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Indische [[Geschichte]] aus einer Nacherzählung von [[Heinrich Zimmer]] aus seinem Buch "[[Weisheit]] [[Indien]]s. [[Märchen]] und [[Sinnbild]]er" 1938 im L.C. Wittich Verlag in [[Darmstadt]] erschienen.
Indische [[Geschichte]] aus einer Nacherzählung von [[Heinrich Zimmer]] aus seinem Buch "[[Weisheit]] [[Indien]]s. [[Märchen]] und [[Sinnbild]]er" 1938 im L.C. Wittich Verlag in [[Darmstadt]] erschienen.


Ein indischer Prinz lag in den Banden einer schönen Frau. Tagsüber träumte er von ihr in seinem Garten am Rande eines Weihers, aber wenn die Nacht gekommen war, eilte er in einem dunklen Mantel zu ihr und blieb bis zum Morgengrauen.
Ein indischer Prinz lag in den Banden einer schönen [[Frau]]. Tagsüber träumte er von ihr in seinem Garten am Rande eines Weihers, aber wenn die Nacht gekommen war, eilte er in einem dunklen Mantel zu ihr und blieb bis zum Morgengrauen.


Als er eines Nachts wieder zu ihr unterwegs war, stieß sein Fuß im mondlosen Dunkel der Gasse unversehens an eine Gestalt, die im Wege hockte. Wie eine aufgestörte Schlange fuhr es vor ihm empor und sprühte Wut und Verwünschungen — es war ein Yogin, der sich in innere Sammlung versenkt hatte, um Gott zu schauen. Der Prinz hatte den heiligen Mann aus seiner Versunkenheit aufgestört, und der Asket schrie ihn an, „ich schaue Gott mit meinem inneren Auge, und du trittst mir auf den Leib!"
Als er eines Nachts wieder zu ihr unterwegs war, stieß sein Fuß im mondlosen Dunkel der Gasse unversehens an eine Gestalt, die im [[Weg]]e hockte. Wie eine aufgestörte [[Schlange]] fuhr es vor ihm empor und sprühte [[Wut]] und Verwünschungen — es war ein [[Yogi]], der sich in innere Sammlung versenkt hatte, um [[Gott]] zu schauen. Der Prinz hatte den heiligen [[Mann]] aus seiner [[Versunkenheit]] aufgestört, und der Asket schrie ihn an, „Ich schaue Gott mit meinem inneren [[Auge]], und du trittst mir auf den Leib!"


„Verzeih mir", gab ihm der Liebende zur Antwort, „ich eile zu einer Frau, die alle meine Sinne gefangenhält, mein Herz sieht nur sie, darum werde ich nicht gewahr, was um mich herum ist —, aber wie kannst du, wenn du dich ins Anschauen Gottes versenkst, noch bemerken, was außen vorgeht ? Bist du gewiß, daß du mit deiner Versenkung in Gott auf dem rechten Wege bist?"  
„Verzeih mir", gab ihm der Liebende zur Antwort, „ich eile zu einer Frau, die alle meine [[Sinne]] gefangenhält, mein [[Herz]] sieht nur sie, darum werde ich nicht gewahr, was um mich herum ist —, aber wie kannst du, wenn du dich ins Anschauen Gottes versenkst, noch bemerken, was außen vorgeht? Bist du gewiss, dass du mit deiner Versenkung in Gott auf dem rechten Wege bist?"  


Der Asket blieb ihm die Antwort schuldig. Aber der Liebende ward später ein Heiliger, der alle seine Inbrunst auf Gott warf. Als er von seiner Geliebten Abschied nahm, sagte er zu ihr: „Du warst mir mehr als meine große Freude, du warst mein Lehrer und Meister, denn du hast mich gelehrt, wie man Gott lieben soll."
Der [[Asket]] blieb ihm die Antwort schuldig. Aber der Liebende ward später ein [[Heiliger]], der alle seine Inbrunst auf Gott warf. Als er von seiner Geliebten Abschied nahm, sagte er zu ihr: „Du warst mir mehr als meine große [[Freude]], du warst mein [[Lehrer]] und [[Meister]], denn du hast mich gelehrt, wie man [[Gott]] lieben soll."
 
==Siehe auch==
*[[Indische Geschichten]]
 
==Literatur==
*[[Heinrich Zimmer]]: "[[Weisheit]] [[Indien]]s. [[Märchen]] und [[Sinnbild]]er" 1938, L.C. Wittich Verlag, [[Darmstadt]].


[[Kategorie:Indische Geschichten]]
[[Kategorie:Indische Geschichten]]

Version vom 26. September 2013, 13:09 Uhr

Der Liebende

Indische Geschichte aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Weisheit Indiens. Märchen und Sinnbilder" 1938 im L.C. Wittich Verlag in Darmstadt erschienen.

Ein indischer Prinz lag in den Banden einer schönen Frau. Tagsüber träumte er von ihr in seinem Garten am Rande eines Weihers, aber wenn die Nacht gekommen war, eilte er in einem dunklen Mantel zu ihr und blieb bis zum Morgengrauen.

Als er eines Nachts wieder zu ihr unterwegs war, stieß sein Fuß im mondlosen Dunkel der Gasse unversehens an eine Gestalt, die im Wege hockte. Wie eine aufgestörte Schlange fuhr es vor ihm empor und sprühte Wut und Verwünschungen — es war ein Yogi, der sich in innere Sammlung versenkt hatte, um Gott zu schauen. Der Prinz hatte den heiligen Mann aus seiner Versunkenheit aufgestört, und der Asket schrie ihn an, „Ich schaue Gott mit meinem inneren Auge, und du trittst mir auf den Leib!"

„Verzeih mir", gab ihm der Liebende zur Antwort, „ich eile zu einer Frau, die alle meine Sinne gefangenhält, mein Herz sieht nur sie, darum werde ich nicht gewahr, was um mich herum ist —, aber wie kannst du, wenn du dich ins Anschauen Gottes versenkst, noch bemerken, was außen vorgeht? Bist du gewiss, dass du mit deiner Versenkung in Gott auf dem rechten Wege bist?"

Der Asket blieb ihm die Antwort schuldig. Aber der Liebende ward später ein Heiliger, der alle seine Inbrunst auf Gott warf. Als er von seiner Geliebten Abschied nahm, sagte er zu ihr: „Du warst mir mehr als meine große Freude, du warst mein Lehrer und Meister, denn du hast mich gelehrt, wie man Gott lieben soll."

Siehe auch

Literatur