Bemühe dich

Aus Yogawiki

Freie Übersetzung eines Kapitels aus dem Buch „„Lead us from darkness unto Light““. Zusammenfassung eines Vortrags von Swami Chidananda.

„Sei dein eigener Retter sagt Krishna“ – das ist die Überschrift des Kapitels.

Krishna als Gopala Hüter der Kühe

Swami Chidananda hat gesagt:

„Strahlende unsterbliche Seele, gesegnetes und geliebtes Kind Gottes, die Bhagavad Gita ist die Quintessenz aller heiliger Schriften unserer Tradition. Wenn du die Bhagavad Gita gründlich kennst und gut studiert hast mit tiefer Achtsamkeit, dann brauchst du eigentlich keine andere Schrift zu studieren, denn alle praktische spirituelle Weisheit ist in der Bhagavad Gita.

Die großen Schriftgelehrten sagen, dass jede einzelne Shloka wichtig ist. Nicht eine einzige Shloka ist überflüssig. Jede Shloka kann so viel sagen. Und es gibt einige Schriftgelehrten, die sehr tiefe Forschung gemacht haben, dass sie jeden Vers sehr intensiv beschrieben haben. Jedes Wort in der Bhagavad Gita hat ein bestimmtes Ziel. Sanskrit ist manchmal etwas kompliziert in der Bedeutung. Manchmal haben die Worte sehr tiefe Bedeutung und verschiedenste Bedeutungen. Manchmal muss man die Worte unterschiedlich interpretieren.

Krishna sagt

Krishna sagt zum Beispiel.: „Anityam asukham lokam imam prabha bhajans swayam – du bist in diese vergängliche Welt gekommen die voller Sorge ist und wo es kein wirkliches Glück und Freude gibt. Verehre mich.“ So kannst du über alle Sorge hinauswachsen. So kannst du über alle Sorgen und allen Schmerz hinauswachsen und zu einem Zustand von höchster Wonne kommen. So hat Krishna die Natur des Lebens auf dieser Erde beschrieben und gleichzeitig beschrieben, wie du dort rauskommst. Anityam-Asukham - Diese Welt ist vergänglich und ohne wirkliche Freude. Das ist die Natur der Welt. Wenn du erkannt hast, dass das, was in dieser Welt ist nicht ewig ist, dann kannst du die Vergänglichkeit besser akzeptieren. Wenn du erkannt hast, dass in dieser Welt keine Freude ist, dann wirst du auch nicht traurig, wenn du feststellst, dass hier keine Freude ist.

Anityam-Asukham-Lokam – diese Welt ist nicht ewig und sie ist ohne Glück. imam prabha bhajans swayam – damit wird die Methode der Befreiung aus dieser unvollkommenen Erfahrung der Welt beschrieben. Das heisst verehre mich. Diese Aussage „Verehre mich“ kann man auf so viele unterschiedliche Weisen interpretieren. Eine Interpretation ist, mache Anstrengungen. Erkenne, dass die Welt anitya und asukha ist, vergänglich und ohne Freude und als zweites verehre Gott durch deine Praktiken, durch spirituelle Übungen. Dann wird dich die Gnade Gottes aus dieser vergänglichen Welt herausziehen und du wirst das höchste Erreichen.

Swami Chidananda schreibt weiter:

Ich möchte eure Aufmerksamkeit auf etwas richten, was der große Weltenlehrer Krishna in der Bhagavad Gita gesagt hat im sechsten Kapitel: „Udaret atman anatman“. Er sagt zu Arjuna: „ O Arjuna, das Selbst kann gerettet werden durch das Selbst allein. Du selbst musst dich selbst retten. Du bist dein eigener Retter und Befreier.“ Ihr mögt wahrscheinlich einiges Wissen über christlichen Glauben. Und hier wird gern gesagt, dass die Grundaussage ist, dass Jesus Christus der Befreier ist. Nur Jesus Christus kann dich retten. Nur Jesus Christus ist der Retter, der Erlöser. Niemand sonst. Ist das ein Widerspruch zu dem, was Krishna sagt, befreie dich selbst? Nein, das ist kein Widerspruch. Wir wissen, dass nur die Gnade Gottes einen Menschen befreien kann. Jesus ist letztlich nur die Gnade Gottes. Du kannst das Wort Jesus einfach interpretieren als die Gnade Gottes. Letztlich ist Jesus und Gottes Gnade dasselbe.

Ramanujas Philosophie

Auch Ramanujas Philosophie wird auf der Doktrin von Pratpati aufgebaut, also von Gnade und eigener Hingabe. Pratpati heißt eigentlich vollständige Hingabe und Unterwerfung unter den Willen Gottes und nur dadurch kann man befreit werden. So sagt es Ramanuja. Aber nur, wenn es diese absolute Unterwerfung gibt, kann die Befreiung kommen. Nur wenn das Individuum selbst die notwendige Anstrengung macht, seinen Fehler erkennt und sich dann entscheidet sich von allen Fehlern wegzuwenden, letztlich anerkennt, dass es bisher ein Leben geführt hat, das nicht so gut ist, dann dafür Buße tut, es bereut was es getan hat, nur wenn dann das Individuum sich an Jesus wendet und ihn als seinen persönlichen Erlöser akzeptiert. Nur dann kann Jesus die Erleuchtung bzw. die Erlösung bewirken.

Jesus sagt: „Komme bitte“

Du selbst musst sagen: „O Gott, bitte komme. O Jesus, bitte komme. Ich nehme dich als meinen persönlichen Erlöser an. Bitte komme und erlöse mich von allen Sünden.“  Wenn der Mensch das nicht macht, dann kann selbst Jesus den Menschen nicht zur Erlösung führen. Jesus sagt: „Kommet zu mir, komme zu mir allein. Allein durch mich kannst du den Vater erreichen.“ Der erste Schritt muss also vom Individuum kommen. Das Individuum muss sagen: „Bitte hilf mir.“ Das Individuum muss sagen: „Du allein kannst mich retten. Du allein kannst mein Retter sein. Du kannst mein Erlöser sein.“ Diesen Entschluss kann Jesus nicht für uns fassen. Diesen Entschluss kann auch Krishna nicht fassen. Diesen Entschluss kann sogar der Guru nicht tun. Du musst deine Fehler bereuen und du musst den Vorsatz fassen darüber hinauszuwachsen und dann richte dich an Gott. 

Ausdruck göttlicher Gnade

Ob du ihn Krishna oder Jesus nennst, Krishna und Jesus sind nichts anderes als Ausdruck göttlicher Gnade. Durch Krishna oder Jesus und damit durch Ausdruck göttlicher Gnade kommst du zum Göttlichen wenn du die Gnade annimmst und dann selbst praktizierst. Angenommen du ertrinkst, vielleicht hast du schon Schiffbruch erlitten. Vielleicht kämpfen 50-100 Menschen um ihr Leben. Und jetzt kommt ein anderes Schiff und wirft verschiedene Seile ins Wasser. Die Seile sind letztlich die Lebenslinie. Und dann musst du selbst Anstrengungen unternehmen dich selbst an diesem Seil festzuhalten. Wenn du dich nicht an dem Seil festhältst, selbst wenn genügend Seile ins Wasser geworfen wurden, wirst du ertrinken. Daher sagt Krishna: „Udaret atman anatman – Das Selbst selbst muss sich erheben.“ Diese Notwendigkeit der eigenen Anstrengung ist natürlich auch mit der Doktrin der Gnade verbindbar. Die Gnade wird über dich geworfen und so kannst du nach Gnade streben. Nimm die Gnade an, öffne dich für die Gnade und dann strenge dich an. Die Mutter mag dem Kind etwas zu Essen geben. Das Kind muss selbst essen. Der Arzt mag Medikamente verschreiben. Der Patient muss sie selbst einnehmen. In diesem Sinne Udaret atman anatman – Das Selbst kann durch das Selbst allein befreit werden.

Das Netz der Illusion

Das niedere Selbst ist in Unwissenheit gefangen. Die Maya bindet das Selbst. Daher muss das Selbst selbst Anstrengungen machen diesen Käfig von Avidya, Dunkelheit der Unwissenheit zu überwinden. Befreie das Netz der Illusion und fange an zu unterscheiden. Habe die richtige Wahrnehmung, den richtigen Gedanken, die richtige Untersuchung, die richtige Unterscheidungskraft. Das ist Abhyasa, das Bemühen und Krishna sagt, dass man durch Abhyasa alle Konditionierungen überwinden kann. Daher bemühe dich, bemühe dich auf richtige Weise. Abhyasa heißt dauerhafte Anstrengung, langfristige Bemühungen ohne aufzugeben. Ohne jemals mit Niederlagen zufrieden zu sein oder dich entmutigen zu lassen. Sage dir bewusst: Möge ich Erfolg haben. Ich kann Erfolg haben. Ich werde Erfolg haben. Auf diese Weise machst du dauerhafte Anstrengung. Und wenn du das machst, dann kann alles erreicht werden. Wenn das getan ist, dann kannst nichts erreicht werden, was nicht getan werden kann.

Gnade ist wichtig

Es gibt ein Sprichwort im Hindi: „Durch dauerhafte Anstrengung kann selbst ein dummer Mensch weise werden.“ ‚Genauso gibt es den Ausdruck: „Steter Tropfen höhlt den Stein“. In diesem Sinne bemühe dich. Gnade ist wichtig. Aber die Gnade ist immer da. Gottes Gnade ist immer da. Sei du voller Selbstvertrauen. Sei heiter und sage dir, dass du mit der Hilfe Gottes alles erreichen kannst. Selbstvertrauen sollte kein Stolz oder keine Arroganz sein. Sondern sage dir: Ich kann mit Gottes Hilfe alles erreichen. Diese robuste Weise des Selbstvertrauens hatte selbst Hanuman und mit diesem bewussten Selbstvertrauen, welches verbunden war mit Gottvertrauen, konnte Hanuman über den Ozean von Indien nach Sri Lanka springen. Aber er war nicht selbst arrogant. Er hat nur durch die Gnade Gottes, durch die Gnade Ramas kann ich alles. Er hatte dieses Vertrauen in Gottes Gnade und dieses Vertrauen in den göttlichen Namen. Und so sollte das Selbstvertrauen auch etwas sein, was von Gott kommt. Habe Selbstvertrauen aus Gottvertrauen. Sei mutig, habe Selbstvertrauen und absolutes Vertrauen in die göttliche Kraft. Damit bemühe dich dann in die richtige Richtung.

Kontrolle über die Sinne

Gott hat gesagt, dass das unkontrollierte Selbst des Suchers sein größter Feind ist. Aber das kontrollierte Selbst ist sein größter Freund. Daher erhebe dich über dein niederes Selbst. Habe Selbstkontrolle, werde ein Samyami, jemand der die Kontrolle über die Sinne erworben hat. Und so überwinde alle niederen Wünsche. Dann wirst du in der Lage sein dich zu erheben. Erhebe dich selbst durch dich selbst. Wenn du Sklave der Sinne und Emotionen bist und dich vollständig wie eine Puppe in den Händen der Wünsche und Begierden begibst, dann wirst du die Gottverwirklichung nicht erreichen, egal wie viel Gnade über dir ausgeschüttet wird. Erhebe dich. Verstehe das alles gut. Erkenne, was notwendig ist damit du selbst dein eigener Erlöser werden kannst. Erhebe dich selbst wie durch dich selbst. Sei ein Samyami. Beherrsche deine Sinne! Kontrolliere deinen Geist! Lasse dich nicht durch deine Emotionen beherrschen und Gefühle. Letztlich musst du manchmal auch konsequent gegenüber dir selbst sein. Triff feste Vorsätze und wenn du die Vorsätze gefasst hast, dann befolge sie. Und wenn du merkst, dass du mal die Vorsätze nicht befolgt hast, dann mache einen kleinen Akt der Selbstbestrafung. So kannst du dein eigener Erlöser sein. Du könntest zum Beispiel sagen, ich bin meinem Vorsatz nicht treu geblieben, deshalb werde ich heute Abend nichts essen. Oder wenn du morgens deine Meditation nicht gemacht hast, dann gibt es auch nichts zu Essen. Oder wenn du zu spät aufgestanden bist, verzichte auf dein Lieblingsbestandteil der Nahrung. Wenn du deinen Ärger am Tag nicht beherrscht hast, dann überlege welche Konsequenz das haben sollte. Mache das nur fünfmal und dann wird dein Geist dir gehorchen. Sri Gurudev Swami Sivananda hat das selbst so befolgt und ist zur Gottverwirklichung gekommen. Er hat das von Mahatma Gandhi gelernt, der das auch in die Tat umgesetzt hatte.

Vertraue deiner Fähigkeit

Entwickle also verschiedene Weisen, wie du Udarat atman anatman umsetzen kannst. Diese wichtige Aussage von Krishna. Diese wichtige, letztlich ermutigende Aussage von Krishna: „Erhebe dich selbst durch dich selbst. Vertraue Gott. Vertraue deiner Fähigkeit Gottes Segen zu folgen. Praktiziere, übe an dir selbst, übe Selbstanstrengung, Selbstüberwindung. So kommst du zum höchsten Selbst.“

Soweit die freie Übersetzung des Kapitels „Supreme grace and self effort the live triumphant“ von Swami Chidananda.

Swami Chidananda

Siehe auch

Weitere Artikel von Swami Chidananda im Yoga Vidya Wiki

Literatur von Swami Chidananda

  • Light Fountain (Quelle des Lichts)
  • Ponder these Truths (Nachsinnen über Wahrheit)
  • A Call to Liberation (Aufruf zur Befreiung)
  • Seek the Beyond (Suche das Jenseits)
  • Early Morning Talks (Vorträge am frühen Morgen)

Weblinks