Drishti
Drishti (Sanskrit: दृष्टि dṛṣṭi f.) das Sehen, Erblicken, Schauen, Erschauen (mit dem körperlichen oder geistigen Auge); Sehvermögen, Sehkraft; Sehkraft des Geistes, Verstand; Auge, Blick; Pupille des Auges; Berücksichtigung; Ansicht, Sichtweise, Weltanschauung, Theorie.
Sukadev über Drishti
Drishti heißt Sehen, Drishti heißt Blick, Drishti heißt Sehfähigkeit, Drishti heißt auch Sichtweise. Drishti – da steckt die Wurzelsilbe „Dri“ drin. „Dri“ steckt auch in dem Wort „Darshana – Weltanschauung und Vision und Anblick“. „Dri“ steckt auch in Drashtu drin, das ist der Sehende. Vielleicht kennst du den Ausdruck: „Tada Drashtu Svarupe Vasthanam.“ Das ist der dritte Aphorismus von Patanjali, da sagt Patanjali: „Wenn der Geist ruhig ist – Chitta Vritti Nirodhah – dann ruht der Sehende – Drashtu – in seiner Svarupa, in seiner wahren Natur.“ Drishti heißt also Sichtweise, heißt Sehen, Sehfähigkeit und Blick.
Im Yoga wird Drishti besonders verwendet, um die Blickrichtung zu bezeichnen. Du kannst z.B. nach unten schauen, was auch als Nasen-Drishti bezeichnet wird, also, auf die Nase schauen. Und du kannst auch Bhuma-Drishti, nach oben schauen. Also nach unten schauen und nach oben. Beide sind auch Formen von Tratak, von Starren oder beständigem Blicken. Du kannst einfach nach unten schauen, Drishti nach unten. Das beruhigt und hilft auch, Vata abzubauen. Theoretisch, wenn du zu viel Vata hast, zu viel Unruhe, Nervosität und Schlaflosigkeit, könntest du auch mal versuchen, nach unten zu schauen und dann wirst du ruhiger. Es hilft auch, in eine ruhig-harmonische Stimmung zu kommen. Oder du kannst den Drishti nach oben üben. Und wenn du so weit nach oben schaust, dann hilft das, dein Gemüt zu heben. Z.B. wenn du zu viel Kapha hast, ist es gut, nach oben zu schauen. Wenn du in trüber Stimmung bist, ist es gut, nach oben zu schauen. Wenn du mehr göttliche Inspiration haben willst, kannst du nach oben schauen.
Wiederum, wenn du Zugang finden willst zu deinem Herzen, dann kannst du auch nach unten schauen. Wenn du dein drittes Auge öffnen willst, kannst du nach oben schauen. Diese Drishtis werden auch als Mudras bezeichnet, so wie Shambhavi Mudra heißt, auf den Punkt zwischen den Augenbrauen zu schauen. Du kannst auch Shambhavi Mudra zum Herzen hin geben, das gibt es auch, aber meistens, wenn man nur Shambhavi Mudra sagt, schaut man auf den Punkt zwischen den Augenbrauen. Manche bekommen Kopfweh davon, dann sollten sie das nicht machen, aber ansonsten kann das eine gute Technik sein, im Pranayama, in Asanas und in der Meditation Zugang zum dritten Auge zu finden.
Es gibt noch weitere Drishtis. Du kannst auch irgendwo hinschauen, du kannst in einer Asana deine Füße anschauen, deinen Nabel anschauen, außerdem kannst du nach rechts schauen und nach links schauen. Wenn du z.B. nach rechts schaust, dann öffnet sich auch dein linker Nadi und das hilft, die Ida-Energie, die Mond-Energie, zu stärken. Wenn du nach links schaust, dann öffnest du Pingala Nadi und damit die Sonnen-Energie.
Angenommen, du willst mehr intuitiv sein, dann schaust du nach rechts. Angenommen, du willst mehr aktiv sein, schaust du nach links. So gibt es verschiedene Weisen, wie die Drishtis wirken können. Also, Drishti – Sehen, Sichtweise, Blick. Drishti, auch Blickrichtung. Und besonders wichtig, Drishti nach oben, Drishti nach unten, aktivierend und inspirierend und harmonisierend, beruhigend. Und es gibt noch viele weitere Drishtis, die im Hatha Yoga und im Ayurveda verwendet werden können, um Wirkungen auf die Psyche zu haben, um Wirkungen auf den Geist zu haben und um Heilwirkungen zu erzielen. Dristhi – Sehen, Sehfähigkeit, Sichtweise, Blick.
Siehe auch
Literatur
- Martin Mittwede, Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch
- Ulrich Stiehl, Sanskrit-Kompendium
- Wilfried Huchzermeyer, Das Yoga-Lexikon
Seminare
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