Stellung des Vollkommenen

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Stellung des Vollkommenen ist die Bezeichnung für ein Yoga Asana, eine Yogastellung, die besonders geeignet ist für die Meditation. Die Sanskrit Bezeichnung ist Siddhasana. Siddha heißt Vollkommener, Asana bedeutet Stellung, Haltung. In Siddhasana wird eine Ferse unter den Beckenboden, zwischen Geschlechtsorgane und Anus bzw. an den hinteren Teil der Scheide gelegt. Die andere Ferse wird an das Schambein gelegt. Diese Stellung verhilft zu innerer Ruhe. Sie trägt dazu bei, dass das Prana, die Lebensenergie nach innen in die Sushumna, also die feinstoffliche Wirbelsäule, fließt zu den höheren Chakren hin. Gerade in der Hatha Yoga Pradipika wird Siddhasana in überschwänglichen Worten gelobt. Mehr zu diesem Asana findest du unter dem Hauptartikel Siddhasana.

Ausführung der Stellung des Vollkommenen

Die Stellung des oder der Vollkommenen: Eine Ferse zwischen Geschlechtsorganen und Anus (am Perineum beziehungsweise vor der Scheide), die andere Ferse am Schambein.

Spirituelle Bedeutung des Begriffs: Stellung des Vollkommen

Siddha ist der/die Erleuchtete. Asana heißt Haltung, Sitz, im übertragenen Sinn auch innere Haltung, innere Einstellung. Überlege dir öfter am Tag: Angenommen ich wäre Siddha, vollkommen und erleuchtet, wie würde ich handeln, denken reagieren, in dieser konkreten Situation? Du könntest auch überlegen: Was würde Swami Sivananda in dieser Situation tun? Und auch wenn du dir natürlich bewusst sein musst, dass du eben noch nicht erleuchtet bist, kann diese Überlegung hilfreich sein und dir neue Möglichkeiten eröffnen.


=Stellung des Vollkommen in der Hatha Yoga Pradipika

In Versen 36-45 beschreibt Svatmarama Ausführung und Wirkung von Siddhasana, die Haltung des Vollkommenen:


Hatha Yoga Pradipika Vers 36:

siddhaṁ padmaṁ tathā siṁhaṁ bhadraṁ veti catuṣ-ṭayam |
śreṣṭhaṁ tatrāpi ca sukhe tiṣṭhet siddhāsane sadā ||36||

Siddhasana, Padmasana, Simhaasana und Bharasana – also diese vier. | Von diesen ist Siddhasana sogar noch die beste und bequem zum fortwährenden Verweilen.

Hatha Yoga Pradipika Vers 37:

atha siddhāsanam
yoni-sthānakam aṅghri-mūla-ghaṭitaṁ kṛtvā dṛḍhaṁ vinyasen
meṇḍhre pādam athaikam eva hṛdaye kṛtvā hanuṁ su-sthiram |
sthāṇuḥ saṁyamitendriyo’cala-dṛśā paśyed bhruvor antaraṁ
hy etan mokṣa-kapāṭa-bheda-janakaṁ siddhāsanaṁ procyate ||37||

Nun wird Siddhasana erklärt: Die Ferse wird direkt an den Beckenboden gelegt; der andere Fuß wird fest oberhalb des Genitals platziert. Nun wird das Kinn fest auf das Herz gedrückt. | Hier verweilend mit zurückgezogenen Sinnen, richtet [der Yogi] den Blick unbeweglich zwischen die Augenbrauen. Die Position ist als Siddhasana bekannt, da sie die Pforte zur Erlösung aufbricht.

Hatha Yoga Pradipika Vers 38:

meṇḍhrād upari vinyasya savyaṁ gulphaṁ tathopari |
gulphāntaraṁ ca nikṣipya siddhāsanam idaṁ bhavet ||38||

Den linken Knöchel oberhalb des Genitals platzieren und den anderen Knöchel gleichermaßen oberhalb [des Genitals] ablegen. Auch dies wird [als Variation] Siddhasana genannt.

Hatha Yoga Pradipika Vers 39:

etat siddhāsanaṁ prāhur anye vajrāsanaṁ viduḥ |
muktāsanaṁ vadanty eke prāhur guptāsanaṁ pare ||39||

Diese [von mir als die] Position der Erleuchteten (Siddhasana) genannte, ist bei anderen als Diamanten-Stellung (Vajrasana) bekannt. | Einige nennen sie Befreite-Wesen-Position (Muktasana), wieder andere kennen sie als die geheime Position (Guptasana).

Hatha Yoga Pradipika Vers 40:

yameṣv iva mitāhāram ahiṁsā niyameṣv iva |
mukhyaṁ sarvāsaneṣv ekaṁ siddhāḥ siddhāsanaṁ viduḥ ||40||

Wie maßvolle Ernährung unter den Yamas und Gewaltlosigkeit unter den Niyamas am wichtigsten ist, | so ist unter den Asanas Siddhaasana, von den erleuchteten Wesen, als die Erste bekannt.

Hatha Yoga Pradipika Vers 41:

catur-aśīti-pīṭheṣu siddham eva sadābhyaset |
dvā-saptati-sahasrāṇāṁ nāḍīnāṁ mala-śodhanam ||41||

Von den 84 Positionen soll Siddhasana wahrlich immer geübt werden. Sie reinigt die 72 Tausend Energiekanäle (Nadi) von Verunreinigungen.


Hatha Yoga Pradipika Vers 42:

ātma-dhyāyī mitāhārī yāvad-dvā-daśa-vatsaram |
sadā siddhāsanābhyāsād yogī niṣpattim āpnuyāt ||42||

Über seine wahre Natur zu meditieren, über 12 Jahre ununterbrochen eine maßvolle Ernährung befolgen und Siddhasana praktizieren, so erreicht der Yogi die Selbstverwirklichung.

Hatha Yoga Pradipika Vers 43:

kim anyair bahubhiḥ pīṭhaiḥ siddhe siddhāsane sati |
prāṇānile sāvadhāne baddhe kevala-kumbhake |
utpadyate nirāyāsāt svayam evonmanī kalā ||43||

Wozu viele andere Positionen, wenn Siddhasana einmal perfektioniert ist? Der Fluss des Prana ist mit Kevala-Kumbhaka gelenkt und kontrolliert. | Wahrlich der Zustand von Unmani steigt sofort ohne Anstrengung spontan und von alleine auf.

Hatha Yoga Pradipika Vers 44:

tathaikasminn eva dṛḍhe baddhe siddhāsane sati |
bandha-trayam anāyāsāt svayam evopajāyate ||44||

Und, wenn allein Siddhasana stabil eingenommen worden ist, dann entstehen die drei Verschlüsse ohne Anstrengung ganz von selbst.

Hatha Yoga Pradipika Vers 45:

nāsanaṁ siddha-sadṛśaṁ na kumbhaḥ kevalopamaḥ |
na khecarī-samā mudrā na nāda-sadṛśo layaḥ ||45||

Es gibt keine Position (Asana) vergleichbar mit Siddhasana, keine Atemtechnik (Kumbhaka) vergleichbar mit Kevala-Kumbhaka, | kein Mudra vergleichbar mit Khecari-Mudra, keinen Klang (Nada) vergleichbar mit der Stille (Laya).