Weltfrieden

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Weltfrieden bedeutet Frieden in der Welt, für die ganze Welt.

Ein sicheres Rezept für den Frieden in der Welt

ein Artikel vom indischen Yoga Meister Swami Sivananda

Heute erklingt überall der Ruf nach Frieden und Wohlstand, Einigkeit und Brüderlichkeit, nach Wiederbelebung der Kultur, Stärkung der sozialen Zusammenhalts und Verbesserung der Weltlage. Die Welt hat mehrere Krisen hinter sich, vielerlei Wege zum Frieden ausprobiert und hat die ganze Kraft ihrere Intelligenz eingesetzt – dennoch waren diese Versuche nicht erfolgreich. Der Grund dafür liegt offensichtlich darin, dass die Menschheit sich unklar über die eigenen angestrebten Ziele und deren Umsetzung ist; oder aber, die eingesetzten Instrumente sind nicht stark genug oder ungeeignet, um diese Ziele zu erreichen – vielleicht sind auch die Abläufe nicht gut genug durchdacht. Offensichtlich fehlt, mehr als alles andere, eine Ausrichtung auf Gott als höchstes Lebensziel.

Unsere jungen Männer und Frauen werden vom oberflächlichen Lack einer unechten Zivilisation angezogen und vom Trugbild materiellen Reichtums geblendet. Sie sind nicht fähig zu verstehen, was Gott und Religion wirklich bedeuten. Gott stirbt nie und erkrankt nie und ist so der einzige Tröster einer ständig dahinsterbenden und stets kranken Welt.

Wie kann es bleibenden Wert in einem sich ständig verändernden Universum geben, ohne die Annahme einer dauerhaften, unwandelbaren Substanz? Wie wäre es zu erklären, dass Menschen beständig nach Vollkommenheit streben, wenn so etwas gar nicht existierte? Die vergängliche Natur der Welt und aller Körper und zugleich das stetige Streben nach innerer Vervollkommnung und Frieden zeigen doch, dass es dieses endlose Vollkommene geben muss, das in beständigem Frieden und beständiger Freude zu Hause ist, und dass dieses Prinzip der vergänglichen äußeren Welt zu Grunde liegt. Das ewige, vollkommene Bewusstsein nennen wir 'Gott' – und die Methode, dieses zu erreichen, 'Religion'. Wer Hass gegenüber Gott und dieser Form der Religion hegt, ist nur ein kindlicher Geist, ohne rechtes Wissen und Vernunft.

Internationale Spannungen entstehen durch das Aufeinanderprallen politischer Ideologien, nicht aber aufgrund wahrer Religiosität. Die Menschen geraten in Unruhe aufgrund sozialer Ungerechtigkeit und ökonomischer Klassenkonflikte. Wahre Religion aber verliert im Leben der Menschen immer mehr an Bedeutung und wird nur mehr äußerlich praktiziert, in einer mehr oder minder überkommenen Form.

Wer aber innehält und über die Wurzel der meisten Lebensprobleme nachdenkt, erkennt bald, dass sie alle aus einem Mangel an Spiritualität stammen, weil sie keinen Platz im Alltag mehr hat und sich so im Rahmen der Aktivitäten und Wünsche nicht entfalten kann. Die Klage, dass wir bereits an einem Übermaß von Religionen leiden ist daher ohne Grund, wenn auch ständig neue Kirchen, Tempel und Moscheen errichtet werden.

Unglücklicherweise hat der Mensch den Kontakt zum [echten] Wald verloren, weil er sich mit den [künstlichen] Bäumen mechanischer Konvention umgeben hat. Religiosität in ihrem wahren, tieferen Sinn, ist jedoch aus dem Alltag der Menschen verschwunden, auch wenn sie weiterhin an Feiertagen die Kirchen, Tempel und Moscheen besuchen. Dies ist die Wurzel aller Probleme, die wir heute sehen.

Religion ist zugleich zu sehr institutionalisiert, in verschiedenen Verkörperungen, die sich alle auf unterschiedliche Art im Hinblick auf die geschichtlichen, kulturellen und psychologischen Grundlagen der Völker der Welt eingerichtet haben. Aber Religion darf nicht nur ein Schriftwerk von Geboten oder Anweisungen über Rituale und Konventionen sein. Sie sollte vielmehr stets einem Ziel dienen: der Entwicklung kollektiver Bewusstheit im Lichte der Entwicklung jedes Einzelnen hin zur - ganz konkreten – Verwirklichung von Gott und seiner Verbindung mit dem Universum.

Es ist wahr, dass man das bloße Anhängen an einen bestimmten Glauben und die Beachtung weniger Rituale schon Religionspraxis nennen kann, aber soweit diese nicht zu einer harmonischen Weiterentwicklung und der Geburt eines göttlichen Bewusstseins führen, ist ihre Ausübung für das Individuum nicht von besonderer Bedeutung. Der Eigentliche Fluchtpunkt aller Religion ist ein vollkommenes, ethisches Leben, verbunden mit einem bleibenden Glauben an die Existenz eines gemeinsamen, alles durchdringenden, erhaltenden, herrschenden und vereinigenden Geistes, durch dessen Verwirklichung der Mensch wirklich sich selbst und alles darüber hinaus erfährt.

Praxis von Religion ist immer die Praxis von Rechtschaffenheit, Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit, Liebe und Reinheit. Der rechtschaffene Mensch ist wahrlich religiös. Hingegen kann man exakt alle Glaubensvorschriften befolgen, und doch im Herzen und im Verhalten der Religion sehr entgegen stehen. Der Grausame und Unwahrhaftige kann niemals religiös sein. Wahre Religion klingt wie Musik in folgenden Tönen: Sei gut, tue Gutes, sei freundlich, sei voller Mitgefühl, diene allen, liebe alle, und sieh Gott in allem. Diese Gebote werden einen Menschen alleine erwecken zum Bewusstsein der einen Existenz und der Verwirklichung des göttlichen Geistes, innen wie außen.

Religion verliert ihren grundsätzlichen Zweck, wenn sie nicht auf die Selbstverwirklichung zielt, wenn sie den Einzelnen nicht an das kosmische Ganze bindet und ihm ein Handeln im Lichte der Erkenntnis ermöglicht, dass er ein Teil des großen Ganzen ist, dem grundlegenden Gesetz von Ursache und Wirkung unterliegt und den gemeinsamen, höchsten Zweck der vielen lebendigen Teile dieses Ganzen als innewohnendes Ziel zwischen all ihrer rituellen Routine und spezifischen Bestrebungen zu erfüllen versucht. Wem es aber gelingt, diese grundlegende Verwirklichung zu erlangen, der wird alles, was er tut, als Karma Yoga ausführen; jeder Egoismus ist dann vollständig aus dem Herzen getilgt. Alle Handlungen dienen und vervollständigen dann indirekt das Streben nach spiritueller Entfaltung.

Religionspraxis bringt uns in Einklang mit den Gesetzen der Wahrheit und der Liebe, welche einzig den Weg zur Erfüllung aller edlen und guten Ziele weisen. Religion sollte eine lebendige Erfahrung eines jeden lebenden Menschen sein. Wenn sich das Herz nicht öffnet und gereinigt und erleuchtet wird mit den hellen Strahlen von Weisheit und Erfahrung – wenn die Seele nicht mit einer erfüllenden Liebe zur gesamten Schöpfung Gottes getränkt ist – wenn jemand nicht bereit ist, sein eigenes kleines Selbst hinzugeben und den Bedürftigen zu dienen, die Trauernden aufzuheitern, den Verlorenen Trost zu spenden – wer all dies nicht bewirkt, der braucht sich nicht als religiösen Menschen zu bezeichnen.

Intoleranz im Namen einer Religion, im Namen spiritueller Bestrebungen, ist eines der schlimmsten Übel. Religiöse Praxis setzt ein tief verwurzeltes Verständnis der Natur aller Dinge voraus. Man kann Unterschiede feststellen, aber aufgrund ihrer Streit loszubrechen, das eine für höherwertig, das andere für niedriger zu erachten, sich in Launen zu versteigen und eine einseitige Haltung einzunehmen sind allesamt Anzeichen eines unentwickelten Geistes. Die Welt besteht sicherlich aus verschiedensten Menschen; Gott allein ist das einzige Gut, dass dauerhaft gut ist. Nichts sonst ist immer nur gut oder immer nur schlecht. Selbst der übelste Sünder hat auch gute Eigenschaften, und selbst die größten Menschen haben ihre Schwachpunkte. Daher solltest Du niemals eine einseitige Geisteshaltung einnehmen.

Der spirituelle Aspirant, der glaubt, andere Menschen wären schlecht oder unrein, findet bei genauer Innenschau auch einen guten Anteil Schlechtes oder Unreinheit in sich selbst. Wer seine Nase über die Schlechtigkeit anderer rümpft, die doch nichts anderes als ein Spiegelbild der eigenen Schlechtigkeit ist, bekämpft letztlich nur seinen eigenen Schuldkomplex. Habe deshalb einen offenen Geist und arbeite stets an dir. Dann wirst du auch entdecken, dass auch die Anderen sich schon gebessert haben.

Die wahre Bedeutung von Gott und von Religion sollte all jenen das Herz erfüllen, die sie so sehr missverstanden haben. Man sollte sich von der Vorstellung lösen, dass Gott eine riesige menschliche Gestalt ist, die auf einem Thron in einem fernen Himmelreich über uns sitzt und dass Religion nur bedeutet, zu ihm zu beten, um persönliche Gewinne oder die Bestrafung der eigenen Feinde zu erbitten, oder vor Seinen Abbildern in Kirchen und Tempeln zu knien. Eine universelle, Freude bringende Kraft einer Absoluten Religion in ihrer wahren, essenziellen Bedeutung sollte die Herzen aller ergreifen. Denn es gibt keinen anderen Lebenssinn, als das Absolute zu erreichen, absolute Vollkommenheit, unendlichen Frieden und ungetrübte Freude dieses Ewig-Seienden; das ist es, was wir alle – mehr oder minder unmittelbar – suchen und was nur erreichbar ist, wenn man versteht, dass alle Gotteskonzepte nur Aspekte des Einen Höchsten, Unsterblichen, Unendlichen, Ewigen der Göttlichen Präsenz sind; und alle Formen von Religion sind nur Aspekte des Großen Pfades dieser einen Wahrheit. Die rechte Erkenntnis über diese Tatsache kann alle Irrwege des Lebens korrigieren und zeigt auf, wie wir Frieden in die Welt bringen können, ja die Menschheit vollkommen machen können.

Die Kunst, sich diesem vervollkommneten Zustand zu nähern, liegt nicht im Sprechen oder Handeln in körperlicher Weise. Sie liegt in der Reinigung des Selbst, ehrlichem Streben, Glaube, Wahrhaftigkeit, niemals nachlassender Strebsamkeit, weit gefasster Toleranz, moralischer Stärke, Wahrheit sowie der Zurückweisung der Egomanie und dem Unterwerfen der inneren Leidenschaften. Ohne diese Voraussetzungen müssen alle Versuche, Frieden und Vollkommenheit zu erlangen, leidvoll fehlschlagen.

Das Ziel aller Völker sollte es daher sein, ihre ganze Kraft daran zu setzen, nach der Verwandlung der Herzen der Menschen zu streben, um von den unmenschlichen und schwachen Anteilen der menschlichen Natur zu den wahrlich menschlichen und göttlichen Bewussteinsanteilen zu gelangen; dies gelingt durch rechte Führung, rechte Lehre und das Beharren auf rechtes Leben, das nicht nur an einer relativen sondern an der absoluten, vollkommenen Wahrheit ausgerichtet ist. Dies wird eine große Erneuerung für ein gesundes und friedvolles Leben aller Wesen der Erde bringen, und ebenso das Ewige Leben, welches das weltliche Leben transzendiert. Das ist meine Neujahrsbotschaft in Erwartung eines Erwachens eines neuen Zeitalters einer kulturellen wie auch spirituellen Renaissance.

Möge euch dieses neue Jahr alles bescheren, was gut ist. Möge Frieden, Wohlstand und Freundschaft auf der ganzen Welt herrschen.

(http://www.dlshq.org/discourse/mar98.htm)