Ein Redner fesselt sein Publikum mit seinen Worten. Das Wort ist die Verkörperung von Brahman, Gott.
Wähle deine Worte mit Sorgfalt. Benutze angenehme Worte und erobere so die Herzen von Anderen. Benutze nie grobe Worte. Erkenne und verstehe die Kraft der Worte und werde weise. Man muss sparsam mit seinen Worten sein, wenn man wirklich rasch zu Erfolg beim Meditieren kommen will. Sprich immer liebevolle Worte. Sage um jeden Preis die Wahrheit. Sprich keine rauen oder unangemessenen Worte, die darauf angelegt sind, die Gefühle eines Anderen zu verletzen. Wiege deine Worte bevor Du sprichst. Sprich nur wenig. Diese Sparsamkeit im Reden, Vak Tapas, bewahrt deine Energie und gibt dir geistigen Frieden und innere Stärke.
Harte Worte zu benutzen, Unwahrheiten zu sagen, hinter ihrem Rücken schlecht über Andere zu sprechen und faules Getratsche, das sind die vier schlechten Handlungen der Zunge. Wenn Du deine Zunge im Zaum hältst, bist Du sicher. Dann hast Du Frieden. Überlege dir bevor Du sprichst gut, welche Wirkung jedes Wort, das Du sagst auf die Gefühle der Anderen haben wird. Wenn Worte die Gefühle eines Anderen verletzen können, vermeide sie. Bringe sie nicht zum Ausdruck. Das Sprechorgan erzeugt eine Menge Ablenkung, Asanati (Störung des Friedens) und allerlei Streit. Es ist, wie die Zunge, ein unruhiges Indriya. Die Leute sagen im Allgemeinen wahllos, was von ihren Lippen kommt, ohne vorher nachzudenken oder Achtsamkeit walten zu lassen. Sie witzeln und scherzen auf Kosten Anderer. Am Ende kämpfen sie miteinander um überhaupt nichts, alles nur wegen ein paar Wortspielereien.
Das Sprechorgan (Vak Indriya) und das Geschmacksorgan (Jihva Indriya) sind die zwei am schwersten zu kontrollierenden Indriyas.
Wiege jedes Wort auf der geistigen Wage bevor es herauskommt
Jedes Wort ist erfüllt von Shakti, Kraft. Ein Mensch, der die Fähigkeit besitzt, seine Worte abzuwägen, bevor er sie ausdrückt hat großen Frieden im Geist. All seine Worte sind mächtig. Sie haben auf ihre Zuhörer eine außerordentliche Wirkung. Das Sprechen zu kontrollieren ist genauso wichtig, wie das Denken zu kontrollieren. Benutze wohl überlegt Worte, wenn Du schreibst und sprichst. Jesus war der einzige Heilige, der in seinen Reden sorgsam gewählte Worte benutze. [[Mahatma Gandhi]ji ist ein weiteres lebendes Beispiel. Wenn Du diese zwei kleinen Hürden nicht meistern kannst, also wenn Du die Zunge und das Geschlechtsorgan nicht kontrollieren kannst, wie willst Du da diesen riesigen Ozean des Samsara überwinden können? Kontrolliere als Erstes die Zunge. Dann wirst Du letzteres ganz leicht in den Griff bekommen. Wer den Geschmackssinn unter Kontrolle gebracht hat, kann die anderen Organ ganz leicht beherrschen. Die Zunge ist dein größter Feind. Darum beginne jetzt damit, die Zunge zu bändigen, wo Du jung bist. Wenn Du alt geworden bist, wirst Du nicht mehr die Kraft haben, die Indriyas zu zügeln. Die Zunge ist im Grunde ein Jnana Indriya, ein Wissens-Organ. Weil sie einen wichtigen Anteil am Sprechen hat, ist sie in gewissem Maße auch ein Karma Indriya.
Siehe auch
Literatur
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
Seminare
Achtsamkeit
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/achtsamkeit/?type=1655882548 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Yoga, positives Denken, Gedankenkraft
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/raja-yoga-positives-denken-gedankenkraft/?type=1655882548 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS