Chardi Kala
Chardi Kala (Punjabi ਚੜ੍ਹਦੀ ਕਲਾ, IAST: caṛhdī kalā, auch: Chardi Kala, Chardi Kalaa) ist ein zentraler Ausdruck im Sikhismus. Er bezeichnet einen Zustand von unerschütterlichem Optimismus, geistiger Erhebung und Mut – selbst angesichts von Schwierigkeiten oder Leiden. Chardi Kala gilt als eine der wichtigsten Tugenden der Khalsa-Gemeinschaft.
Bedeutung
Wörtlich bedeutet Chardī „emporsteigend, zunehmend“ und Kalā „Kraft, Energie, Fähigkeit“. Zusammengesetzt beschreibt der Begriff den immer wachsenden inneren Auftrieb:
- ein beständiger Zustand der Zuversicht
- die Fähigkeit, Widrigkeiten mit Gelassenheit und Mut zu begegnen
- die spirituelle Haltung, alles im Hukam (göttlicher Wille) anzunehmen
Verwendung im Gebet
Der Ausdruck ist besonders bekannt aus dem abschließenden Teil des Ardas (sikhisches Gebet):
- Nanak Naam Chardi Kala, tere bhāṇe sarbat da bhala
(„Durch den Namen Nanaks möge der Geist stets erhoben sein; durch Deinen Willen möge Wohlergehen für alle sein.“)
Damit verbindet sich Chardi Kala mit dem Ideal des Sarbat da Bhala – dem Wohl aller Wesen.
Spiritueller Kontext
Chardi Kala ist nicht bloß ein psychologischer Optimismus, sondern Ausdruck tiefen Vertrauens in Gott und der Erfahrung, Teil des göttlichen Willens zu sein. Diese Haltung wird von Sikhs als Quelle von spiritueller Kraft und Seva (selbstloser Dienst) verstanden.
Parallelen im Yoga
Auch im Yoga finden sich ähnliche Konzepte:
- die beständige Zufriedenheit (Santosha)
- Shraddha – Vertrauen in den spirituellen Weg
- die vedantische Haltung, Leid und Freude als Teil des göttlichen Spiels (Lila) zu sehen
In diesem Sinn lässt sich Chardi Kala als sikhische Form von Tapas (innere Stärke) und unerschütterlicher Hingabe verstehen.
Siehe auch
Literatur
- Harbans Singh (Hrsg.): The Encyclopedia of Sikhism. Punjabi University, Patiala.
- W.H. McLeod: Sikhism. Penguin, London 1997.
- Nikky-Guninder Kaur Singh: The Feminine Principle in the Sikh Vision of the Transcendent. Cambridge University Press, 1993.