Brahmavidya Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Brahmavidya Upanishad'''
'''Brahmavidya Upanishad'''  


Die '''Brahma Vidya Upanishad''' ist eine [[Upanishad]] des [[Yoga]]. Hier gibt es Erklärungen zu [[Hamsa]] Yoga, [[Nada]] Yoga und der [[Kundalini]][[Shakti]]. Die [[Brahma]] [[Vidya]] Upanishad umfasst insgesamt 111 Verse.


==Brahma Vidya Upanishad - Erläuterungen nach Paul Deussen==
==Brahma Vidya Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen==
'''Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 761 - 765.'''
'''Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 761 - 765.'''


Brahmavidya Upanishad "die Geheimlehre der Wissenschaft von Brahman", mit diesem vielversprechenden Namen bezeichnet sich diese kleine, in unserer Rezension nur aus 11 Slokas bestehende (im Telugudrucke etwa das achtfache dieses Umfangs habende) Upani¬shad. Nachdem aber schon in den älteren Upanishaden die völlige Unerkennbarkeit des Brahman gelehrt worden war (neti! neti! - yato vdco nivartante, - avijn'atam vijanatam, usw.), konnte eine eigentliche Wissenschaft von Brahman nicht mehr aufgestellt werden, es wäre denn als die Wissenschaft von dem Symbol, unter welchem man das unerkennbare Brahman anschaute und verehrte. Als solches Symbol dient, schon seit Kath. 2,15. die alte Opfersilbe Om, bestehend aus den drei Moren (matras) a +u +m, wozu sich noch als dreieinhalbte Mora der summende Nachhall (nada) des m gesellte, der zugleich mit die¬sem durch den über die Silbe gesetzten Punkt (bindu) des Anusvara bezeichnet wird: Diese Silbe Om als Symbol des Brahman hatte den
===Einleitung===
1 Zur Anordnung. Als zweite Klasse der Atharva-Upanishaden (oben S. 543) lassen wir, wiederum die Reihenfolge Narayanas und Colebrookes einhaltend, die bei ihnen aufgenommenen elf Yoga-Upanishaden folgen. Die erste Gruppe derselben (3-5) wird durch Brahmavidya, Kshurika, Culika, die zweite (17-23) durch Nadabindu, Brahmabindu, Amritabindu, Dhyanabindu, Tejobindu, Yogasikha, Yoga-tattva, die dritte durch die vereinzelt stehende Hamsa-Upanishad gebil¬det. Daß die letztgenannte, ihrer Stellung entsprechend, viel später als die anderen ist, zeigt ihr Inhalt; bei den übrigen dürfte die Reihenfolge in den genannten Sammlungen schwerlich der Zeit ihrer Entstehung genau entsprechen.
Brahmavidya Upanishad<ref>Zur Anordnung. Als zweite Klasse der Atharva Upanishaden (oben S. 543) lassen wir, wiederum die Reihenfolge Narayanas und Colebrookes einhaltend, die bei ihnen aufgenommenen elf [[Yoga Upanishaden]] folgen. Die erste Gruppe derselben (3-5) wird durch [[Brahmavidya]], [[Kshurika]], [[Culika]], die zweite (17-23) durch [[Nadabindu]], [[Brahmabindu]], [[Amrita ]] Bindu, Dhyana Bindu, [[Tejobindu]], [[Yogasikha]], [[Yogatattva]], die dritte durch die vereinzelt stehende [[Hamsa Upanishad]] gebildet. Daß die letztgenannte, ihrer Stellung entsprechend, viel später als die anderen ist, zeigt ihr Inhalt; bei den übrigen dürfte die Reihenfolge in den genannten Sammlungen schwerlich der Zeit ihrer Entstehung genau entsprechen.</ref>  "die Geheimlehre der Wissenschaft von [[Brahman]]", mit diesem vielversprechenden [[Name]]n bezeichnet sich diese kleine, in unserer Rezension nur aus 11 [[Sloka]]s bestehende (im [[Telugu]]-Drucke etwa das achtfache dieses Umfangs habende) Upanishad. Nachdem aber schon in den älteren Upanishaden die völlige Unerkennbarkeit des Brahman gelehrt worden war ([[Neti]]! Neti! - Yato vaco nivartante, - [[Avijnata]]m [[Vijanata]]m, usw.), konnte eine eigentliche Wissenschaft von Brahman nicht mehr aufgestellt werden, es wäre denn als die Wissenschaft von dem Symbol, unter welchem man das unerkennbare Brahman anschaute und verehrte. Als solches Symbol dient, schon seit Kath. 2,15. die alte Opfersilbe [[Om]], bestehend aus den drei Moren ([[Matra]]s) A U M, wozu sich noch als dreieinhalbte [[Mora]] der summende Nachhall ([[Nada]]) des M gesellte, der zugleich mit diesem durch den über die Silbe gesetzten Punkt ([[Bindu]]) des [[Anusvara]] bezeichnet wird: Diese Silbe Om als Symbol des Brahman hatte den Vorzug, vermöge ihrer vollkommenen Bedeutungslosigkeit alle Prädikate der Sinnenwelt von Brahman fern zu halten, aber den Nachteil, daß sie einer zügellosen Phantastik keine Schranken zu ziehen vermochte. Eine Probe derselben ist, wie so manche andere Upanishad des [[Atharvaveda]], auch die vorliegende.
 
762 ATHARVAVEDA, YOGA-UPANISHADEN
===Die vier Teile der Upanishad===
Vorzug, vermöge ihrer vollkommenen Bedeutungslosigkeit alle Prädi¬kate der Sinnenwelt von Brahman fern zu halten, aber den Nachteil, daß sie einer zügellosen Phantastik keine Schranken zu ziehen ver¬mochte. Eine Probe derselben ist, wie so manche andere Upanishad des Atharvaveda, auch die vorliegende.
Die Einleitung (v. 1-3) verkündet die Absicht, die Brahmanlehre mitzuteilen, in welcher man den [[Ursprung]] und Vergang aller Dinge aus [[Brahma]], [[Visnu]] und [[Siva]] und in dieselben erkennt (v. 1). Namentlich ist es die Geheimlehre des Visnu und seiner Menschwerdungen, welche in der Brahmanlehre als das [[Dhruva]]-Feuer gepriesen wird. Dhruva (beständig) ist, wie [[Akshara]]m (unvergänglich, Silbe) eine Bezeichnung des höchsten [[Wesen]]s (Dhruvam Visnu [[Samjnita]]m, Maitr. 6,38) und somit auch des Lautes Om (vgl. Ramatap. Up. ed. Weber p. 335,14 und Mahabh. 1,2430 Dhruva Aksharam). Der Om-Laut nämlich ist, wie v. 3 erklärt, das Brahman, dessen Wissenschaft hier gelehrt werden soll, und dieselbe besteht darin,
Die Einleitung (v. 1-3) verkündet die Absicht, die Brahman-lehre mitzuteilen, in welcher man den Ursprung und Vergang aller
 
630 Dinge aus Brahma, Visnu und Siva und in dieselben erkennt (v. 1).
:1) [[Sarira]]m, den Leib,  
Namentlich ist es die Geheimlehre des Visnu und seiner Menschwer-dungen, welche in der Brahmanlehre als das Dhruva-Feuer gepriesen wird. Dhruva (beständig) ist, wie Aksharam (unvergänglich, Silbe) eine Bezeichnung des höchsten Wesens (dhruvam Viseu-samjnitam, Maitr. 6,38) und somit auch des Lautes Om (vgl. Ramatap. Up. ed. Weber p. 335,14 und Mahabh. 1,2430 dhruva-aksharam). Der Om-Laut nämlich ist, wie v. 3 erklärt, das Brahman, dessen Wissenschaft hier gelehrt wer¬den soll, und dieselbe besteht darin, 1) iarîram, den Leib, 2) sthanam, den Standort, 3) kala, die Zeit, d. h. hier den Endpunkt, 4) laya, das Hinschwinden des Om-Lautes zu erkennen. Hiermit sind die vier Teile der Upanishad (v. 4-7, 8-10, 11-12, 13-14) voraus bezeichnet.
:2) [[Sthana]]m, den Standort,  
I. sarîram, der Leib des Om-Lautes, v. 4-7
:3) [[Kala]], die Zeit, d. h. hier den Endpunkt,  
:4) [[Laya]], das Hinschwinden des Om-Lautes  
 
zu erkennen. Hiermit sind die vier Teile der Upanishad (v. 4-7, 8-10, 11-12, 13-14) voraus bezeichnet.
 
I. Sariram, der Leib des Om-Lautes, v. 4-7
   
   
Als solcher werden bezeichnet:
Als solcher werden bezeichnet:
drei Veden: drei Feuer: drei Welten:
 
Leib des a-Lautes: Rigveda Garhapatya Erde
{|class="wikitable"
u-Lautes: Yajurveda Daksina Luftraum m-Lautes: Samaveda Âhavaniya Himmel
|-
Hierzu kommt noch die dreieinhalbte Mora, welche nur (v. 4). Die Anordnung ist wie in Prasna 5.
!
!drei [[Veden]]
!drei [[Feuer]]
!drei [[Welt]]en
!drei [[Götter]]
|-
|Leib des a-Lautes:
|[[Rigveda]]
|[[Garhapatya]]
|[[Erde]]
|Brahman (n.)
|-
|Leib des u-Lautes:
|[[Yajurveda]]
|[[Daksina]]
|Luftraum  
|Visnu
|-
|Leib des m-Lautes:
|[[Samaveda]]
|[[Ahavaniya]]
|[[Himmel]]
|Siva
|}
 
Hierzu kommt noch die dreieinhalbte Mora, welche nur erwähnt wird (v. 4). Die Anordnung ist wie in Prasna 5.
   
   
II. sthanam, Standort des Om-Lautes, v. 8-10
II. Sthanam, Standort des Om-Lautes, v. 8-10
Inmitten der Hirnmuschel (samkha) glänzt als Sonne der a-Laut; in ihm als Mond der u-Laut; in diesem wiederum (so müssen wir wohl verstehen) als Feuer der m-Laut, während die dreieinhalbte Mora aus ihnen als Spitzflamme (iihha) aufsteigt. (Vgl. Maitr. 6,38, oben S. 362.)
 
Inmitten der Hirnmuschel ([[Samkha]]) glänzt als [[Sonne]] der a-Laut; in ihm als [[Mond]] der u-Laut; in diesem wiederum (so müssen wir wohl verstehen) als Feuer der m-Laut, während die dreieinhalbte Mora aus ihnen als Spitzflamme ([[Sikha]]) aufsteigt. (Vgl. Maitr. 6,38, oben S. 362.)
   
   
BRAHMAVIDYA-UPANISHAD 763
III. Kala, die Zeit, d. h. wohl der Endpunkt des Om-Lautes, v. 11-12
III. kala, die Zeit, d. h. wohl der Endpunkt des Om-Lautes, v. 11-12
 
Der Sinn dieser nach Lesung und Erklärung sehr problematischen Verse scheint dieser zu sein: sonnenähnlich und einer Spitzflamme an Glanz vergleichbar ist auch die Ader Sushumna; der Laut Om durch-bricht, wenn das Ende (kala) herankommt, die vorher (v. 8) beschrie¬bene Sonne im Hirn sowie auch die 72 000 übrigen Adern und gelangt (auf jener Sushumna), im Haupt durchbrechend (bhittva murdhani) durch das Brahmarandhram, dazu, Allschöpfer und Alldurchdringer zu sein.
Der Sinn dieser nach Lesung und Erklärung sehr problematischen Verse scheint dieser zu sein: sonnenähnlich und einer Spitzflamme an Glanz vergleichbar ist auch die [[Nadi|Ader]] [[Sushumna]]; der Laut Om durchbricht, wenn das Ende (Kala) herankommt, die vorher (v. 8) beschriebene Sonne im [[Gehirn|Hirn]] sowie auch die 72 000 übrigen Adern und gelangt (auf jener Sushumna), im Haupt durchbrechend ([[Bhittva]] [[Murdhani]]) durch das [[Brahmarandhra]]m, dazu, Allschöpfer und Alldurchdringer zu sein.
IV. laya, Hinschwinden des Om-Lautes, v. 13-14
 
Wie ein Blechtopf oder eine Glocke, wenn angeschlagen, ei¬nen langsam verhallenden Ton geben, so soll man auch den Om-Laut ausklingen lassen; die Beruhigung (santi), in welche er verhallt, ist das höchste Brahman; denn der Om-Laut (dhru-va) ist Brahman und hilft zur Unsterblichkeit.
IV. Laya, Hinschwinden des Om-Lautes, v. 13-14
Einleitung 631
 
1. Die Brahman Wissenschaft kund' ich,
Wie ein Blechtopf oder eine Glocke, wenn angeschlagen, einen langsam verhallenden Ton geben, so soll man auch den Om-Laut ausklingen lassen; die Beruhigung ([[Santi]]), in welche er verhallt, ist das höchste Brahman; denn der Om-Laut (Dhruva) ist Brahman und hilft zur [[Unsterblichkeit]].
Die Allwissen, die höchste ist;
 
Sie zeigt als Ursprung und Ende
===Die Brahmavidya Upanishad===
Brahman, Visnu, Maheévara.
'''Einleitung'''
2. Visnu, durch Wunderkraft wirkend,
Wird Mensch aus Gnade zwischendurch,
1. Die Brahman Wissenschaft kund' ich,
Sein Geheimnis, als Om-Feuer,
:Die Allwissen, die höchste ist;
Liegt in der Brahman-Wissenschaft.
:Sie zeigt als Ursprung und Ende
3. Die Silbe Om ist das Brahman,
:Brahman, Visnu, Maheévara.
So lehren Brahmankenner ja;
 
Was dieser Silbe Leib, Standort,
2. Visnu, durch Wunderkraft wirkend,
Zeit und Aushall, will sagen ich.
:Wird Mensch aus Gnade zwischendurch,
:Sein Geheimnis, als Om-Feuer,
:Liegt in der Brahman-Wissenschaft.
 
3. Die Silbe Om ist das Brahman,
:So lehren Brahmankenner ja;
:Was dieser Silbe Leib, Standort,
:Zeit und Aushall, will sagen ich.
   
   
764 ATHARVAVEDA, YOGA-UPANISHADEN
'''I. Der Leib (sariram) des Om-Lautes'''
I. Der Leib (sarîram) des Om-Lautes
 
4. Drei Götter sind und drei Welten,
4. Drei Götter sind und drei Welten,
Drei Veden und der Feuer drei,
:Drei Veden und der Feuer drei,
Drei Moren und die Halbmora
:Drei Moren und die Halbmora
Im Dreilaute, dem seligen.
:Im Dreilaute, dem seligen.
5. Der Rigveda, Garhapatya,
 
Die Erde und Brahman als Gott,
5. Der Rigveda, Garhapatya,
Das wird als Leib des a-Lautes
:Die Erde und Brahman als Gott,
Von Brahmankennern ausgelegt.
:Das wird als Leib des a-Lautes
6. Der Yajurveda und Luftraum,
:Von Brahmankennern ausgelegt.
Dazu das Feuer Daksina,
 
Und der heilige Gott Visnu
6. Der Yajurveda und Luftraum,
Als u-Laut wird verkündet uns.
:Dazu das Feuer Daksina,
7. Der Samaveda und Himmel,
:Und der heilige Gott Visnu
Âhavanîya-Feuer auch,
:Als u-Laut wird verkündet uns.
Und Îsvara, der höchste Gott
 
Wird als m-Laut verkündet uns.
7. Der Samaveda und Himmel,
II. Der Standort (sthanam) des Om-Lautes
:Ahavaniya-Feuer auch,
B. In der Mitte der Hirnmuschel
:Und Isvara, der höchste Gott
Ms Sonnenscheibe glänzt das a;
:Wird als m-Laut verkündet uns.
Mitten in ihm, dem Mond ähnlich
 
An Glanz, findet der u-Laut sich.
'''II. Der Standort (sthanam) des Om-Lautes'''
632 9. Der m-Laut auch, gleich dem Feuer,
 
Rauchlos, ähnlich dem Blitzesschein, -
8. In der Mitte der Hirnmuschel
Also an Glanz die drei Moren
:Ms Sonnenscheibe glänzt das a;
Wie Mond, Sonne und Feuer sind.
:Mitten in ihm, dem Mond ähnlich
:An Glanz, findet der u-Laut sich.
 
9. Der m-Laut auch, gleich dem Feuer,
:Rauchlos, ähnlich dem Blitzesschein, -
:Also an Glanz die drei Moren
:Wie Mond, Sonne und Feuer sind.
 
10. Darüber eine Spitzflamme
10. Darüber eine Spitzflamme
Wie Fackelglanz befindet sich;
:Wie Fackelglanz befindet sich;
Die wisse als die Halbmora,
:Die wisse als die Halbmora,
Die man über der Silbe schreibt.
:Die man über der Silbe schreibt.
   
   


III. Der Endpunkt (kala) des Om-Lautes
'''III. Der Endpunkt (kala) des Om-Lautes'''
11. Noch eine, ähnlich Spitzflammen,
 
Fein, lotosfasergleich erglänzt,
11. Noch eine, ähnlich Spitzflammen,
Die sonnenhafte Kopfader;
:Fein, lotosfasergleich erglänzt,
[Auf ihr fahrend] durchbricht [das Om]
:Die sonnenhafte Kopfader;
12. Jene Sonn' und zweiundsiebzig
:[Auf ihr fahrend] durchbricht [das Om]
Tausend Adern, durchbricht das Haupt
 
Und bleibt als Wesenheilbringer,
12. Jene Sonn' und zweiundsiebzig
Weltalldurchdringer dann bestehn.
:Tausend Adern, durchbricht das Haupt
IV. Das Hinschwinden, Ausklingen (laya) des Om-Lautes
:Und bleibt als Wesenheilbringer,
13. Doch wie der Ton eines Blechtopfs,
:Weltalldurchdringer dann bestehn.
Einer Glocke in Ruh verhallt,
 
So läßt in Ruhe ausklingen
'''IV. Das Hinschwinden, Ausklingen (laya) des Om-Lautes'''
Den Om-Laut, wer das All begehrt.
 
14. Denn das, worin der Hall ausklingt,
13. Doch wie der Ton eines Blechtopfs,
Ist das Brahman, das höhere;
:Einer Glocke in Ruh verhallt,
Ist doch der ganze Laut Brahman
:So läßt in Ruhe ausklingen
Und fördert zur Unsterblichkeit!
:Den Om-Laut, wer das All begehrt.
 
14. Denn das, worin der Hall ausklingt,
:Ist das Brahman, das höhere;
:Ist doch der ganze Laut Brahman
:Und fördert zur Unsterblichkeit!


===Fußnoten===
<references/>





Version vom 27. Juli 2014, 10:57 Uhr

Brahmavidya Upanishad


Brahma Vidya Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 761 - 765.

Einleitung

Brahmavidya Upanishad[1] "die Geheimlehre der Wissenschaft von Brahman", mit diesem vielversprechenden Namen bezeichnet sich diese kleine, in unserer Rezension nur aus 11 Slokas bestehende (im Telugu-Drucke etwa das achtfache dieses Umfangs habende) Upanishad. Nachdem aber schon in den älteren Upanishaden die völlige Unerkennbarkeit des Brahman gelehrt worden war (Neti! Neti! - Yato vaco nivartante, - Avijnatam Vijanatam, usw.), konnte eine eigentliche Wissenschaft von Brahman nicht mehr aufgestellt werden, es wäre denn als die Wissenschaft von dem Symbol, unter welchem man das unerkennbare Brahman anschaute und verehrte. Als solches Symbol dient, schon seit Kath. 2,15. die alte Opfersilbe Om, bestehend aus den drei Moren (Matras) A U M, wozu sich noch als dreieinhalbte Mora der summende Nachhall (Nada) des M gesellte, der zugleich mit diesem durch den über die Silbe gesetzten Punkt (Bindu) des Anusvara bezeichnet wird: Diese Silbe Om als Symbol des Brahman hatte den Vorzug, vermöge ihrer vollkommenen Bedeutungslosigkeit alle Prädikate der Sinnenwelt von Brahman fern zu halten, aber den Nachteil, daß sie einer zügellosen Phantastik keine Schranken zu ziehen vermochte. Eine Probe derselben ist, wie so manche andere Upanishad des Atharvaveda, auch die vorliegende.

Die vier Teile der Upanishad

Die Einleitung (v. 1-3) verkündet die Absicht, die Brahmanlehre mitzuteilen, in welcher man den Ursprung und Vergang aller Dinge aus Brahma, Visnu und Siva und in dieselben erkennt (v. 1). Namentlich ist es die Geheimlehre des Visnu und seiner Menschwerdungen, welche in der Brahmanlehre als das Dhruva-Feuer gepriesen wird. Dhruva (beständig) ist, wie Aksharam (unvergänglich, Silbe) eine Bezeichnung des höchsten Wesens (Dhruvam Visnu Samjnitam, Maitr. 6,38) und somit auch des Lautes Om (vgl. Ramatap. Up. ed. Weber p. 335,14 und Mahabh. 1,2430 Dhruva Aksharam). Der Om-Laut nämlich ist, wie v. 3 erklärt, das Brahman, dessen Wissenschaft hier gelehrt werden soll, und dieselbe besteht darin,

1) Sariram, den Leib,
2) Sthanam, den Standort,
3) Kala, die Zeit, d. h. hier den Endpunkt,
4) Laya, das Hinschwinden des Om-Lautes

zu erkennen. Hiermit sind die vier Teile der Upanishad (v. 4-7, 8-10, 11-12, 13-14) voraus bezeichnet.

I. Sariram, der Leib des Om-Lautes, v. 4-7

Als solcher werden bezeichnet:

drei Veden drei Feuer drei Welten drei Götter
Leib des a-Lautes: Rigveda Garhapatya Erde Brahman (n.)
Leib des u-Lautes: Yajurveda Daksina Luftraum Visnu
Leib des m-Lautes: Samaveda Ahavaniya Himmel Siva

Hierzu kommt noch die dreieinhalbte Mora, welche nur erwähnt wird (v. 4). Die Anordnung ist wie in Prasna 5.

II. Sthanam, Standort des Om-Lautes, v. 8-10

Inmitten der Hirnmuschel (Samkha) glänzt als Sonne der a-Laut; in ihm als Mond der u-Laut; in diesem wiederum (so müssen wir wohl verstehen) als Feuer der m-Laut, während die dreieinhalbte Mora aus ihnen als Spitzflamme (Sikha) aufsteigt. (Vgl. Maitr. 6,38, oben S. 362.)

III. Kala, die Zeit, d. h. wohl der Endpunkt des Om-Lautes, v. 11-12

Der Sinn dieser nach Lesung und Erklärung sehr problematischen Verse scheint dieser zu sein: sonnenähnlich und einer Spitzflamme an Glanz vergleichbar ist auch die Ader Sushumna; der Laut Om durchbricht, wenn das Ende (Kala) herankommt, die vorher (v. 8) beschriebene Sonne im Hirn sowie auch die 72 000 übrigen Adern und gelangt (auf jener Sushumna), im Haupt durchbrechend (Bhittva Murdhani) durch das Brahmarandhram, dazu, Allschöpfer und Alldurchdringer zu sein.

IV. Laya, Hinschwinden des Om-Lautes, v. 13-14

Wie ein Blechtopf oder eine Glocke, wenn angeschlagen, einen langsam verhallenden Ton geben, so soll man auch den Om-Laut ausklingen lassen; die Beruhigung (Santi), in welche er verhallt, ist das höchste Brahman; denn der Om-Laut (Dhruva) ist Brahman und hilft zur Unsterblichkeit.

Die Brahmavidya Upanishad

Einleitung

1. Die Brahman Wissenschaft kund' ich,

Die Allwissen, die höchste ist;
Sie zeigt als Ursprung und Ende
Brahman, Visnu, Maheévara.

2. Visnu, durch Wunderkraft wirkend,

Wird Mensch aus Gnade zwischendurch,
Sein Geheimnis, als Om-Feuer,
Liegt in der Brahman-Wissenschaft.

3. Die Silbe Om ist das Brahman,

So lehren Brahmankenner ja;
Was dieser Silbe Leib, Standort,
Zeit und Aushall, will sagen ich.

I. Der Leib (sariram) des Om-Lautes

4. Drei Götter sind und drei Welten,

Drei Veden und der Feuer drei,
Drei Moren und die Halbmora
Im Dreilaute, dem seligen.

5. Der Rigveda, Garhapatya,

Die Erde und Brahman als Gott,
Das wird als Leib des a-Lautes
Von Brahmankennern ausgelegt.

6. Der Yajurveda und Luftraum,

Dazu das Feuer Daksina,
Und der heilige Gott Visnu
Als u-Laut wird verkündet uns.

7. Der Samaveda und Himmel,

Ahavaniya-Feuer auch,
Und Isvara, der höchste Gott
Wird als m-Laut verkündet uns.

II. Der Standort (sthanam) des Om-Lautes

8. In der Mitte der Hirnmuschel

Ms Sonnenscheibe glänzt das a;
Mitten in ihm, dem Mond ähnlich
An Glanz, findet der u-Laut sich.

9. Der m-Laut auch, gleich dem Feuer,

Rauchlos, ähnlich dem Blitzesschein, -
Also an Glanz die drei Moren
Wie Mond, Sonne und Feuer sind.

10. Darüber eine Spitzflamme

Wie Fackelglanz befindet sich;
Die wisse als die Halbmora,
Die man über der Silbe schreibt.


III. Der Endpunkt (kala) des Om-Lautes

11. Noch eine, ähnlich Spitzflammen,

Fein, lotosfasergleich erglänzt,
Die sonnenhafte Kopfader;
[Auf ihr fahrend] durchbricht [das Om]

12. Jene Sonn' und zweiundsiebzig

Tausend Adern, durchbricht das Haupt
Und bleibt als Wesenheilbringer,
Weltalldurchdringer dann bestehn.

IV. Das Hinschwinden, Ausklingen (laya) des Om-Lautes

13. Doch wie der Ton eines Blechtopfs,

Einer Glocke in Ruh verhallt,
So läßt in Ruhe ausklingen
Den Om-Laut, wer das All begehrt.

14. Denn das, worin der Hall ausklingt,

Ist das Brahman, das höhere;
Ist doch der ganze Laut Brahman
Und fördert zur Unsterblichkeit!

Fußnoten

  1. Zur Anordnung. Als zweite Klasse der Atharva Upanishaden (oben S. 543) lassen wir, wiederum die Reihenfolge Narayanas und Colebrookes einhaltend, die bei ihnen aufgenommenen elf Yoga Upanishaden folgen. Die erste Gruppe derselben (3-5) wird durch Brahmavidya, Kshurika, Culika, die zweite (17-23) durch Nadabindu, Brahmabindu, Amrita Bindu, Dhyana Bindu, Tejobindu, Yogasikha, Yogatattva, die dritte durch die vereinzelt stehende Hamsa Upanishad gebildet. Daß die letztgenannte, ihrer Stellung entsprechend, viel später als die anderen ist, zeigt ihr Inhalt; bei den übrigen dürfte die Reihenfolge in den genannten Sammlungen schwerlich der Zeit ihrer Entstehung genau entsprechen.


Literatur