Moralischer Zeigefinger
Moralischer Zeigefinger ist eine abfällige Bezeichnung für eine Ermahnung. Menschen mögen es nicht, ermahnt zu werden. Wenn man andere ermahnt, bekommt man schnell den Vorwurf des moralischen Zeigefingers. Allerdings sollte man nicht vorschnell urteilen über den moralischen Zeigefinger: Eventuell erhebt man selbst den moralischen Zeigefinger, indem man über den moralischen Zeigefinger eines anderen urteilt: "Urteilen, das macht man nicht. Den moralischen Zeigefinger heben, das sollte man nicht tun". Hier hat man selbst den moralischen Zeigefinger gehoben.
Ist Nudging besser als der moralische Zeigefinger?
Wer sich über den moralischen Zeigefinger beschwert, meint meistens: Statt mich zu ermahnen, solltest du mich ermutigen, motivieren. So hat sich heute das Konzept "nudging" als Alternative zum moralischen Zeigefinger in die Diskussion gebracht:
Nudge bedeutet Schubs bzw. Stups. Anstatt jemanden zu einem guten, moralischen, gesunden Verhalten zu ermutigen, soll er stattdessen sanft dahin gestupst werden. Statt Gebote und Verbote zu erlassen oder den moralischen Zeigefinger zu erheben, sollte gutes Verhalten mit Anreizen versehen werden.
Nudging kann aber auch Manipulation sein - insbesondere wenn es nicht offen als Nudging kommuniziert wird.
Im Umgang mit sich selbst kann man den moralischen Zeigefinger mit Nudging ergänzen - dann ist das geschickter Umgang mit sich selbst.
Man sollte aber auch ein schlechtes Gewissen aushalten können - und seine ethischen Ideale hoch halten.