Buddhismus
Der Buddhismus ist eine Weiterentwicklung des Hinduismus, der zwischen 500 und 600 n.Chr. von Siddartha Gautama in Indien gelehrt wurde. Heute ist er die viertgrößte Religion der Erde mit weltweit etwa 400 bis 500 Millionen Anhängern, hauptsächlich in Süd-, Südost- und Ostasien verbreitet.
Lehre
Im Mittelpunkt des Buddhismus steht der Kreislauf (Samsara) von Geburt und Wiedergeburt (Reinkarnation). Das Ziel des Menschen ist es, durch ethisches, tugendhaftes Verhalten (dharma), Versenkung (Samadhi), Gemeinschaft (Sangha) und die Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit (Prajna) diesen Kreislauf zu durchbrechen. Am Ende dieses Weges steht das Erwachen (bodhi), der Zustand des Nirwana, das durch die "vier Edlen Wahrheiten" erreicht werden kann:
- Irdisches Leben ist mit Leid verbunden
- Leid wird durch Begierde verursacht
- Begierde kann durch tugendhaftes Leben und Meditation überwunden werden, durch den "Achtfachen Pfad"
- der "Achtfache Pfad" basiert auf Rücksichtnahme und Erkenntnis
Richtungen
Der Buddhismus kennt drei Hauptrichtungen: Hinayana („Kleines Fahrzeug“), Mahayana („Großes Fahrzeug“) und Vajrayana (Tibetischer Buddhismus). Die Lehren werden von den monastischen Orden der verschiedenen Richtungen gehütet und weitergegeben.
=Hinayana= (Sanskrit हीनयान, hīnayāna, „kleines Fahrzeug“)
Die ursprüngliche Weisheitslehre des Buddhismus. Die einzige heute noch existierende Form des Hinayana ist das Theravada. Diese „Lehre der Älteren“ beruht auf Schriften von Mönchen, die Buddha noch selbst erlebt und gehört haben, z. B. Ananda, Kassapa, Upali. Theravada ist die einzige noch bestehende Schule des Hinayana. Sie bezieht sich auf den "Dreikorb", der aus den Regeln für die Gemeinschaft der buddhistischen Mönche und Nonnen (Sangha), den Reden Buddhas(Sutta) und der Abhidhamma, einer philosophischen Zusammenfassung von Buddhas Schriften und Lehren besteht.
Im Mittelpunkt des Theravada stehen der Weg der Erleuchtung aus eigener Kraft und das "Arhat-Ideal" der Gemeinschaften der buddhistischen Mönche und Nonnen (Sangha). Theravada ist vor allem in Süd-, Südostasien und Japan verbreitet.
2. Mahayana (Sanskrit, महायान mahāyāna, "Großes Fahrzeug" oder "Großer Weg")
Der Mahayana-Buddhismus entstand nach dem zweitem buddhistischen Konzil etwa 100 Jahre nach Buddhas Tod. Grundlage des Mahayana ist der Sanskrit-Kanon, der neben den ursprünglichen Lehren Buddhas die "Sutras", eine Sammlung ursprünglich in Sanskrit abgefasster Schriften enthält. Bekannte Schriften des Mahayanas sind das Diamant-Sutra, das Herz-Sutra und das Lotos-Sutra. Im Mahayana steht nicht so sehr der eigenständige Weg des Gläubigen im Vordergrund, sondern vor allem das "Bodhisattva-Ideal". Bodhisattvas sind Wesen, die als Menschen bereits "bodhi", Erleuchtung gefunden haben und sich für ein weiteres inkarniertes Leben entschieden haben, um alle Wesen auf diesem Weg zu unterstützen.
Bekannte Richtungen des Mahayana sind der Zen- und der Amitabha-Buddhismus.
3. Vajrayana(Sanskrit वज्रयान, vajrayāna, "Diamantfahrzeug")
gehört zur Tradition des Mahayana. Er gilt auch als Tibetischer Buddhismus, ist genau genommen aber eine Sammelbezeichnung für verschiedene Schulen, die außer in Tibet auch in Japan, China und der Mongolei verbreitet waren.
Er ergänzt das Mahayana um tantrische Techniken, die den Pfad zum Erwachen beschleunigen sollen. Dazu gehören Meditationstechnicken, Visualisierungen und das Rezitieren von Mantras. Der Vajrayana ist bekannt für seine geheimen Rituale, Schriften und Praktiken und wird deswegen oft auch als "esoterische buddhistische Lehre" bezeichnet. Wichtig ist dabei die Unterweisung des Schülers durch seinen Meister. Eine Autorität des tibetischen Buddhismus ist der Dalai Lama. Die vier Hauptschulen des Tibetischen Buddhismus sind:
Vajranyana ist in Tibet, Bhutan, Nepal, Indien, Ladakh, Sikkim, der Mongolei, Burjatien und Kalmückien verbreitet.
Geschichte
Drei Monate nach dem Tod des Buddha traten seine Schüler in Rajagarha (heute Rajgir) zum ersten Konzil zusammen, um den Dhamma (die Lehre) und die Vinaya (die Mönchsregeln) festzuhalten. Von da an wurde der Buddhismus lange Zeit nur mündlich überliefert.
Der zweite buddhistische Konzil fand etwa 100 Jahre später in Vesali statt. Dort wollte man vor allem einheitliche Regeln für die Mönchsorden finden, die bis dahin schon stark variiert hatten. Aus diesem Konzil entstanden etwa 18 verschiedene Schulen (Nikaya-Schulen), die sich alle auf die ursprünglichen Lehren des Buddha beriefen. Eine dieser Richtungen, die Mahasanghika, forderte schon damals die Anpassungen der Regeln an die veränderten Umstände. Sie gilt als Vorläufer des Mahayana.
Zum 3. buddhistische Konzil kam es im 3. Jahrhundert v. Chr. unter der Schirmherrschaft des Königs Ashoka und dem Vorsitz des Mönchs Moggaliputta Tissa. Auch hier ging es darum, eine einheitliche Lehre auf Grundlage der wahren buddhistischen Schriften zu finden. Es entstand das Buch Kathavatthu und daraus schließlich das Abhidhammapitaka, eine Sammlung philosophischer Schriften. Zusammen mit dem Suttapitaka, den niedergeschriebenen Lehren Buddhas, und dem Vinayapitaka, der Sammlung der Ordensregeln entstand daraus das Tipitaka, der so genannte "Dreikorb" oder "Pali-Kanon", das älteste buddhistische Lehrbuch. Der Konzil erkannte ausschließlich den Dreikorb als Grundlage der buddhistischen Lehre an. Im Streit um den Dreikorb kam es zur Spaltung der buddhistischen Schulen, weil das Mahasanghika sich nicht auf einen festgelegten Kanon von Schriften festlegen wollte und zudem Schriften aufnahm, die nicht eindeutig von Buddha überliefert waren.
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Literatur
- Heinz Bechert: Der Buddhismus I: Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen. Kohlhammer, Stuttgart 2000. ISBN 3-17-015333-1.
- Heinz Bechert, R. Gombrich: Der Buddhismus: Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Beck, München 2002. ISBN 3-406-42138-5.
- Der Buddhismus, Fachpublikation GeoEpoche Nr. 26, Hamburg (Gruner + Jahr), Mai 2007.
- Bhikkhu Bodhi: In den Worten des Buddha. Verlag Beyerlein & Steinschulte, 2008. ISBN 9783931095789
- Edward Conze: Der Buddhismus: Wesen und Entwicklung. 10. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1995. ISBN 3-17-013505-8.
- Paul Debes: Meisterung der Existenz durch die Lehre des Buddha (2 Bände). 2. überarb. Auflage, 1997. Nicht im Buchhandel erhältlich, sondern bei: Buddhistisches Seminar, Katzeneichen 6, 95463 Bindlach, Deutschland beziehbar.
- Hansjörg Pfister: Philosophische Einführung in den frühen Buddhismus. Verlag Reith & Pfister, Bötzingen 2004. ISBN 3-9805629-9-9.
- Helwig Schmidt-Glintzer: Die Reden des Buddha. dtv C. H. Beck, München 2005. ISBN 3-423-34242-0.
- Wilhelm K. Essler, Ulrich Mamat: Die Philosophie des Buddhismus. 1. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Dezember 2005. ISBN 3-534-17211-6.
- Nyanatiloka: Das Wort des Buddha. Verlag Beyerlein & Steinschulte, Stammbach 2000. ISBN 3-931095-08-8.
- W. Rahula: Was der Buddha lehrt. 2. Auflage. Origo-Verlag, Bern 1982. ISBN 3-282-00038-3.
- Verena Reichle: Die Grundgedanken des Buddhismus. 11. Auflage. Fischer, Frankfurt 2003. ISBN 3-596-12146-9.
- Lambert Schmithausen: Buddhismus und Glaubenskriege. In: Peter Herrmann (Hrsg.): Glaubenskriege der Vergangenheit und Gegenwart. Referate, gehalten auf dem Symposium der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1996. ISBN 3-525-86272-5.
- Hans W. Schumann: Handbuch Buddhismus: Die zentralen Lehren – Ursprung und Gegenwart. Diederichs, München 2000. ISBN 3-7205-2153-2.
- Hans W. Schumann: Der historische Buddha – Leben und Lehre des Gotama. Diederichs, München 2004. ISBN 3-89631-439-4.
- Gerhard Szczesny: Die eine Botschaft und die vielen Irrwege. Königshausen und Neumann, Würzburg 2004. ISBN 3-8260-2707-8.
- Volker Zotz: Geschichte der buddhistischen Philosophie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996. ISBN 3-499-55537-9.
- F.A.Z.-Hörbuch: Auf Siddhartas Spuren – Reisen zu den heiligen Stätten des Buddhismus. Frankfurt 2006. ISBN 3-89843-952-6.