Contact Improvisation

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Die Contact Improvisation ist aus der Tanzimprovisation, einer freien Spielart des Tanzens hervorgegangen, bei der es darum geht, aus dem Moment heraus seinen Körper zu bewegen und zu tanzen, aus den Impulsen heraus, die gerade in dem Moment kommen oder erspürt werden.

Bei der Contact Improvisation ist Aufmerksamkeit ein wichtiges Element

In der Reinform gibt es keine vorgegebenen Themen, teilweise auch keine Musik und nie eine vorgegebene und wiederholbare Choreographie. Jede Bewegung existiert nur in und für den Augenblick.

Tanzimprovisation kann gelernt werden, indem erfahrene Tänzer die Schüler mit verschiedensten Übungen dazu bringen, ihren Körper als Ganzes wahrzunehmen. Wünschenswert bei der Improvisation ist das vollständige Sich-gehen-lassen. Dieser Zustand entspricht dem, was allgemein als Flow bekannt ist, in dem Zeit und Raum sich vollständig auflösen und der Tänzer nur noch reines Bewusstsein ist, das sich bewegt - oder auch nicht.

Was ist Contact Improvisation

Die Contact Improvisation (entstanden aus der Tanzimprovisation) gilt als postmoderner Tanzstil, bei dem es um die aktive Entdeckung aller Bewegungsmöglichkeiten geht, die zwei oder mehr menschliche Körper im Berührungskontakt ausführen können.

Da die Bewegung aus dem Moment der Berührung heraus in jedem Augenblick neu entsteht, die beiden Elemente Berührung und Improvisation dabei grundlegend sind, nannte Steve Paxton ein Tanzexperiment zur Erforschung der Dynamik zwischen zwei Tanzenden 1972 Contact Improvisation. Der Bezeichnung/Name ist bis heute nicht urheberrechtlich geschützt.

Die Tanzenden versuchen, alle Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungen des Körpers zu erforschen, indem sie

auf dem Yoga Vidya Musikfestival
  • sich aneinander bewegen
  • sich gegenseitig das Gewicht abgeben
  • an- und übereinander rollen
  • klettern und schwingen
  • über- untereinander gleiten, rollen
  • sich anlehnen
  • sich aneinander abrutschen lassen
  • aufeinander ablegen
  • sich für Momente trennen und an Kontaktpunkten wiederfinden
  • sich mit einfachen Techniken ohne übermäßigen Kraftaufwand heben
  • sich gegenseitig fangen
  • führen und folgen

Ein sich ständig verlagernder Körper-Kontaktpunkt dient den Partnern als gemeinsame Basis, von der aus sie mit ihrem Gewicht spielen. Das Ergebnis kann verschiedene Tanzqualitäten von sanft und langsam bis wild und akrobatisch einschließen.

Die Körper kommunizieren, jede Bewegung entwickelt sich unmittelbar aus der Vorangegangenen. Die Tanzenden erspüren und achten auf die Impulse ihrer Tanzpartner und entwickeln dabei wiederum neue Bewegungen, aus den Impulsen, die bei ihnen als Reaktion intuitiv entstehen.

Anders ausgedrückt: Contact Improvisation ist ein Versuch, der Schwerkraft zu entfliehen und im Tanzen durch Berührung, Vertrauen und Momentum in jedem Augenblick verblüffende Bewegungen zu finden.

Krishna und Radha tanzen das Rasa Lila

Dabei ist eine absichtslose Achtsamkeit die wichtigste Voraussetzung, durchgehend gültige Regel oder Prinzip. Man muss erspüren, ob der/die Andere gehoben oder geschoben werden will ohne dies wirklich mit „push“ ausprobieren zu können. Vorübungen zur Achtsamkeit lassen sich an zwei klassischen contact Begriffen veranschaulichen:

  • small dance: eine Solo-Übung, bei der der Übende im aufrechten Stand all jene winzigen unwillkürlichen Reaktionen seines Körpers (sogenannte "micro movements") beobachtet, welche seine Balance gewährleisten.
  • rolling point: in einem Duett konzentrieren sich die Tanzenden auf einen einzigen Berührungspunkt zwischen ihren Körpern. Im Verlauf des Tanzes wird dieser „rollende Kontaktpunkt“ bei gleichbleibend langsamen Tempo kontinuierlich in Bewegung gehalten. Dabei kann es zu intensivem Flow-Erleben bei den Tanzenden kommen.

Was passiert im Unterricht?

In Contact Improvisation Workshops geht es um

  • um Sensibilisierung und Achtsamkeit für die eigenen Körpergefühle und Impulse
  • ein besseres Verständnis der Form
  • die Verbesserung der eigenen Bewegungsfähigkeiten innerhalb des Tanzes
  • das Öffnen und Einstimmen der Sinne
  • Eröffnung neuer Wege zu
  • einen weicheren und effizienteren Bewegungsfluss
  • Anleitung grundlegender Fertigkeiten wie Gewicht abgeben und nehmen, rollen, heben und fallen
  • spezifische Übungen in Gruppen, mit einem Partner oder alleine

Weil der Tanz nach bestimmten Prinzipien der Schwerkraft immer wieder neu aus der konkreten Begegnung entsteht und keiner vorgegebenen Choreographie folgt, schafft er Brücken zwischen den unterschiedlichsten Menschen, mit den verschiedensten Körpern und Fähigkeiten. Die Aufmerksamkeit ist auf den Bewegungs- und Energiefluss des Tanzes gerichtet und auf eine Wahrnehmung des eigenen Körpers und des Partners, anstatt Formen und Linien zu produzieren.

Contact Improvisation lädt zu einem kreativen Denken, Spontanität und technischem Können ein. Unterricht und Jams sind ein verspielter und atemberaubender Raum für Leute unterschiedlichster Contact- und Tanzerfahrung.

Je nach Kontext und Zielsetzung einer Contact Improvisation Veranstaltung spricht man von einer „Jam“ (kurz für Jam Session, eher spielerisch) oder einem „Lab“ (kurz für Laboratory, eher forschend).

Was passiert bei einer Jam?

Tanz eines Traums (Quelle: www.josephinewall.co.uk)

Eine Jam ist ein informelles Treffen von Tänzern. Es gibt keinen Lehrer, aber Zeit und Platz die eigenen Fähigkeiten und das Selbstvertrauen zu erweitern. Es gibt die Freiheit nach eigenem Bedürfnis zu tanzen, zu pausieren oder zuzuschauen. Die Jam eröffnet die Möglichkeit zu forschen und neu gelernte Techniken zu integrieren, sowie den eigenen Weg im Tanz zu finden. Die Musik dient manchmal zur Unterstützung, es wird aber meist ohne Musik getanzt. Eine Jam ist offen für alle Tanzbegeisterte, auch für Anfänger.

Für Jams gibt es meist einen gemeinsamen Start, der spontan und individuell gestaltet wird, um zu Selbstwahrnehmung, Konzentration und Aufmerksamkeit in der Begegnung einzuladen. Darauf folgt gemeinsamer Tanz für längere Zeit, meist mehrere Stunden. Bei Contact geht es dabei um Berührungskontakt, den man nach eigenem Empfinden natürlich auch für eine Zeitlang verlassen kann, bis der Impuls zum Mitmachen und sich Öffnen für die Berührungsimpulse anderer wiederkommt.

Hier heißt es in Eigenverantwortung für Bewegungsdrang, Energie und Pausen zu sein. Contact ist vor allem Begegnung.

Geschichte der Contact Improvisation

Die Contact Improvisation entstand in den 1970er Jahren aus avantgardistischen Tanzexperimenten. Ihre Anfänge gehen auf verschiedenartige Quellen wie den Modern Dance, verschiedene Kampfkünste, die Newtonschen Bewegungsgesetze der Physik, Beobachtungen an der menschlichen Anatomie, Kinderspiel und Gymnastik zurück.

Zunächst versuchten professionelle Tänzer und Choreographen Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten zu erforschen. Daraus entwickelte sich die Contact Improvisation als neue Form des Experimentierens und wurde so weiter angewendet.

Es war eine Gruppe von Tänzern in den frühen 1970er Jahren in New York, unter ihnen Steve Paxton, Nancy Stark Smith und Daniel Lepkoff, die die ersten Performances organisierten und leiteten. Bald entstanden die ersten Jam Sessions, kurz Jam genannt.

Auch die Minions lieben Contact Improvisation :-)

Von Anfang an war Contact Improvisation ein soziales Phänomen, Menschen trafen sich in Turnsälen und Parks, um in Jam Sessions neue Tanzformen auszuprobieren und zu entdecken. In den Folgejahren wuchs das Interesse an dieser Tanzform sehr: seit 1974 existiert das internationale Magazin "Contact Quarterly" und Tanzcompagnien begannen Konzepte der Contact Improvisation in ihre Arbeit zu integrieren.

Mittlerweile ist Contact Improvisation fester Bestandteil der Ausbildung zeitgenössischer Tänzer und wird von vielen Choreographen neben anderen improvisatorischen Ansätzen und Tanzstilen als gleichberechtigtes Mittel zur choreographischen Materialfindung angesehen. Contact Improvisation als soziale Tanzform verbreitete sich schnell. Die „Eintrittsbarriere“ ist sehr niedrig, vor allem weil allein ein spielerischer, erforschender Geist und ein menschlicher Körper dafür ausreichen.

Es besteht mittlerweile eine stark vernetzte internationale Gemeinschaft von Tänzern, deren Fähigkeiten und tänzerische Vorerfahrung stark variieren, die sich im Rahmen von Jams im Tanz physisch begegnen um lustvoll und mit Neugierde gemeinsam zu praktizieren und weiterzuentwickeln.

Die Begründer von Contact Improvisation haben sich entschieden, diese Tanzform für eine breite Gemeinschaft von Tanzenden offen zu halten. Daher wurde Contact Improvisation nie institutionalisiert. Der Name ist nicht urheberrechtlich geschützt. Um so wichtiger wurden daher Möglichkeiten, Inhalte und Methoden dieser Tanzform zu diskutieren und weiterzuentwickeln.

Video-Erklärung zu Einzelnen Figuren der Contact Imrovisation

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Siehe auch

Weblinks

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