Ziel

Aus Yogawiki
Version vom 4. Januar 2013, 15:46 Uhr von Beate (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „'''Ziel''' ==Der Weg ist das Ziel== Artikel von Lore Tomalla, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 17 Viele Wege führen nach Rom, sagt man. In Delhi war eine […“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Ziel

Der Weg ist das Ziel

Artikel von Lore Tomalla, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 17

Viele Wege führen nach Rom, sagt man. In Delhi war eine Lotusblüte Modell für ein Gotteshaus besonderer Art. Jede Religion hat ihren persönlichen Zugang zum Allerheiligsten, das es nur einmal gibt, in der Mitte des Tempels. Welcher Weg ist der Richtige? Wir wissen es nicht. Die Menschheit auf ihrer derzeitigen Entwicklungsstufe vermag den richtigen Weg noch nicht zu erkennen. Wie gut, dass Gott so tolerant ist. Hindus z.B. machen täglich Körperübungen, die sie Yoga nennen. Yoga- das bedeutet übersetzt: Disziplin. Auch Moslems wird tägliche Disziplin abverlangt, z.B. üben sie ein Trainingsritual, das Gruß an die Sonne genannt wird. Es sind Dehnübungen, die den Körper geschmeidig erhalten. Jede Katze, jeder Hund macht morgens Dehnübungen. Christen haben das besser. Sie bleiben gesund, allein durch den Glauben. Das ist so falsch nicht, denn was ich mir vorstelle, woran ich fest glaube – das wird Wirklichkeit. Rechtes Denken, rechtes Reden, rechtes Handeln gehört zu den Forderungen, die Gläubige der atheistischen Religion Buddhismus einzuhalten haben.

Die Menschheit ist unterwegs zu einem Ziel. Wenn ich ein Ziel anstrebe, möchte ich es möglichst schnell erreichen. Wenn ich auf der Autobahn im Stau stehe, werde ich ungeduldig, ärgerlich, gerate in Zorn. Die Psychologen sagen, auf dem Wege sein bedeutet, dass man die Situation beherrscht, nicht in Stress gerät. Ich beherrsche meine Gedanken, meine ich. Häufig ist es umgekehrt: Meine Gedanken beherrschen mich.

Was ist das „Ziel“ unseres Lebens? Wir verfolgen unterschiedliche Ziele, haben individuelle Sehnsüchte, Hoffnungen, Pläne. Wir wollen etwas erreichen: Geld, Ruhm, Ehre, Möglicherweise haben andere bereits allerhand erreicht: Schon kommt die Ungeduld, ich gerate in Stress. Ich will das auch – ich strenge mich an. Auf dem Wege sein, das Ziel anstreben, aber in Ruhe und Gelassenheit. Habe ich das Ziel erreicht, ist Schluss, Ende. Was geschieht dann?

Für jedes Lebewesen endet das Leben mit dem Tod. Ist der Tod Ziel unseres Lebens? Jedes Ende ist ein Neubeginn. Es tut sich etwas auf – ein Tor, eine Schneise, eine andere Welt. Der hebräische Buchstabe A wird umgekehrt wie das % Zeichen geschrieben: Da ist ein Tropfen im Jenseits. A ist eine Spiegelungsebene. Der Tropfen auf der eine Seite möchte sich verwirklichen. Geschieht das, kommt er auf der anderen Seite der Spiegelungsebene in die Wirklichkeit. Die hinduistische Religion nennt aber das Jenseits die Wirklichkeit. Aus dieser tritt etwas hinüber ins Diesseits, in die MAYA, die unwirkliche Scheinwelt, in der wir leben, wo wir es sehen, fühlen, hören, tasten, schmecken, riechen können, mit unseren 5 Sinnen, unseren Wahrnehmungsorganen erfahren können. Eine der fünf großen Richtungen des Buddhismus ist die Weisheit des Großen Spiegels. Ein Spiegel endringlicht die Dinge, ohne sie ihrer Form zu berauben.

Wenn ich sterbe, ist das wie eine glasklare, hohe Welle. Ich stecke den Kopf hindurch und sie läuft weiter. Es ist wie durch einen Wasserfall hindurchgehen und sich auf der anderen Seite befinden. Es ist wie eine Flussüberquerung. Auf die andere Seite gelangen. In meinem Traum hat die grüne Hecke auf der anderen Seite Rosen. Wie schön, aber was bedeutet das?

Hier im Diesseits leben wir in der göttlichen Maya. Im Jenseits wartet schon unser helfender Schutz - engel, dass wir kommen. Ich bin er – er ist ich. Wie wird das sein? Wir wissen es nicht. Wir haben hier im Diesseits kein Wahrnehmungsorgan dafür. Wir können es nicht ergründen. Es ist die Weisheit und Erkenntnis, die wir nur um den Preis des Todes erlangen können. Kommen wir in eine Schattenwelt oder in eine Welt der Lichtgestalten? Lösen sich unsere Gedanken ins Samsara, ins Gedankenmeer, auf? Den Bhakti Yogi fischt der mystische Vogel Garuda aus den Wellen des Samsara. Errettet er ihn für das Nirwana? Oder bringt er die Seele – so wie der Klapperstorch etwa – zu einem neuen Körper für die Wiedergeburt?

Nach dem Durchgang durch die Spieglungsebene werden wir das wissen, Bis dahin sind wir auf dem Wege und müssen uns in Geduld fassen. Die Menschheit sucht nach dem richtigen Weg. Dieser Weg ist das Ziel.