Yoga Vidya Journal
Das Yoga Vidya Journal ist eine Publikation, die ursprünglich als Vereinszeitung des Berufsverbands der Yoga Vidya Lehrer/Innen (BYV) konzipiert worden war. Die erste Ausgabe stammt vom November 1998. Mittlerweile erscheint das Journal zwei Mal pro Jahr in einer Auflage von 30.000 Exemplaren. Der Leserkreis hat sich stark erweitert. Zusätzlich zur Redaktion in Bad Meinberg schreiben weitere bekannte Yogis Artikel, die verschiedene Aspekte des Yoga und Ayurveda betreffen. Jede Ausgabe hat nun auch einen thematischen Schwerpunkt.
Der Vertrieb erfolgt über die vereinseigenen Seminarhäuser und Center, es wird ferner kostenlos an die Mitglieder des Berufsverbands der Yoga Vidya Gesundheitsberater, Kursleiter und Therapeuten e.V. (BYVG), des Berufsverbands der Yoga und Ayurveda Therapeuten (BYAT) und des BYV versandt. Alle weiteren Interessenten können das Journal für 5,- € pro Jahr abonnieren (Stand 2014).
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Einblicke in das Leben von Sukadev
Ein Beitrag im Yoga Vidya Journal - Ausgabe 44/2022
Sukadev Volker Bretz (* 3. Februar 1963 in Bad Kreuznach) ist der Gründer und Leiter von Yoga Vidya, Seminar- und Ausbildungsleiter, Autor mehrerer Bücher und Vorsitzender des Berufsverbands der Yoga Vidya Lehrer/innen e.V. (BYV). Sukadev Volker Bretz lernte 12 Jahre bei Swami Vishnudevananda.
Elternhaus und Jugendzeit
Volker Bretz wuchs als zweitältester von drei Söhnen in einer Unternehmerfamilie auf. Seine Eltern sind Karl-Fritz Bretz und Erika Bretz, seine beiden Brüder Hartmut und Norbert Bretz. Schon als Kind hatte er erste spirituelle Erfahrungen. Volker Bretz wuchs in Gensingen auf, wo bereits sein Großvater die Firma "Bretz & Co." begründet hatte, und besuchte dort auch drei Jahre lang die Grundschule, in der er die dritte Klasse übersprang. 1972-1980 folgte der Besuch des Stefan-George-Gymnasiums in Bingen.
Schon als Kind hatte Sukadev Antennen für Übersinnliches. Hier ein kleiner Einblick in seine frühen Erfahrungen: „Gerade wenn ich in der Natur war, dann sah ich überall Lichtwesen. Engelsgestalten, Naturwesen waren da und ich konnte sogar mit ihnen sprechen. Natürlich dachte ich lange Zeit, jeder hätte diese Wahrnehmungen. Doch immer, wenn ich davon zu sprechen begann, stellte ich fest, dass es offenbar nur mir so ging. Eine ungewöhnliche Erfahrung für ein Kind ist das, zumal wir uns doch alle danach sehnen, „normal“ zu sein, – wir alle wollen doch besondere Erfahrungen mit unseren Mitmenschen teilen. Ich merkte schnell, dass ich mit so einem Thema auch bei den Erwachsenen nicht gut ankam. So lernte ich früh, dass es besser ist, manche Dinge für sich zu behalten. Damals, und gerade auch in unserer Familie war es einfach nicht üblich, Kinder in solchen Sachen zu ermutigen. Im Gegenteil, man bügelte das eher ab.“
Neben dem Lesen, besonders geschichtlicher Bücher, galt ab 1976 sein besonderes Interesse dem Reiten. Mit jungen Jahren las er bereits Werke der klassischen deutschen Literatur (Lessing, Goethe und Schiller) sowie viele Bücher von Hermann Hesse und C.G. Jung, die ihn faszinierten und sein Interesse an Mystik und Spiritualität entfachten. Als Jugendlicher wuchs sein Interesse an Techniken zur Entfaltung des geistigen Potentials und er befasste sich mit psychologischer, philosophischer, theologischer, esoterischer und spiritueller, auch historischer Literatur. Er entwickelte die Fähigkeit des "Speed-Readings" und nahm sich vor, täglich ein Buch zu lesen. Das Lesen der Bücher von Thorwald Dethlefsens "Das Leben nach dem Leben" sowie "Das Erlebnis der Wiedergeburt" erweckten besonders sein Interesse an Esoterik.
Sukadev über sich:
„Ich selbst war ja behütet und in wohlhabendem Hause aufgewachsen. Aber ich las viel und informierte mich. Das Leid in Afrika und in Äthiopien, der Hunger in der Dritten Welt machte mich betroffen und ich war entsetzt darüber, was sich in Deutschland zu Zeiten des Holocaust ereignet hatte. Gleichzeitig fühlte ich mich hilflos, ich konnte doch gegen so viel Unheil nichts ausrichten. Es ergab sich, dass ich mit dem Reiten begann. Aber auch hier war mein Zugang zu diesem Sport ein komplett anderer als üblich. Für mich ging es darum, eins zu werden mit einem anderen Lebewesen. Ich versuchte, telepathisch mit dem Pferd zu kommunizieren und irgendwann ist mir das auch gelungen. Wenn das Pferd auf der Weide war, stand ich daneben und nahm mit dem Tier Kontakt auf. Ich spürte irgendwann genau, wo es als nächstes hingehen wollte und was es vorhatte. Dann fing ich damit an, ihm kleine Befehle zu geben und das Pferd folgte. Oft bin ich auch ohne Sattel und Trense geritten. Dann habe ich aufgehört zu denken und das Pferd laufen lassen. Das waren meditative Erfahrungen. Ich konnte die Welt mit den Augen des Pferdes sehen. Doch eben diese große Verbundenheit war es dann auch, die mir letztlich das Reiten wieder verleidete. Weil hier der Mensch der Chef ist, der, der die Befehle gibt. So erschien mir dadurch diese große Verbundenheit auf gleicher Ebene wieder gestört."
"Ich fing an zu lesen. Vielleicht hat es auf andere geradezu besessen gewirkt, ich fand es aber klasse, mit einer speziellen Methode, dem speed reading, innerhalb kürzester Zeit Werke der klassischen deutschen Literatur, Lessing, Goethe, Schiller und Hermann Hesse zu verschlingen. Das Werk von C.G. Jung faszinierte mich und mein Interesse an Mystik und Spiritualität erwachte.“
Erster Kontakt mit den Lehren
1978 erlernte Volker Bretz anhand von Büchern erste Meditationstechniken. Durch die Werke von Swami Omkarananda, eines Schülers von Swami Sivananda, kam er in ersten Kontakt zu dessen Lehren. Fasziniert davon, begann er mit 17 regelmäßig Meditation und Yoga zu praktizieren. Beim Durcharbeiten von Übungen aus den Werken von Franz Bardon in der Zeit von 1979-1981 machte er mystische Erfahrungen und bekam Zugang zur Feinstoffwelt.
Nach dem Abschluss des Gymnasiums im Jahre 1980 (als Jahrgangsbester), studierte er nach einem mehrmonatigen Praktikum in der elterlichen Firma in München Betriebswirtschaft mit Nebenfach Psychologie und schloss 1983 im Alter von 20 Jahren sein Studium zum Diplom-Kaufmann ab. Das Thema der Diplomarbeit lautete: "Determinanten der Arbeitsmotivation. Eine Analyse vergleichbarer Ansätze aus westlicher und indischer Psychologie". Während seines Studiums wurde er auf das Sivananda-Yoga-Zentrum in München aufmerksam, wo er im Herbst 1980 durch einen Vortrag erstmals von der Vedanta-Philosophie, dem Mantrasingen und der Spiritualität des Yoga tief berührt wurde. Schon bald besuchte er regelmäßig zweimal wöchentlich den Satsang und nahm an einem Meditationskurs bei Swami Durgananda teil. Dieser Kurs wurde über mehrere Jahre fortgesetzt; Sukadev besuchte ihn bis 1984.
Seine erste Yogastunde hatte er im Januar 1981 bei der fast erblindeten, über 70-jährigen Swami Ramananda, einer Schülerin von Swami Vishnudevananda. Im Mai 1981 begegnete er erstmals Swami Vishnudevananda persönlich und erhielt eine Mantraweihe. Ab Oktober 1981 wohnte er in sehr einfachen Verhältnissen im Münchner Sivananda-Yoga-Zentrum und arbeitete dort als Sevaka. Auch die Astrologenschule von Wolfgang Döbereiner besuchte er in seiner Münchener Zeit zwei- bis dreimal wöchentlich.
Sukadev Volker Bretz beendete 1981 die Yogalehrer-Ausbildung in den Sivananda-Zentren und 1982 nahm er an der fortgeschrittenen Yogalehrerausbildung bei Swami Vishnu-devananda in Kanada teil. Anschließend erhielt er die Einweihung als Brahmacharin (Schüler). Ab diesem Zeitpunkt lernte und lehrte er zwölf Jahre als Schüler unter Swami Vishnudevananda.
Sevaka in den Sivananda Yoga Vedanta Zentren
Von Juli 1983 bis Dezember 1991 war er Vollzeit-Sevaka in den Sivananda-Yoga-Zentren und war Leiter der Yogazentren in Wien, Genf, Paris, London, New York und Los Angeles. 1985 wurde Sukadev als "Swami Sukadevananda" in die Mönchsgelübde (Sannyas) eingeweiht. Im Jahre 1988 war er als persönlicher Assistent von Swami Vishnudevananda tätig und Leiter des Hauptsitzes der internationalen Sivananda-Yoga-Zentren in Val Morin, Kanada. Swami Vishnudevananda ernannte Sukadev 1990 zum Acharya, Yoga Meister, berief ihn in den Vorstand der Sivananda Yoga Vedanta Zentren (EBM). Im selben Jahr übergab Swami Vishnudevananda die Leitung der Zentren an seine Nachfolger. Zu Sukadevs Tätigkeiten gehörten unter anderem die Ausbildung von Yogalehrern in Amerika, Kanada und Spanien. Er gab Yogastunden, Meditationskurse und unternahm Vortragsreisen durch Amerika und Europa. Aus der intensiven Praxis und der umfangreichen Lehrtätigkeit entwickelte er spezielle Weisen, wie die Rishikeshreihe auf besondere Zielsetzungen angewandt werden kann:
• Rishikeshreihe für Energie-Erweckung und Harmonisierung: Langes Halten der Stellungen mit Chakra-Konzentration
• Rishikeshreihe für geistige und psychische Entwicklung: Langes Halten der Stellungen mit Affirmationen, Selbstbefragung und Visualisierung
• Rishikeshreihe für Flexibilität und körperliche Entwicklung: Viele Variationen, ohne Zwischenentspannung, gezielter aber spärlicher Einsatz von Hilfsmitteln wie Bänder, Wand und Kissen (Vgl. Sukadev Volker Bretz: "Das Yoga Vidya Asana Buch". Yoga VidyaVerlag, Oberlahr 2003, S. 34–52)
Swami Vishnudevananda lehrte Sukadev auch das Unterrichten von fortgeschrittenem Pranayama und das Unterrichten von Kundalini Yoga-Intensiv-Seminaren. Daraus entwickelter er Pranayama-Kurse und Kundalini Yoga-Intensiv-Kurse. Um 1991 entband Swami Vishnudevananda Sukadev von seinen Mönchsgelübden und entließ ihn aus dem Vorstand. Aus Swami Sukadevananda wurde wieder Sukadev. Anschließend leitete Sukadev das Sivananda Yoga Center in Toronto. Im Dezember 1991 verließ Sukadev Volker Bretz die von Swami Vishnudevananda gegründeten Zentren. Er begab sich auf eine Reise durch Amerika, Israel und Indien und verbrachte mehrere Wochen im Sivananda Ashram in Rishikesh. Dort hatte er eine Vision von Swami Sivananda. In dieser Vision wurde ihm klar, dass es seine Aufgabe war, nach Deutschland zurückzukehren, um dort Yoga zu lehren und eine größere Yoga-Bewegung zu gründen. So legte er 1992 die Grundlage für den Yoga Vidya e.V. in Deutschland.
Sukadev über seine Vision
Der verstorbener Yogameister, Swami Sivananda, erscheint in der Nacht - „Es war die Nacht, als wir seines 100. Geburtstages gedachten, damals, 1987 in Kanada. Ich wachte um 3 Uhr auf und ging zum Meditieren in unseren Hauptraum. Nach vielleicht einer halben Stunde sah ich ihn dann. Swami Sivananda stand vor mir, leuchtend, strahlend und streckte seine Hand nach mir aus. Dieses Gefühl kann ich nur als einen Zustand von Wonne und Weite beschreiben. Er gab mir den Auftrag, das Yoga zu verbreiten, denn dadurch könnte eine friedvolle und mitfühlende Welt entstehen. Eine ökologische Welt, die in verschiedenen Traditionen ihre Basis hat. Ich sollte aber kein Swami mehr sein, kein Mönch, und ich sollte das Yoga mit einem größeren Anteil von westlichen Philosophien verbinden. Werte aus Humanismus und Demokratie müssten dabei sein. "
Leitung von Yogazentren auf der ganzen Welt – Bad Meinberg wird „Yoga-Stadt“
"In den folgenden Jahren war diese Vision fest in meinem Bewusstsein. Ich leitete Yogazentren weltweit, bis mir im März 1992 der Meister ein zweites Mal erschien. Ich solle zurück nach Deutschland gehen, sagte er und in Frankfurt ein Yogazentrum und einen Ashram aufbauen. Mittlerweile ist daraus ein großes Netzwerk geworden. Mein Lebenstraum hat sich in Bad Meinberg erfüllt und in den vielen tausend Ablegern in ganz Deutschland."
Beim Yoga geht es um drei Ebenen
Ebene 1 - "Zuerst verhilft es einem persönlich zur Harmonie, Gesundheit und Entspannung. Man fühlt sich besser und kann daher auch besser mit anderen umgehen.
Ebene 2 - Die zweite Ebene betrifft die inneren Erweckungserfahrungen. Viele Menschen erreichen dabei andere Ebenen ihres Bewusstseins und lernen viel über ihr Innerstes.
Ebene 3 - Dann kommt irgendwann die dritte Ebene. Hier geht es um Transzendenz. Man macht im besten Fall die Erfahrung, dass man eben nicht nur Körper und Psyche ist, sondern mehr als das. Man spürt sich selbst als göttliche Kraft im Weltgeschehen. Auch bin ich davon überzeugt, dass unser Leben von einer höheren Warte aus gesteuert wird,– was einen freilich nicht von der eigenen Verantwortung dafür entbindet. Ich fühle mich glücklich, dass ich ein Instrument sein kann, dass ich helfen kann, dass sich Yoga in der Welt immer mehr manifestiert.“
Siehe auch Yoga Vidya Journal Ausgabe 44/2022, Seite 30:
Der Name Sukadev und seine Bedeutung
Siehe auch
Weblinks
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