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'''Ritushanti''', Sanskrit ऋतुषान्ति  Ṛtuśānti, ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet: [[Ehe]]schließung.
 
Ehen in [[Indien]] sind von einer Vielzahl kultureller, religiöser und sozialer Traditionen geprägt. Die Ehe hat in der indischen Gesellschaft eine zentrale Rolle und wird oft als eine lebenslange Verpflichtung angesehen. 
 
Indien ist ein multireligiöses Land, und die Ehepraktiken variieren stark zwischen [[Hindu]]s, Muslimen, [[Sikhs]], Christen und anderen religiösen Gruppen. Hindu-Hochzeiten: Diese sind oft mehrtägige Feiern mit verschiedenen Ritualen wie Mehndi ([[Henna]]), Sangeet ([[Musik]]- und Tanzabend) und der eigentlichen Zeremonie ([[Homa]]).
 
==Ritushanti als Hochzeits-Ritual==
 
''Ṛtuśānti''' (Sanskrit: ऋतुषान्ति ''ṛtuśānti'' f.) bezeichnet ein vedisches Ritual (''Saṃskāra''), das in Zusammenhang mit Fruchtbarkeit, Ehe und dem Beginn des Menstruationszyklus einer Frau durchgeführt wird. Wörtlich bedeutet der Begriff „Befriedung der Jahreszeit / des Zyklus“ (''ṛtu'' = Zyklus, Jahreszeit; ''śānti'' = Frieden, Beschwichtigung, Segnung).
 
=== Bedeutung ===
Das '''Ṛtuśānti-Ritual''' gehört zu den [[Samskara]]s (Übergangsriten) des klassischen Hinduismus. Es soll günstige Bedingungen für Empfängnis, Fruchtbarkeit und harmonisches Familienleben schaffen. In vedischer Zeit diente es auch dazu, das Eheleben spirituell zu heiligen und die Frau für die Rolle als Mutter zu segnen.
 
=== Durchführung ===
* In den [[Grihya Sutra|Gṛhyasūtras]] (haushaltsbezogene Schriften) wird beschrieben, dass das Ritual gewöhnlich im Anschluss an die [[Vivaha|Hochzeit]] durchgeführt wird, bevor der erste eheliche Geschlechtsverkehr stattfindet. 
* Bei manchen Traditionen wird es speziell zum Zeitpunkt der [[Menarche]] (erste Menstruation) der Braut bzw. Frau begangen. 
* Priester rezitieren vedische Mantras, insbesondere aus [[Rigveda|Ṛgveda]] und [[Yajurveda]], um Schutz, Fruchtbarkeit und göttliche Gnade zu erbitten. 
* Typische Elemente sind Feueropfer (''homa''), Rezitation von [[Shanti|Śānti-Mantras]] und Segnungen durch die Familie.
 
=== Symbolik ===
* Das Ritual verdeutlicht die Auffassung, dass Fruchtbarkeit und Nachkommenschaft als göttliche Gaben verstanden werden. 
* Es verbindet individuelle Lebenszyklen (Menstruation, Ehe, Schwangerschaft) mit der kosmischen Ordnung (''ṛta''). 
* Durch die Rezitation von Śānti-Mantras wird Harmonie zwischen Körper, Geist, Partnern und Naturkräften hergestellt.
 
=== Heutige Praxis ===
* In vielen Regionen Indiens wird '''Ṛtuśānti''' noch heute im traditionellen Rahmen gepflegt, häufig in Verbindung mit [[Vivaha|Hochzeitsritualen]]. 
* In modernen städtischen Kontexten ist das Ritual weniger verbreitet, wird jedoch in orthodoxen Familien und vedischen Ritualzentren weiterhin praktiziert. 
* Einige Vedanta- und Yoga-Traditionen sehen '''Ṛtuśānti''' auch symbolisch: als Ausdruck des Respekts vor den schöpferischen Kräften der Natur und der Heiligkeit des Familienlebens.
 
== Literatur ==
* Hermann Oldenberg: ''Die Gṛhyasūtras''. Herausgegeben und übersetzt. 
* Patrick Olivelle: ''The Āśrama System. The History and Hermeneutics of a Religious Institution.'' 
* P.V. Kane: ''History of Dharmaśāstra'', Bd. II. 
 
==Siehe auch==
* [[Hochzeit]]
* [[Familie]]
* [[Samskara]] 
* [[Vivaha]] 
* [[Shanti]]
 
[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Sanskrit]]

Aktuelle Version vom 9. September 2025, 14:47 Uhr

Zwillingseele Ehe Liebe Seelenverwandschaft.jpeg

Ritushanti, Sanskrit ऋतुषान्ति Ṛtuśānti, ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet: Eheschließung.

Ehen in Indien sind von einer Vielzahl kultureller, religiöser und sozialer Traditionen geprägt. Die Ehe hat in der indischen Gesellschaft eine zentrale Rolle und wird oft als eine lebenslange Verpflichtung angesehen.

Indien ist ein multireligiöses Land, und die Ehepraktiken variieren stark zwischen Hindus, Muslimen, Sikhs, Christen und anderen religiösen Gruppen. Hindu-Hochzeiten: Diese sind oft mehrtägige Feiern mit verschiedenen Ritualen wie Mehndi (Henna), Sangeet (Musik- und Tanzabend) und der eigentlichen Zeremonie (Homa).

Ritushanti als Hochzeits-Ritual

Ṛtuśānti' (Sanskrit: ऋतुषान्ति ṛtuśānti f.) bezeichnet ein vedisches Ritual (Saṃskāra), das in Zusammenhang mit Fruchtbarkeit, Ehe und dem Beginn des Menstruationszyklus einer Frau durchgeführt wird. Wörtlich bedeutet der Begriff „Befriedung der Jahreszeit / des Zyklus“ (ṛtu = Zyklus, Jahreszeit; śānti = Frieden, Beschwichtigung, Segnung).

Bedeutung

Das Ṛtuśānti-Ritual gehört zu den Samskaras (Übergangsriten) des klassischen Hinduismus. Es soll günstige Bedingungen für Empfängnis, Fruchtbarkeit und harmonisches Familienleben schaffen. In vedischer Zeit diente es auch dazu, das Eheleben spirituell zu heiligen und die Frau für die Rolle als Mutter zu segnen.

Durchführung

  • In den Gṛhyasūtras (haushaltsbezogene Schriften) wird beschrieben, dass das Ritual gewöhnlich im Anschluss an die Hochzeit durchgeführt wird, bevor der erste eheliche Geschlechtsverkehr stattfindet.
  • Bei manchen Traditionen wird es speziell zum Zeitpunkt der Menarche (erste Menstruation) der Braut bzw. Frau begangen.
  • Priester rezitieren vedische Mantras, insbesondere aus Ṛgveda und Yajurveda, um Schutz, Fruchtbarkeit und göttliche Gnade zu erbitten.
  • Typische Elemente sind Feueropfer (homa), Rezitation von Śānti-Mantras und Segnungen durch die Familie.

Symbolik

  • Das Ritual verdeutlicht die Auffassung, dass Fruchtbarkeit und Nachkommenschaft als göttliche Gaben verstanden werden.
  • Es verbindet individuelle Lebenszyklen (Menstruation, Ehe, Schwangerschaft) mit der kosmischen Ordnung (ṛta).
  • Durch die Rezitation von Śānti-Mantras wird Harmonie zwischen Körper, Geist, Partnern und Naturkräften hergestellt.

Heutige Praxis

  • In vielen Regionen Indiens wird Ṛtuśānti noch heute im traditionellen Rahmen gepflegt, häufig in Verbindung mit Hochzeitsritualen.
  • In modernen städtischen Kontexten ist das Ritual weniger verbreitet, wird jedoch in orthodoxen Familien und vedischen Ritualzentren weiterhin praktiziert.
  • Einige Vedanta- und Yoga-Traditionen sehen Ṛtuśānti auch symbolisch: als Ausdruck des Respekts vor den schöpferischen Kräften der Natur und der Heiligkeit des Familienlebens.

Literatur

  • Hermann Oldenberg: Die Gṛhyasūtras. Herausgegeben und übersetzt.
  • Patrick Olivelle: The Āśrama System. The History and Hermeneutics of a Religious Institution.
  • P.V. Kane: History of Dharmaśāstra, Bd. II.

Siehe auch