Spirituelles Streben und Praxis - Kapitel 4 - Der Prozess der spirituellen Praxis: Unterschied zwischen den Versionen

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Diese Analogie, diese Anekdote, diese Geschichte in der Upanishad ist in einem ganz besonderen Sinne lehrreich. Alle unsere Denkweisen sind konditioniert und sensorisch infiziert. Selbst wenn wir von unserem eigenen Standpunkt aus logisch oder unpersönlich ein neues Denksystem in unseren Geist einführen, werden wir feststellen, dass unser Denken in irgendeiner Weise mit einem der Sinnesorgane verbunden ist. Wir denken nach dem, was wir mit den Augen gesehen haben. Wer hat uns nun aufgefordert, im Sinne des Sehens zu denken? Es wurde bereits erwähnt, dass wir die Dinge nicht richtig sehen können. Wir externalisieren ein Ding in der Wahrnehmung und spalten ein Ding, das eins ist, in zwei.  
Diese Analogie, diese Anekdote, diese Geschichte in der Upanishad ist in einem ganz besonderen Sinne lehrreich. Alle unsere Denkweisen sind konditioniert und sensorisch infiziert. Selbst wenn wir von unserem eigenen Standpunkt aus logisch oder unpersönlich ein neues Denksystem in unseren Geist einführen, werden wir feststellen, dass unser Denken in irgendeiner Weise mit einem der Sinnesorgane verbunden ist. Wir denken nach dem, was wir mit den Augen gesehen haben. Wer hat uns nun aufgefordert, im Sinne des Sehens zu denken? Es wurde bereits erwähnt, dass wir die Dinge nicht richtig sehen können. Wir externalisieren ein Ding in der Wahrnehmung und spalten ein Ding, das eins ist, in zwei.  
"Ich habe es gesehen, und deshalb denke ich auf diese Weise. So glauben wir, dass unser Sehen der letzte Richter bei der Feststellung von Tatsachen ist. Die Upanishad sagt, dass unser Sehen überhaupt kein Kriterium ist. Es ist kein zuverlässiger Führer. Wenn wir etwas gehört haben, fällen wir durch unseren Verstand ein Urteil darüber: "Das ist es, was ich gehört habe." Wir mögen alles gehört haben, aber woher wissen wir, dass wir es richtig gehört haben?
"Ich habe es gesehen, und deshalb denke ich auf diese Weise. So glauben wir, dass unser Sehen der letzte Richter bei der Feststellung von Tatsachen ist. Die Upanishad sagt, dass unser Sehen überhaupt kein Kriterium ist. Es ist kein zuverlässiger Führer. Wenn wir etwas gehört haben, fällen wir durch unseren Verstand ein Urteil darüber: "Das ist es, was ich gehört habe." Wir mögen alles gehört haben, aber woher wissen wir, dass wir es richtig gehört haben?
Unsere psychologischen oder sogar logischen Urteile sind meist partiell, orientiert am Einfluss eines Sinnesorgans. Wir essen gerne etwas Bestimmtes, riechen
etwas, berühren etwas, hören etwas, sehen etwas. Wir haben den Wunsch, zu unserer eigenen Befriedigung eine
bestimmte Art von Kontakt zu haben. Dieser Wunsch nach einem bestimmten Kontakt beeinflusst
unser Gedanke. Selbst ein Richter kann von familiären Problemen, Magenschmerzen oder Leberproblemen beeinflusst werden. Nur Menschen, keine Götter, leben hier in dieser Welt, egal welche Position sie innehaben. Wenn ein großer Beamter, ein mächtiger Organisator, ein
Richter, ein Magistrat unter starken körperlichen Beschwerden und psychischen Spannungen leidet, kann er seine Aufgaben nicht richtig erfüllen, ganz gleich, welche Autorität ihm übertragen wurde. Die inneren Bedingungen bestimmen die äußere Leistung und die sozialen Beziehungen.
Bei spirituell Suchenden ist das noch viel mehr der Fall.
Konditioniertes Denken kann uns nicht zur unkonditionierten Wirklichkeit führen. Philosophen haben uns schon oft gesagt, dass auch unsere Gedanken sensorisch bedingt sind. Wir denken, wie wir sehen, wie wir hören und so weiter. Völlig abstraktes, unabhängiges Denken in rein rationaler Weise ist zwar mit großer Anstrengung möglich, wird aber wegen der äußerst engen Bindung an die Sinnesorgane gewöhnlich nicht in Anspruch genommen. Es gibt nichts in der Welt, was wir nicht durch unsere Augen, Ohren usw. tun.
Die Upanishad warnt uns in dieser Anekdote. Als die Sinne durch das vollständige Chanten des Mantras durch die Lebenskraft in unserer kumulativen Existenz vom Angriff der Dämonen befreit waren, sahen die Sinne, befreit vom dämonischen Einfluss, die Dinge richtig. Die Ohren hörten richtig, die Zunge schmeckte richtig, und alles war in Ordnung. Was ist damit gemeint, dass die Sinne in Ordnung waren?
Hier kommen wir zu der Geschichte von der
Erschaffung des Universums, die in der Aitareya Upanishad zu finden ist. Wie sind die Sinnesorgane überhaupt
entstanden? Wer zwingt uns, die Dinge so zu sehen, wie wir sie sehen, und so weiter? Der Beginn der
Schöpfung wird als eine mehrfache Manifestation einer vollkommen organisierten Gesamtheit von Lebewesen namens Gott beschrieben
Der Allmächtige, das Absolute Wesen, Ishvara-shakti, oder wie auch immer es genannt wird. Am Anfang steht das Eine allein, das 'Ich bin Ich', das 'Ich bin, was ich bin'. Dieses 'Ich'-Bewusstsein schließt alles ein, dessen es sich bewusst ist. Es ist kein Ich-Bewusstsein, dem ein DuBewusstsein gegenübersteht. Es gab kein 'Du'; es gab kein 'Er' oder 'Sie' oder 'Es'. Es war nur ein einziges verschmolzenes 'Ich', in dem auch Raum und Zeit verschlungen waren.
Der nächste Schritt in der Schöpfung ist der Wille, sich seiner selbst bewusst zu sein. Im Urzustand ist es das Sein als solches, ohne irgendeine Unterscheidung, auch nicht in Gedanken oder Gefühlen. Es sollte eine klare Unterscheidung geben zwischen dem Sein als solchem und dem Bewusstsein, dass es so etwas wie das Sein gibt. Wenn ich bin und mir auch bewusst bin, dass ich bin, sind das zwei völlig verschiedene Zustände. Das Bewusstsein, dass ich bin, ist eine Stufe abwärts von dem höheren Zustand, in dem ich einfach bin, was ich bin, und in dem es keine Notwendigkeit gibt, sich bewusst zu sein, dass ich bin. Das schöpferische Prinzip wirkt in der zweiten Stufe des Evolutionsprozesses, wo das Ich allein sich bewusst wird, dass das Ich allein ist.
Der dritte Schritt ist eine Diversifizierung des gesamten "Ich" in eine sichtbare Vielfalt, mit dem Bewusstsein, dass die vielen nur ich sind. Ich bin mir der Gliedmaßen meines Körpers bewusst. Ich habe zehn Finger und zehn Zehen, und viele Organe dieses Körpers. Obwohl sie zahlreich sind, bin ich mir dennoch bewusst, dass sie alle nur ich sind. Die Vielfalt der Wahrnehmung ist also nicht immer schlecht, vorausgesetzt, das Einheitsbewusstsein ist da, immanent, es durchdringt sie, und das Viele wird als die Mannigfaltigkeit des Einen erkannt, der es betrachtet oder sich dessen bewusst ist.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Schöpfung wunderbar.
Dieser Zustand, in dem sich das Eine der Vielfältigkeit seiner eigenen Manifestation bewusst ist, wird Vishvarupa genannt, dessen Beschreibung hier gegeben wird
im elften Kapitel der Bhagavadgita, in der Purusha Sukta des Veda und so weiter. Es ist die großartige Manifestation des Einen als die Form des mannigfaltigen Kosmos, und das Eine ist sich bewusst, dass es all diese Dinge ist.
Bis zu diesem Stadium der Schöpfung gibt es keine Knechtschaft. Wo sind die Fesseln? Wer soll die Fesseln schaffen, wenn das Ich allein da ist und alles als sich selbst kennt? Es ist ein Tanz des Einen in der Form des Vielen. Reme rameśo vraja-sundarībhir yathārbhakaḥ sva-pratibimba vibhramaḥ (S.B. 10.33.16) ist ein Vers aus dem Kapitel über das Rasa Lila in der Srimad Bhagavata, wo Suka Maharishi sagt, dass Sri Krishna inmitten der Gopis tanzte, wie ein Kind inmitten seiner eigenen Reflexionen tanzt, die es in mehreren Spiegeln sieht. Es gab dort keine Gopis. Es war Sri Krishna selbst - ein Kind, das tanzt, weil es sich selbst in vielfacher Form durch Millionen von Spiegeln sieht, die um es herum gehalten werden. Es sieht, es sieht, es sieht. Überall sieht es sich selbst, und doch sieht es viele. Dieser
Tanz des Kosmos ist der Nataraja-Tanz, der im theologischen Sprachgebrauch auch als der Tanz von Siva bekannt ist, der Tanz Gottes im Akt der kosmischen Manifestation, in dem er sich freut, sich selbst zu erkennen, in dem er glückselig ist, weil er sich gleichsam überfließend in die Ausdehnung von Raum und Zeit und Äußerlichkeit ergossen hat. Dies ist der Tanz Gottes in der Form dieser wundersamen Schöpfung.
Es gibt kein Publikum, das diesen Tanz visualisiert. Wer soll
den Tanz sehen? Nur der Tänzer kennt sich selbst. Jemand spricht, jemand hört. Jemand führt auf, ein anderer visualisiert. Hier gibt es so etwas nicht. Der Regisseur des Dramas, das Publikum, das Licht, das die Bühne erhellt, und der Darsteller sind alle eins. Der Regisseur selbst tanzt, er ist
das Publikum, er ist die Lampe, die die Bühne erhellt, und das gesamte dramatische Geschehen auf der Bühne ist
dieses Eine 
Das Sein, das alle Formen annimmt, verrückt nach der Glückseligkeit seiner Einsamkeit. Wir können es nicht anders ausdrücken.
Dann passiert etwas, das wissenswert ist, weil keiner von uns damals dabei war. Es gab kein ich, kein du, kein er, keine sie, kein es, kein dies, kein das. Plötzlich findet eine Verdreifachung des Prozesses statt. Hier ist der Beginn dessen, was man den Sündenfall nennt. Aus dieser ansonsten glückseligen Universalität des Selbstbewusstseins kommen wir in einen tragischen Zustand. Das Eine spaltet sich sozusagen in eine dreifache Manifestation des Sehenden, des Gesehenen und des Prozesses des Sehens. Ich sehe dich, und du bist das Objekt, das gesehen wird, und da ist etwas zwischen uns. Das ist das Problem mit uns. Da der Seher die richtige Beziehung zwischen ihm und dem Gesehenen nicht genau kennen kann, gibt es immer einen Konflikt, eine Spannung und den Wunsch, sich künstlich den ganzen Tag und die ganze Nacht über anzupassen.
Die Verbindung zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen ist unsichtbar. Ich weiß nicht, wie ich dich sehe, aber das Sehen findet statt. Du weißt nicht, wie du mich hörst, obwohl das Hören stattfindet. Zwischen uns besteht ein Abstand. Wie sehen Sie mich, und wie sehe ich Sie? Es gibt ein geheimnisvolles Prinzip, das zwischen uns wirkt. Das ist der Unheilstifter, der wahre Butterdieb des Srimad Bhagavata Mahapurana. Dieses merkwürdige Ding zwischen uns tritt nicht in die Arena der Wahrnehmung ein. Weder kenne ich mich selbst richtig, noch kennst du dich selbst richtig, und es ist auch nichts darüber bekannt, wie wir uns in unserem sozialen Umgang miteinander verhalten.
Sofort beginnt der Prozess der Wahrnehmung. In der universellen Entfaltung des Gottesbewusstseins gab es keine Wahrnehmung - keine Augen, keine Ohren, keine





Version vom 12. Mai 2023, 12:48 Uhr

Swami Krishnananda

Spirituelles Streben und Praxis - Kapitel 4 - Der Prozess der spirituellen Praxis

Mitschnitte einer Sadhana-Woche im Sivananda Ashram in Rishikesh, vorgetragen von Swami Krishnananda.

Swami Krishnananda - Die Gesellschaft des Göttlichen Lebens, Sivananda Ashram, Rishikesh, Indien - Webseite: www.swami-krishnananda.org

© Divine Life Society

Der Prozess der spirituellen Praxis

Wir machen da weiter, wo wir in der letzten Sitzung aufgehört haben. Unser Thema ist eine tiefgreifende Analyse des Prozesses der spirituellen Praxis. Das Verstehen geht dem Tun voraus; die Theorie steht hinter der Anwendung; das Wissen geht der Ausführung von etwas voraus. Bevor wir etwas tun, müssen wir wissen, was wir tun, wie wir es tun sollen und warum wir es tun sollen. Einige der Auswirkungen dieses interessanten Themas wurden in unseren früheren Sitzungen erörtert.

Nach all diesen Untersuchungen darüber, wie wichtig es ist zu wissen, was spirituelle Praxis ist, haben wir festgestellt, dass es nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Es ist wie in der medizinischen Wissenschaft. Die gesamte anatomische, physiologische und sogar psychologische Struktur der Persönlichkeit sollte einem Arzt zur Verfügung stehen, um einen Patienten effektiv behandeln zu können. Eine partielle, bruchstückhafte, auf einzelne Gliedmaßen bezogene Behandlung ist keine Behandlung. Das ist die Herangehensweise eines spirituell Suchenden an die erwartete Errungenschaft. Es ist ein Verstehen von allen Seiten, oder so etwas wie ein militärischer Marsch. Es geht nicht darum, einfach drauflos zu marschieren, ohne zu verstehen, worum es eigentlich geht. Vorne und hinten, rechts und links, oben und unten, alles sollte dem Generalmajor klar sein. Sonst wird er nicht erfolgreich sein. Wir müssen jede Situation vollständig verstehen. Dann legen wir den Schalter um, und schon ist die Beleuchtung da. Andernfalls, wenn die Elektrifizierung nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird, bringt jede noch so kleine Betätigung des Schalters kein Licht.


Um unser Thema fortzusetzen, gibt es eine interessante Anekdote, die in der Brihadaranyaka Upanishad aufgezeichnet ist. Im Himmel herrschte ein Krieg zwischen den Göttern und den Dämonen. Die Götter beschlossen, ihre Freunde zu bitten, ein mächtiges Mantra namens Rathantara Saman aus den Veden zu rezitieren, damit diese Mantra-Shakti im Falle eines Angriffs der Dämonen deren Annäherung entgegenwirken kann. Sie sagten zu den Augen: "Bitte chantet um unseretwillen." Als die Augen anfingen zu chanten, erfuhren die Dämonen davon. Sie griffen die Augen sofort an, damit das Chanten aufhörte. Aufgrund dieses Angriffs konnten die Augen die Dinge nicht richtig sehen. Die Upanishad sagt, dass dies der Grund ist, warum wir bestimmte Dinge immer als gut und bestimmte Dinge als schlecht ansehen. Die Unterscheidung, die wir treffen, ist auf den Angriff der Dämonen auf unsere Augen zurückzuführen. Wir können weder sagen, alles sei schlecht, noch können wir sagen, alles sei gut. Wir machen immer eine Unterscheidung zwischen einem Teil der Welt, der diesen Charakter hat, und einem anderen Teil der Welt, der einen anderen Charakter hat, obwohl es für diese Klassifizierung, die wir vornehmen, keine richtige Rechtfertigung gibt.


Wenn die Augen versagten, sagten die Götter zu den Ohren: "Bitte singt." Die Dämonen griffen die Ohren an. Aus diesem Grund hören wir, was gut ist, und hören, was schlecht ist. Wenn etwas gesagt wird, fällen wir immer ein Urteil darüber, ob es in Ordnung ist oder nicht in Ordnung. Wer hat uns gesagt, dass es in Ordnung ist oder nicht in

Ordnung ist? Es ist unsere eigene Vorliebe, die aus der infizierten Art des Hörens durch den Kontakt des

Hörsinns mit den dämonischen Kräften entsteht. Was sind die dämonischen Kräfte? Sie haben nur zwei Dinge zu tun.


Entweder werfen sie eine Sache von ihrem Standort in eine andere Richtung, oder sie spalten eine Sache in zwei Teile. Das ist es, was Dämonen tun. Wenn wir an einem Ort sind, geben sie uns das Gefühl, an einem anderen Ort zu sein, und wenn es nur eine Art zu denken gibt, zwingen sie uns, auf zwei verschiedene Arten zu denken. Dann befahlen die Götter der Zunge zu singen. Die Zunge sang, und sofort griffen die Dämonen auch die Zunge an, weshalb wir schmecken können, was schmackhaft und was ungenießbar ist. Ebenso verhält es sich mit dem Geruchssinn und dem Tastsinn. Alle diese Sinnesorgane haben versagt. Diese Sinnesorgane sind auch Diener der Organisation der Götter im Himmel. Sie haben nicht gelingen.


Die Idee ist, dass wir durch die Sinnesorgane nichts richtig erkennen können. Wir können unsere Augen nicht öffnen und die Dinge richtig sehen. Wir haben immer eine voreingenommene Sicht der Dinge, und wann immer wir versuchen, die Tatsachen in dieser Welt durch irgendein Sinnesorgan zu erfassen, ist alles in jeder Hinsicht voreingenommen. Das Wirkliche kann wegen dieses dämonischen Angriffs nicht durch die Sinnesorgane kontaktiert werden. In der vorangegangenen Sitzung habe ich erwähnt, dass diese Dämonen hauptsächlich Raum und Zeit sind. Das sollten wir nicht vergessen. Shumba und Nishumba, Ravana und Kumbakarna sind, wie ich sagte, Raum und Zeit. Sie stören immer jeden unserer Versuche, richtig zu denken und Dinge richtig zu tun.


Was war nun das Schicksal dieser Götter, die durch den Angriff der Dämonen aus der Bahn geworfen worden waren? Schließlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich an die Gesamtenergie des Systems zu wenden, die Prana Shakti genannt wird: "Bitte chantet für uns." Als diese Gesamtenergie, die keines der Sinnesorgane ist, anfing, das Rathantara-Saman-Mantra zu chanten, griffen die

Dämonen an, aber hier hatten sie keinen Erfolg. Alles, was partiell ist, kann nicht das Ganze angreifen.

Ein Teil kann sich nicht in die Struktur des Ganzen einmischen, zu dem er gehört. Wenn ein Teil versucht, sich in das einzumischen, wovon er ein Teil ist, wird er nicht erfolgreich sein. Als die Dämonen das Prana angriffen, das die gesamte Lebenskraft in unserem System ist, wurden sie von der Prana-Shakti mit einem Ruck und einem Tritt zurückgeworfen und zerbrachen in Stücke, wie eine Schlammkugel zerbricht, wenn sie auf einen harten Felsen geschlagen wird, sagt die Upanishad.


Diese Analogie, diese Anekdote, diese Geschichte in der Upanishad ist in einem ganz besonderen Sinne lehrreich. Alle unsere Denkweisen sind konditioniert und sensorisch infiziert. Selbst wenn wir von unserem eigenen Standpunkt aus logisch oder unpersönlich ein neues Denksystem in unseren Geist einführen, werden wir feststellen, dass unser Denken in irgendeiner Weise mit einem der Sinnesorgane verbunden ist. Wir denken nach dem, was wir mit den Augen gesehen haben. Wer hat uns nun aufgefordert, im Sinne des Sehens zu denken? Es wurde bereits erwähnt, dass wir die Dinge nicht richtig sehen können. Wir externalisieren ein Ding in der Wahrnehmung und spalten ein Ding, das eins ist, in zwei. "Ich habe es gesehen, und deshalb denke ich auf diese Weise. So glauben wir, dass unser Sehen der letzte Richter bei der Feststellung von Tatsachen ist. Die Upanishad sagt, dass unser Sehen überhaupt kein Kriterium ist. Es ist kein zuverlässiger Führer. Wenn wir etwas gehört haben, fällen wir durch unseren Verstand ein Urteil darüber: "Das ist es, was ich gehört habe." Wir mögen alles gehört haben, aber woher wissen wir, dass wir es richtig gehört haben?


Unsere psychologischen oder sogar logischen Urteile sind meist partiell, orientiert am Einfluss eines Sinnesorgans. Wir essen gerne etwas Bestimmtes, riechen

etwas, berühren etwas, hören etwas, sehen etwas. Wir haben den Wunsch, zu unserer eigenen Befriedigung eine

bestimmte Art von Kontakt zu haben. Dieser Wunsch nach einem bestimmten Kontakt beeinflusst


unser Gedanke. Selbst ein Richter kann von familiären Problemen, Magenschmerzen oder Leberproblemen beeinflusst werden. Nur Menschen, keine Götter, leben hier in dieser Welt, egal welche Position sie innehaben. Wenn ein großer Beamter, ein mächtiger Organisator, ein Richter, ein Magistrat unter starken körperlichen Beschwerden und psychischen Spannungen leidet, kann er seine Aufgaben nicht richtig erfüllen, ganz gleich, welche Autorität ihm übertragen wurde. Die inneren Bedingungen bestimmen die äußere Leistung und die sozialen Beziehungen.


Bei spirituell Suchenden ist das noch viel mehr der Fall. Konditioniertes Denken kann uns nicht zur unkonditionierten Wirklichkeit führen. Philosophen haben uns schon oft gesagt, dass auch unsere Gedanken sensorisch bedingt sind. Wir denken, wie wir sehen, wie wir hören und so weiter. Völlig abstraktes, unabhängiges Denken in rein rationaler Weise ist zwar mit großer Anstrengung möglich, wird aber wegen der äußerst engen Bindung an die Sinnesorgane gewöhnlich nicht in Anspruch genommen. Es gibt nichts in der Welt, was wir nicht durch unsere Augen, Ohren usw. tun.


Die Upanishad warnt uns in dieser Anekdote. Als die Sinne durch das vollständige Chanten des Mantras durch die Lebenskraft in unserer kumulativen Existenz vom Angriff der Dämonen befreit waren, sahen die Sinne, befreit vom dämonischen Einfluss, die Dinge richtig. Die Ohren hörten richtig, die Zunge schmeckte richtig, und alles war in Ordnung. Was ist damit gemeint, dass die Sinne in Ordnung waren?


Hier kommen wir zu der Geschichte von der Erschaffung des Universums, die in der Aitareya Upanishad zu finden ist. Wie sind die Sinnesorgane überhaupt

entstanden? Wer zwingt uns, die Dinge so zu sehen, wie wir sie sehen, und so weiter? Der Beginn der

Schöpfung wird als eine mehrfache Manifestation einer vollkommen organisierten Gesamtheit von Lebewesen namens Gott beschrieben


Der Allmächtige, das Absolute Wesen, Ishvara-shakti, oder wie auch immer es genannt wird. Am Anfang steht das Eine allein, das 'Ich bin Ich', das 'Ich bin, was ich bin'. Dieses 'Ich'-Bewusstsein schließt alles ein, dessen es sich bewusst ist. Es ist kein Ich-Bewusstsein, dem ein DuBewusstsein gegenübersteht. Es gab kein 'Du'; es gab kein 'Er' oder 'Sie' oder 'Es'. Es war nur ein einziges verschmolzenes 'Ich', in dem auch Raum und Zeit verschlungen waren.


Der nächste Schritt in der Schöpfung ist der Wille, sich seiner selbst bewusst zu sein. Im Urzustand ist es das Sein als solches, ohne irgendeine Unterscheidung, auch nicht in Gedanken oder Gefühlen. Es sollte eine klare Unterscheidung geben zwischen dem Sein als solchem und dem Bewusstsein, dass es so etwas wie das Sein gibt. Wenn ich bin und mir auch bewusst bin, dass ich bin, sind das zwei völlig verschiedene Zustände. Das Bewusstsein, dass ich bin, ist eine Stufe abwärts von dem höheren Zustand, in dem ich einfach bin, was ich bin, und in dem es keine Notwendigkeit gibt, sich bewusst zu sein, dass ich bin. Das schöpferische Prinzip wirkt in der zweiten Stufe des Evolutionsprozesses, wo das Ich allein sich bewusst wird, dass das Ich allein ist.


Der dritte Schritt ist eine Diversifizierung des gesamten "Ich" in eine sichtbare Vielfalt, mit dem Bewusstsein, dass die vielen nur ich sind. Ich bin mir der Gliedmaßen meines Körpers bewusst. Ich habe zehn Finger und zehn Zehen, und viele Organe dieses Körpers. Obwohl sie zahlreich sind, bin ich mir dennoch bewusst, dass sie alle nur ich sind. Die Vielfalt der Wahrnehmung ist also nicht immer schlecht, vorausgesetzt, das Einheitsbewusstsein ist da, immanent, es durchdringt sie, und das Viele wird als die Mannigfaltigkeit des Einen erkannt, der es betrachtet oder sich dessen bewusst ist.


Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Schöpfung wunderbar.

Dieser Zustand, in dem sich das Eine der Vielfältigkeit seiner eigenen Manifestation bewusst ist, wird Vishvarupa genannt, dessen Beschreibung hier gegeben wird

im elften Kapitel der Bhagavadgita, in der Purusha Sukta des Veda und so weiter. Es ist die großartige Manifestation des Einen als die Form des mannigfaltigen Kosmos, und das Eine ist sich bewusst, dass es all diese Dinge ist.


Bis zu diesem Stadium der Schöpfung gibt es keine Knechtschaft. Wo sind die Fesseln? Wer soll die Fesseln schaffen, wenn das Ich allein da ist und alles als sich selbst kennt? Es ist ein Tanz des Einen in der Form des Vielen. Reme rameśo vraja-sundarībhir yathārbhakaḥ sva-pratibimba vibhramaḥ (S.B. 10.33.16) ist ein Vers aus dem Kapitel über das Rasa Lila in der Srimad Bhagavata, wo Suka Maharishi sagt, dass Sri Krishna inmitten der Gopis tanzte, wie ein Kind inmitten seiner eigenen Reflexionen tanzt, die es in mehreren Spiegeln sieht. Es gab dort keine Gopis. Es war Sri Krishna selbst - ein Kind, das tanzt, weil es sich selbst in vielfacher Form durch Millionen von Spiegeln sieht, die um es herum gehalten werden. Es sieht, es sieht, es sieht. Überall sieht es sich selbst, und doch sieht es viele. Dieser Tanz des Kosmos ist der Nataraja-Tanz, der im theologischen Sprachgebrauch auch als der Tanz von Siva bekannt ist, der Tanz Gottes im Akt der kosmischen Manifestation, in dem er sich freut, sich selbst zu erkennen, in dem er glückselig ist, weil er sich gleichsam überfließend in die Ausdehnung von Raum und Zeit und Äußerlichkeit ergossen hat. Dies ist der Tanz Gottes in der Form dieser wundersamen Schöpfung.


Es gibt kein Publikum, das diesen Tanz visualisiert. Wer soll den Tanz sehen? Nur der Tänzer kennt sich selbst. Jemand spricht, jemand hört. Jemand führt auf, ein anderer visualisiert. Hier gibt es so etwas nicht. Der Regisseur des Dramas, das Publikum, das Licht, das die Bühne erhellt, und der Darsteller sind alle eins. Der Regisseur selbst tanzt, er ist

das Publikum, er ist die Lampe, die die Bühne erhellt, und das gesamte dramatische Geschehen auf der Bühne ist

dieses Eine 

Das Sein, das alle Formen annimmt, verrückt nach der Glückseligkeit seiner Einsamkeit. Wir können es nicht anders ausdrücken.


Dann passiert etwas, das wissenswert ist, weil keiner von uns damals dabei war. Es gab kein ich, kein du, kein er, keine sie, kein es, kein dies, kein das. Plötzlich findet eine Verdreifachung des Prozesses statt. Hier ist der Beginn dessen, was man den Sündenfall nennt. Aus dieser ansonsten glückseligen Universalität des Selbstbewusstseins kommen wir in einen tragischen Zustand. Das Eine spaltet sich sozusagen in eine dreifache Manifestation des Sehenden, des Gesehenen und des Prozesses des Sehens. Ich sehe dich, und du bist das Objekt, das gesehen wird, und da ist etwas zwischen uns. Das ist das Problem mit uns. Da der Seher die richtige Beziehung zwischen ihm und dem Gesehenen nicht genau kennen kann, gibt es immer einen Konflikt, eine Spannung und den Wunsch, sich künstlich den ganzen Tag und die ganze Nacht über anzupassen.


Die Verbindung zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen ist unsichtbar. Ich weiß nicht, wie ich dich sehe, aber das Sehen findet statt. Du weißt nicht, wie du mich hörst, obwohl das Hören stattfindet. Zwischen uns besteht ein Abstand. Wie sehen Sie mich, und wie sehe ich Sie? Es gibt ein geheimnisvolles Prinzip, das zwischen uns wirkt. Das ist der Unheilstifter, der wahre Butterdieb des Srimad Bhagavata Mahapurana. Dieses merkwürdige Ding zwischen uns tritt nicht in die Arena der Wahrnehmung ein. Weder kenne ich mich selbst richtig, noch kennst du dich selbst richtig, und es ist auch nichts darüber bekannt, wie wir uns in unserem sozialen Umgang miteinander verhalten. Sofort beginnt der Prozess der Wahrnehmung. In der universellen Entfaltung des Gottesbewusstseins gab es keine Wahrnehmung - keine Augen, keine Ohren, keine




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Siehe auch

Literatur


Seminare

Spiritualität

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