Sanskrit: Unterschied zwischen den Versionen

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==Grammatik==
==Grammatik==
Das Sanskrit gehört wie das Lateinische und Altgriechische zu den sogenannten flektierenen Sprachen, d.h. es zeichnet sich durch eine große Formenfülle an Endungen aus. Diese treten beim Substantiv (Nomen) als Nominalendungen (Deklination) und beim Verb als Verbalendungen (Konjugation) an die jeweiligen Wortstämme an.


===Kasus (Fall)===
===Kasus (Fall)===
 
Auch das Deutsche gehört zu den flektierenen Sprachen, was u.a. an den unterschiedlichen Nominaldeklinationen der vier Fälle (Kasus) ersichtlich ist, z. B.: der Mann (Nominativ), des Mannes (Genitiv), dem Mann(e Dativ), den Mann (Akkusativ). Das Sanskrit verfügt im Gegensatz zum Deutschen jedoch über acht Fälle, die in der altindischen Grammatik ([[vyakarana]]) wie folgt angeordnet sind:
Das Sanskrit gehört wie das Lateinische und Altgriechische zu den sogenannten flektierenen Sprachen, d.h. es zeichnet sich durch eine große Formenfülle an Endungen aus. Diese treten beim Verb als Verbalendungen (Konjugation) und beim Substantiv als Nominalendungen (Deklination) an die jeweiligen Wortstämme an. Auch das Deutsche gehört zu den flektierenen Sprachen, was u.a. an den unterschiedlichen Nominaldeklinationen der vier Fälle (Kasus) ersichtlich ist, z. B.: der Mann (Nominativ), des Mannes (Genitiv), dem Mann(e Dativ), den Mann (Akkusativ). Das Sanskrit verfügt im Gegensatz zum Deutschen jedoch über acht Fälle, die in der altindischen Grammatik ([[vyakarana]]) wie folgt angeordnet sind:


* 1. Fall: '''Nominativ''' (Skr.: prathamā, d.h. "die Erste (vibhakti = Kasusendung)" )  
* 1. Fall: '''Nominativ''' (Skr.: prathamā, d.h. "die Erste (vibhakti = Kasusendung)" )  
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hast'''au'''  (Nom. Dual) "zwei Hände"; pād'''au''' (Nom. Dual) "zwei Füße"; karṇ'''au''' (Nom. Dual) "zwei Ohren"
hast'''au'''  (Nom. Dual) "zwei Hände"; pād'''au''' (Nom. Dual) "zwei Füße"; karṇ'''au''' (Nom. Dual) "zwei Ohren"
===Das Verb===





Version vom 3. Oktober 2012, 16:02 Uhr

Sanskrit (Sanskrit संस्कृत (saṃskṛta) n.): von sam „zusammen“ und kṛta „gemacht“, wörtl.: „zusammengefügt“, saṃskṛtā vāk: „zusammengesetzte Sprache“ oder auch „reine, heilige und komplexe Sprache“ ist die älteste und ursprünglichste der indischen Sprachen. Im indischen Kulturkreis hat Sanskrit eine ähnliche Bedeutung wie die lateinische und griechische Sprache für Europa. Eine Vielzahl von Texten aus Religion, Philosophie und Wissenschaft sind in Sanskrit geschrieben. Vor allem im Hinduismus hat Sanskrit als Sprache der Brahmanen große Bedeutung. Sanskrit gilt als heilige Sprache, in der wichtige Texte wie die Upanishaden, die Veden die Bhagavad Gita und auch das Śrīmad Bhāgavatam verfasst wurden. Sanskrit, das vor allem für Rituale benutzt wurde, blieb jedoch lange eine ausschließlich mündliche Sprache.

Sanskrit ist Teil der indoiranischen Unterfamilie der indoeuropäischen Sprachfamilien. Zu den ältesten Texten in Sanskrit zählt man Teile des Rigveda, die man dem mittleren bis späten zweiten Jahrtausend vor Christi Geburt zuordnet. Schriftliche Quellen existieren aus dieser Zeit nicht. Es gilt als gesichert, dass eine mündliche Überlieferung unter den Brahmanen für sakrale Zwecke erfolgte.

Die indoarischen Sprachen wie das Sanskrit weisen Ähnlichkeiten bei den Wortstämmen, der Phonetik und der Grammatik zu den indogermanischen Sprachen auf. Ein gutes Beispiel dafür ist das lateinische Wort "deus", ( Gott), verwandt mit dem Sanskritbegriff "deva"(Gott).

Sanskrittexte wurden in verschiedenen Schriften geschrieben. Seit dem Mittelalter hat sich Devanāgāri als die gebräuchlichste Schriftform für Sanskrittexte durchgesetzt.

Fast alle Mantras und viele wertvolle Schriften über die hinduistischen Traditionen und die yogische Praxis sind in Sanskrit verfasst.

Geschichte

Sanskrit ist ein Mitglied der indoarischen Unterfamilie der indoeuropäischen Sprachfamilie. Ihre nächsten Verwandten sind die iranischen Sprachen Altpersisch und Avestisch. Um die Gemeinsamkeiten von Sanskrit und anderen indoeuropäischen Sprachen darzulegen, vermuten viele Sprachwissenschaftler, dass die ursprünglichen Sprecher des Sanskrit im Nordwesten Indiens während des zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung angekommen sind. Beweis für diese Migrationshypothese liefert die enge Beziehung der indoiranischen Sprachfamilie mit den baltischen bzw. slawischen Sprachen.

Erste schriftliche Nachweise sind brahmanische Texte der Rigveda, welche auf das späte zweite Jahrtausend v. Chr. datiert sind. Es gibt jedoch keinerlei Aufzeichnungen aus dieser Zeit. Allerdings sind sich die Wissenschaftler sich sicher, dass die mündliche Überlieferung dieser Texte vertrauenswürdig ist, da diese zeremonielle Literatur auf die korrekte Aussprache angewiesen war, da sie entscheidend für ihre religiöse Effektivität ist.

Ausgehend vom Rigveda bis hin zu Pānini (400 v. Chr.) ist die Entwicklung der frühen vedischen Sprache anhand folgender vedischer Texte nachvollziehbar: Samaveda, Yajurveda, Atharvaveda, Brahmanas, und die Upanishaden. Während dieser Zeit haben das Prestige der Sprache, die Nutzung für heilige Zwecke und die Wichtigkeit der korrekten Artikulation als starke konservative Kräfte dem normalen Prozess des linguistischen Wandels entgegengewirkt. Die älteste überlebende Grammatik des Sanskrit ist Pānini’s Aṣṭādhyāyī. Im Wesentlichen ist es eine Vorschrift, eine Autorität, die korrektes Sanskrit definiert.

Der Begriff Sanskrit wurde nicht als spezifische Sprache gesehen, sondern als eine besonders reine und perfektionierte Art des Sprechens. Kenntnisse des Sanskrit waren ein Indiz für den sozialen Status und Bildungsgrad im antiken Indien, da die Sprache hauptsächlich den Angehörigen der höheren Kasten gelehrt wurde. Demzufolge existierte Sanskrit als die erworbene Sprache des Alten Indiens neben dem Prakrit (mundartlich), auch mittlelindische Sprachen genannt, und schließlich neben den zeitgenössischen indoarischen Sprachen.


Grammatik

Das Sanskrit gehört wie das Lateinische und Altgriechische zu den sogenannten flektierenen Sprachen, d.h. es zeichnet sich durch eine große Formenfülle an Endungen aus. Diese treten beim Substantiv (Nomen) als Nominalendungen (Deklination) und beim Verb als Verbalendungen (Konjugation) an die jeweiligen Wortstämme an.

Kasus (Fall)

Auch das Deutsche gehört zu den flektierenen Sprachen, was u.a. an den unterschiedlichen Nominaldeklinationen der vier Fälle (Kasus) ersichtlich ist, z. B.: der Mann (Nominativ), des Mannes (Genitiv), dem Mann(e Dativ), den Mann (Akkusativ). Das Sanskrit verfügt im Gegensatz zum Deutschen jedoch über acht Fälle, die in der altindischen Grammatik (vyakarana) wie folgt angeordnet sind:

  • 1. Fall: Nominativ (Skr.: prathamā, d.h. "die Erste (vibhakti = Kasusendung)" )

Der Nominativ antwortet auf die Frage Wer? z.B.: rājā "ein König"

  • 2. Fall: Akkusativ (Skr.: dvitīyā, d.h. "die Zweite")

Der Akkusativ antwortet auf die Frage Wen? oder Wohin? z.B.: vanaṃ "in den Wald"

  • 3. Fall: Instrumental (Skr.: tṛtīyā, d.h. "die Dritte")

Der Instrumental antwortet auf die Frage Durch wen? oder Womit? z.B.: aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ "mit Pferden, Elefanten, Wagen und Dienern"

  • 4. Fall: Dativ (Skr.: caturthī, d.h. "die Vierte")

Der Dativ antwortet auf die Frage Wem? oder Wofür? z.B.: rājñyai "für die Königin"

  • 5. Fall: Ablativ (Skr.: pañcamī, d.h. "die Fünfte")

Der Ablativ antwortet auf die Frage Woher? oder Warum? z.B.: vanāt "aus dem Wald"

  • 6. Fall: Genitiv (Skr.: ṣaṣṭhī, d.h. "die Sechste")

Der Genitiv antwortet auf die Frage Wessen? z.B.: āmra-vṛkṣasya "eines Mangobaumes"

  • 7. Fall: Lokativ (Skr.: saptamī, d.h. "die Siebente")

Der Lokativ antwortet auf die Frage Wo? oder In welchem Zusammenhang? z.B.: vihāre "im Lustgarten"

  • 8. Fall: Vokativ (Skr.: sambodhana)

Der Vokativ ist der sogenannte Anredefall, er wird verwendet, eine Person zu Rufen bzw. anzusprechen, z.B.: he rājñi "oh Königin"


Hieraus entsteht die folgende kleine Geschichte:

rājā (Nom.) vanam (Akk.) aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ (Instr.) gacchati. rājñyai (Dat.) vanāt (Abl.) phalāny (Akk.) āmra-vṛkṣasya (Gen.) samāharati. vihāre (Lok.) sva-bhāryāṃ (Akk.) bravīti: he rājñi (Vok.), tubhyam (Dat.) etāny (Akk.) āmra-phalāni (Akk.) dadāmi.

Ein König (rājā Nom.) geht in den Wald (vanam Akk.) mit Pferden, Elefanten, Wagen und Dienern (aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ Instr.). Der Königin (rājñyai Dat.) bringt er aus dem Wald (vanāt Abl.) Früchte (phalāny Akk.) eines Mangobaumes (āmra-vṛkṣasya Gen.) mit. Im Lustgarten (vihāre Lok.) sagt er zu seiner Gattin (sva-bhāryāṃ Akk.) : Oh Königin (he rājñi Vok.), ich schenke dir (tubhyam Dat.) diese (etāny Akk.) Mangofrüchte (āmra-phalāni Akk.)!

Genus (Geschlecht)

Ein weiteres Merkmal des Sanskrit als flektierender Sprache ist, dass es (wie das Deutsch auch) über drei grammatische Geschlechter (Genera) verfügt: männlich (Maskulinim, m.), weiblich (Femininum f.), sächlich (Neutrum n.). Dabei stimmt das grammatische Geschlecht nicht unbedingt mit dem natürlichen Geschlecht überein (vgl. dt. das Weib, das Kind). In manchen Fällen ist das Genus an der Art der Endung des Wortstammes zu erkennen, jedoch nicht immer, z.B.:

kavi (m.) "der Dichter"; śakti (f.) "die Energie"; vāri (n.) "das Wasser".


Substantive, die auf die Langvokale ā, ī und ū enden, sind in der Regel immer weiblichen Geschlechts:

sabhā (f.) "die Versammlungshalle"; devī (f.) "die Göttin"; bhū (f.) "die Erde"

Numerus (Zahl)

Das Sanskrit verfügt zudem über drei Numeri (grammatische Zahl), wobei sich zur auch im Deutschen bekannten Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural) noch der Dual ("Zweizahl") gesellt, dessen Endungen immer zwei Personen oder Dinge bezeichnen:

puruṣa (Nom. Sg.) "ein Mann"; puruṣau (Nom. Dual) "zwei Männer"; puruṣāḥ (Nom. Sg.) "Männer" (d.h. mindestens drei)


Der Dual wird naturgemäß gern für paarige Körperteile verwendet:

hastau (Nom. Dual) "zwei Hände"; pādau (Nom. Dual) "zwei Füße"; karṇau (Nom. Dual) "zwei Ohren"


Das Verb

Siehe auch

Literatur

Seminare