Jivatvabuddhi
jivatvabuddhi: (Sanskrit: jīvatvabuddhi f.) = individualisierte Unterscheidungskraft
Der Sanskrit-Ausdruck „jivatvabuddhi“ besteht aus drei Teilen:
- „jiva“ (das individuelle Lebewesen oder individuelle Selbst),
- „tva“ (Suffix, das Zugehörigkeit oder Zustand markiert: „-sein“) und
- „buddhi“ (Verstand, Erkenntnis, Unterscheidungskraft). Zusammengesetzt bedeutet „jivatvabuddhi“ wörtlich etwa „die Erkenntnis oder Einstellung des Jiva-Seins“ — also das Bewusstsein, die Überzeugung oder die Haltung, ein getrenntes individuelles Wesen zu sein.
Begrifflich wird jivatvabuddhi in indischen philosophischen und religiösen Traditionen oft verwendet, um die psychologische Identifikation mit dem begrenzten, individuellen Selbst zu beschreiben. Es bezeichnet die innere Haltung, Gedankenstruktur und Selbstwahrnehmung, die das Erleben von Getrenntsein, Ich-Zentriertheit und persönlicher Begrenzung aufrechterhält. In Schulen wie Vedanta oder im Yoga-Sutra-Kontext steht jivatvabuddhi kontrastierend zur Erkenntnis der eigenen wahren Natur als Atman oder zur Erfahrung von Nicht-Zweiheit; solange jivatvabuddhi vorherrscht, erscheinen das Ich, die Welt und das Handeln als durch das individuelle Selbst bestimmt.
Praktisch meint der Ausdruck sowohl eine theoretische Lehre über die Ursachen des egohaften Standpunkts als auch eine Beschreibung bestimmter mentalen Zustände: Selbstbezogene Gedanken, Egoismus, Angst vor Verlust, Suche nach persönlichen Identitäten und Bindungen. Spirituelle Praxis zielt oft darauf ab, jivatvabuddhi zu erkennen, zu untersuchen und zu transzendieren, sodass die begrenzte Selbstsicht zugunsten einer weiter gefassten Erkenntnis von Selbstsein oder Einheitsschau überwunden wird.