Mayasrishti

Aus Yogawiki
Mayasrishti

Mayasrishti (Sanskrit: māyāsrishti f.) = eine Schöpfung der Täuschung.

Mayasrishti ist ein zusammengesetzter Sanskrit-Ausdruck, der aus den Worten „maya“ und „srishti“ besteht und wörtlich die „Erschaffung durch Maya“ oder „Schöpfung der Illusion“ bezeichnet.

  • Maya“ steht in der indischen Philosophie für die Kraft des Scheins oder der Illusion, die die wahre Natur der Wirklichkeit verdeckt: sie macht das Vergängliche und das Vielfältige als real erscheinen und verschleiert das absolute, unvergängliche Selbst.
  • Srishti“ bedeutet Schöpfung, Entstehen oder Hervorbringung. Zusammengenommen beschreibt Mayasrishti also den Vorgang oder das Phänomen, durch das die Welt der Formen, Unterschiede und Erscheinungen — kurz: das sichtbare Universum — aus dem Wirken von Maya hervorgeht.

In philosophischen und religiösen Texten wird Mayasrishti oft dazu verwendet, das Verhältnis zwischen dem Absoluten (Brahman, das Eine) und der manifesten Welt zu erklären: nicht als endgültig getrennt oder unabhängig, sondern als Ergebnis der wirkenden illusionären Kraft. Die manifestierte Welt wird demnach nicht als absolute, eigenständige Wirklichkeit gesehen, sondern als etwas, das durch Maya konzipiert und erhalten wird; ihre Vielfalt ist „scheinbar“, solange die zugrunde liegende Einheit nicht erkannt ist. Diese Sichtweise findet sich besonders in den vedantischen Traditionen und in tantrischen sowie philosophischen Diskussionen über Kosmogonie und Ontologie.

Je nach Kontext kann Mayasrishti unterschiedlich beurteilt werden. In dualistischen Lesarten erscheint die Schöpfung als reale, von einem persönlichen Gott bewirkte Tätigkeit; in nicht-dualistischen Lesarten (Advaita) wird Mayasrishti stärker als transzendente Gesetzmäßigkeit angesehen, die das Eine vorübergehend als Vieles erscheinen lässt. Spirituell gesehen hat die Vorstellung von Mayasrishti eine pädagogische Funktion: sie erklärt, warum Menschen an der Welt haften, warum Leiden und Verwirrung entstehen und warum Befreiung — die durch das Erkennen des nicht-getrennten Selbst erreicht wird — die „Auflösung“ oder Durchschaung dieser Schöpfung bedeutet.

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