Sanskrit Alphabet

Aus Yogawiki

Als Sanskrit Alphabet wird oft das Devanagari Alphabet bezeichnet, d.h. eine systematische Anordnung der einzelnen Laute (Alphabet) des Sanskrit, die in der Devanagari genannten nordindischen Schrift wiedergegeben wird. Da als Alphabet jedoch strengenommen eine geordnete und abgeschlossene Menge von graphischen Zeichen bzw. Graphemen, genannt "Buchstaben" (und damit ein System von Schriftzeichen) verstanden wird, gibt es nicht das Sanskrit Alphabet, denn die Sprache Sanskrit wurde und wird in verschiedenen Teilen Indiens mit verschiedenen Schriften geschrieben. So kann ein und derselbe Satz oṃ namaḥ śivāya in unterschiedlichen indischen Schriften ("Alphabeten") geschrieben werden:

Im Folgenden wird die traditionelle Anordnung und Aussprache der Laute des Sanskrit unter Verwendung der Devanagari-Schrift dargestellt. Mehr über die Schreibung dieser Schrift, insbesondere über die Verknüpfung der einzelnen Zeichen zu Silben (die indischen Schriften sind sogenannte Silbenschriften) und Ligaturen, erfährst Du im Artikel Devanagari.

Algemeines

Das Sanskrit Alphabet (Varnamala, wörtl.: "Kranz der Laute") ist streng systematisch nach phonetischen (die Lautbildung betreffenden) Gesichtspunkten angeordnet. Zuerst erscheinen die Vokale (Selbstlaute, Svara), daran schließen sich die Konsonanten (Mitlaute, Vyanjana) an. Vokale (14 bzw. mit Anusvara und Visarga 16) und Konsonanten (32) ergeben zusammen 48 Laute. Zuweilen wird das Sanskrit Alphabet noch um zwei weitere graphische Zeichen, die Silben bzw. Ligaturen क्ष kṣa und ज्ञ jña, auf insgesamt 50 "Laute" bzw. Silben (Akshara) erweitert.

Vokale

Bei den Vokalen (Selbstlaute, Svara) wird zwischen Kurz- und Langvokal unterschieden (kurz a vs. lang ā usw.) Die sogenannten Diphthonge e, ai, o und au werden stets lang gesprochen. Besonders zu beachten sind auch die beiden silbischen Vokale und , die ebenfalls eine kurze (Hrasva) und eine lange (Dirgha) Variante haben. Die Vokale des Sanskrit erscheinen in der Devanagari-Schrift (zusammen mit der wissenschaftlichen Transliteration und ihrer Aussprache sowie einem Wortbeispiel) wie folgt:


a wie in Mann, z. B.: manas "Geist, Denken"

ā wie in Saal, z. B.: rājan "König"

i wie in Sinn, z. B.: bhikṣu "Bettelmönch"

ī wie in Liebe, z. B. bīja "Keim"

u wie in Ruck, z. B. buddha "erwacht, der Erwachte"

ū wie in Blume, z. B. rūpa "Form"

wie in Rikscha (aber gerolltes r), z. B. ṣi "Seher"

wie in Riese, z. B. nṇām "der Männer" (Genitiv Plural von nṛ "Mann")

wie in Blick, z. B. kpta "vorbereitet"

wie in Fliege (dieses lange silbische l existiert nur der Vollständigkeit halber, es gibt kein Sankritwort mit diesem Laut)

e wie in See (in Sanskritwörtern stets lang zu sprechen), z. B. kṣetra "Feld"

ai wie in Hai, z. B. maitrī "Freundschaft"

o wie in Rose (in Sanskritwörtern stets lang zu sprechen), z. B. lobha "Gier"

au wie in Haus, z. B. bauddha "buddhistisch"


Nach der Auflistung der eigentlichen Vokale erscheinen im traditionellen Sanskrit Alphabet zwei besondere Laute, die Anusvara und Visarga genannt werden und ebenfalls zu den Vokalen gerechnet werden:

अं a (anusvāra) wie in Lamm, z. B. sabhava "Ursprung"

अः a (visarga) ist als Hauchlaut auszusprechen, der den vorangehenden Vokal wie ein schwaches Echo wiederholt,

z. B. nama sprich /namaha/ "Verehrung" oder kṛti sprich /kritihi/ "Werk"

Konsonanten

Die Konsonanten (Mitlaute, Vyanjana) des Sanskrit Alphabets sind ebenfalls nach streng phonetischen Gesichtspunkten angeordnet. Traditionell geschieht dies für die ersten 25 Konsonanten in fünf Fünfergruppen, die jeweils eine Reihe bzw. Klasse (Varga) von Lauten (Varna) darstellen, die an derselben Artikulationsstelle (Ort, wo ein Laut im Mund mit Hilfe der Zunge hervorgebracht wird) gebildet werden.

Die fünf Konsonantenklassen bzw. Vargas

Die fünf Vargas sind wie folgt angeordnet:

Konsonantenklasse umfasst die Laute Bezeichnung Sanskritbegriff Artikulationsstelle
ka varga ka kha ga gha ṅa Guttural, Kehllaut Kanthya Kehle, hinterer bzw. weicher Gaumen
ca varga ca cha ja jha ña Palatal Talavya vorderer bzw. harter Gaumen
ṭa varga ṭa ṭha ḍa ḍha ṇa Zerebral, Retroflex Murdhanya mittlerer Gaumen, Gaumendach
ta varga ta tha da dha na Dental Dantya Zahndamm, Schneidezähne
pa varga pa pha ba bha ma Labial, Lippenlaut Oshthya Lippen

Es herrscht in allen Vargas folgendes Ordnungsprinzip:

  • ein stimmloser, unbehauchter Konsonant (z. B. ka)
  • ein stimmloser, behauchter Konsonant (z. B. kha)
  • ein stimmhafter, unbehauchter Konsonant (z. B. ga)
  • ein stimmhafter, behauchter Konsonant (z. B. gha)
  • der dazugehörige Nasal, der auch Klassennasal genannt wird (z. B. ṅa)

Erste Klasse oder ka Varga

ka wie in span. casa, z. B. karman "Handlung"

kha wie in Kamm oder Back-haus, z. B. kha "Luftraum"

ga wie in Gasse, z. B. gati "Gang"

gha wie in Schlag-hand, z. B. laghu "leicht"

ṅa wie in lang, z. B. gagā "Ganges"

Zweite Klasse oder ca Varga

ca wie in engl. chip, z. B. citta "Verstand"

cha wie in Matsch-hose, z. B. chāyā "Schatten"

ja wie in engl. gin, z. B. jana "Mensch"

jha wie in engl. hedge-hog, z. B. jhaṣa "Fisch"

ña wie in frz. Champagner, z. B. yajña "Opfer"

Dritte Klasse oder ṭa Varga

ṭa wie in frz. tasse (aber mit zurückgebogener Zunge), z. B. kau "scharf"

ṭha wie in Tal oder Zucht-hengst (aber mit zurückgebogener Zunge), z. B. haṭha "Sonne und Mond" (Energiepole im Hatha Yoga)

ḍa wie in Dach (aber mit zurückgebogener Zunge), z. B. Kuṇalinī "Kundalini, Schlangenkraft"

ḍha wie in engl. mad-house (aber mit zurückgebogener Zunge), z. B. gūḍha "geheim"

ṇa wie in Nacht (aber mit zurückgebogener Zunge), z. B. gua "Schnur"

Vierte Klasse oder ta Varga

ta wie in frz. tasse, z. B. gata "gegangen"

tha wie in Tal oder Zucht-hengst, z. B. tīrtha "Furt"

da wie in Dach, z. B. dāna "Gabe"

dha wie in engl. mad-house, z. B. dharma "Ordnung"

na wie in Nacht, z. B. nara "Mann"

Fünfte Klasse oder pa Varga

pa wie in frz. parc, z. B. paśu "Haustier"

pha wie in Paul oder Schlapp-hut, z. B. phala "Frucht"

ba wie in Ball, z. B. bala "Kraft"

bha wie in Lob-hudelei, z. B. bhikṣu "Bettelmönch"

ma wie in Maus, z. B. maṇi "Edelstein"

Halbvokale

Hieran schließen sich vier sogenannte Halbvokale (Antahstha) an:

ya wie in Jammer, z. B. yoga "Verbindung"

ra wie in Rast (aber gerollt), z. B. rājan "König"

la wie in Lamm, z. B. līlā "Spiel"

va wie in Wasser, z. B. vāta "Wind"

Sibilanten

Zum Schluss folgen drei Sibilanten bzw. Zischlaute und ein Hauchlaut (Ushman):

śa wie in Schimmer, z. B. śakti "Energie"

ṣa wie in Schock aber mit zurückgebogener Zunge, z. B. kṛṇa "schwarz"

sa wie in engl. sit (stets stimmlos, nicht wie in dt. Sonne), z. B. sādhu "gut"

ha wie in Hand, z. B. hasta "Hand"

Siehe auch