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*Buddhistische Legenden von Heinrich Zimmer, Insel Verlag Frankfurt am Main, 1985, 1. Auflage
*Buddhistische Legenden von Heinrich Zimmer, Insel Verlag Frankfurt am Main, 1985, 1. Auflage


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Aktuelle Version vom 15. Juli 2017, 06:25 Uhr

Shitavana (Leichenverbrennungsacker) (ein Ausschnitt aus der Geschichte des Jyotishka aus „Buddhistische Legenden“ von Heinrich Zimmer) Als die Menge den Erhabenen sah, gab sie ringsum Raum. Der Erhabene trat mitten unter die große Menschenmenge, und der Schatten eines aufkeimenden Lächelns spielte über sein Gesicht. Als die Nirgranthas diesen Schatten eines aufkeimenden Lächelns über das Gesicht des Erhabenen spielen sahen, erwogen sie: »Da der Asket Gautama mit dem Schatten eines aufkeimenden Lächelns auf dem Gesicht sich mitten in die große Menschenmenge begeben hat, ist dieser werdende Buddha gewiss nicht gestorben.« Sie sagten zu Subhadra: »Es scheint, dieses unselige Wesen ist doch nicht gestorben.« Er sagte: »Verehrte, wenn dem so ist, was ist dabei zu machen?« — Sie sagten: »Hausvater, wir üben uns in ruhevoller Enthaltung von allem Tun. Du selbst wirst Bescheid wissen.«

Er hob seine Frau auf den Scheiterhaufen und übergab sie den Flammen. Ihr ganzer Körper verbrannte, nur ihr Unterleib blieb ringsum unversehrt. Ja dieser Unterleib zersprang und ein Lotus erhob sich aus ihm, und auf dem Samenboden dieser Lotusblume saß ein Knäblein, das war lieblich, schön und reizend.

Viele hunderttausend Wesen wurden von höchstem Staunen erfüllt, als sie den Knaben sahen. Den Nirgranthas schwand Übermut und Stolz, und keine Wunderkräfte wuchsen ihnen. Da sprach der Erhabene zum Hausvater Subhadra: »Hausvater, nimm den Knaben.« Er aber wandte seinen Blick auf den Mund der Nirgranthas. Die sagten: »Hausvater, wenn du in diesen brennenden Scheiterhaufen eingehst, wirst du mit Haut und Haar zu Asche.« — Er nahm das Kind nicht. Da sprach der Erhabene zu Dschivaka, dem Leibarzt des Königs, zubenannt »des Prinzen Pflegesohn«: »Dschivaka, nimm das Knäblein.« — Der erwog: »Es ist keine Stelle, kein Raum dafür da, dass der Erhabene mich beauftragt, „nimm“, wenn es unmöglich ist.« Unverzagt tauchte er sich in den flammenden Scheiterhaufen und nahm das Kind. Er tauchte auf des Siegers Geheiß in den Scheiterhaufen und nahm das Kind, durch des Siegers Macht ward das Feuer heiß wie schmelzender Schnee so lind. Darauf sprach der Erhabene zu Dschivaka, »des Prinzen Pflegesohn«: »Dschivaka, du bist doch nicht ver¬letzt oder hast Schaden genommen?« — Er sagte: »Im Königspalast, Verehrter, bin ich zur Welt gekommen, im Königspalaste groß geworden, aber ich entsinne mich nicht, dass Sandel und Sandelpuder von so lieblicher Kühle sind wie dieser Scheiterhaufen, über den der Erhabene Macht hat.«

Da redete der Erhabene den Hausvater Subhadra an:

»Nimm jetzt den Knaben, Hausvater.« — Aber der war von der Irrlehre verstört und ergab sich auch jetzt noch nicht: er sah wieder den Nirgranthas auf den Mund. Die sagten: »Hausvater, dies ist ein ganz unseliges Geschöpf. Nicht einmal das Feuer, das alles verzehrt, hat es verbrannt. Wozu viele Worte: nimmst du es in dein Haus auf, wird es gewiss dein Haus entwurzeln und du selbst findest den Tod dabei.«

Keine Liebe kommt der Liebe zum Ich gleich. Darum nahm er den Knaben nicht an. Da sprach der Erhabene zum König Bimbisara: »Nimm du den Knaben, Großer König.« In freudiger Hast streckte der König beide Hände aus und nahm den Knaben. Darauf betrachtete er ihn von allen Seiten und sagte: »Erhabener, wie soll der Name des Knaben sein?« Der Erhabene sprach: »Großer König, weil dieser Knabe mitten aus Flammen (dschyotis) geholt ist, soll sein Name Jyotishka sein.« So wurde ihm der Name Jyotishka gegeben.

Siehe auch

Literatur

  • Buddhistische Legenden von Heinrich Zimmer, Insel Verlag Frankfurt am Main, 1985, 1. Auflage