Kundalini-Erweckungs-Erfahrungen

Aus Yogawiki
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Kundalini-Erweckungs-Erfahrungen - sind Erfahrungen die Menschen machen, wenn die Kundalini - die Urkraft im Menschen - erwacht, um zu ihrem Ursprung zurückzukehren. Die Kundalini Kraft führt den Menschen den Menschen letztendlich zur Befreiung.

Kundalini-Erweckungserfahrungen und andere Energiephänomene

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- Abschnitt aus "Die Kundalini Energie erwecken" von Sukadev Bretz -

Kundalini, die Kosmische Energie im Menschen, ist die Manifestation der Kosmischen Shakti, der Schöpfungskraft, die dieses Universum geschaffen hat, erhält und wieder auflöst. Die Kundalini ist die evolutionäre Energie, die das Leben zur Entfaltung bringt. Im Menschen ist sie die Energie, die letztlich alles bestimmt. Je nach Grad ihrer Aktivierung ist der Mensch eher träge (tamassig), unruhig und getrieben (rajassig) oder liebevoll, freudevoll und nach dem Höchsten strebend (sattwig).

Je nach Zustand der Kundalini macht der Mensch verschiedene Erfahrungen. Ab einem gewissen Punkt bringt ihn die Kundalini dazu, nach dem Höchsten zu streben. Irgendwann gibt sie ihm die Kraft, bewusst spirituelle Praktiken zu üben. Wenn der Mensch beginnt, bewusst zu üben, manifestiert sich Kundalini als innere Intelligenz und innere Stimme. Und sie sorgt dafür, dass Körper, Prana, Emotionen und Gedanken gereinigt werden, um zu reinen Instrumenten zu werden.

Kundalini-Erweckungserfahrungen

Der große indische Meister Swami Sivananda war vermutlich der erste indische Yoga-Meister, der ein sehr ausführliches Buch über Kundalini-Yoga geschrieben hat. Leider wird die deutsche Übersetzung zurzeit nicht verlegt. Aber Ausschnitte daraus sind in seinem Buch „Göttliche Erkenntnis“ aus dem Mangalam Verlag veröffentlicht. Daraus möchte ich jetzt zitieren . Nach meiner Meinung enthält der Absatz „Erfahrungen beim Erwachen der Kundalini“ bis heute die komprimierteste und zugleich umfassendste Darstellung zum Thema:

„In der Meditation hast du göttliche Visionen, erfährst göttlichen Geruch, göttlichen Geschmack, göttliche Berührung und hörst göttliche Anahata-Klänge. Du erhältst Unterweisungen von Gott. Das deutet darauf hin, dass die Kundalini Shakti erweckt worden ist.“

Wenn die Kundalini erwacht und in höhere Chakras kommt, eröffnen sich dir höhere Ebenen der Existenz. Deine Sinne nehmen höhere Welten wahr, die wunderschön und erhaben sind. Daher nennt sie Swami Sivananda „göttlich“. „Göttliche Visionen“ sind meist Lichtwahrnehmungen. „Göttlicher Geruch“ ist kaum beschreibbar. Die guten Räucherstäbchen versuchen, diesen wunderbaren inneren Geruch zu imitieren, kommen ihm aber kaum nahe. „Göttlicher Geschmack“ wird auch als „Nektar“ bezeichnet. „Göttliche Berührung“: Du fühlst dich gleichsam umarmt und gestreichelt von Gott, ganz geborgen. „Göttliche Anahata-Klänge“ sind die wunderbaren inneren Klänge, die wie Om oder wie eine Flöte, eine Tampura oder eine Glocke klingen können. Swami Sivananda schreibt: „Das deutet daraufhin…“, das heißt, man kann diese Erfahrungen auch machen, ohne dass die Kundalini erwacht ist.

„Wenn im Muladhara ein Pochen auftritt, wenn die Haare zu Berge stehen, wenn Uddhiyana, Jalandhara und Mula-Bandha unwillkürlich auftreten, dann wisse, dass die Kundalini erwacht ist.“

Dies sind jetzt etwas eindeutigere Zeichen: Mit „Pochen im Muladhara“ ist mehr gemeint als einfach ein bisschen Wärme oder Kribbeln. Es kann sich tatsächlich anfühlen, als ob Hammerschläge von innen gegen die untere Wirbelsäule schlagen. Es kann sein, als ob jemand gegen die Wirbelsäule klopft. Das Pochen kann so stark werden, dass der Meditierende von seinem Sitz gehoben wird und auf dem Boden entlang „hüpft“. Eine Erklärung dafür ist, dass die Kundalini aktiv ist, aber der Brahma-Granthi, der Knoten oder die Blockade oberhalb des Muladhara-Chakras noch verschlossen ist. Wenn dieser geöffnet ist, hören das Pochen und das Hüpfen auf. Typischerweise werden dabei auch das Muladhara-Chakra und die Sushumna sehr heiß. Die Hitze hilft, die Unreinheiten zum Schmelzen zu bringen, zu verbrennen. Wenn die Kundalini Brahma-Granthi durchstoßen hat, kann sie sich auf verschiedene Weisen weiterbewegen. Als Analogie werden in den Schriften fünf Tiere angegeben: Die Kundalini kann langsam weiter nach oben steigen wie eine Ameise und ein wunderschönes Kribbeln verursachen. Sie kann hoch und runter hüpfen wie ein Frosch. Sie kann plötzlich nach oben steigen wie eine Kobra, die man aufgeweckt hat. Dies ist typischerweise mit starker Hitzeempfindung und oft der Wahrnehmung eines Zischens verbunden. Sie kann wie ein Vogel nach oben schweben und zu einem Gefühl der Leichtigkeit führen. Sie kann ganz unregelmäßig wie ein Affe hoch und runter springen durch verschiedenste Chakras, sich auf einem Chakra eine Weile aufhalten oder zwischen mehreren Chakras hin- und herklettern.

„... wenn die Haare zu Berge stehen...“, wenn die Kundalini erwacht, strömt Prana durch den ganzen Körper nach oben. Dabei kann man eine Gänsehaut bekommen, vor Wonne erschaudern und die Haare können einem wie bei elektrostatischer Aufladung zu Berge stehen. Ich hatte mal einen Kursteilnehmer, bei dem das immer bei Kapalabhati, einer Atemübung, passiert ist. Da es ihm peinlich war, hat er deshalb oft eine Mütze getragen.

„...wenn Uddhiyana, Jalandhara- und Mula-Bandha unwillkürlich auftreten...“ Ist die Kundalini erwacht, will sie alle Unreinheiten aus dem Weg räumen. Wenn nötig, lässt sie den Körper verschiedene Mudras und Bandhas einnehmen, Asanas und Pranayama ausführen, ruhigere oder heftigere Bewegungen vollführen. Wenn das geschieht, sollte man es vertrauensvoll geschehen lassen, sofern nicht Außenstehende dabei sind, die das irritiert.

„…wenn der Atem ohne Mühe stillsteht, wenn also Kevala Kumbhaka von selbst kommt, wisse, dass Kundalini Shakti aktiv geworden ist.“

Kevala Kumbhaka heißt „natürliches Atemanhalten“. Es ist zum einen eine Übung, in der man bewusst die Luftmenge beim Ein- und Ausatmen verringert, um so den Geist in eine meditative Stimmung zu versetzen. Zum anderen ist Kevala Kumbhaka ein automatisches, fast vollständiges Aussetzen des Atems in tiefer Meditation. Wenn bei der Kundalini-Erweckung das Prana in die höheren Ebenen und weniger in den physischen Körper geht, verringert sich der Metabolismus so weit, dass nur noch wenig Sauerstoff notwendig ist. Das Phänomen, dass Atmung und manchmal auch Herzschlag bei Yogis in Samadhi fast aussetzen, ist schon oft wissenschaftlich untersucht und vielfältig dokumentiert worden. Man sollte aber auch wissen, dass es Techniken gibt, den Körpermetabolismus zur Ruhe zu führen, ohne dass eine Bewusstseinserweiterung und Kundalini-Erweckung damit verbunden ist. Dies nennt sich Jada Samadhi, Jada heißt „leblos, nutzlos“. Jada Samadhi ist eigentlich gar kein Samadhi. Vielmehr ist er wie der Winterschlaf, in den eine Reihe von Säugetieren fällt. In Indien gibt es einige Menschen, die das anwenden, um sich bei lebendigem Leib einige Stunden oder Tage in die Erde eingraben zu lassen. Dies ist kein Zeichen von spirituellem Fortschritt. Wenn aber der Atem in der Meditation von selbst fast vollständig aufhört, sollte man unbesorgt sein und diesen Zustand tiefer Konzentration, Stille und Wonne genießen. „Wenn du Prana-Ströme zum Sahasrara steigen fühlst, wenn du Wonne erfährst, wenn du ganz automatisch Om wiederholst, wenn keine Gedanken an die Welt im Geist sind, wisse, dass Kundalini Shakti erwacht ist.“

„Wenn du Prana-Ströme zum Sahasrara steigen fühlst …“, das ist natürlich am machtvollsten in der Sushumna, der feinstofflichen Wirbelsäule. Aber man kann auch das Gefühl haben, dass im ganzen Körper wunderbare Energiewellen nach oben strömen.

„... wenn du Wonne erfährst ...“ Dies ist ein sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal von echten Kundalini-Erweckungserfahrungen und anderen Energieerlebnissen. Eine Kundalini-Erweckung ist immer wieder von Wonne, unbeschreiblicher Freude und Glücksgefühlen begleitet.

„... wenn du ganz automatisch Om wiederholst ...“ Om ist der kosmische Urklang, aus dem die ganze Welt entstand. Es kann passieren, dass man innerlich Om wiederholt, und zwar in einer Intensität, in der alles andere sich auflöst. Oder es geschieht, dass man laut ein wunderschönes Om anstimmt.

„... wenn keine Gedanken an die Welt im Geist sind ...“ Dies ist ein weiteres sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Kundalini-Erweckung ist mit der Erfahrung höherer Bewusstseinsstufen und damit mit tiefer Konzentration verbunden. Wenn man starke Energie spürt, dabei aber ständig an seinen Beruf, seine Familie, sein Zuhause, sein Aussehen, seine Fußballmannschaft denkt, ist das sicher keine Kundalini-Erweckung. In der Kundalini-Erweckung erfährt man immer wieder eine Höhere Wirklichkeit, eine Ebene der Liebe und der Einheit. Natürlich kommt man danach auch wieder in eine „normale“ Bewusstseinsebene und wird auch wieder liebevoll mit seiner Familie zusammen sein und mit einem Mehr an Energie und Kreativität seinen Beruf angehen können.

„Wenn sich in der Meditation die Augen auf das Trikuti in der Mitte der Augenbrauen heften, wenn also das Shambhavi-Mudra eintritt, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.“ Shambhavi-Mudra ist eine Übung, mit der das dritte Auge (Trikuti) angeregt wird: Man schaut nach oben zum Punkt zwischen den Augenbrauen. Im fortgeschrittenen Stadium gehen die Pupillen dabei gänzlich nach oben und sehen nichts Äußeres mehr. Normalerweise gilt es, diese Übung systematisch zu lernen, um Augenprobleme zu vermeiden. Bei der Kundalini-Erweckung kann diese Mudra, wie viele andere Mudras auch, von selbst entstehen, und ist dann auch gänzlich gefahrlos.

„Wenn du in verschiedenen Körperteilen Prana-Schwingungen spürst, wenn du Erschütterungen wie elektrische Schläge spürst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.“

Die Prana-Schwingungen können so stark wie elektrische Schläge sein. Es kann sich anfühlen, als ob man seine Hand in die Steckdose steckt, aber mit Wonne verbunden.

„Wenn du in der Meditation das Gefühl hast, dass kein Körper da ist, wenn sich die Augenlider schließen und trotz Anstrengung nicht öffnen, wenn Ströme wie elektrischer Strom entlang der Nerven auf und ab fließen, wisse, dass die Kundalini erwacht ist.“

Bei der Kundalini-Erweckung kann man das Körperbewusstsein verlieren. Wenn man das einmal richtig gespürt hat, weiß man: Ich bin nicht der Körper. Ich bin reines Bewusstsein, eins mit dem Unendlichen.

„...wenn sich die Augenlider schließen und trotz Anstrengung nicht öffnen...“ Es kann sein, dass man meint, es wäre Zeit, die Meditation zu beenden und die Augen zu öffnen. Aber die Kundalini, die Höhere Intelligenz, weiß, dass es noch nicht der Moment dafür ist. So bleiben die Augen geschlossen, eventuell ist der ganze Körper wie gelähmt. Man sollte das vertrauensvoll zulassen und eine Weile weiter meditieren. Nach einiger Zeit wird man die Augen wieder öffnen und sich bewegen können. Die Kundalini ist eine intelligente Energie. Sie weiß auch, dass man zur Arbeit gehen muss und alle möglichen Verpflichtungen hat. „Wenn du in der Meditation Einsicht und Inspiration erfährst, wenn die Natur dir ihre Geheimnisse enthüllt, alle Zweifel verschwinden und du klar die Bedeutung der vedischen Texte verstehst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.“

Nicht alle Kundalini-Erfahrungen sind so dramatisch wie in den vorigen Sätzen beschrieben. Manchmal erwacht die Kundalini auch, ohne dass äußere Phänomene auftreten. Auch bei äußeren Phänomenen wird die Kundalini einem Menschen Weisheit, Energie für den Alltag und Kreativität bereithalten. Man bekommt neue Einsichten: Verständnis für sich selbst und andere; vielleicht hat man ein Berufungserlebnis, erfährt seine Lebensaufgabe oder die nächsten Schritte, die man zu tun hat; vielleicht versteht man, warum das Leben bisher genau so verlaufen ist; vielleicht bekommt man Einsichten in frühere Leben oder in seinen Beruf, seine Familie oder das Unterrichten des Yoga. Eine Kundalini-Erfahrung ist meist mit neuer Inspiration verbunden: Man findet ein Gebiet, auf dem man aktiv werden will. Man erhält große Inspiration auf dem geistigen Weg.

„... wenn die Natur dir ihre Geheimnisse enthüllt ...“ Wie in den ersten Kapiteln beschrieben, hatten viele Wissenschaftler Kundalini-Erweckungserfahrungen. Die meisten großen Entdeckungen sind nicht allein durch logisches Denken und Experimente entstanden. Vielmehr kamen sie aus der Intuition großer Wissenschaftler, die ihren Geist ganz auf eine Sache konzentriert hatten. Natürlich wird nicht jeder Yoga-Übende zum großen Forscher. Aber sehr viele erkennen in der Meditation die Geheimnisse der Schöpfung, auch wenn ihnen nachher das Instrumentarium fehlt, diese Erkenntnisse in wissenschaftliche Sprache und Formeln zu bringen. Von Einstein heißt es, dass ihm die Spezielle und die Allgemeine Relativitätstheorie in einem Moment des Überbewusstseins klar geworden sind. Er hat anschließend Jahre gebraucht, diese mathematisch korrekt auszudrücken. Die Beweise dafür haben Jahrzehnte in Anspruch genommen beziehungsweise sind bis heute nicht abgeschlossen.

„... wenn alle Zweifel verschwinden ...“ Zweifel zählt zu den Haupthindernissen auf dem spirituellen Weg. Bis die Kundalini erwacht, sind Zweifel ganz natürlich. Wir haben Zweifel, ob es überhaupt so etwas wie Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung, Befreiung gibt. Dann fragen wir uns, ob wir das selbst jemals erreichen können und ob wir das überhaupt wollen. Immer wieder kommt der Zweifel, ob wir den richtigen Weg gehen und ob unser Lehrer uns richtig führt. Und immer wieder kommt der Zweifel, was der nächste Schritt ist. Das ist ganz natürlich. Ich sage gerne: Nur zwei Arten von Menschen haben nie Zweifel. Der Selbstverwirklichte, der von seiner Intuition geführt wird, und der Fanatiker, der immer meint, alles zu wissen. Ein Strebender muss Vichara, Selbstbefragung üben. Wenn die Kundalini erwacht, wird plötzlich alles oder doch vieles klar. Intuitiv werden die Zusammenhänge verstanden.

„... wenn du klar die Bedeutung der vedischen Texte verstehst ...“ Die Heiligen Schriften, insbesondere die vedischen Texte (aber auch die meisten anderen) wurden von Menschen niedergeschrieben, die in einer höheren Bewusstseinsebene waren. Deshalb werden sie auch als Offenbarungen bezeichnet. Diejenigen, welche die Veden niederschrieben, werden Rishis, Seher genannt. Sie haben mit ihrem geistigen Auge die höheren Wahrheiten geschaut und versucht, diese in Worten auszudrücken. Jemand, dessen Kundalini erwacht ist, kann daher die Bedeutung dieser Texte verstehen, auch ohne sie vorher jemals gehört zu haben und ohne eine umfangreiche philosophische, theologische oder religiöse Ausbildung erfahren zu haben. Ramakrishna, Ananda Mayi Ma und Ramana Maharshi waren selbstverwirklichte Heilige im 19. und 20. Jahrhundert, die keine große Schulbildung hatten. Aber nach ihrer Selbstverwirklichung kamen Pandits, Schriftgelehrte, zu ihnen, um sich schwierige Textpassagen erläutern zu lassen. Die Heiligen Schriften wollen uns zum höheren Bewusstsein führen und die höchste Wirklichkeit erklären. Erst im Überbewusstsein können wir sie wirklich verstehen.

„Wenn dein Körper so leicht wird wie Luft, wenn dein Geist in schwierigen Situationen ausgewogen bleibt und wenn du unerschöpfliche Energie zur Arbeit hast, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.“

Bei erwachter Kundalini kann es einem so gehen, dass sich auch im Alltag der Körper leicht wie Luft anfühlt. Es ist so, als ob man schwebt oder wie auf Watte geht. Vielleicht kommt daher der Ausdruck: „Man schwebt wie auf Wolke sieben“. Es ist die Erfahrung sehr vieler Yoga-Kursteilnehmer, dass sie sich schon nach einem normalen Kurs sehr leicht fühlen. Dieses Gefühl ist natürlich noch sehr viel stärker bei einer Kundalini-Erweckung.

„... wenn dein Geist in schwierigen Situationen ausgewogen bleibt ...“ Es kann sein, dass man zu Anfang bei Energieerfahrungen zunächst sensibler und damit dünnhäutiger wird. Wenn man ein subtileres Wahrnehmungsvermögen hat, spürt man zunächst viel mehr Störungen. ((Belegt das Beispiel nicht die gegenteilige Erfahrung als eben beschrieben?)) Um das klarer zu machen, meine rote Ergänzung Ergänzen: Aber langfristig wird man sehr ausgeglichen und ruhig gerade auch in schwierigen Situationen. Wir hatten einmal einen alten Swami zu Besuch in unserem ersten Yoga Vidya Center in Frankfurt. Dieses Zentrum war direkt an einer Hauptstraße gelegen. Der Swami sagte, dass er es wunderschön fände, dass ein Yoga-Center so zentral und doch so ruhig sein könnte. Erst dachte ich, der Swami mache einen Scherz. Dann merkte ich, dass er es ernst meinte. Der Swami war in seinem hohen Alter schwerhörig. Swami Vishnu-devananda machte manchmal den Scherz, dass man im Alter schon deshalb ruhiger werden würde, weil man weniger mitbekäme. Es gibt auch den umgekehrten Witz: Ein älterer Herr wird von seinem Ohrenarzt gefragt: „Und, funktioniert das neue Hörgerät?“ Antwort: „Wunderbar, ich habe schon dreimal das Testament geändert.“

Mittel- und langfristig macht Kundalini-Erweckung einen Menschen aber nicht nur sensibler, sondern auch stärker. Man wird mit einer anderen Kraft, mit einem tieferen Grundvertrauen und mit Liebe an seine karmischen Aufgaben gehen. Weil man im Überbewusstsein erkannt hat, dass alles letztlich zum Besten ist und dass die ganze Welt eine Manifestation des Göttlichen ist, kann man Ruhe bewahren, egal was passiert. Vermehrte Ausgewogenheit ist ein wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen Kundalini-Erweckung und einfacher Prana-Vermehrung.

„... wenn du unerschöpfliche Energie zur Arbeit hast ...“ Bei manchen Menschen manifestiert sich Kundalini als unerschöpfliche Energie für selbstlosen Dienst und tatkräftige Nächstenliebe. Letztlich ist es die Kundalini-Energie, die den Wohltätern der Menschheit die Kraft für ihr ausdauerndes Engagement gibt. Eine der ältesten Schülerinnen von Swami Vishnu-devananda berichtete mir, dass Swami Vishnu-devananda in den Sechziger Jahren über Monate ohne Ruhetage auskam, morgens sehr früh mit der administrativen Arbeit begann, täglich nachmittags und abends fünf Yoga-Stunden unterrichtet, nachts Artikel geschrieben und mit einer Hand-Offsetmaschine Broschüren, Plakate und Zeitschriften vervielfältigt hat. Ist die Kundalini erst richtig aktiv, kann man große Dinge zum Wohl anderer bewirken.

„Wenn du göttlichen Rausch erfährst, wenn du Rednerkraft entwickelst, wisse, dass die Kundalini erwacht ist.“

Die Kundalini-Erweckung kann auch etwas Berauschendes, Ekstatisches, unglaublich Wonnevolles haben. Auch wenn es bei Kundalini-Erweckung vorübergehend halbbewusste Ekstaseerfahrungen geben kann, ist der ganze Kundalini-Prozess insgesamt eine Phase gesteigerter und erweiterter Bewusstheit.

„Wenn du unwillkürlich Asanas ohne den geringsten Schmerz und ohne Mühe ausführst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.“

Bei erwachter Kundalini können Asanas von selbst entstehen. Letztlich sind alle Yoga-Übungen den Meistern im Überbewusstsein bei erwachter Kundalini enthüllt worden. Und so geschieht es auch heute, dass Menschen bei erwachter Kundalini ganz leicht komplizierte Asanas üben können. Swami Vishnu-devananda hat uns erzählt, dass er kurz nach seiner Aufnahme im Sivananda Ashram Rishikesh von seinem Meister Sivananda zum Hatha-Yoga-Professor der neu gegründeten Yoga Vedanta Forest University (später Yoga Vedanta Forest Academy genannt) ernannt worden ist. Als Swami Vishnu-devananda protestierte, dass er dafür noch nicht ausreichend wisse, berührte Meister Sivananda das dritte Auge von Swami Vishnu und sagte ihm: „Alles Wissen ist in dir“. Daraufhin bekam Swami Vishnu von innen heraus das Wissen über komplizierte Asanas, Pranayamas, Mudras, Bandhas. Swami Vishnu studierte zwar anschließend noch alle Hatha-Yoga-Schriften sehr ausführlich und praktizierte mit anderen Hatha-Yoga-Meistern. Aber er sagte uns, dass er das meiste Wissen von der Berührung durch Swami Sivananda erhalten hatte.

Ein anderes Beispiel ist Yogi Hari. Indischer Abstammung, geboren in British Guyana, war er mit seiner Frau Leela Mata auf die Bahamas ausgewandert und arbeitete dort als Vermessungsingenieur. Als er eine schwere Krankheit hatte, riet ihm Leela Mata zu einer speziellen Diät und einfachen Yoga-Übungen. Dadurch wurde Yogi Hari wieder gesund. Im Lauf der Yoga-Praxis erfuhr er diese innere Energie und begann, die fortgeschrittensten Asanas zu üben, ohne sie jemals vorher gesehen zu haben. Er dachte, er würde neue Asanas erfinden. Ein paar Jahre später war er fast etwas enttäuscht, als er all diese Asanas im Buch von Swami Vishnu-devananda „Das große illustrierte Yogabuch“ wiederfand.

„Wenn du unwillkürlich herrliche erhabene Lobgesänge und Gedichte verfasst, wisse, dass die Kundalini aktiv geworden ist.“

Auch die Quelle von künstlerischen, genialen Begabungen ist letztlich die Kundalini. Große Komponisten wie Brahms und Mozart, große Dichter wie Goethe und Shakespeare, hatten alle zumindest Teilerweckungen der Kundalini. Ich selbst kenne eine Reihe von Yoga-Schülern, die nach Kundalini-Erweckungserfahrungen ihre künstlerische Begabung entdeckten.

So ist die Kundalini-Erweckung in jeglicher Hinsicht etwas Großartiges. Am wichtigsten ist jedoch, dass durch sie der spirituelle Fortschritt erheblich beschleunigt wird und der Mensch dem Ziel des Lebens, der vollständigen Einheit, ein gutes Stück näher kommt.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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