Lukrative Haltungen

Aus Yogawiki

Lukrative Haltungen ist der Titel über eine Sendung des Deutschlandradio Kultur am 21.10.2014, zu dem auch Sukadev Volker Bretz zum Thema Yoga als Wirtschaftsfaktor interviewt wurde.

Das Interview mit Sukadev Volker Bretz

Hier Auszüge aus dem Skript des Beitrags "Lukrative Haltungen" mit den Interview-Teilen mit Sukadev Volker Bretz:

"...Ich möchte das Yogalehrer ein angesehener Job wird."

Das möchte auch der Mann, der in Deutschland wohl am ehesten als Yoga-Millionär gelten könnte. Volker, alias Sukadev Bretz, Gründer und spiritueller Leiter von über 100 deutschen Yoga Vidya Schulen. In Bad Meinberg in einer ehemaligen Kurklinik im Teutoburger Wald betreibt er das größte Yoga-Seminarhaus Europas. Mit 90.000 Übernachtungen pro Jahr. Neben Retreats, also Auszeiten mit Meditation und Übungen, finden hier Aus und Weiterbildungen in Yoga, Ayurveda und Meditation statt.

So auch an diesem Samstag, an dem Bretz zum abendlichen Zusammentreffen – dem Satsang - mehrere Dutzend frischgebacken Yogalehrer verabschiedet

"Und an diesem Wochenende enden auch wieder mehrere Yogalehrerausbildungen...."

Der 51-jährige Sukadev, weiße Hose, gelbes Hemd und Holzperlenkette um den Hals, thront im Schneidersitz auf einer kleinen Tribüne am Kopf der umgebauten Kurklinikschwimmhalle, führt durch den Abend.

Für die mehreren hundert Menschen vor ihm auf dem Teppichboden endet der Abend mit einem Mantra und geweihtem Obst.

Nicht nur ein Kursangebot sondern eine Lebensform

In Bad Meinberg ist Yoga nicht nur ein Kursangebot sondern eine Lebensform. Das war auch Volker Bretz' Vision, nachdem er 1991 seinen indischen Yogameister verließ und nach Deutschland zurückkehrte.

"Ich war vorher nach Amerika und Kanada ausgewandert und hatte dann so eine klare Mission: du musst nach Deutschland zurück und dort würde eine große Institution entstehen, eine größere spirituelle Gemeinschaft und das wäre meine Aufgabe. Ich habe das weniger vom Betriebswirtschaftlichen gesehen. Das war die Berufung und habe alles dran gesetzt das umzusetzen."

Dem ausgebildeten Betriebswirt, Sohn einer deutschen Unternehmerfamilie, der 1992 mit einer kleinen Yoga-Schule in Frankfurt begann, scheint das ökonomische Denken dabei trotzdem nie ganz verloren gegangen zu sein. Die Entwicklungen auf dem deutschen Yogamarkt hat er jedenfalls im Blick.

"Yoga ist sicher ein Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Wenn vermutlich drei Million regelmäßig Yogastunden nehmen, dann wird der Umsatz etwa zwei bis drei Milliarden Euro in Deutschland sein - allein mit Unterricht. Dann sind es noch mal ein bis zwei Milliarden Euro wenn man alles andere zusammenrechnet: Kissen, Decken, Matten, Kleidung, Retreats, Ausbildungen etc. So vier bis fünf Milliarden Euro wird der Yoga-Markt in Deutschland sein, was ja schon eine ganze Menge ist. Yoga ist vermutlich die viertpopulärste Sportart in Deutschland - nur Fahrradfahren, Wandern, Schwimmen hat mehr Anhänger als Yoga. Dafür wird Yoga zu wenig zur Kenntnis genommen. Es gibt vermutlich keinen anderen Markt, der so groß ist und zu dem es keine richtige Marktstudie zu gibt."

Eine gesicherte Information scheint zu sein, dass Yoga Vidya der größte Player auf diesem Markt ist.

"Yoga Vidya hat heute 102 Stadtzentren, vier Yoga-Seminarhäuser. Dann haben wir die so genannten Koop Zentren. So dass man sagen kann, bei Yoga Vidya arbeiten 500 Menschen Vollzeit beschäftigt. In den Yoga Vidya Zentren und Seminarhäusern haben wir jetzt 13.000 Yoga-Lehrer ausgebildet, insgesamt gibt es eine halbe Million Deutsche die nach dem Yoga Vidya Prinzip leben."

Rein den Zahlen nach ist Sukadev der erfolgreichste Yoga-Unternehmer Deutschlands – allerdings ist Yoga Vidya kein Unternehmen sonder eher eine Kommune. Beim Finanzamt läuft es als gemeinnütziger Verein auf dem Gebiet der Volksbildung. Die Mitglieder bezeichnen es lieber als Ashram, so wie die klösterlichen Meditationszentren in Indien.

Yoga Vidya darf keinen Profit machen

"Die Umsätze des gemeinnützigen Vereins werden ja in den Mitgliederversammlungen offen gelegt. Von dem gemeinnützigen Verein selbst dürfte es dieses Jahr vermutlich um die 10 Millionen Euro Umsatz sein. Die meisten der Yoga Vidya Zentren sind Koop Zentren, die selbständig sind, die werden vermutlich auch noch mal sechs bis sieben Millionen Euro Umsatz haben."

An den Einnahmen wird aber niemand direkt beteiligt, Yoga Vidya darf keinen Profit machen, sondern muss die Einnahmen für die Ziele des gemeinnützigen Vereins einsetzen – also für die Verbreitung von Yoga. So leben auch die Bewohner des Bad Meinberger Seminarhauses nicht besonders luxuriös. Mitglieder der Gemeinschaft erhalten ein Taschengeld von etwa 350 Euro pro Monat, der Verein übernimmt die Sozialversicherung und eine betriebliche Alterssicherung. Kost und Logis im Seminarhaus sind frei.

"Wir meditieren zusammen, wir üben Yoga zusammen, alle Beschlüsse werden demokratisch gefasst. Uns treibt die Überzeugung: Yoga ist etwas sehr Gutes, Yoga hilft Menschen mehr zu sich selbst zu kommen."

Quelle

Zeitschriftenartikel über Sukadev Volker Bretz