Schloss Glarisegg

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Schloss Glarisegg ist eine Gemeinschaft, die am westlichsten Teil vom Bodensee in der Schweiz gelegen ist. Das Gelände umfasst 5 ha. Es liegt in einer unberührten Natur, mit Seeanschluss, Bach und Wald. Das Gelände umfasst viele Obstbäume und Wiesen. 35 Bewohner leben dort, davon sind 18 Kinder und Jugendliche.

2003 wurde diese Gemeinschaft ins Leben gerufen, die sich als „Ort für Begegnung und Bewusstsein“ versteht. Schloss Glarisegg ist Mitglied im GEN (Global Ecovillage Network) und im Eurotopia- Verzeichnis aufgenommen. Es ist eine der 10 Gemeinschaften, die im Film „Ein Neues Wir“ porträtiert werden; ein Film über Gemeinschaften und Ökodörfer.

Schloss Glarisegg Front-Fassade Copyright

Organisation

Das Gelände ist Eigentum der Aktiengesellschaft Schloss Glarisegg. Wie begann das Projekt? Das Schloss, gebaut im frühen 18. Jahrhundert, stand bereits 2 Jahre leer. Danach wurde das Schloss an zehn Interessenten vermietet, die eine Gemeinschaft gründen wollten. Um das Schloss zu erwerben, gründeten sie eine Aktiengesellschaft, die das Schloss an eine Betriebsgesellschaft (die Gemeinschaft) vermieten sollte. Zusammen mit einer von den Gemeinschaftlern generierten Million reichte es mit den zugesicherten Krediten für einen Kaufpreis von etwas mehr als drei Millionen.

Pablo, ein Therapeut und Mitbegründer, schildert diesen Prozess in „Ein Neues Wir“: „Der Anfang ist eine sehr spannende Erfolgsgeschichte, innerhalb von 7 Monaten konnten wir über eine Million Schweizer Franken Aktienkapital generieren, was der Grundstein war, dass wir auch Kredit bekamen und das Ganze hier kaufen konnten. Und die Energie des gemeinsamen Fokus, wo alle eigentlich darauf hingearbeitet zu haben, Aktien zu verkaufen, Geld zu generieren, damit wir das kaufen konnten. Das war sehr berührend, beeindruckend, zu erleben, wie das möglich war.“ Eine frühere Turnhalle konnte als Seminarhaus umfunktioniert werden, ein ehemaliges Schulhaus als Privatschule genutzt werden.

Schloss Glarisegg finanziert sich durch den Seminar- und Gästebetrieb, durch Musikinstrumentenbau und Workshops, durch therapeutische Angebote, Auszeitprojekte, Kunst und Kultur. Mit über 180 Programmpunkten und rund 6000 Gästen pro Jahr hat sich Glarisegg rasch zu einem der größten Seminarorte der Schweiz entwickelt. Der Umsatz, der gemacht wird, bleibt meist im Projekt- ein gewerkschaftskonformer Mindestlohn wird gezahlt, damit Menschen vor Ort dort gut leben können. Viele haben aber noch Teilzeitjobs und entwickeln eigene Projekte.

Vision

„Wir sind nicht eine Gemeinschaft, die einen Guru, eine Religion oder eine politische Richtung hat. Solche Gemeinschaften sind eigentlich die größte Chance, um sich entwickeln und gleichzeitig auch eine sehr große Herausforderung, weil es eigentlich Platz für alles bietet“ , heißt es zur spirituellen Ausrichtung der Gemeinschaft in „Ein Neues Wir“. Achtsamkeit im Alltag ist eine wichtige Komponente, zwischen 18.00 und 18.30 wird (meist) eine Schweigezeit eingehalten.

Entscheidungen werden getroffen, indem im Konsens der Kerngemeinde entschieden wird. Ein Herz der Gemeinschaftskultur sind die Gemeinschaftskreise und Forumsarbeit, um auf Gemeinschaftsbildung Wert zu legen. Drei Treffen mit insgesamt sieben Stunden pro Woche sind der Gemeinschaftsbildung gewidmet. Dort wird ein authentisches und wärmendes Miteinander geübt. Dieses Miteinander beruht auf den Kommunikationsempfehlungen nach Scott Peck. Diese Methode ermöglicht einen Prozess von der Pseudo-Gemeinschaft zur wahren Gemeinschaft; ein Prozess, der vom oberflächlichen Miteinander durch das Chaos und Widerstände heraus aus der Gefangenschaft im kleinen Ego zu einer echten Gemeinschaft führt. Es gibt diverse Gemeinschaftsveranstaltungen wie die Gemeinschaftsversammlung, die Schaffenstage (etwas wird zusammen verschönert oder gestaltet), Männerkreise und Frauenabende.

Den Prozess einer Gemeinschaft beschreibt ein Bewohner in „Ein Neues Wir“ wie folgt: „Meine Erfahrung aus den letzten 6 Jahren kann man damit zusammenfassen, dass ganz viel Vision eben nahe bei Illusion liegt. Und dass viel Idealismus eigentlich relativiert wird, dass in der Gemeinschaft ganz viel aufgedeckt wird. Des eigenen Egotriebs, Irrtümern und Projektionen, die man so hat, da wird ganz viel aufgedeckt, das empfinde ich als gnadenlos heilsam.“

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Ehmer, Gaia: Portrait einer Göttin (2014)
  • Franz-Theo Gottwald und Andrea Klepsch, Tiefenökologie: Wie wir in Zukunft leben wollen (1995)
  • Stephan Harding, Lebendige Erde: Gaia - Vom respektvollen Umgang mit der Natur (2008)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Joseph Jenkins, The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure (2006)
  • Kosha Anja Joubert, Die Kraft der kollektiven Weisheit: Wie wir gemeinsam schaffen, was einer alleine nicht kann (2010)
  • Satish Kumar, Der Buddha und der Terrorist: Eine Parabel (2010)
  • Satish Kumar, You are Therefore I am: A Declaration of Dependence (2002)
  • Iris Kunze, Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise: Gemeinschaften und Ökodörfer als experimentierende Lernfelder für sozial-ökologische Nachhaltigkeit (2009)
  • Geseko von Lüpke, Zukunft entsteht aus Krise: Antworten von Joseph Stiglitz, Vandana Shiva, Wolfgang Sachs, Joanna Macy, Bernard Lietaer u.a. (2010)
  • Joanna Macy, Hoffnung durch Handeln: Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu werden (2014)
  • Joanna Macy, Geliebte Erde, gereiftes Selbst: Ermutigung zum sozialen Wandel und für eine ökologische Erneuerung (2009)
  • Joanna Macy, Die Reise ins lebendige Leben: Strategien zum Aufbau einer zukunftsfähigen Welt (2004)
  • Scott M Peck u.a., Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft (2012)
  • Dolores Richter, Das Forum. Arbeitspapier des Zentrums für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (1999)
  • David Rothenberg (Hrsg.), Die Zukunft in unseren Händen: Eine tiefenökologische Philosophie (2013)
  • Vandana Shiva, Jenseits des Wachstums: Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen (2014)
  • Vandana Shiva, Geraubte Ernte: Biodiversität und Ernährungspolitik (2011)
  • Vandana Shiva, Von Saatgut und Saatgutmultis (2010)
  • Vandana Shiva, Erd-Demokratie: Alternativen zur neoliberalen Globalisierung (2006)
  • Dick und James Strawbridge, Das große Buch der Selbstversorgung (2011)
  • Elisabeth Voss, Wegweiser Solidarische Ökonomie: Anders Wirtschaften ist möglich! (2010)
  • Stephanie Wild (Hrsg.), Sich die Ernte teilen. Einführung in die Solidarische Landwirtschaft (2012)
  • Michael Würfel (Hrsg.), eurotopia-Verzeichnis 2014: Gemeinschaften und Ökodörfer in Europa (2013)
  • Michael Würfel, Dorf ohne Kirche: Die ganz große Führung durch das Ökodorf Sieben Linden (2012)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Gwendolyn Hallsmith, Creating Wealth: Growing Local Economies with Local Currencies (2011)
  • Rob Hopkins, Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen (2014)
  • Rob Hopkins, Energiewende. Das Handbuch: Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen (2008), englische Ausgabe: The Transition Handbook: from oil dependency to local resilience (2008)
  • Peter North, Local Money: how to make it happen in your community (2010)
  • Tamzin Pinkerton und Rob Hopkins, Local Food: how to make it happen in your community (2009)
  • Alexis Rowell, Communities, Councils and a Low Carbon Future What We Can Do If Governments Won't (2010)

Weblinks

Seminare

Naturspiritualität

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Spiritualiät

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