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'''Vichara''' ([[Sanskrit]]: विचार vicāra ''m.'') Verfahren; Wechsel der Stelle; Überlegung, Erwägung, in Betracht Ziehung, Prüfung, Untersuchung, Nachforschung, Unterscheidung, stetige Selbstprüfung, Betrachtung; lange Überlegung, Bedenken, Zweifel, Zögern; wahrscheinliche Vermutung.
 
Gemeint ist oft ein gedankliches Verweilen bei den Grundfragen des [[Leben]]s: "Woher komme ich?" Wohin gehe ich?" usw. Werden diese Frage tief genug bewegt, kann der [[Geist]] den Zugang zu Bereichen finden, die jenseits der gedanklichen Betrachtung liegen.
 
[[Datei:Schlüssel Ewigkeit.jpg|thumb|Josephine Wall: Schlüssel zur Ewigkeit, [http://www.josephinewall.co.uk/key_eternity.html Quelle]]]
 
== Die Yoga Sutras von [[Patanjali]] ==
वितर्कविचारानन्दास्मितारूपानुगमात्सम्प्रज्ञातः ||1.17||
 
vitarka-vicārānandāsmitā-rūpānugamāt samprajñātaḥ ||1.17||
 
Wenn (das Zur-Ruhe-Kommen, [[Nirodha]]) mit Hilfe von Nachdenken ([[Vitarka]]), '''prüfender Überlegung (Vichara)''', Seligkeit ([[Ananda]]) oder Ichbewußtsein ([[Asmita]]) erlangt wird, führt es zu (verschiedenen Arten) der Versenkung ([[Samadhi]]), die mit Erkenntnis verbunden ist ([[Samprajnata]]).
 
==Sukadev über Vichara==
'''Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Vichara'''
 
Vichara heißt Überlegung, Unterscheidung, heißt stetige Untersuchung, stetige Selbstüberprüfung. Vichara ist eine der entscheidenden [[Sadhana]]s, spirituellen Praktiken, im [[Vedanta]], also in der [[Philosophie]] des Absoluten, im [[Jnana Yoga]], also im [[Yoga]] der [[Erkenntnis]]. Vichara ist die Überlegung, die Untersuchung, die Selbstbefragung, das Nachdenken. Vichara heißt Nachdenken über die ewigen Fragen des [[Leben]]s. Vichara heißt Nachdenken über "[[Wer bin ich]]? Woher komme ich?" Wohin gehe ich?" Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es eine höhere Wirklichkeit? Kann ich sie erfahren?"
 
Vichara ist also eine spirituelle Praxis, in der man diesen wichtigen Fragen nachgeht. Es ist keine intellektuelle Befragung allein, sondern es ist eine, die von der Tiefe deines [[Wesen]]s her kommt. Und Vichara heißt auch, dass du wirklich tief von innen heraus verstehst, letztlich verwirklichst, was die Antworten auf diese Fragen sind. Die höchste [[Weisheit]] ist erfahrbar, die höchste [[Wahrheit]] ist erfahrbar. Aber um sie zu erfahren, gilt es erst, nachzudenken und dafür steht Vichara. Vichara ist also zunächst mal die Hauptpraxis im Jnana Yoga, mindestens Jnana Yoga in der Vichara-Ausprägung, der Erforschungs-Ausprägung.
 
Vichara hat aber auch noch eine zweite Bedeutung. Vichara heißt Selbstüberprüfung und Vichara ist als solches auch wichtig in anderen [[Weg]]en. Du kannst Vichara üben im Sinne von: "Bin ich wirklich uneigennützig? Wenn ich jetzt hier tätig bin, bin ich dort wirklich uneigennützig tätig, oder tue ich Gutes, um nachher einen guten Ruf zu bekommen? Bin ich wirklich tätig, ohne etwas zu erwarten, oder bin ich irgendwo gekränkt, wenn ich nicht gelobt werde, wenn ich etwas getan habe oder wenn mir die [[Anerkennung]] versagt wird oder man mir nicht dankt?"
 
Vichara heißt auch die Überlegung: "Praktiziere ich noch ausreichend? Ist meine [[Konzentration]] und [[Hingabe]] auf dem spirituellen [[Weg]] ausreichend?" Sehr häufig fangen Aspiranten mit großem Enthusiasmus an. Dann merken sie aber, der spirituelle Weg ist nicht so einfach. Oft werden sie dann mittelmäßig und oft schleichen sich dann alte Denkgewohnheiten ein, und sie werden wieder verhaftet und leicht kränkbar usw. Vichara ist so nötig.
 
So hat [[Swami]] [[Sivananda]] gesagt: "Scrutinize your motives." Werde dir über deine eigenen Motive klar. Werde dir darüber klar, hast du noch die spirituelle Einstellung? Ein spiritueller [[Aspirant]], egal welchen Yogaweg er geht, ist charakterisiert von Vichara, ständige Selbstüberprüfung, Selbsterforschung und immer wieder das bewusste Vornehmen, den spirituellen Weg mit all seinen Konsequenzen von ganzem [[Herz]]en bewusst zu gehen, als [[Dienst]] an Gott und in der Bitte, dass Gott einen führen möge.
 
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==Siehe auch==
*[[Vichara Meditation]]
*[[Vicharana]]
*[[Achara]]
*[[Abhichara]]
*[[Chara]]
*[[Jnana Yoga]]   
*[[Sanchara]]
*[[Samprajnata samadhi]]
*[[Uchchara]]
*[[Vedanta]]
 
 
== Weblinks ==
* [https://www.yoga-vidya.de/ Offizielle Homepage von Yoga Vidya, Möglichkeit zur Mantra-Weihe und spirituellen Namensgebung]
* [https://www.yoga-vidya.de/ Offizielle Homepage von Yoga Vidya]
* [http://www.sivananda.org/ Divine Life Society - Sivananda Ashram]
 
==Seminare==
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften/ Indische Schriften]===
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===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/ Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie]===
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[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Indische Philosophie]]

Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 17:26 Uhr

Vichara (Sanskrit: विचार vicāra m.) Verfahren; Wechsel der Stelle; Überlegung, Erwägung, in Betracht Ziehung, Prüfung, Untersuchung, Nachforschung, Unterscheidung, stetige Selbstprüfung, Betrachtung; lange Überlegung, Bedenken, Zweifel, Zögern; wahrscheinliche Vermutung.

Gemeint ist oft ein gedankliches Verweilen bei den Grundfragen des Lebens: "Woher komme ich?" Wohin gehe ich?" usw. Werden diese Frage tief genug bewegt, kann der Geist den Zugang zu Bereichen finden, die jenseits der gedanklichen Betrachtung liegen.

Josephine Wall: Schlüssel zur Ewigkeit, Quelle

Die Yoga Sutras von Patanjali

वितर्कविचारानन्दास्मितारूपानुगमात्सम्प्रज्ञातः ||1.17||

vitarka-vicārānandāsmitā-rūpānugamāt samprajñātaḥ ||1.17||

Wenn (das Zur-Ruhe-Kommen, Nirodha) mit Hilfe von Nachdenken (Vitarka), prüfender Überlegung (Vichara), Seligkeit (Ananda) oder Ichbewußtsein (Asmita) erlangt wird, führt es zu (verschiedenen Arten) der Versenkung (Samadhi), die mit Erkenntnis verbunden ist (Samprajnata).

Sukadev über Vichara

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Vichara

Vichara heißt Überlegung, Unterscheidung, heißt stetige Untersuchung, stetige Selbstüberprüfung. Vichara ist eine der entscheidenden Sadhanas, spirituellen Praktiken, im Vedanta, also in der Philosophie des Absoluten, im Jnana Yoga, also im Yoga der Erkenntnis. Vichara ist die Überlegung, die Untersuchung, die Selbstbefragung, das Nachdenken. Vichara heißt Nachdenken über die ewigen Fragen des Lebens. Vichara heißt Nachdenken über "Wer bin ich? Woher komme ich?" Wohin gehe ich?" Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es eine höhere Wirklichkeit? Kann ich sie erfahren?"

Vichara ist also eine spirituelle Praxis, in der man diesen wichtigen Fragen nachgeht. Es ist keine intellektuelle Befragung allein, sondern es ist eine, die von der Tiefe deines Wesens her kommt. Und Vichara heißt auch, dass du wirklich tief von innen heraus verstehst, letztlich verwirklichst, was die Antworten auf diese Fragen sind. Die höchste Weisheit ist erfahrbar, die höchste Wahrheit ist erfahrbar. Aber um sie zu erfahren, gilt es erst, nachzudenken und dafür steht Vichara. Vichara ist also zunächst mal die Hauptpraxis im Jnana Yoga, mindestens Jnana Yoga in der Vichara-Ausprägung, der Erforschungs-Ausprägung.

Vichara hat aber auch noch eine zweite Bedeutung. Vichara heißt Selbstüberprüfung und Vichara ist als solches auch wichtig in anderen Wegen. Du kannst Vichara üben im Sinne von: "Bin ich wirklich uneigennützig? Wenn ich jetzt hier tätig bin, bin ich dort wirklich uneigennützig tätig, oder tue ich Gutes, um nachher einen guten Ruf zu bekommen? Bin ich wirklich tätig, ohne etwas zu erwarten, oder bin ich irgendwo gekränkt, wenn ich nicht gelobt werde, wenn ich etwas getan habe oder wenn mir die Anerkennung versagt wird oder man mir nicht dankt?"

Vichara heißt auch die Überlegung: "Praktiziere ich noch ausreichend? Ist meine Konzentration und Hingabe auf dem spirituellen Weg ausreichend?" Sehr häufig fangen Aspiranten mit großem Enthusiasmus an. Dann merken sie aber, der spirituelle Weg ist nicht so einfach. Oft werden sie dann mittelmäßig und oft schleichen sich dann alte Denkgewohnheiten ein, und sie werden wieder verhaftet und leicht kränkbar usw. Vichara ist so nötig.

So hat Swami Sivananda gesagt: "Scrutinize your motives." Werde dir über deine eigenen Motive klar. Werde dir darüber klar, hast du noch die spirituelle Einstellung? Ein spiritueller Aspirant, egal welchen Yogaweg er geht, ist charakterisiert von Vichara, ständige Selbstüberprüfung, Selbsterforschung und immer wieder das bewusste Vornehmen, den spirituellen Weg mit all seinen Konsequenzen von ganzem Herzen bewusst zu gehen, als Dienst an Gott und in der Bitte, dass Gott einen führen möge.


Siehe auch


Weblinks

Seminare

Indische Schriften

14.06.2024 - 16.06.2024 Klassisches Tantra - Geschichte und Praxis der Shiva-Shakti Philosophie
"Tantra" ist eines der am meisten missverstandenen Worte der modernen Spiritualität. Im klassischen Tantra geht es kaum um Partnerübungen, sondern um die verkörperte Erfahrung der gesamten Existenz u…
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16.06.2024 - 21.06.2024 Yoga der drei Gunas
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