Indisches Kultbild und klassische Kunst: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Aus: Heinrich Zimmer, Kunstform und Yoga im indischen Kultbild, 1987, S. 19 ff.'''
[[Datei:Bhuvanesvari yantra.jpg|thumb|Bhuvaneshvari Yantra]]


"Unser Wissen um indische Kunst wächst unablässig: Verschüttetes wird, wenn auch nur mählich und verstreut, zutage gefördert, und was von alten wie jüngeren Denkmalen sich des Lichts der Sonne freut, wird von einer immer größeren Schar begeisterter Liebhaber aufgenommen und der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Die inhaltliche Bestimmung der Stücke wird genauer, das Verständnis ihres stilistischen Details verfeinert sich und spinnt das Netz geschichtlicher Beziehungen, die ihre Masse ordnen, immer enger.  
Der Indologe [[Heinrich Zimmer]] (1890-1943) verfasste in den Jahren 1924 und 1925 das Buch "Kunstform und [[Yoga]] im [[Indien|indischen]] Kultbild". Darin beschäftigt er sich mit dem [[Yantra]], [[Mandala]] und [[Pratima]] als klassische indische Kultbilder und ihrer Verwendung im Yoga als Hilfsmittel, um die Alleinheit zu erfahren und die [[Welt]] zu [[Transzendenz|transzendieren]]. Das Yantra wird dabei linear-geometrisierend und das Pratima dreidimensional-plastisch dargestellt, das Mandala wird figural ausgefüllt. Heinrich Zimmer entschlüsselt in seinem Buch die Formensprache und Symbolik der verschiedenen Vielecke und der konzentrischen Außenringe.


Zugleich wird unter denen, die sich mit indischer Kunst beschäftigen, eine Geste der Vertrautheit mit ihrem Stil und Wesen üblich, wie sie uns vor Denkmalen, die zum Erbe unserer eigenen Kultur gehören, gemäß sein mag, — angesichts dieser Zeugen einer anderen Welt bleibt sie einstweilen verwunderlich. Denn was wir zum Beispiel über das Wesen eines Haupttypus indischer Kunst, über das Kultbild, wissen: über seine Absicht und seinen mütterlichen Boden, ist bislang sehr wenig und reicht nicht hin, das Eigentümliche der Empfindung zu erklären, die uns befällt, wenn wir vor diese Erscheinungen, die einzig in ihrer Art sind, treten.
Heinrich Zimmer schreibt: "Für die indische Kunst ist der [[Mensch]] [[Gott]], und sie ist geschaffen, damit er es erfahre und ihrer nicht mehr bedürfe. (...), indische Kunst [will] von innen geschaut sein."
 
In der klassischen europäischen Kunst ist es doch teilweise ähnlich. [[Jesus Christus]] ist Gott und Mensch zugleich. Der ¨Sohn Gottes¨ wurde als Mensch in [[Israel]] geboren. Das wird oftmals deutlich in mittelalterlichen Darstellungen, die auch der [[Verehrung]] dienen.  


Man kann viel über indische Kunst hören und lesen und erfährt dabei auch vieles. Abgesehen von der unerläßlichen, rein ikonographischen Arbeit, die ihre inhaltlichen Bezüge klärt und damit den Grund zu aller weiteren Betrachtung legt, hat hier Stilanalyse, ästhetisch wertende Betrachtung und unmittelbare Ergriffenheit ein weites Feld gefunden. Aber wenn man ihre vielfältigen Äußerungen durchläuft, sucht man im ganzen vergeblich nach einer Antwort darauf, warum eine so vornehme Erscheinung indischer Kunst, wie das indische Kultbild, in seinem allgemeinsten formalen Habitus so ist, wie es ist, warum es uns — jenseits landschaftlicher Schranken Vorder- und Hinterindiens, des Nordens wie des Südens — mit einem ganz eigentümlichen Gestus begegnet, vor dem wir immer wieder in ebenso elementarer Ergriffenheit wie befangener Scheu stehen.
=Mehr unter=
[[Jesus Christus]]


Zwischen ihm und uns liegt es wie eine Schwelle, die zu überschreiten uns keine Füße gewachsen sind. Das Wissen um Namen und Bedeutung der hohen Wesen, die in ihm Gestalt werden, genügt augenscheinlich nicht, um uns jene Nähe und jene Vertrautheit mit ihnen zu verschaffen, die uns mit den großen Erscheinungen unseres eigenen künstlerischen Erbes verbindet. Wir fühlen: es hat mit ihrer eigentümlichen Form eine besondere Bewandtnis, zu deren Klärung ein Wissen um die Weltanschauungslehren, aus denen sie erwachsen, und die Symbolik ihrer Haltungen, ihrer Embleme und ihrer legendaren Situation allein nicht ausreicht.


Nehmen wir diese geistigen Bezüge in uns auf, so werden wir zwar wissender um die Bedeutung dieser Bilder, ihr Geistiges wird uns verständlich, aber ihr Sinnliches: ihre formale Erscheinung und Wirkung, die in gewissem Umfange als Ausdruck eines Geistigen auch eine geistige Deutung zulassen, behalten einen ganz elementaren ungelösten Rest, der eben jene Spannung der Distanz zwischen uns und diesen Gebilden bedeutet. Diese Spannung wirklich überwinden hieße wohl aus unserer westlichen modernen Haut fahren, aber insofern wir liebende Betrachter dieser Zeugen einer anderen Welt sind, ist es uns aufgegeben, wenigstens begreifend diese Spannung zu lösen: zu klären, was mit uns geschieht, wenn wir ihnen gegenübertreten, und warum dann immer mit uns geschehen muß, was mit uns geschieht.
[[Kategorie:Bhakti]]
 
Die Frage, die diese Spannung uns auferlegt, geht nicht um den besonderen Inhalt und den zeitlich wie landschaftlich bestimmten Stil einzelner dieser Kultbilder. Das Wissen um diese beiden Dinge gehört zuden notwendigen Voraussetzungen oder zur fruchtbaren Detailkenntnis, aber die Antwort, die aus diesem Wissen kommen kann, ist teils zu allgemein, teils zu speziell, als daß sie unsere Spannung lösen könnte."

Aktuelle Version vom 13. Juni 2024, 01:25 Uhr

Bhuvaneshvari Yantra

Der Indologe Heinrich Zimmer (1890-1943) verfasste in den Jahren 1924 und 1925 das Buch "Kunstform und Yoga im indischen Kultbild". Darin beschäftigt er sich mit dem Yantra, Mandala und Pratima als klassische indische Kultbilder und ihrer Verwendung im Yoga als Hilfsmittel, um die Alleinheit zu erfahren und die Welt zu transzendieren. Das Yantra wird dabei linear-geometrisierend und das Pratima dreidimensional-plastisch dargestellt, das Mandala wird figural ausgefüllt. Heinrich Zimmer entschlüsselt in seinem Buch die Formensprache und Symbolik der verschiedenen Vielecke und der konzentrischen Außenringe.

Heinrich Zimmer schreibt: "Für die indische Kunst ist der Mensch Gott, und sie ist geschaffen, damit er es erfahre und ihrer nicht mehr bedürfe. (...), indische Kunst [will] von innen geschaut sein."

In der klassischen europäischen Kunst ist es doch teilweise ähnlich. Jesus Christus ist Gott und Mensch zugleich. Der ¨Sohn Gottes¨ wurde als Mensch in Israel geboren. Das wird oftmals deutlich in mittelalterlichen Darstellungen, die auch der Verehrung dienen.

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Jesus Christus