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==Identifikation mit dem Körper==
==Identifikation mit dem Körper==

Version vom 30. Oktober 2014, 10:49 Uhr

Identifikation mit einer Rolle?
Identifikation mit dem Körper?
Identifikation mit Besitz?

Identifikation mit dem Körper

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/18_Identifiziere_dich_nicht_mit_deinem_koerper.mp3</mp3player>

Wir sind ja gerade im Jnana Yoga, im Yoga des Wissens und Anwendungen dieses Jnana Yogas für mehr Gelassenheit. Dazu gehört auch, dass Du lernst, Du bist nicht Dein Körper. Im Grunde könnte man sagen, wie Swami Sivananda es ausdrückt: Frage dich, wer bin ich, erkenne Dein Selbst und sei frei. „Wer bist Du?“ ist eine der entscheidenden Fragen im Jnana Yoga und ein Weg dorthin zu kommen ist die Subjekt – Objekt Analyse. Das Subjekt ist derjenige, der beobachtet, derjenige der etwas tut, aktiv ist. Das Objekt ist das Instrument des Tuns und das mit dem etwas getan wird, wie auch das, was beobachtet werden kann. Eine Frage ist dann „Bin ich der Körper“? Zunächst einmal eine banale Frage und Menschen die mit Yoga und spirituellen Fragen bisher wenig zu tun haben würden natürlich sagen, natürlich ich bin der Körper. Aber bin ich der Körper? Ich will das nicht zu sehr ausbauen aber einige wichtige Gedankengänge dazu: Du bist derjenige, der beobachtet, Du bist nicht das, was beobachtet werden kann. Nimm z.B. Deine rechte Hand. Du kannst Deine rechte Hand beobachten. Du kannst sie anschauen, Du kannst sie riechen, Du kannst sie fühlen, Du kannst sie abschlecken und so schmecken. Du kannst die rechte Hand bewegen, Du kannst Fingerbewegungen machen, also kannst Du sagen, ich bewege die Hand. Ich beobachte die Hand. Es gibt ein Ich, welches die Hand beobachtet. Also bin ich nicht die Hand. Angenommen Dir geschieht etwas, Du hast einen Unfall, die Hand muss amputiert werden. Wer bist Du? Du bist immer noch Du. Oder anders ausgedrückt, Du hast immer noch das gleiche Ich. Das wird sich nicht ändern, nur weil Du deine Hand nicht mehr hast. Du wirst vielleicht entsetzt sein, Du wirst vielleicht traurig sein. Es wird vielleicht viele Operationen geben müssen, vielleicht bekommst Du die Hand von jemand anderem. Es gibt ja schon Handtransplantationen, Du bleibst immer noch Du. Genauso kannst du weitergehen. Bin ich die Füße? Natürlich auch nicht. Du kannst auch die Füße beobachten, Du kannst die Füße spüren, Du kannst die Füße bewegen, die Füße werden älter, die Füße können auch mal Unfälle haben, Du bleibst das Ich. An dem Gefühl „ich bin ich“ oder am Bewusstsein „Ich“ ändert sich nichts, egal was mit den Händen und den Füßen passiert. Und so könnte man jetzt weitergehen. Bist Du der Bauch? Bist Du die Brust? Du kannst alles beobachten. Es geht sogar noch weiter. Wenn Du in der Meditation voranschreitest kann es passieren, dass Du dein Körperbewusstsein verlierst. Du kannst Deinen Körper von oben beobachten. Es gibt die sogenannten out of body experiences. In der tiefen Meditation spürst Du plötzlich nicht mehr den Körper. Du spürst Dich als Bewusstsein außerhalb des Körpers. Es kann sogar zu einer sogenannten autoskopischen Erfahrung kommen, d. h. Du kannst Deinen Körper beobachten von oben. Es ist sogar möglich, dass Du Deinen Körper soweit verlässt, dass Du Erfahrungen außerhalb des Körpers machst und Wissen bekommst, von etwas, was Du gar nicht mit Deinen physischen Sinnen hättest sehen können. Es gibt Menschen die haben ihren Körper verlassen und haben ihn von oben gesehen und sind so in den Nachbarraum gegangen oder sie haben etwas im Raum von oben gesehen, was von unten gar nicht sichtbar ist. Bewusstsein existiert ohne Körper und Du bist Bewusstsein ohne den Körper. Desweiteren gibt’s die sogenannten „near death experiences“ die Nahtoderfahrungen. Wo Menschen erzählen, dass sie zwar klinisch tot waren, sie hatten einen Herzstillstand gehabt, sind aber wieder zurückgekommen und sie erzählen, wie sie während ihres Herzstillstandes aus ihrem Körper herausgeschleudert wurden, die Welt von oben gesehen haben, zum Teil können sie erklären, was die Ärzte mit ihnen gemacht haben, manche können sogar erläutern was im Nachbarraum für Gespräche geführt wurden, z. B. Was die Angehörigen gesagt haben. Also es gibt Bewusstsein ohne den Körper. Du bist nicht wirklich Dein Körper, du bist Bewusstsein jenseits des Körpers. So kannst Du dir bewusst werden, ich bin nicht der Körper. Ich bin Bewusstsein unabhängig - unabhängig ist vielleicht übertrieben - aber ich bin Bewusstsein, ich bin nicht begrenzt auf den Körper. Selbst wenn Du nicht so weit gehen willst und man kann ja auch durchaus die Nahtoderfahrungen und die out of body experiences hirnphysiologisch deuten, selbst wenn Du also nicht so weit gehen willst, dass Du nicht der Körper bist, kannst Du zumindest lernen, Dich nicht zu sehr zu identifizieren mit dem momentanen Zustand Deines Körpers oder mit Deinem Bild von Deinem Körper. Viele Menschen haben ja ein Bild des Körpers, sie sehen wie der Körper jetzt ist und sie haben ein Bild wie der Körper jetzt sein müsste. Viele Spannungen und viel Ärger, viel Reizbarkeit, viele Ängste kommen aus der Diskrepanz aus diesen drei Dingen. Die Tatsache, wie Dein Körper jetzt gerade ist, 2. das Bild, wie Dein Körper gerade ist und 3. das Bild wie, Dein Körper sein sollte und wir können auch noch 4. dazu nehmen das Bild, das andere haben von Deinem Körper und 5. das Bild das andere von Deinem Körper haben sollten. Klingt jetzt noch ein bisschen komplizierter, ist es auch, denn der Mensch macht sich zum Teil das Leben schwierig. Zum einen, Dein Bild von Deinem Körper. Menschen haben eigenartige Bilder von ihrem Körper. Manche Menschen denken, meine Nase ist zu groß, manche denken, dass ihre Brüste zu groß sind, manchen ist ihr Bauch zu groß, manche denken, die Brüste sind zu klein, manche denken sie sind zu hager, andre, sie sind zu klein. Das ist ein Bild von Deinem Körper. Du kannst Dir Deinen Körper anschauen und kannst schauen, wie ist denn mein Körper hier, etwas objektiv gesehen. Und dann kannst Du überlegen, wie denke ich, dass mein Körper ist. Dann kannst Du auch deinen Partner fragen oder andere fragen. Und dann wirst Du feststellen, eigentlich ist Dein Körper erheblich schöner, als Du dir das denkst. Die meisten Menschen sehen die Körper der anderen recht positiv, positiver als die meisten Menschen sich selbst. Es geht aber noch weiter. Du hast dann eine Vorstellung, wie Dein Körper sein sollte. Die meisten Menschen denken, der Körper müsste dünner sein. Manche Menschen denken, er müsste brauner oder heller sein, müsste mehr oder weniger Haare haben, usw. Du kannst dir bewusst machen, welche Bilder Du von Dir hast, welche Sollbilder, und was Du denkst, was andere von Dir denken. Manche Menschen haben ein Bild, was andere Menschen von einem denken sollen und was andere Menschen von einem denken. Du kannst dir erst einmal bewusst werden, wie diese ganzen Bilder in Dir zustande gekommen sind oder wie sie sind und wie sie sich unterscheiden. Also, wenn das Aussehen Deines Körpers und die Beschaffenheit Deines Körpers eine Quelle von Unruhe, von Ängsten ist, dann kannst Du über einiges diesbezüglich nachdenken. Du kannst überlegen, wie ist mein Körper tatsächlich? Dann kannst Du überlegen, wie sehe ich meinen Körper, dann kannst Du überlegen, was denke ich, wie andere meinen Körper sehen. Du könntest überlegen, könntest Du all das etwas gelassener angehen? Du kennst ja auch andere Menschen. Es gibt kleinere Menschen, größere Menschen, es gibt Menschen mit längeren Haaren, kürzeren Haaren, mehr Haaren, weniger Haaren, grauen Haaren und andersfarbigen Haaren. Es gibt Menschen mit dunklerer Hautfarbe und hellerer Hautfarbe. Letztlich ist das nicht so erheblich, ob Du dich glücklich fühlst oder nicht. Es gibt dicke Menschen, die sind glücklich, es gibt dünne Menschen, die sind glücklich. Überlege wie Du dort Spannungen abbauen kannst. Übrigens, um ein besseres Körperbild zu bekommen, ein besseres Körpergefühl, ist natürlich Hathayoga ein entscheidender Weg. Im Hathayoga lernst Du deinen Körper wahrzunehmen. Im Hathayoga lernst Du mit Deinem Körper umzugehen und Du lernst, dass Dein Körper so wie er jetzt ist auch eine Quelle von angenehmen Erfahrungen sein kann. Identifziere Dich nicht mit Deinem Körper heißt auch, der Körper geht durch Veränderungen. Jetzt hast Du ein gewisses Alter, vor ein paar Jahren warst Du anders, warst Du jünger und Dein Körper war anders. Dein Körper wird im Laufe des Lebens anders werden, es wird Krankheiten geben, es mag Unfälle geben oder einfach nur die natürlichen Alterungsprozesse. Das ist natürlich. Indem Du akzeptierst, dass Dein Körper durch verschiedenste Veränderungen hindurch geht, kannst Du lernen, mehr gelassen zu sein. Du kannst mit Deinem Körper spielerisch umgehen und Du kannst auch feststellen, ja, Dein Körper wird mal besser funktionieren, wird mal weniger gut funktionieren. Ich kannte mal einen Jnana Yogi namens Swami Brahmananda. Swami Brahmananda war einer der Schüler eines Yogameisters namens Swami Sivananda und er gehörte zu den Jnana Yogis, also denjenigen, die diesen philosophischen Yogaweg der Frage „Wer bin ich?“ sehr weit gebracht haben und er hatte hohe Verwirklichung erreicht. Als ich ihn kannte, war er schon Ende 80. Er hatte schon durchaus gesundheitliche Schwierigkeiten, aber er hatte jeden Tag oder sogar zweimal am Tag Vorträge und Meditationen angeleitet und er hat auch kreuzbeinig dort gesessen. Und manchmal ging das besser, manchmal ging das weniger gut. Er ging damit spielerisch um. Ich kann mich erinnern, einmal sagte er, mal sehen wie dieser Körper heute funktionieren kann. Dann probierte er aufzustehen. Als es schwierig war aufzustehen, sagte er „oh dieser Körper braucht heute etwas Hilfe.“ Und dann hat er uns hilfesuchend angeschaut. Zwei haben sich rechts und links neben ihn gestellt, haben ihn hochgehoben und dann konnte er anschließend gehen und manchmal hat er gesagt, „dieser Körper braucht Übung, lasst ihn alleine gehen.“ Und ein andermal hat er gesagt,“ heute kann dieser Körper nicht alleine gehen, kann mir jemand helfen?“ Und er nahm das alles humorvoll, er war jeden Tag neugierig, wie funktioniert mein Körper heute? Und man konnte sehen, es machte keinen Unterschied für sein Glücksgefühl aus, ob es seinem Körper besser ging oder weniger gut ging. Schließlich vor ein paar Jahren verließ er seinen Körper im Alter von 99 Jahren. Aber bis dahin lehrte er alle, die mit ihm zusammen waren, wie man altern kann und wie man im Alter glücklich sein kann, egal wie gut der Körper funktioniert oder nicht funktioniert. Überlege bis zum nächsten Mal, wie ist mein Bild meines Körpers, wie sehr bin ich fixiert auf ein Bild, wie sehr ist meine Identifikation mit meinem Körper ein Problem? Und wenn Du verschiedene Krankheiten oder Einschränkungen durch Deinen Körper hast, dann sei Dir bewusst, Dein Körper ist letztlich nur ein Fahrzeug. Vielleicht hast Du auch ein Auto und vielleicht funktioniert Dein Auto nicht so gut. Gut in Deutschland repariert man immer alles. Ich hab einige Zeit in Indien verbracht. Dort haben Menschen zum Teil abenteuerliche Autos. Ich war mal mit einem Taxifahrer ein Weile unterwegs und alle eins bis zwei Stunden musste er stehenbleiben, denn das Auto fing an zu stottern, er musste irgendwas an seinem Motor machen und dann ging´s wieder weiter. Der hat sich nicht aufgeregt, wenn das Auto angefangen hat zu stottern, er fing an zu lächeln und ging dorthin und manchmal musste er nur mit der Hand gegen den Kühler oder ich weiß nicht wohin hauen und dann ging´s wieder weiter. Er ging sehr entspannt mit seinem Auto um, das nicht in einem guten Zustand war, er konnte es sich nicht leisten, das Auto generalüberholen zu lassen, aber es funktionierte soweit. Er konnte nicht sehr schnell fahren, er musste sich immer wieder drum kümmern, und manchmal musste er auch Wasser nachfüllen, sehr viel häufiger, als ich´s gewohnt war bei deutschen Autos, aber es ging irgendwie. So ähnlich kann´s auch sein, dass Du einen solchen Körper hast. Der Körper funktioniert vielleicht mal besser, mal weniger gut und vielleicht hast Du einen Körper, der nicht so gut funktioniert. Es heißt zwar, irgendwann wirst Du diesen physischen Körper verlassen, dann wirst Du sterben und dann bekommst Du irgendwann einen neuen Körper und der wird dann vielleicht besser funktionieren. Jetzt hast Du aber diesen Körper und so schnell kannst Du ihn nicht austauschen. Du kannst natürlich einiges tun um ihn General zu überholen, Du kannst Dich gesund ernähren, Du kannst Körperübungen machen, Du kannst Yoga üben, Du kannst Naturheilkunde ausprobieren, Du kannst natürlich auch die Schulmedizin ausprobieren, denn glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten. Aber nicht alles ist machbar. Lerne es, mit Deinem Körper spielerischer umzugehen. So kannst du sehr viel gelassener sein.

Identifikation mit Rollen verlieren

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/13_Identifiziere-dich-nicht-mit-deinen-rollen-Gelassenheit-13.mp3</mp3player>

Dieser 13.Teil heißt „Identifiziere Dich nicht mit Deinen Rollen“. Du hast verschiedene Rollen im Leben. Bei dem letzten Abschnitt war ja die Frage, „wer bin ich?“ das entscheidende. Die Subjekt Objekt Beziehung. Du bist derjenige der wahrnimmt, Du bist derjenige der handelt, Du bist nicht das wahrgenommene, du bist nicht die Handlung. Du bist nicht Dein Besitz, darum ging es zuletzt. Aber Du bist auch nicht Deine Rollen. Du kannst Deine Rollen beobachten, Du kannst Deine Rollen verändern. Du kannst mal in der einen Rolle, mal in der anderen sein. Wenn Du erkennst, Du hast bestimmte Aufgaben in diesem Universum, Du hast bestimmte Dinge zu tun, Du hast bestimmtes zu erfahren, dann brauchst Du für all das Rollen. Ähnlich wie Du unterschiedliche Kleidung hast für unterschiedliche Situationen, ähnlich hast Du unterschiedliche Rollen. Und Du kannst wirklich die Rollen annehmen und auch wieder aufgeben. Und Du schlüpfst ja auch von einer Rolle in eine andere Rolle hinein. Wenn Du dich mit einer Rolle sehr identifizierst, dann kommt wieder alles was eben kommt, wenn Du dich identifizierst. Es kommen Wünsche; Du hättest gern, dass es so und so ist. Es kommen Verhaftungen und aus Verhaftungen kommen wiederum Ängste. Wenn Du nämlich Ängste hast, wenn Du dich nämlich einer Rolle verhaftest, und hoffst, dass die so und so beschaffen ist, dann hast Du Angst davor, dass es nicht so geschieht. Daher ist es sehr wichtig, dass Du erkennst, Rollen sind Rollen und inmitten von wechselnden Rollen bleibst Du gleich. Dein Glück hängt nicht davon ab, welche Rolle Du hast. Ich nehme jetzt ein paar Beispiele. Angenommen Du hast einen bestimmten Beruf. Du hast z.B. den Beruf eines Bäckermeisters gelernt. Du kannst Dich jetzt mit der Rolle voll identifizieren und kannst Dir vorstellen „ich bin ein Bäckermeister“. Und dann willst du natürlich, dass andere Dich dafür wertschätzen, dass Du ein guter Bäckermeister bist, und dass Dein Brot oder dein Kuchen, sehr, sehr gut ist. Und Du magst es gar nicht, wenn Leute zum Beispiel sagen, ach, Brot brauchen wir in dieser Zeit gar nicht. Oder dieser ganze Kuchen ist nur ungesund. Das magst Du nicht hören. Es greift dann Dich an, wenn Du dich mit der Rolle als Bäckermeister identifizierst. Wenn Du dagegen siehst, ich hab jetzt diese Rolle und ich kann auf diese Weise viele Menschen erfreuen, dann tust Du alles so gut, wie Du kannst, Du hilfst Menschen damit, dass Du gutes Brot für sie backst und Du machst Erfahrungen eben in Deiner Rolle als Bäckermeister. Aber so wie Du in eine andere Situation hineinkommst, kannst Du auch eine andere Situation annehmen. Zum Beispiel angenommen, Du kommst dann zu einem Elternabend dann bist Du nicht mehr der Bäckermeister, dann bist Du der Vater, dann bist Du in einer anderen Rolle. Oder angenommen Du bist in einem Verein, zum Beispiel in einem Kaninchenzüchterverein oder Schrebergartenverein, dann bist Du in der Rolle des Kaninchenzüchters oder Schrebergärtners. Vielleicht bist du sogar im Vorstand. Wiederum musst Du aufpassen, dass Du Dich nicht mit dem Vorstand zu sehr identifizierst. Denn ein Vorsitzender kann auch abgewählt werden, ein Vorsitzender steht in der Öffentlichkeit, ein Vorsitzender wird kritisiert, ein Vorsitzender wird für das kritisiert, wofür der Schrebergartenverein steht, und er wird manchmal auch für das Verhalten der anderen Schrebergartenmitglieder kritisiert. Mit einer Rolle kommen Aufgaben, mit einer Aufgabe kommen auch Erfahrungen. Wenn Du dich zu sehr damit identifizierst, dann wirst Du Dich jedes Mal wenn der Schrebergartenverein kritisiert wird, selbst angegriffen fühlen. Oder wenn ein Schrebergartenmitglied etwas sagt, das gegen das gerichtet ist, was der Vorstand beschlossen hat, dann wirst Du dich selbst angegriffen fühlen. Wenn Du aber erkennst, ich spiele die Rolle des Vorstandsmitglieds, dann weißt Du, für diese Rolle hast Du bestimmte Aufgaben, für diese Rolle werden Dich Menschen kritisieren. Mit dieser Rolle kommen auch bestimmte Pflichten, wie z.B. sich durchsetzen gegenüber der Gemeinde, durchsetzen gegenüber einzelnen Mitgliedern, durchsetzen gegenüber Straßenbau, usw. Also mit der Rolle des Schrebergartenvereinsvorstands bekommst Du verschiedenste Aufgaben und verschiedene Erfahrungen. Und wenn Du aber erkennst, dass Kritik nicht gegen Dich gerichtet ist, sondern gegen Deine Rolle, oder auch das, wofür der Vorstand steht, kannst Du die Rolle annehmen, Du kannst sie vertreten, Du kannst auch kämpfen, aber Du selbst bist nicht so sehr berührt. Oder angenommen Du bist engagiert in einer Bürgerinitiative z.B. bei einer Bürgerinitiative gegen den Bau einer Autobahn. Und Du bist dort stark involviert. Jetzt angenommen, Du identifizierst Dich sehr stark damit, dann wirst Du vielleicht jeden Politiker, der die Autobahn bauen will, als persönlichen Angriff erleben. Du wirst andere, die sich nicht so engagieren wie Du es gerne hättest, auch als Angriff erleben und Du wirst, wenn eine Zeitung schlecht spricht über diejenigen, die z. B. jetzt eine Baustelle blockieren, das als persönlichen Angriff erleben. Wenn Du aber erkennst, Du hast jetzt die und die Rolle und diese vertrittst Du, dann mögen Menschen diese Initiative gegen den Autobahnbau kritisieren, aber Du fühlst Dich nicht angegriffen. Nicht persönlich. Du kannst auch mit den Menschen dann anschließend sprechen und angenommen die anderen können genauso professionell damit umgehen, gut, dann könnt ihr euch gut miteinander streiten, öffentlich auseinandersetzen und persönlich dann sehr freundlich miteinander umgehen. In der Kommunalpolitik erlebt man das gar nicht selten, dass die Kommunalpolitiker ihre Rollen sehr wohl unterscheiden können. Dort gibt es Parteimitglieder, da gibt es die CDU Fraktion, die SPD, die freien Wählergemeinschaft. In der Öffentlichkeit setzen sie sich auseinander und sie vertreten entgegengesetzte Positionen, aber dann verstehen sie sich sehr gut, sind sehr häufig auch auf Du und Du, sie wissen, sie spielen eine Rolle, nämlich die Rolle des Parteimitglieds und die Rolle des Wahlkämpfers, aber im Persönlichen lernt man sich ja kennen und versteht sich gut und kann dann oft viele Entscheidungen einstimmig oder in gegenseitiger Kooperation ausführen. Oder ein anderes Beispiel, das ich mal erlebt habe, ich bin ja Kriegsdienstverweigerer, war dann Zivildienstleistender, dann gab´s noch Gründe, weshalb ich auch vom Zivildienst befreit werden wollte, ich will jetzt nicht in die Einzelheiten gehen, aber es gab dort jemanden, der das nicht anerkannt hat und ich hatte mehrere Gerichtsprozesse und ich musste durch mehrere Instanzen gehen, bis zum Bundesverwaltungsgericht. Also schon recht hoch und mein Rechtsanwalt, den ich damals hatte, dem hatte man angesehen, der hatte ziemliches Lampenfieber, das war vermutlich das einzige Mal in seiner Karriere, dass er vor einem Bundesverwaltungsgericht gestanden hat. Und am Ende der Verhandlung kam dann derjenige der letztlich diese Prozesse verursacht hatte, weil er meine Gründe nicht anerkennen wollte, auf mich zu, hat mir gratuliert und hat gesagt, er gratuliert mir, und es tut ihm leid, dass er das machen musste, denn er brauchte ein höchst richterliches Urteil und es tut ihm leid, dass mich das behindert hat, aber er hätte dort seine Pflicht getan. Wir haben uns dann anschließend auch freundlich unterhalten und mir ist etwas klar geworden. Man muss sich nicht identifizieren mit seiner Rolle, in seiner Rolle muss man einiges tun und in der Rolle hat man einige Aufgaben. Und man wird kritisiert vielleicht für die Rolle und dann muss man manchmal auch unpopuläres machen in der Rolle. Wenn man sich aber nicht mit der Rolle identifiziert, dann kann man glücklicher und gelassener sein. Ich habe von diesem Menschen sehr viel gelernt, auch wenn ich heute seinen Namen nicht mehr kenne. Beruf, Initiativen, Parteizugehörigkeit sind verschiedene Dinge, mit denen man sich identifizieren kann. Bisschen schwieriger wird’s vielleicht noch, wenn man sich identifiziert mit seiner Herkunft. Also z. B. manche Menschen identifizieren sich mit der Region aus Deutschland, sagen ich bin ein Bayer oder ich bin ein Oberbayer. Gut auf eine gewisse Weise kann man das jetzt sagen, ist das jetzt mehr als eine Rolle, man ist dorthin geboren, Menschen haben auch eine bestimmte Sprache, sie haben eine bestimmte Weise, mit Menschen zu kommunizieren und sich zu betragen, usw. Aber man ist nicht nur Bayer oder nicht nur Oberbayer und auch nicht Pfälzer und auch nicht Sachse und auch nicht Hanseat. Das sind auch wieder Rollen in die man hineingewachsen ist und dennoch ist es eine Rolle. Angenommen, ein Bayer geht nach Amerika, da wird er nicht mehr Bayer sein, da wird er hauptsächlich Deutscher sein oder vielleicht Europäer. Oder angenommen er kommt nach Indien, dann ist er vielleicht hauptsächlich Westler. Also die Rolle entwickelt sich, je nachdem, wo man hin geht und angenommen, man würde einen anderen Planeten besuchen, dann wäre man vielleicht nur noch Erdenbürger. Auch das sind unterschiedliche Rollen, die wir haben. Und man kann auch etwas anderes sein als seine Herkunft. Es ist irgendwie was lustiges, wenn man sich mit seiner Stammeszugehörigkeit, wie es heißt, irgendwie identifiziert, die Rolle zu spielen ist irgendwo etwas schönes, doch wenn man es zu ernst nimmt, dann gibt’s Probleme. Es kam durchaus in Deutschland vor, dass die Bayern sich mit den Preußen streiten oder vielleicht in kleinerem Maße die Düsseldorfer mit den Kölnern und die Mainzer mit den Wiesbadenern, die Frankfurter mit den Offenbachern, dennoch ist es mehr humorvoll gemeint. Aber Du kannst selbst überlegen, gibt es etwas in Deiner Herkunft, womit Du dich besonders identifizierst? Sieh es mehr als eine Rolle an, die Du hast. Du bist nicht eine Nation, Du bist kein Volk, Du bist keine Stadtzugehörigkeit. Du bist auch nicht eine bestimmte Hautfarbe. Gut in Deutschland ist das vielleicht nicht so wie in Amerika, wo es sehr viel mehr gemischtere Hautfarben gibt. Da gibt’s Schwarze, da gibt’s Weiße, es gibt sehr viele Asiaten, da gibt’s viele Inder, ein großes kunterbuntes Völkergemisch. Gut hier aber gibt es die Türken und es gibt die Deutschen und es gibt die Serben und es gibt die Griechen, je nachdem in welchem Teil Deutschlands man lebt. Also man kann sich auch identifizieren damit. Oder man kann sagen, ich hab halt jetzt diese Herkunft, aber ich spiele praktisch nur die Rolle. Eigentlich bin ich Mensch. Und nur, weil ich jetzt in der Familie aufgewachsen bin, nur weil ich diese Hautfarbe habe, habe ich jetzt diese Rolle in besonderem Maße. Aber ich bin nicht immer in dieser Rolle und ich brauche mich auch nicht damit zu identifizieren. Ein guter Weg aus der Identifikation herauszukommen, ist natürlich auch Humor. So ein bisschen drüber lachen über das, was kommt, über sich selbst lachen ist eine gute Weise aus den Identifikationen heraus zu kommen. Eine weitere Identifikation, die Menschen manchmal haben, ist Raucher oder Nichtraucher, Vegetarier oder Veganer, Tennisspieler usw. Auch hier sind es Rollen. Wenn Du dich zu sehr damit identifizierst, nehmen wir als Beispiel Du identifizierst Dich damit, dass du Veganer bist, also jemand der kein Fleisch isst, keinen Fisch, keine Milchprodukte, keine Eier, übrigens ich bin Veganer, dann kannst du dich sehr stark damit identifizieren. Du wirst überall wahrgenommen als der Veganer, die Veganerin. Und bei jeder Gelegenheit schimpfst Du über die anderen und Du kommst aus der Rolle gar nicht mehr raus. Es ist wichtig sich für Tiere einzusetzen und ich bin durchaus überzeugter Veganer. Ich bin es auch aus Tierschutzgründen also nicht aus Gesundheitsgründen und in meinen Vorträgen spreche ich ja auch darüber, aber ich hoffe, ich identifiziere mich nicht zu sehr damit. Von der Ernährung her bin ich Veganer ich bin von meinem Engagement Tierschützer und das ist für mich auch wichtig. Dennoch ich weiß, es jetzt nicht hilfreich, wenn ich mich jetzt ständig über alle möglichen Menschen aufrege. Es ist viel mehr wichtig zu erkennen, andere sind vielleicht in anderen Situationen aufgewachsen, haben andere Überzeugungen, mögen auch ihre Berechtigung haben. Ich kann sie akzeptieren, ich kann sie annehmen und ich hoffe, sie können auch mich akzeptieren und mich annehmen. Auch wenn ich tief im Hinterkopf hoffe, dass ich den einen oder anderen irgendwo doch dafür gewinnen kann zu erkennen, dass Tiere essen eben nicht das gleiche ist wie Schokolade essen. Tiere sind denkende und fühlende Wesen. Also wir können uns identifizieren auch mit unserer Ernährungsphilosophie. Man kann sich identifizieren als Rohköstler, man kann sich identifizieren als Trennköstler, als Fruggievore oder als Instinctovore, es gibt so viele verschiedene. Man sollte sich nicht damit identifizieren, man kann sagen, ich habe diese Ernährungsphilosophie und die ist jetzt auch erst einmal wichtig. Und man kann sie auch aktiv propagieren, wenn man überzeugt ist, dass es gut ist, aber man weiß, eventuell wechsele ich auch die Philosophie, eventuell wechsele ich die Ernährungsphilosophie, eventuell wechsele ich die Parteiphilosophie, eventuell wechsele ich die politische Überzeugung. All das kann ich ändern, all das sind letztlich Sachen, die ich nicht wirklich bin. Ich bin weder Beruf noch berufliche Stellung, noch Hautfarbe, noch Nation, noch Parteizugehörigkeit, noch Ernährungsphilosophie. Ich bin auch nicht eine bestimmte Religion. Vielleicht soll ich darüber noch ein paar Worte sprechen. Manche Menschen haben eine bestimmte Religionszugehörigkeit und sie vertreten diese Religion sehr aktiv und sehr massiv. Und sowie eine Religion angegriffen wird, fühlen sie sich selbst angegriffen. Man findet das z. B. sowie ein Koran verbrannt wird, dann brennen nachher die Botschaften und dann werden dutzende von Menschen umgebracht. Menschen identifizieren sich so sehr mit der einen Rolle der Religionszugehörigkeit, dass sie sich so stark angegriffen fühlen, wenn in ihren Augen die Religion von einem einzelnen Menschen nicht beachtet wird, dass sie auf der ganzen Welt andere angreifen. Sie sehen die Menschen nur noch in Rollen, es gibt dann nur noch die Westler und es gibt die Moslems und wenn ein einziger Westler an einer Stelle etwas tut was als Angriff gegen den Islam angesehen werden kann, dann fühlen sich plötzlich zumindest die fanatischen Angehörigen dieser Religion persönlich angegriffen und wehren sich gegen alle, die eine Rolle haben, von der sie denken, dass der, der diesen Beleidigungen geäußert hat, sie auch hat. Also viele Probleme kommen, wenn man sich mit seinen Rollen identifiziert. Daher identifiziere dich nicht mit Deiner Rolle, erkenne Du bist etwas anderes als Deine Rolle. So kannst Du ein viel gelasseneres Leben führen und Du kannst trotzdem engagiert sein und viel bewirken.

In diesem Abschnitt geht es um das Thema Gelassenheit durch innere Unabhängigkeit von anderen Menschen. Identifiziere Dich nicht mit anderen Menschen, insbesondere nicht mit einzelnen Menschen, insbesondere nicht so weit, dass Du Dein ganzes Selbstwertgefühl durch andere Menschen bekommst. Dieser Teil ist weiterhin ein Teil des Jnana Yoga Teils. Es gibt viele Weisen, wie Du zu Gelassenheit kommen kannst und Jnana Yoga, der Yoga der Erkenntnis, ist einer der schönsten, insbesondere für Menschen, die eine eher philosophische Ausrichtung haben, die ihr Leben nach philosophischen Prinzipien gestalten wollen. Die Grundlage des Jnana Yoga ist die Frage „wer bin ich“ und die Aufforderung „erkenne Dein Selbst und sei frei“. So beschreibt es der große indische Yogameister Swami Sivananda. Frag wer bin ich, erkenne Dein Selbst und sei frei. Im Grunde geht es im Jnana Yoga immer darum, sich von Verhaftungen zu lösen. Indem Du dich von Verhaftungen löst, kannst Du mehr Fragen, wer bin ich. Indem Du fragst, wer bin ich, kannst Du Dich leichter lösen von Verhaftungen. Das Ganze ist auch ein Teil der Subjekt Objekt Frage. Also das Subjekt, das ich, das Bewusstsein, nimmt wahr. Das Subjekt nimmt bestimmte Rollen an. Das Subjekt macht Erfahrungen in dieser Welt und handelt in dieser Welt. Und zu den Rollen gehören nicht nur Beruf und berufliche Stellung, Vereinszugehörigkeit, politische Zugehörigkeit oder auch Ernährungsphilosophie usw. Zu den Rollen, die Du spielst, gehört auch Mutter, Vater, Kind, Freund, Freundin, Partner, Partnerin, usw. Und viele Menschen identifizieren sich über ihre Rolle. Sie identifizieren sich aber nicht nur über die Rolle, sondern auch mit demjenigen, mit dem sie in dieser Rolle in Kontakt stehen. Darüber möchte ich jetzt besonders sprechen. Eine besonders starke Identifikation findet natürlich mit den Kindern statt.

Identifikation mit Eltern-Kindrolle

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/14_identifiziere-dich-nicht-mit-eltern-kind-rollen-gelassenheit-14.mp3</mp3player>

Vermutlich ist eine verhaftungslose Beziehung gegenüber den eigenen Kindern nicht möglich, insbesondere nicht gesund möglich und vermutlich auch gar nicht wünschenswert. Eltern haben eine enge Beziehung zu ihrem Kind. Eltern haben eine enge Beziehung zu den Kindern, die sie aufgezogen haben und die sie selbst gezeugt haben. Nur diese Art von besonderer Beziehung sollte nicht zu zu starker Identifikation führen. Ich zeige mit ein paar Beispielen, wie eine stark identifizierte Eltern-Kind-Beziehung sein kann. Manche Menschen identifizieren sich mit ihrem Kind soweit, dass sie das Leben des Kindes stark bestimmen wollen. Sie haben vielleicht das Gefühl, in ihrem Leben ist vieles falsch gelaufen und jetzt wollen sie, dass bei ihrem Kind alles richtig läuft. Sie haben das Gefühl, ihre eigenen Eltern haben sie falsch behandelt, jetzt wollen sie alles richtig machen. Sie haben vielleicht sogar das Gefühl, dass sie ihr eigenes Leben nie richtig gelebt haben und wenigstens ihr Kind soll das eigene Leben leben. Das sind alles heere und gute Ziele. Es führt dann aber dazu, dass das Elternteil sich ganz auf das Kind konzentriert und nicht mehr das eigene Leben führt, sondern nur noch das Leben des Kindes und wehe das Kind will einen anderen Weg einschlagen als das Elternteil vorgesehen hat. Vielleicht will das Kind genau das tun, was das Elternteil nicht machen will. Eine starke Identifikation mit dem Kind führt dann dazu, dass das Elternteil dem Kind die Möglichkeit zur eigenen Entfaltung nimmt. Das Elternteil mag gute Absichten haben und denkt, das Kind muss sich entfalten, hat aber genaue Vorstellungen, wie das Kind sich entfalten soll. Wenn Du solche Vorstellungen hast, dann behinderst Du vielleicht Dein eigenes Kind und setzt vielleicht diese Problematik weiter fort. Vielleicht hatten Deine Eltern bestimmte Vorstellungen, wie Du dich entwickeln solltest, vielleicht bist Du den Rollenzuweisungen gefolgt und vielleicht hast Du deshalb Probleme. Oder vielleicht hast Du dich so stark dagegen zur Wehr gesetzt, dass Du auch wiederum nicht Dein eigenes Leben gelebt hast. Oder vielleicht haben die Eltern gemerkt, Du folgst nicht deren Wünschen und haben sich dann von Dir distanziert. Ähnlich kannst du es auch mit deinem Kind machen. Du kannst dir jetzt gerade mal bewusst machen, wie stark identifizierst Du dich mit Deinem Kind? Wie stark hängt Dein Glück, nicht nur davon ab, dass es deinem Kind gut geht, sondern wie sich das Kind verhält? Es gehört zum Elterndasein dazu, dass Dein Glück durchaus auch bestimmt wird vom Glück des Kindes, das Du am Kind Anteil nimmst. Aber wenn Dein Glück davon abhängt, wie Dein Kind sich genau verhält und welche Rolle das Kind spielt, wie das Kind sich entwickelt, dann identifizierst Du dich zu sehr mit Deinem Kind. Überlege also, was hast Du für Erwartungen für das Leben Deines Kindes? Was hast Du für Erwartungen, wie das Kind sich entwickelt? Wie stolz bist Du darauf, wenn das Kind genau Deinen Erwartungen entspricht? Wenn Du stolz bist, wenn Dein Kind sich gut entwickelt, wenn Dein Kind glücklich ist, dann ist es eine weniger verhaftende Identifikation. Das ist vermutlich die ideale Eltern-Kind-Beziehung. Aber Du kannst überlegen, wie sehr hängt Dein Glück davon ab, ob das Kind genau das tut, was Du denkst, was richtig ist. Wie sehr hast Du konkrete Erwartungen an das Kind? Eine weniger verhaftete Weise der Liebe zum Kind wäre, Du weißt, Dein Kind hat schon viele Male gelebt. Gut, jetzt kommt das Ganze Yogaprinzip der Reinkarnation mit hinein. Aber angenommen Du könntest daran glauben, an Reinkarnation, oder Du könntest sie für möglich halten, dann könntest Du dir sagen, ja mein Kind hat schon so viele Reinkarnationen gehabt. Im Yoga spricht man ja von Millionen von Reinkarnationen im Tierleib bevor man erst einmal zum Menschen wird, und dann hat man viele Inkarnationen im menschlichen Körper. Du kannst Dir auch sagen, vielleicht war ich im früheren Leben das Kind meines Kindes, vielleicht war ich im früheren Leben ein Geschwister meines Kindes, vielleicht war ich der Nachbar. Jetzt in diesem Leben kommt mein Kind auf die Welt als mein Kind. In diesem Leben kommt aber mein Kind auch mit seinem eigenen Charakter auf die Welt, mit seinem eigenen Karma, und ich will gespannt sein, wie sich Charakter und Karma entwickeln. Ich will meinem Kind den besten Start ins Lebens ermöglichen. Ich habe die Aufgabe ihm durchaus auch Werte zu vermitteln, ich habe die Aufgabe ihm alles zu ermöglichen, ich mache dies im besten Wissen und Gewissen. Aber ich weiß, mein Kind hat den eigenen Charakter, mein Kind hat eigene Aufgaben, mein Kind wird seine eigenen Lektionen machen müssen, mein Kind wird eigene Weisen finden mit dieser Welt umzugehen und mein Kind wird auch Erfahrungen machen, auf die ich keinen Einfluss habe. Unfälle, Krankheiten, Verletzungen und außergewöhnliche Chancen und Möglichkeiten, all das wird zu meinem Kind dazugehören. Ich bin neugierig, was dort geschieht. Ich will daran Anteil haben, doch ich will nicht verhaftet sein. Ich habe meine Aufgabe aber ich weiß, ich bin nicht mein Kind und mein Kind hat ein eigenes Karma und letztlich muss ich auch lernen loszulassen und mein Kind in seine Unabhängigkeit zu entlassen. Jetzt, insbesondere wenn ein Kind noch jung ist, jetzt habe ich besondere Aufgaben und jetzt bin ich vielleicht im besonderen Maße Mutter oder Vater. Und ich werde Mutter und Vater sein bis zum Ende meines Lebens, aber ich werde es mehr als Rolle sehen und ich will lernen verhaftungslos umzugehen. Sogar soweit verhaftungslos, dass selbst wenn mein Kind seinen Körper vor mir verlässt, dass ich dann weiß, ich habe meine Aufgabe erfüllt, und mein Kind wird auch sich weiter entwickeln ohne physischen Körper. Das ist vielleicht die allerschwerste Lektion und ich hoffe Du wirst diese Lektion nie bekommen, aber es wird den einen oder anderen Leser geben, der genau diese Lektion schon bekommen hast. Und ich wünsche Dir, dass Du dann besser damit umgehen kannst, dass Du erkennst, Leben ist nicht nur in einem Leben, Entwicklung nicht nur in diesem Leben. Menschen entwickeln sich über viele Leben und Du begleitest jemanden über einen gewissen Zeitraum. Es gibt auch Fälle, wo Kinder einem schlechten Psychotherapeuten zum Opfer fallen, der dann alles auf die Eltern schiebt, was gewesen ist. Und man kann sogar Kindern Erinnerungen einsuggerieren. Ich kenne Fälle, wo Eltern ganz verzweifelt zu mir gekommen sind und sagen, mein Kind denkt, ich hätte es vergewaltigt und sie sagen mir, dass sie das ganz sicher nicht getan haben. Und ich weiß es natürlich auch nicht sicher. Es gibt solche Fälle, wo Psychotherapeuten an Traumaerinnerungen heranführen, die keine reale Grundlage haben. Die Eltern sind dann furchtbar im Leiden. Auch hier kann man aber sagen, ja auch das gehört zu Deinem Karma dazu, auch das ist eine Lernaufgabe, ist auch Lernaufgabe Deines Kindes. Du kannst da nicht viel machen und vielleicht gehört es zu Deiner Lernaufgabe zu erkennen, dass Deine Elternrolle jetzt wegen diesem Psychotherapeuten ganz anders geworden ist. Du kannst hoffen, dass diese Rolle sich wieder ändern wird, aber momentan kannst du gar nichts machen als zu erkennen, auch darin liegt eine Lektion. Jetzt kannst Du selbst, wenn Du ein Kind hast, nochmals kurz überlegen, wie ist meine Rolle gegenüber meinem Kind? Wo bin ich besonders verhaftet? Wo habe ich Identifikationen? Wie könnte ich etwas weniger identifiziert meine Rolle annehmen? Und wie kann ich auch aus dieser Rolle wieder herauskommen? Die Rolle des Elternteils gegenüber dem Kind ändert sich ja auch. Ist das Kind in Deinem Bauch, hast Du eine Rolle. Ist das Kind Baby und auch ganz hilfsbedürftig, ist es wieder eine andere Rolle. Ist das Kind der große Entdecker der ersten Kindheitsjahre ist es wieder eine andere Rolle. Dann, wenn das Kind vielleicht in den Kindergarten geht, hast Du wieder eine neue Rolle. Manche Eltern wollen gerne bei dieser 100% fürsorglichen Rolle hängenbleiben. Es gilt, dass Du auch bereit bist, diese Rolle zu ändern. Geht das Kind zur Grundschule ist es wieder anders, geht das Kind dann in die 5. Klasse, Orientierungsstufe, Gymnasium oder Ganztagsschule oder Gesamtschule oder was auch immer es sein mag, ändert sich wieder Deine Rolle. Identifiziere Dich nicht mir der konkreten Ausprägung der Rolle, sondern sei neugierig. Sei neugierig, wie sich Deine Rolle entwickelt. Irgendwann wird die Rolle sich vielleicht soweit entwickeln, dass du mehr von Deinem Kind lernst. Aber auch dort, identifiziere Dich nicht zu sehr mit dieser Rolle, irgendwann musst Du auch Dein Kind in die Unabhängigkeit entlassen. Schritt für Schritt ändert sich das. Identifiziere Dich nicht mit Deinen Eltern, ist die nächste Sache. Deine Eltern haben es vermutlich gut gemeint. Mindestens 98-99% der Eltern haben als eine ihrer Hauptmotivationen im Leben: Dem Kind eine gute Zukunft zu geben. Manche Eltern haben sich aber identifiziert und denken, sie wissen, wie Deine gute Zukunft sein soll. Manche Kinder sind 20, 30, 40, 50 Jahre alt und richten ihr Leben immer noch auf den Erwartungen der Eltern aus und ärgern sich furchtbar wenn sie nicht tun, was sie gerne von ihnen hätten. Erkenne, Deine Eltern hatten ihre Aufgabe und haben ihre Aufgabe, es gut, sogar am besten mit Dir zu meinen. Deine Aufgabe ist es nicht, den Erwartungen Deiner Eltern zu genügen. Deine Berufswahl sollte nicht darauf ausgerichtet sein, was Deine Eltern von Dir erwarten. Und auch die Art wie Du Dein Leben führst, sollte nicht ausgerichtet sein, was Deine Eltern von Dir erwarten. Dein Glück sollte nicht davon abhängig sein, ob Deine Eltern das für gut halten oder nicht. Du musst Deine Eltern nicht überzeugen. Deine Eltern haben vermutlich schon ein Alter erreicht, in dem sie ihre Einstellung nicht so schnell ändern werden. Insbesondere nicht durch logische Argumente. Deine Eltern wollen das Beste für Dich und vermutlich indem Du einfach Dein Leben lebst und indem Du selbst ein glückliches und gelassenes Leben lebst, werden Deine Eltern am glücklichsten sein. Versuche also nicht den Erwartungen Deiner Eltern gerecht zu werden, insbesondere wenn Du älter als 18 bist. Versuche auch nicht, Deine Eltern davon zu überzeugen, dass Dein Leben richtig ist. Achte Deine Eltern dafür, dass sie Dir dein Leben geschenkt haben. Achte Deine Eltern dafür, dass sie sich um Dich gekümmert haben. Wertschätze es, dass Deine Eltern es gut mit dir meinen. Sei dankbar dafür, dass Du Eltern hast, die auch konkret zu meinen wissen, was gut für Dich ist. Sie meinen es ja gut. Aber versuche nicht Dein Leben auf die Erwartungen der Eltern auszurichten. Du kannst, wenn Deine Eltern Dir Tipps geben, tatsächlich überlegen, sind diese Tipps hilfreich? Manchmal haben ja Eltern gute Tipps und manchmal sind sie weise. Du brauchst auch nicht in der reinen Protesthaltung Deiner Teenagerphase stecken zu bleiben und grundsätzlich das Gegenteil von dem zu machen, was Deine Eltern sagen. Du kannst überlegen, ist das etwas, dass mir hilfreich ist, was meine Eltern sagen und dann kannst du feststellen, ja oder nein oder unter bestimmten Umständen. Dann setze es um oder setze es nicht um. Du brauchst Dich nicht zu ärgern, wenn Deine Eltern zum zehnten Mal das gleiche sagen. Akzeptiere es, dass die Eltern wohlmeinend sind und sei dankbar dafür, aber tue, was Du für richtig hältst. Ich gebe hier ein paar Beispiele. Angenommen, deine Eltern denken, du musst einen bestimmten Beruf haben und Du musst dich auf eine bestimmte Weise verhalten und sie erzählen Dir das immer wieder. Höre Dir das an und sage danke, dass Du Anteil an meinem Leben nimmst. Danke für diesen Ratschlag. Anschließend diskutiere nicht weiter. Rechtfertige Dich nicht. Du brauchst Dich nicht zu rechtfertigen. Tue, was Du für richtig hältst. Deine Eltern mögen anschließend fragen, warum hast Du das nicht umgesetzt? Du brauchst Dich nicht zu rechtfertigen. Du sagst einfach, ich hab inzwischen gemerkt, etwas anderes ist besser und dann ändere das Thema. Frage Deine Eltern, was in ihrem Leben gerade wichtig ist. Erkundige Dich, was mit der Katze ist, mit dem Hund, mit dem Wetter, mit dem Haus, mit dem Freund, mit den Verwandten, usw. Gehe nicht in die Rechtfertigungsfalle hinein. So kannst Du eine gute Gelassenheit haben, liebevoll umgehen und immer wieder berücksichtige auch die guten Ratschläge oder zumindest halte sie als Möglichkeit in Deinem Geist. So überlege, gibt es etwas, dass mich bei meinen Eltern stört, ärgert, nervt? Sind die Gespräche mit meinen Eltern hilfreich oder nicht hilfreich? Habe ich Angst davor, ärgere ich mich darüber? Wenn dem so ist, dann überlege, wie könnte ich geschickter umgehen? Wie kann ich mich weniger mit meinen Eltern identifizieren? Wie kann ich einfach anerkennen, sie meinen es gut, aber ich brauche ihren Erwartungen nicht zu genügen und meine Eltern brauchen mich nicht zu verstehen? Schwierig ist das Verhältnis natürlich auch zur Schwiegermutter. Es scheint warum auch immer so zu sein, dass insbesondere das Verhältnis von Schwiegertöchtern zu Schwiegermüttern relativ häufig schwierig ist. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass sich die Schwiegermutter besonders identifiziert mit ihrer Mutterrolle und es ganz besonders gut meint mit ihrem Sohn und natürlich denkt, dass die Schwiegertochter die besondere Aufgabe hat, dem Sohn gerecht zu werden. Und die Schwiegermutter verlagert ihre eigenen Mutterrollen auf die Schwiegertochter. Will dann, dass die Schwiegertochter es genau richtig macht gegenüber dem Sohn, will also, dass die Schwiegertochter Mutteraufgaben gegenüber dem Sohn übernimmt, sie will, dass die Schwiegertochter Erziehungsaufgaben gegenüber dem Sohn übernimmt. Die Schwiegermutter will, dass auch die Schwiegertochter die Kindererziehung genauso macht wie die Schwiegermutter es denkt, und die Schwiegermutter versucht natürlich zum einen, die gute oder vermeintlich gute Art ihrer Kindererziehung auch ihrer Schwiegertochter beizubringen und natürlich will sie auch, dass die Schwiegertochter die Erziehungsfehler, die sie selbst gemacht hat, eben nicht macht. Und sie meint es alles gut, aber in sehr vielen Fällen tut das eben nicht besonders gut, ist es nicht besonders hilfreich. Die Schwiegertochter könnte sich furchtbar drüber ärgern und sie könnte große Konflikte haben und manchmal den Partner dazu auffordern, sich zu entscheiden zwischen ihr und der Mutter. Eine Entscheidung, die man dem Partner nicht zumuten sollte. Die Schwiegertochter sollte einfach erkennen, meine Schwiegermutter meint es gut. Meine Schwiegermutter hat gute Gründe es zu versuchen, ihre Mutterrolle auf mich zu verlagern. Mutterrolle gegenüber dem Sohn und Mutterrolle gegenüber meinem Kind oder meinen Kindern. Ich dagegen bin eine unabhängige Person, ich habe meine eigenen Gründe. Es ist nicht notwendig, dass meine Schwiegermutter mich versteht. Es ist nicht notwendig, dass ich meine Schwiegermutter verstehe. Es ist nicht notwendig dass meine Schwiegermutter das für richtig hält was ich tue. Wenn meine Schwiegermutter mir Ratschläge gibt, sage ich einfach ja und danke dafür. Ich kann sie kurz in Betracht ziehen und dann tue ich, was ich tun will, und was ich für richtig halte. Wiederum gilt, wenn meine Schwiegermutter erkennt, dass es meinem Kind gut geht, wenn meine Schwiegermutter erkennt, dass es meinem Partner gut geht, wird sie schon zufrieden sein. Deshalb sei dankbar, dass Dein Partner eine Mutter hat, sei dankbar, dass Du eine Schwiegermutter hast, sei dankbar, dass sie sich um das Wohl von euch beiden kümmern will, sei bewusst, dass die Art und Weise, wie Deine Schwiegermutter sich kümmern will, oft nicht angemessen und angebracht ist, dass deine Schwiegermutter aber auch nicht aus ihrer Haut kann. Und dann tue das, was Du tun kannst. Überlege gerade, wie ist Dein Verhältnis zu Deiner Schwiegermutter und überlege, könntest Du vielleicht einige der Ratschläge, die ich Dir in diesem Text gegeben habe umsetzen? Im nächsten Abschnitt geht es darum, wie Du vielleicht Identifikation mit Deinem Partner ändern kannst und wie Du eine gelassenere Beziehung zu Deinem Partner bekommen kannst über Nichtidentifikation. Natürlich ist es immer die Frage, willst Du überhaupt so gelassen sein? Es kann ja auch sein, dass es zu Deinem Leben dazugehört, aufbrausend und leidenschaftlich zu sein und Du es gar nicht missen willst. Aber wenn Du ein gelasseneres Leben führen willst, können diese Ratschläge für Dich hilfreich sein.

Identifikation mit der Partnerrolle

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/15_Identifiziere_dich_nicht_mit_Partnerrolle.mp3</mp3player>

Jetzt geht es also um Gelassenheit in der Partnerschaft und Gelassenheit durch nicht Identifikation mit Deinem Partner. Ein nicht ganz einfaches Thema. Menschen geraten leicht in Schwierigkeiten bezüglich ihrer geistigen Ruhe, wenn sie sich zu sehr mit ihrem Partner identifizieren. Letztlich ist ihr Leben ausgerichtet auf den Partner. Was heißt hier Nicht-Identifikation? Gut, zunächst wenn Du die vorigen Abschnitte gelesen hast, weißt Du, die Grundaussage ist: Frag wer bin ich, erkenne Dein Selbst und sei frei. Du bist Bewusstsein. Du bist auf diese Welt gekommen, um etwas zu erfahren, um etwas zu tun, um etwas zu bewirken, um spirituell zu wachsen. Dazu nimmst Du verschiedene Rollen ein, dazu hast du verschiedene Möglichkeiten und Fähigkeiten und damit bist Du natürlich auch mit einigen Menschen zusammen. Ein wichtiger Aspekt zum spirituellen Wachstum ist Partnerschaft. Für die meisten Menschen gehört die Partnerschaft zu einem guten spirituellen Wachstum dazu. Wie ist jetzt eine Partnerschaft, eine gelassene Partnerschaft? Gelassenheit in einer Partnerschaft heißt natürlich nicht, dass Dein Partner Dir egal ist. Im Gegenteil, wenn Du eine Partnerschaft hast, dann ist es wichtig, dass Du Liebe zu Deinem Partner entwickelst und natürlich hast Du auch einige Erwartungen und natürlich ist die Liebe zu Deinem Partner etwas ganz besonderes. Was heißt jetzt Identifikation mit Deinem Partner? Identifikation mit dem Partner, mit der Partnerin heißt, dass Du nicht mehr Dein Leben lebst, sondern dass Du dich hauptsächlich über die Beziehung zu Deinem Partner definierst und dass Du dich hauptsächlich identifizierst mit dem, was Dein Partner macht. Also zum Beispiel wenn die Ehefrau sich ganz identifiziert mit dem beruflichen Erfolg des Mannes. Oder wenn der Mann sich identifiziert über seine Frau und eben hofft, dass seine Frau vieles lebt, was er selbst nicht leben kann. Oder umgekehrt, dass ein Mann, der sich selbst einiges verweigert, es auch nicht einsieht, dass seine Frau das leben kann, was er selbst gerne leben würde. Nichtidentifikation heißt, Du weißt, ihr seid beide Wesen, die schon in einem früheren Leben existiert haben. Ihr habt beide eine gute Vergangenheit, ihr habt beide eine Persönlichkeit, ihr habt beide Aufgaben und ihr habt beide die Aufgabe, zu wachsen und etwas in dieser Welt zu bewirken. Ihr habt auch einiges, was ihr zusammen an Aufgaben habt, ihr habt auch einiges, was ihr zusammen bewirken könnt und ihr habt auch einiges, was ihr euch gegenseitig schenkt an Möglichkeiten des Wachstums. Und Schenken bedeutet hier nicht nur die schönen Sachen, sondern auch die weniger schönen Sachen. Es heißt, Du akzeptierst, dass Dein Partner anders ist als du und dass er sich vielleicht auf verschiedene Weisen anders entwickeln wird als Du. Und Du lernst, dass die Aufgabe Deines Partners nicht ist, genauso zu sein wie Du es gerne hättest. Es ist ja so, zwei Menschen verlieben sich ineinander, in der Phase des Verliebtheitsgefühls macht man eine Wahrnehmungsverschiebung, man erkennt den anderen als sehr viel näher, als er tatsächlich ist, man sieht sich sehr viel ähnlicher, es entsteht so ein Gefühl von Verbundenheit, von Verschmolzenheit, und man denkt, man ist sich sehr, sehr ähnlich, man gehört auf ewig zusammen. Also am Anfang findet Wahrnehmungsverschiebung statt. Das zweite, was geschieht ist, man versucht natürlich auch sich gegenüber dem Partner attraktiv zu machen, man passt sich an ihn oder sie an, man bemüht sich den Erwartungen des anderen zu entsprechen, denn man will ja, dass man mit dem Partner zusammenkommt. Gut, dann kommt man zusammen und nach einer Weile stellt man dann fest, man ist doch nicht so ähnlich. Also man stellt fest, man hat Unterschiede, der andere ist doch anders, als man gedacht hat, der andere ist vor allen Dingen anders als man selbst, man stellt desweiteren fest, nach einer Weile, man selbst will sich nicht mehr an den anderen anpassen, der andere will sich auch nicht an den anderen anpassen und jetzt ist die Frage, wie geht’s weiter? Wenn man jetzt sehr stark identifiziert war mit dem Bild des Partners, dann ist das fast noch schlimmer als die zu starke Identifikation mit dem Partner, auch das Bild das man hat, wie die Beziehung sein sollte, spielt eine große Rolle. Wenn man da sehr stark identifiziert war, dann kommt es natürlich zu einer Krise. Vieles ist anders, als man gedacht hat. Vielleicht hat man vorher noch dazu gedacht, ja, grundsätzlich passt alles und das wenige, wo der Partner anders ist, als man denkt, dass er sein sollte, werde ich auch noch hinkriegen. Man lebt in der Hoffnung, man wird den Partner erziehen, man wird ihm sagen, was man von ihm will und er wird sich anpassen. Und manchmal macht er das auch, aber manchmal eben auch nicht. Es ist daher sehr wichtig, dass Du dir dieser Mechanismen bewusst wirst. Erstens, lebst Du Dein eigenes Leben oder lebst Du das Leben Deines Partners? Das heißt nicht, dass Du dich nicht anpasst, natürlich muss man sich aufeinander einstellen und man wird Kompromisse eingehen. Aber zunächst einmal ist es wichtig, dass Du feststellst, ja, ich lebe auch ein eigenes Leben und ich fühle mich als eigene Persönlichkeit. Ich bin ich, der Partner ist der Partner, wir beide zusammen haben tolle Erfahrungen, manchmal auch weniger gute Erfahrungen, aber zunächst mal ich bin ich, mein Partner ist mein Partner, ich hab mein eigenes Leben, ich hab meine eigenen Lektionen. Die zweite wichtige Sache ist, lebe ich über mich selbst oder lebe ich über meinen Partner? Ich wiederhole mich jetzt etwas, aber ich versuche es noch etwas deutlicher zu machen. Also ist es so, dass mein Wohlergehen vollständig vom Wohlergehen des Partners abhängt? Ist mein Erfolgsgefühl vollständig abhängig vom Erfolgsgefühl meines Partners? Sind meine Emotionen vollständig abhängig von den Emotionen meines Partners, meiner Partnerin? Wenn dem so ist, dann ist es wichtig, dass Du dir dessen bewusst wirst, und dass Du schaust, ja, wie könnte ich das lösen? Wie kann ich feststellen, ich bin eben nicht gebunden durch die Emotionen meines Partners und mein Gefühl von Erfolg, Misserfolg, von Zufriedenheit, Freude hängt nicht nur von meinem Partner ab. Die nächste Frage, die Du dir stellen kannst: Identifiziere ich mich mit der Vorstellung meines Partners oder wie der Partner zu sein hat? Hier kannst Du auch wieder überlegen, welche Vorstellung habe ich, wie mein Partner sein sollte? Welche Vorstellung habe ich, wie mein Partner ist? Natürlich wenn ich Partner sage, meine ich immer auch Partnerin. Welche Vorstellungen habe ich dort? Und ist es richtig, dass ich eine solche Vorstellung habe, dass mein Partner so und so sein sollte? Natürlich man muss auch schauen, um was es konkret geht. Beispielsweise kannst Du bestimmte ethische Prinzipien haben und sagen, nein, wenn mein Partner dagegen verstößt, damit kann ich nicht leben. Oder Du kannst auch sagen, Du hast bestimmte Vorstellungen, wie Dein Leben zu leben ist und wenn Dein Partner ganz andere Vorstellungen hat und denkt du musst so und so leben, ansonsten kann er nicht mit Dir sein, dann kannst Du überlegen, kannst Du diesen Vorstellungen genügen oder auch nicht. Und manchmal hilft es, das offen auszusprechen und zu sagen, es scheint, Du hast die und die Erwartung an mich und da möchte ich Dir sagen, den Erwartungen kann und will ich nicht genügen. Es kann sogar sein, dass der Partner diese Erwartung gar nicht hat und man sie sich nur einbildet. Und es kann auch sein, dass das dem Partner, der Partnerin gar nicht so wichtig ist, man muss darüber sprechen. In jedem Fall ist es wichtig, die Identifikation herauszunehmen. Dass Du dich nicht identifizierst mit dem Bild, das Du hast, was Du denkst, wie Dein Partner sein soll, dass Du dich nicht identifizierst allein über die Beziehung mit Deinem Partner und dass Du dich auch nicht identifizierst mit der Rollenerwartung, die Dein Partner an Dich hat. Eine Menge Material, worüber Du nachdenken kannst. Heute bin ich glaube ich weniger strukturiert als sonst, aber ich glaube, das ist auch bei diesem Thema gut, denn Beziehungen sind nie klar strukturiert und eine Partnerschaft hat so viele Ebenen. Überlege also jetzt nochmals oder vielleicht sogar die nächsten Tage, bin ich identifiziert mit meiner Rolle als Partner und ist diese Identifikation sehr stark? Identifiziere ich mich sehr stark als Partner über die Beziehung und identifiziere ich mich noch dazu mit Rollenerwartungen von mir oder meinem Partner und identifiziere ich mich auch mit Rollenerwartungen an meinen Partner? Wenn dem so ist, Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung und manchmal reicht es aus, das schon zu wissen. Wenn es nicht ausreicht, wird es noch eine Menge anderer Anregungen geben, die Du umsetzen kannst.

Identifikation als Ursache von Ärger und Gereiztheit

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/16_ueberwinde_identifikationen.mp3</mp3player>

Jetzt geht es darum, wie Du die Identifikation überwinden kannst mittels Kriya Yoga. Kriya Yoga heißt der Yoga der Tat. Kriya Yoga heißt, etwas zu tun. Kriya Yoga, da gibt es viele Traditionen. Vielleicht hast Du schon gehört von Kriya Yoga nach Paramahamsa Yogananda, das sind Energietechniken. Letztlich ist Kriya Yoga hier gleichbedeutend mit Kundalini Yoga. Ich möchte heute über den Kriya Yoga von Patanjali sprechen, sowie Patanjali in seinem Werk das Yoga Sutra vor 2000 Jahren Kriya Yoga definiert hat. Er sagt dort, Kriya Yoga ist Tapas, Svadyaya und Ishwara Pranidana. Und was ist der Sinn von diesen Dreien? Was ist der Sinn vom Kriya Yoga? Er sagt dort, Kriya Yoga vermindert die Kleshas, die leidverursachenden Verhaftungen und führt zu Samadhi. Ok, von Kleshas habe ich schon das letzte Mal gesprochen, leidverursachende Verhaftungen. Vielleicht erinnerst Du dich? Avidya- Unwissenheit, dann Asmitha- Identifikation, Raga – Mögen, Dvesha – Nichtmögen. Dies führt zu Abinivesha – Ängsten und im weiteren Sinne auch zu Ärger, Frust, Reizbarkeit. Es gilt also diese Kleshas zu überwinden. Wie überwindest Du die Kleshas? Mit Svadhyaya – Selbststudium. Tapas – Askese, also etwas tun und Ishwara Pranidana – Loslassen und Hingabe. Svadhyaya, also als erstes: Gemeint ist hier Selbststudium. Im Grunde genommen, habe ich darüber das letzte Mal gesprochen. Wenn Du feststellst, Du ärgerst Dich, dann kannst Du überlegen im Sinne von diesen Kleshas. Du ärgerst Dich über etwas, da kannst Du feststellen, wo war mögen, wo war nichtmögen, wie kommt dieses mögen und nichtmögen aus einer konkreten Identifikation. Wie kannst du diese Identifikation überwinden und wie kommst Du wieder dazu, deine wahre Natur zu erfahren? Also über Svadhyaya kommst Du zu Deiner wahren Natur. Es gibt aber noch mehr Möglichkeiten, denn Svadhyaya habe ich ja das letzte Mal beschrieben und Du hattest ja etwas Gelegenheit darüber nachzudenken. Du hattest etwas Gelegenheit Svadhyaya selbst zu üben. Nächste Möglichkeit ist Tapas. Tapas heißt Askese. Tapas heißt aber auch wörtlich Feuer. Tapas heißt auch etwas zu ändern. Das kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Wenn Du dich über etwas ärgerst, dann kannst du auch schauen, wie kannst du etwas tun? Wie kannst du etwas abstellen? Du kannst merken, du ärgerst Dich über etwas und dann kannst du überlegen, wie kann ich da die Ursache des Ärgers abstellen? Ist der Ärger auch ein Zeichen etwas zu tun, also wirst Du Tapas üben. Du wirst etwas tun, vielleicht auch mit Enthusiasmus und Begeisterung und Feuer etwas tun. Also eine Möglichkeit: etwas tun. Und eben die dritte Möglichkeit Ishwara Pranidhana – Hingabe an Gott. Loslassen. Du kannst also sagen, es ist nicht änderbar, ich kann auch meine eigene Reaktion nur beschränkt ändern, ich überlasse alles Gott. Ich lasse los. Im Grunde genommen laufen diese drei Aspekte des Kriya Yoga auf das Gelassenheitsgebet zurück. Vielleicht erinnerst Du dich? Herr, gib mir die Gelassenheit Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann, gib mir den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und gib mir die Unterscheidungskraft zwischen beidem. Svadhyaya – Selbststudium bewirkt eben die Unterscheidungskraft zwischen beiden. Gilt es loszulassen oder etwas zu ändern? Tapas wäre hier mit Feuer und Enthusiasmus etwas zu ändern, Ishwara Pranidana – Hingabe und Loslassen. Du hast gesehen, Swadhyaya geht auch etwas darüber hinaus, was im Gelassenheitsspruch gemeint ist. Es gehen aber auch die anderen Sachen noch weiter. Du kannst auch zusätzlich eine Technik üben, Tapas, bewusstes Tun von etwas, was Du nicht magst. Also tatsächlich im Sinne von Askese. Indem Du bewusst Dinge tust, die Du nicht magst, kannst Du lernen, Dinge zu mögen. Indem Du bewusst Dinge tust, die Du nicht magst, lernst Du Disziplin des Geistes. Ich war eine Weile bei einem indischen Yogameister in der Lehre und der hat mal gesagt, tu das, was Du nicht magst, so lange, bis Du es magst. Mit der Einschränkung, soweit es ethisch verantwortbar, vertretbar ist. Und er hat mich dort selbst darin geschult. Angenommen, Du magst es nicht zu kochen, dann ist es gut, dass Du lernst zu kochen. Indem Du lernst, zu kochen und auch Dich darin trainierst, kochen zu mögen, verlierst Du die Angst, dass Du kochen müsstest. Und Du ärgerst Dich auch nicht darüber, dass Dein Partner mal nicht da ist oder Dein Partner krank ist. Du kannst genauso kochen wie Dein Partner, Deine Partnerin. Angenommen, Du magst es nicht zu staubsaugen, dann ist es gut, bewusst zu staubsaugen und du kannst dich dabei natürlich auch fragen, wie müsste ich staubsaugen, dass es mir Spaß macht? Lerne es dann staubsaugen zu lernen. Eine nächste Möglichkeit ist auch, angenommen Du liebst das Essen und Du ärgerst Dich, wenn das Essen zu wenig gesalzen ist. Dann kannst du dir vornehmen, eine Weile salzlos zu leben und Du wirst feststellen, plötzlich schmeckt das Essen auch salzlos. Es gibt natürlich Grenzen. Du würdest Dir jetzt nicht das Essen regelmäßig versalzen, denn zu viel Salz ist ja ungesund. Also Du kannst überlegen, gibt es Dinge, die Du nicht magst, über die Du dich ärgerst und könntest Du dir vornehmen, diese Dinge bewusst zu tun, um zu lernen Dich nicht mehr darüber aufzuregen? Das ist jetzt eine Aufgabe, die Du machen kannst wie eine Übung. Du kannst Dir das auch aufschreiben, nimm Dir einen Moment Zeit. Überlege, wo gibt es Sachen, die Dich regelmäßig aufregen und gibt es Möglichkeiten, bewusst etwas zu tun, was dem entspricht? Ich gebe Dir noch zwei weitere Beispiele für ein praktisches Tapas. Angenommen, Du ärgerst Dich regelmäßig über Kassen, wo Du so lange anstehen musst und Du ärgerst Dich, dass die Nachbarkasse schneller ist. Dann wäre mein Vorschlag, wähle bewusst die Kasse, wo die Schlange länger ist und mache dies als bewusste Tapasübung. In vielen Fällen ist ja die Schlange, die länger ist, sowieso schneller dran, aber indem Du dir bewusst vornimmst, eine Weile lang bei der Schlange anzustehen, die länger aussieht, lernst Du gelassen zu sein gegenüber dem Anstehen und lernst gelassen zu sein, wenn jemand schneller ist als Du. Nächstes Beispiel. Parken. Angenommen Du ärgerst Dich darüber, dass kein Parkplatz da ist. Und immer dann, wenn Du fünf Minuten ein Parkplatz suchen musst, ärgerst Du dich furchtbar darüber, dass es Dir nicht gelingt. Du kannst dir stattdessen vornehmen, du nimmst den erstbesten Parkplatz, der zwischen fünf bis zehn Minuten Entfernung ist, von dem Ort wo Du hinwillst. Du wählst den erstbesten Parkplatz. Da nimmst du vielleicht in Kauf, dass Du 5-10 Minuten zu Fuß gehen musst. Vielleicht wirst Du auf diese Weise gar nicht mal länger brauchen, um zu dem Ort zu kommen, den Du besuchen willst, denn oft dauert´s ja 5-10 Minuten einen Parkplatz zu finden. Indem Du einen Parkplatz nimmst, der 5-10 Minuten weg ist, kannst Du Gelassenheit üben. Dir macht es nichts aus weiter weg zu sein, Du genießt es, spazieren zu gehen, Du hast eine Körperübung und es ist einfach schön. Angenommen Dich nervt es, wenn Deine Mutter so ausschweifend erzählt und immer wieder das gleiche. Dann kannst du es Dir bewusst vornehmen, ja ich werde meiner alten Mutter bewusst zuhören, sie hat mir auch als Kind zugehört. Sie hat auch mein Lallen als Baby ertragen. Ich werde mir jetzt vornehmen ganz bewusst ihr zuzuhören. Und vielleicht, wenn die Worte nicht so wichtig sind, versuche ich während der Worte eine Herzensverbindung herzustellen. Ich mache es zu einer Disziplin, auch eine Bedeutung von Tapas, meiner Mutter ganz bewusst zuzuhören. Indem Du so den Kriya Yoga übst, indem Du Tapas übst, kannst du lernen, Dich über immer weniger Dinge zu ärgern. Also die Übung wäre, überlege worüber ärgere ich mich und könnte ich mir vornehmen, bewusst die Dinge zu tun, über die ich mich ärgere? Könnte ich bewusst Dinge tun, die mich in eine Situation versetzen, dass ich gelassener werden kann gegenüber diesen Dingen? Den dritten Aspekt, Ishwara Pranidhana- Hingabe an Gott, werde ich ein anderes Mal etwas genauer behandeln, wenn es nämlich um Bhakti Yoga geht. Nur so viel, Hingabe an Gott hilft natürlich gelassen zu sein. Wenn Du erkennst, es ist alles Gottes Wille und wenn Du alles Gott darbringst und die Verantwortung an Gott weitergibst, dann brauchst Du dich nicht zu ärgern. Nochmals aber die Übung für dieses Mal, überlege, wo könntest Du dir bewusst vornehmen Dinge zu tun, die Du bisher nicht magst und wie kannst du lernen sie so zu tun, dass Du sie magst? Wie kannst Du dich in Situationen hineinbringen, über die Du dich ärgerst auf eine solche Weise, dass Du dich künftig darüber nicht mehr ärgern musst, sondern die Situation magst?

Identifikation mit Besitz

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/12_identifiziere-dich-nicht-mit-deinem-besitz_Gelassenheit-12.mp3</mp3player>

Jnana Yoga, der Yoga des Wissens, als Hilfe zur Gelassenheit stellt auch die Frage „wer bin ich“? Im letzten Abschnitt bin ich eingegangen auf die Subjekt-Objekt-Beziehung. Und wie Du durch das Verstehen von Subjekt und Objekt dich lösen kannst von Identifikationen und Verhaftungen. Indem Du dich löst, von Identifikationen und Verhaftungen, kannst du ein gelasseneres Leben führen. Ein Beispiel war ja die Uhr, wenn Du sagst, dies ist meine Uhr, wenn Du dich sehr identifizierst mit der Uhr, dann wirst du immer wieder Sorgen haben. Du hast Angst, die Uhr geht nicht mehr, sie wird dir geklaut, sie geht kaputt. Du hoffst, dass andere die Uhr loben, du ärgerst Dich, wenn jemand die Uhr für nicht schön findet. Indem Du lernst, die Uhr ist ein Leihgegenstand von nicht beschränkter oder von unklarer Nutzungsdauer, das heißt, jederzeit kann sie von Dir genommen werden, kannst Du sehr offen sein, kannst Du sehr gelassen sein. Oder angenommen, Du identifizierst Dich mit Deinem Auto. Viele Menschen kaufen ja ein Auto, dass es ihnen genau entspricht und Menschen verbringen zum Teil mehr Zeit damit als mit ihrem Partner, für viele Menschen ist ihr Auto ja sogar wie ihr zweites zuhause. Wenn Du dich mit dem Auto identifizierst, kommst du in alle möglichen Probleme. Das Auto wird irgendwann nicht mehr funktionieren, es muss in die Werkstatt, Menschen können es klauen, Du kannst es Dir nicht mehr leisten, usw, usw. Wenn Du erkennst, ich hab das Auto für eine beschränkte Zeit und ich werde mich drum kümmern, dann kannst du verhaftungslos mit dem Auto umgehen. Eine kleine Geschichte, die dir vielleicht helfen kann, auf dem Weg der Gelassenheit mit Besitz umzugehen. Es ist eine Geschichte aus dem alten Indien, aus alten indischen Schriften, mehrere tausend Jahre alt. Es war einmal ein König namens Jnanaka. Dieser König war noch recht jung und er dachte, er will einige Zeit in die Lehre gehen zu einem großen Meister. Der größte Meister, den Jnanaka kannte, hieß Ashtavakra. Ashtavakra galt als ein ganz großartiger Meister. Und Ashtavakra stimmte zu, Jnanaka als Schüler aufzunehmen und Jnanaka organisierte seine Vertretung in seinem Königreich für einige Zeit. Jnanaka lernte bei Ashtavakra, er lernte über Yoga, er lernte über Meditation, er lernte wie er seinen Geist unter Kontrolle bringen konnte, er lernte alle spirituellen Prinzipien und er lernte viel über Gelassenheit. In Indien ist es üblich, dass am Ende einer Lehrperiode der Schüler dem Meister eine Gabe gibt, ein sogenanntes Dakshina und es gibt keine festen Sätze, sondern man gibt, was man kann. Natürlich Jnanaka war ein König, er konnte recht viel geben. Aber er wusste auch, Ashtavakra hatte auch alles, was er brauchte. Und Ashtavakra als grosser Meister war sogar recht zufrieden, er schien nichts zu brauchen und so fragte Jnanaka den Ashtavakra „Meister, ich würde Dir gerne einen Dakshina, eine Gabe geben, ein Lehrgeld geben. Was kann ich Dir geben? Du weißt, ich habe große Mittel, ich kann Dir alles geben, was Du willst.“ Und Ashtavakra sagte, „Du weißt nicht, worauf Du dich einlässt. Du sagst, Du willst geben, was auch immer ich will, Geld, ist das wirklich so?“ Jnanaka sagte, „ja, mein Wort als König gilt. Was auch immer Du willst und wenn es mir möglich ist, ich werde es Dir geben. Du hast mir so viel großartiges gegeben, so großartiges Wissen, so großartige Techniken. Was auch immer Du willst, ich werde es Dir geben.“ Ashtavakra lächelte und sagte „ok, dann überschreibe mir Dein Königreich. Ich will Dein Königreich haben.“ Jnanaka schluckte einen Moment, damit hatte er nicht gerechnet aber er wusste, er hatte sein Wort gegeben und jetzt sagt er, „ok mein Wort gilt, ich überschreibe Dir das Königreich.“ Sie setzten das gleich um und Ashtavakra nahm ein Pergament und Jnanaka unterzeichnete, er schrieb, hiermit überschreibe ich mein Königreich an Ashtavakra, ich ernenne Ashtavakra zu meinem Nachfolger. Ashtavakra ist jetzt der König. Ashtavakra hatte einige Schüler, sie unterschrieben als Zeugen, Jnanaka machte sein Siegel darauf und übergab dem Ashtavakra auch seinen Siegelring und noch ein paar Insignien der Macht. Nachdem das alles gemacht wurde, lächelte Ashtavakra und sagte, „ok Jnanaka, Du kannst jetzt gehen.“ Jnanaka wusste jetzt nicht, was er weiter machen sollte, er hatte nur gelernt König zu sein, aber dachte, irgendwas wird sich schon finden und ging weiter. Als er fast außer Hörweite war, rief Ashtavakra laut: „Jnanaka bitte komm doch nochmal her.“ Jnanaka kam nochmal zurück und Ashtavakra sagte, „Du weisst Du, ich fühl mich ja hier im Wald momentan ganz wohl, ich weiß ja gar nicht, wie man ein Königreich regiert. Könntest Du nicht das Königreich für mich regieren? Du regierst das Königreich für mich unter zwei Bedingungen. 1. Du wirst so tun, als ob Du der König wärst, du wirst weiterhin der König genannt und 2. Du weißt, in jedem Moment kann es geschehen, dass ich wieder zurückkomme und das Königreich regiere.“ Jnanaka lächelte und stimmte zu. So ging Jnanaka zurück zu seinem Königreich, eigentlich nicht mehr zu seinem Königreich, zu Ashtavakras Königreich. Er tat gegenüber allen anderen so, als ob er der König wäre, wurde auch als König angesehen, lebte im Palast, saß auf dem Thron des Königs, machte alle Handlungen, die ein König auch machte, wusste aber tief im Inneren, es ist nicht sein Königreich, sondern es ist Ashtavakras Königreich. Und alle paar Monate kam Ashtavakra mal vorbei und lächelte und sagte: „Jnanaka, na, wie geht es Dir? Und er sagte, ich überlege gerade, ob ich das Königreich übernehmen soll, aber ich glaube, Du kannst noch eine Weile weiter regieren.“ So regierte Jnanaka das Königreich mit großem Engagement, denn für seinen Guru, für seinen Meister wollte er alles tun, so regierte er das Königreich so gut wie er konnte, und er regierte auch das Königreich mit den ethischen Prinzipien seines Gurus, also Gerechtigkeit, Geschicktheit, Frieden, Ausgleich, usw. Er regierte es so, aber er wusste, jederzeit kann das Königreich von ihm genommen werden und er wusste auch, letztlich ist es ja Ashtavakras Königreich. Wenn Ashtavakra mit seiner Regierung nicht zufrieden ist, könnte er ja jemand anderen einsetzen. So konnte er verhaftungslos regieren. Er konnte gut regieren, er konnte engagiert regieren, er brauchte keine Angst haben, Dinge falsch zu machen, denn er wusste, es ist ja eigentlich Ashtavakras Königreich und er identifizierte sich nicht. So konnte Jnanaka zeigen, wie man mit einer spirituellen Lebenseinstellung sehr gut und engagiert lebt. Jnanaka als König lebte auch wie ein König. Er genoss auch den Luxus eines Königs, denn letztlich, Menschen brauchen auch, damit sie den König bewundern können. Aber Jnanaka wusste auch, in jedem Moment kann es sein, dass er nichts mehr besitzen würde. So heißt es, dass Jnanaka als König inmitten des Luxuslebens und inmitten aller Verantwortung , allen Stresses der Regierung eines Königreiches, die höchste Verwirklichung erreicht hatte. Und Jnanaka gilt in der Mythologie und in vielen Geschichten eben als ein Beispiel für jemanden, der in der Welt ist, aber nicht von der Welt. Der engagiert ist, aber nicht verhaftet. Der genießen kann, aber nicht an etwas hängt. Das war natürlich ein guter Kunsttrick von Ashtavakra, dass er den Jnanaka auf eine solche Weise ausgebildet hatte. Aber das ist nicht nur Ashtavakra und Jnanaka im Grunde ist es bei uns ja auch so. Uns gehört nichts. Angenommen Dir gehört ein Haus. Dir gehört nicht wirklich das Haus. Das Haus gehört Mutter Erde, gehört Gott, der göttlichen Mutter, wie auch immer Du es sehen willst. Du hast keine volle Kontrolle darüber, es kann Dir jederzeit weggenommen werden. Es kann Dir weggenommen werden durch ein Erdbeben, es kann Dir weggenommen werden durch eine finanzielle Katastrophe, es kann Dir weggenommen werden, weil irgendwo irgendwas kaputt geht. Es gehört Dir nicht, Dir ist es nur anvertraut worden für eine bestimmte Zeit. Du kümmerst dich um das Haus, Du kümmerst Dich um alles, was drin ist, Du tust nach außen so, als ob es Dir gehört, Du bist ja auch offiziell der Besitzer, aber Du weißt, jederzeit kann es Dir weggenommen werden. Weiteres Beispiel: Angenommen Du hast ein Geschäft, z.B. ein Naturkostladen. Du hast einen Naturkostladen, aber Du weisst, Dir gehört der Naturkostladen nicht wirklich. Denn Du hast ihn zwar aufgebaut, aber die Vorstellung, dass einem irgendetwas gehört, ist schon etwas komisch. Selbst wenn du sogar das Haus mit Deinen eigenen Händen gebaut hättest, Du hättest es aus Materialien gebaut, die von Mutter Erde kommen. Typischerweise bist Du aber auch nur zur Miete da, das heißt, Dir gehören die Räume nicht und selbst wenn Dir die Räume gehören, vielleicht hast Du sie ja gekauft, aber selbst dann gehören sie Dir nicht, der Naturkostladen selbst gehört Dir nicht. Du bist vielleicht Eigentümer im Sinne von Einzelunternehmen oder als GmbH und Du zahlst Steuern darauf. Aber es ist nicht in Deiner Hand, ob er läuft oder nicht läuft, einen gewissen Einfluss hast Du, aber nicht den vollen Einfluss. Es braucht bloß ein paar Blocks weiter ein Naturkost-Supermarkt aufmachen, dann kann es relativ schnell sein, dass Du deinen Naturkostladen verlierst. Es kann sein, dass irgendwelche gesetzlichen Bestimmungen sich ändern, und dann wird es unmöglich, dass Du den Naturkostladen aufrecht erhältst. Es kann sein, dass Deine Hauptmarke in Skandalgeschichten verwickelt wird und schon wird nicht mehr gekauft und du kannst den Naturkostladen verlieren. So viel kann passieren. Und es ist wirklich wichtig, dass Du dir dessen bewusst bist. Der Naturkostladen gehört Dir nicht, er ist Dir anvertraut worden. Du hast eine Aufgabe damit zu erledigen. Du hast etwas zu tun. Du machst es so gut wie Du kannst und weil es Deine Aufgabe ist, machst Du es gut, vielleicht kannst Du sogar sagen, die Aufgabe ist mir anvertraut worden von Gott oder der höheren Wirklichkeit oder für einen guten Zweck, für eine gewissen Weile. Aber Du weißt, es kann jeden Moment von Dir genommen werden. Jedenfalls kannst Du jetzt selbst noch überlegen, woran hängst du, was gehört dir, was ist vielleicht Dein Besitz? Womit identifizierst Du dich? Vielleicht Dein Auto, vielleicht Deine Kleidung, vielleicht Dein Haus, vielleicht Dein Garten, vielleicht Deine Firma, vielleicht irgendetwas anderes. Überlege und sei Dir bewusst, mir gehört nichts, auch keine Aktien, auch kein Vermögen, keine Alterssicherung, nichts. Es ist mir alles nur anvertraut worden für eine gewisse Weile. Ich will es nutzen so gut, wie ich kann, zum Wohl von anderen und kann es auch genießen, ich darf es auch genießen, aber es kann jederzeit von mir genommen werden. Wenn Du diese Grundeinstellung hast, macht es Dir dann auch nichts aus, wenn es von Dir genommen wird. Dann sagst Du, ah, der Moment ist gekommen, die Nutzungsdauer ist vorbei. Ich werde das später noch ausdehnen auf Identifikation mit Posten, mit Aufgaben und auch mit Menschen. Sicherlich ist es hier noch etwas schwieriger sich davon zu lösen, verhaftungslos zu werden.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Raja Yoga Positives Denken Gedankenkraft

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Meditation

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Asanas als besonderer Schwerpunkt

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