Ehe: Unterschied zwischen den Versionen

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==Yoga, Ehe und Partnerschaft==
==Yoga, Ehe und Partnerschaft==
Ein Beitrag von Nepal Lodh, aus: Yoga Vidya Journal 02, Frühjahr 1999==
Ein Beitrag von Nepal Lodh, aus: Yoga Vidya Journal 02, Frühjahr 1999==
[[Datei:Ehe-Ring-Wedding ring Louvre AC924.jpg|thumb|Byzantinischer Ehering, 700 n.Chr.]]


Die Ehe und das [[Leben]] in [[Partnerschaft]] haben sich traditionell entwickelt. Der medizinische und der technische Fortschritt, die Entwicklung der Stadt- und Industriekultur haben dazu beigetragen, daß sich das ehe- und partnerschaftliche Leben nicht mehr wie früher in einer Arbeits- und Wohngemeinschaft abspielt. Heute ist nur die Wohngemeinschaft geblieben, während die Arbeitsplätze getrennt sind. Nur wenige Paare üben heutzutage ihre Arbeit noch gemeinschaftlich aus. Dies beschränkt sich auf landwirtschaftliche und kleine Handwerksbetriebe. Für alle übrigen Ehe- und Partnergemeinschaften gilt, daß sie eine Wohn- und Freizeitgemeinschaft bilden.
Die Ehe und das [[Leben]] in [[Partnerschaft]] haben sich traditionell entwickelt. Der medizinische und der technische Fortschritt, die Entwicklung der Stadt- und Industriekultur haben dazu beigetragen, daß sich das ehe- und partnerschaftliche Leben nicht mehr wie früher in einer Arbeits- und Wohngemeinschaft abspielt. Heute ist nur die Wohngemeinschaft geblieben, während die Arbeitsplätze getrennt sind. Nur wenige Paare üben heutzutage ihre Arbeit noch gemeinschaftlich aus. Dies beschränkt sich auf landwirtschaftliche und kleine Handwerksbetriebe. Für alle übrigen Ehe- und Partnergemeinschaften gilt, daß sie eine Wohn- und Freizeitgemeinschaft bilden.

Version vom 25. Mai 2014, 14:40 Uhr

Yoga, Ehe und Partnerschaft

Ein Beitrag von Nepal Lodh, aus: Yoga Vidya Journal 02, Frühjahr 1999==

Byzantinischer Ehering, 700 n.Chr.

Die Ehe und das Leben in Partnerschaft haben sich traditionell entwickelt. Der medizinische und der technische Fortschritt, die Entwicklung der Stadt- und Industriekultur haben dazu beigetragen, daß sich das ehe- und partnerschaftliche Leben nicht mehr wie früher in einer Arbeits- und Wohngemeinschaft abspielt. Heute ist nur die Wohngemeinschaft geblieben, während die Arbeitsplätze getrennt sind. Nur wenige Paare üben heutzutage ihre Arbeit noch gemeinschaftlich aus. Dies beschränkt sich auf landwirtschaftliche und kleine Handwerksbetriebe. Für alle übrigen Ehe- und Partnergemeinschaften gilt, daß sie eine Wohn- und Freizeitgemeinschaft bilden.

Da in einem Sozialstaat der Grundbedarf gesichert ist und von daher niemand mehr in völliger Armut leben muß, könnten heutige Ehe- und Partnergemeinschaften eigentlich ein ideales Leben führen. Oft verdienen beide, so daß ein überdurchschnittliches Familieneinkommen zu Verfügung steht. Die finanziellen Rahmenbedingungen für eine Ehe oder Partnerschaft sind also mehr als erfüllt.

Statistische Daten zeigen aber, daß jede dritte Ehe heute geschieden wird, und die Zahl derer, die nur eine Art Notgemeinschaft bilden, dürfte nicht gerade gering sein. Ein Leben in Überfluß hat die Partner nicht dazu bringen können, eine zumindest erträgliche Lebensgemeinschaft aufrechtzuerhalten, und sei es nur der Kinder wegen. Häufig hört man, wenn eine Ehe oder Partnerschaft gescheitert ist, die eigentlich Leidtragenden seien die Kinder.

Man fragt sich, wie es kommt, daß Berufsbildung, Allgemeinbildung, kulturelle und ethische Bildung nicht vermochten, eine Ehe- oder Partnergemeinschaft ausreichend zu qualifizieren. Trotz alle Bildung wechseln viele Menschen die Partner wie Objekte. Sie scheinen den menschlichen Körper als Verzehrobjekt zu betrachten. Die Yogaphilosophen würden sagen, hier mangele es an Herzensbildung und einem Gefühl für das Miteinander, an Respekt und Achtung vor dem Partner bzw. der Partnerin.

Der Yoga kann einen Beitrag dazu leisten, daß die Partner zu einer natürlichen Lebensweise zurückfinden und ihre Bindung wieder so festigen, daß äußere Einflüsse sie nicht erschüttern können. Durch die Yogapraxis kann der Übende empfindsamer werden, negative Gefühle in Bezug auf die Partnerschaft ab- und gemeinschaftsfördernde Gedanken aufbauen. In der Yogatheorie heißt es, die Partner sollen sich öffnen, d.h. die Gedanken des anderen Partners zunächst einmal ohne Zensur aufnehmen. Zum Wohle der Partnerschaft sollte dann jeder versuchen, die aufgenommenen Gedanken so zu bewerten, daß er weder durch Gedankenimpulse noch durch sein Verhalten den anderen oder sich selbst verletzt. Der Yoga sagt: “Kritik ja, aber den Partner nicht so kritisieren, daß nichts als Kritik übrigbleibt und alle partnerschaftlichen Gefühle getötet werden.” Es darf nicht soweit kommen, daß der einzige Kommunikationsstoff Kritik und nochmals Kritik ist, hin und wieder abgemildert durch den Satz “Ich meine es doch nur gut”.

Die Yogaphilosophen sind der Meinung, die Partner sollen, statt einander zu kritisieren, sich mehr dem Füreinander und Miteinander hinwenden. Yogaübungen können dabei helfen. Es muß nicht der Kopfstand sein, sondern ganz einfache Übungen, die jeder leicht ausführen kann, sind hilfreich:

Nachdem man morgens gemeinsam wachgeworden ist, sich im Bett die Hand reichen und festhalten. Vier Atemzüge tun. Dann den rechten Handteller auf das Herz legen und “Nama Narayana” rezitieren. Dabei denken: “Ich wecke jetzt die in mir ruhende positive Energie. Meine positive Energie wird jetzt geweckt.”

Nun aufstehen. Die Übung muß nicht lange dauern. Eine Minute genügt.

Wenn morgens keine Zeit ist, kann man ein- oder zweimal die Woche gemeinsam üben. Es sind leichte Übungen, wie z.B. “Savana” zur Entspannung. Dabei sollten sich die Ehe-Partner nebeneinanderlegen und während der Übung nicht sprechen.

In der Rückenlage nun eine Minute lang gleichmäßig ein- und ausatmen.

In der nächsten Stufe sollen die Partner das, was sie denken – sowohl über sich selbst als auch über den anderen – “laut denken”; nacheinander zwei Minuten lang. Jetzt einatmen, den Atem kurz anhalten und wieder ausatmen. Nun soll versucht werden, die Gedanken auszuschalten. Die fünf Sinne bewußt abschalten: “Ich schmecke nicht. Ich visualisiere nicht. Ich fühle nicht. Ich höre nicht. Ich rieche nicht.” Vier Minuten so liegen bleiben.

Anschließend sollen beide Partner die Übung “der Baum” üben und dabei denken: “Ich bin selbstlos und mit der Erde verwurzelt.”

Es folgt die Übung “Gruß an die Sonne”. Diese Übung nacheinander viermal ausführen. Ein Partner übt, der andere schaut zu und korrigiert, wo nötig. Die Übung “Sonnengruß” kann man von Woche zu Woche steigern bis zu zehnmal nacheinander.

Danach sollen die Partner nebeneinander sitzen im Diamant- oder Lotossitz oder einer anderen angenehmen Sitzhaltung. Dabei “so” und “ham” summen und denken: “Das bin ich”. Beim Ausatmen “so” summen, dann einatmen und beim erneuten Ausatmen “ham” summen. Zwei Minuten lang. Zum Schluß still sitzen und danach die Übung beenden. Sind Kinder da, können sie mitüben. Das trägt zur Entwicklung eines friedlichen Familienlebens bei.

Für ein harmonisch verlaufendes partnerschaftliches Leben in der Ehe hat der Yoga den Begriff “Prema” geprägt. Sind die Partner miteinander in Prem verbunden, kann von der Familie, als dem kleinsten Glied der Gesellschaft, das Gefühl eines friedlichen Miteinanders auf die Nachbarschaft ausstrahlen, von der Nachbarschaft zur Siedlung, von der Siedlung zur Gemeinde, von der Gemeinde zum Bundesland und vom Bundesland auf die Nation und schließlich auf die ganze Welt.

Der Yoga kann auch dabei helfen, negative Energie im Körper und in der Umgebung in positive umzuwandeln, gewaltfrei zu denken, zu handeln und mit dem Partner und der Nachbarschaft gewaltfrei zu kommunizieren und das Gesellschaftsbild zu gestalten.

Yogaübungen innerhalb einer Ehe bzw. der Partnerschaft können einen geistigen Reichtum vermitteln und dadurch materiellen Reichtum als sekundär erscheinen lassen. Es gibt einen großen Reichtum an yogaphilosophischem Stoff über den sich kommunizieren läßt, so daß keine Langeweile im Zusammenleben aufkommen sollte. Jeder Partner wird sich dabei selbst immer mehr erforschen und dem anderen seine Ergebnisse mitteilen. Die Partner werden sich über die beiderseitige Entwicklung freuen, und das wiederum stärkt das Gemeinschaftsgefühl auch mit den Kindern.