Kommentar über die Mundaka Upanishad - Kapitel 2 - Abschnitt 2: Unterschied zwischen den Versionen

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Es ist sehr schwierig, diese beiden Aspekte im Verstand zu berücksichtigen. Entweder denken wir an eine Weite oder wir denken an etwas in uns. Es ist nicht nur eine Weite außerhalb, und es ist auch nicht etwas, das in uns sitzt. Es ist eine Mischung aus der Innerlichkeit der Subjektivität und der Weite der Objektivität, der Unendlichkeit. Da sich diese beiden Gedanken nicht leicht verbinden lassen, ist es für den Geist schwer, sich auf Brahman zu konzentrieren. Er kann sich auf eine Form konzentrieren - auf Idole, auf Konzepte, auf ein Bild, das er vor sich selbst stellt -, weil es außerhalb ist. Aber Brahman ist nicht außerhalb. Wie willst du dich auf es konzentrieren? Apramattena veddhavyam: Ihr müsst sehr vorsichtig sein, sehr vorsichtig. Sei nicht in Eile. Dann wird sich dein Geist mit dem Objekt deiner Meditation vereinen, so wie der Pfeil mit dem Objekt verschmilzt.  
Es ist sehr schwierig, diese beiden Aspekte im Verstand zu berücksichtigen. Entweder denken wir an eine Weite oder wir denken an etwas in uns. Es ist nicht nur eine Weite außerhalb, und es ist auch nicht etwas, das in uns sitzt. Es ist eine Mischung aus der Innerlichkeit der Subjektivität und der Weite der Objektivität, der Unendlichkeit. Da sich diese beiden Gedanken nicht leicht verbinden lassen, ist es für den Geist schwer, sich auf Brahman zu konzentrieren. Er kann sich auf eine Form konzentrieren - auf Idole, auf Konzepte, auf ein Bild, das er vor sich selbst stellt -, weil es außerhalb ist. Aber Brahman ist nicht außerhalb. Wie willst du dich auf es konzentrieren? Apramattena veddhavyam: Ihr müsst sehr vorsichtig sein, sehr vorsichtig. Sei nicht in Eile. Dann wird sich dein Geist mit dem Objekt deiner Meditation vereinen, so wie der Pfeil mit dem Objekt verschmilzt.  
Yasmin dyauḥ pṛthivī cāntarikṣam otam manaḥ saha prāṇaiś ca sarvaiḥ, tam evaikaṁ jānatha ātmānam, anya vāco vimuñcatha, amṛtasyaiṣa setuḥ (2.2.5): Es ist das am der Raum selbst festgelegt ist, der das Fundament der Welt ist
die ganze Erde. Der gesamte Raum ist ein Objekt vor dieser subtileren, über den Raum hinausreichenden Wirklichkeit. Und alle Dinge, einschließlich des Geistes und der Pranas, sind auf diese Wirklichkeit fixiert. Das allein sollte das Ziel deines Lebens sein. Tam evaikaṁ jānatha ātmānam: Erkenne ihn als die tiefste Wirklichkeit deines eigenen Herzens, den Atman.
Nicht zu viel sprechen. Anya vāco vimuñcatha: Wenn du sprichst, sprich nur über den Atman. Sprich nicht über irgendetwas anderes. Alle anderen Worte sind ermüdende Worte. Deshalb konzentriere dich auf dieses große Ideal deines Lebens und kümmere dich um deine
Angelegenheiten, wie man sagt. Beschäftige dich nicht mit
anderen Dingen in dieser Welt. Dies sollte dein einziges
Geschäft sein, dein einziges Ziel, und
nichts anderes sollte Ihre Aufmerksamkeit erregen.
Amṛtasyaiṣa setuḥ: Diese Sadhana, diese Praxis, wenn sie erfolgreich durchgeführt werden kann, wird die Brücke zur Unsterblichkeit sein.
Arā iva ratha-nābhau saṁhatā yatra nāḍyaḥ sa eṣo'ntaś carate bahudhā jāyamānaḥ, aum ity evaṁ dhyāyathātmānam, svasti vaḥ pārāya tamasaḥ parastāt (2.2.6): Alle Nerven Strömungen des Körpers und die Gottheiten des Kosmos sind
in diesem universellen Bewusstsein, Brahman, verankert, so wie die Speichen eines Rades in der Nabe des Rades verankert sind. Dieses Eine, in dem alles fixiert ist, bewegt sich im Inneren des Herzens, und es manifestiert sich in verschiedenen Formen als Visualisierungen durch den Geist einer Vielzahl von Konzeptualisierungen von
Objekten - antaś carate bahudhā jāyamānaḥ.
Es wurde gesagt, man müsse über Brahman meditieren. Wie meditiert man über Brahman? Die Vorschrift wird hier gegeben. Aum ity evaṁ dhyāya: Meditiere auf Brahman als Om, durch Rezitation von Om. Chante Om tief wie eine Vibration, die gleichsam vom Naval zum Herzen aufsteigt und sich durch das Herz und die Kehle nach oben bewegt, bis sie durch die Stimmorgane zu einem artikulierten Klang wird. Umgekehrt, wenn die Klangformung von Om durch die Stimmorgane rezitiert wird, wird sie immer subtiler, während das Chanten immer ruhiger wird, mehr und mehr nach innen geht und sich in seine ursprüngliche Quelle umkehrt, bis sie ihren Schwingungszustand erreicht, in dem es keinen Klang mehr gibt. Diese letzte Schwingung, die die endgültige Form von Om ist, ist identisch mit der kosmischen Kraft, dem eigentlichen Willen Gottes.
Meditiere deshalb über Brahman als Om. Om ist der Name von Brahman.
Tasya vācakaḥ praṇavaḥ (Y.S. 1.27), sagt Patanjali. Wir
wollen Gott bei irgendeinem Namen nennen, und wir können Ihn bei keinem anderen Namen als Om nennen. Das liegt daran, dass alle anderen  
Namen - wie Rama, Krishna, Govinda, Baum, Stein, Wasser, Berg - sind Worte, die wir benutzen, um bestimmte Objekte zu benennen. Jedes Wort in der Sprache hat ein bestimmtes Objekt vor sich, das sich an einem bestimmten Ort befindet, während Brahman kein Objekt ist, das sich an einem bestimmten Ort befindet. Daher wird jedes Wort, das nur ein bestimmtes Objekt bezeichnen kann, nicht ausreichen, um Brahman zu definieren, das überall ist. Man benötigt einen universellen Namen, um das Universelle Sein zu bezeichnen. Der universelle Name ist Om, entsprechend den universellen Schwingungen. Deshalb meditiere durch Om über Brahman. Aum it evaṁ dhyāyathātmānam: Kontempliere also den Atman durch Om.


© Divine Life Society
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Version vom 20. Februar 2023, 18:40 Uhr

Swami Krishnananda

Kommentar über die Mundaka Upanishad - Kapitel 2 - Abschnitt 2


Kapitel 2 - Abschnitt 2

Āviḥ saṁnihitaṁ guhācaraṁ nāma mahat padam atraitat samarpitam, ejat praṇan nimiṣac ca yad etat jānatha sad asad vareṇyam param vijñānād yad variṣṭham prajānām (2.2.1). Im Äußeren manifestiert sich genau das, was die tiefste Quelle unserer Sehnsüchte ist. Wahrlich, vor unseren Augen manifestiert sich genau das, was sonst unvorstellbar ist. Das tiefste Innere ist auch als wahrnehmbare Form vor den Sinnen da. Es ist zweifellos tief im Herzen, aber es ist auch fähig, vor unseren Augen als das zu erscheinen, was wir sehen. Dieses Brahman ist die große, manifestierte Stütze aller Wesen. Es ist die Ursache all unserer Erfahrungen. Es ist uns sehr nahe, näher als unser Nacken, und doch ist es im Inneren, in der Höhle des Herzens. Alles, was atmet, alles, was lebt, alle Lebewesen, ob sie sich bewegen oder nicht, alles, was blinkt, all das ist in diesem einen Wesen verwurzelt, wie die Speichen in der Nabe eines Rades befestigt sind. Es ist die Ursache sowohl des Grob- als auch des Feinstofflichen. Es ist das anbetungswürdigste aller Wesen.

Tadd ha tad-vanaṁ nāma, tad-vanam ity upāsitavyam (Kena 4.6) sagt die Kenopanishad. Wie verehrt man Brahman als das liebenswerteste aller Wesen, das liebste aller Objekte? Varenyam: Varenya ist das Anbetungswürdige. Es ist anbetungswürdig, weil es groß und großartig ist, und anbetungswürdig, weil es liebenswert und lieb ist. Es hat zwei ästhetische Eigenschaften, Erhabenheit und Schönheit, und beide sind in Gott zu sehen. Dies ist das große Brahman tattva, das

Atma tattva.


Macht und Anziehungskraft, beide Eigenschaften sind in Gott. Nur sehr wenige Dinge vereinen diese

Eigenschaften. Ein Bulldozer hat große Kraft; er kann uns zerquetschen, wenn wir uns ihm nähern, aber er hat keine Schönheit. Er zieht uns nicht an, und wir wollen ihn nicht.

um es weiter zu betrachten. Sie hat eine große Kraft, eine erdrückende Kraft, eine große Macht, aber keine Schönheit. Aber bestimmte schöne Dinge haben keine Kraft, wie zum Beispiel eine Blume im Garten. Eine Rose, ein Jasmin, ein Lotos sind sehr schön, aber sie sind nicht so stark und mächtig wie ein Elefant. Gott ist Kraft und Schönheit in einem.


In der Kenopanishad fragt der Schüler den Guru: "Wie sollen wir Brahman verehren?" Wir sollten Brahman als liebenswert verehren. Tatsächlich wird sich der Geist nicht auf Gott konzentrieren, wenn Er nicht schön, attraktiv und liebenswert ist. Wenn Er schrecklich und furchterregend ist, wird sich der Geist nicht auf Ihn konzentrieren. Wir können nicht mit Angst arbeiten, sondern nur mit Liebe. Das gilt nicht nur für Fabriken und Büros, sondern auch für die Arbeit, die man im geistigen Bereich Meditation nennt. Gott kann uns nicht bedrohen, damit wir ihn verehren. Gott kann uns nur anziehen.


Aristoteles erwähnte in seiner Metaphysik, dass Gott die Welt zu sich zieht, so wie der Geliebte den Liebhaber zieht. Dies sind Beispiele und Illustrationen, die sich logischen Überlegungen und mathematischen Berechnungen entziehen. Die Liebe ist keine Logik und keine Mathematik, aber sie ist etwas mehr als das. Sie ist präziser als die Mathematik und genauer als jede Art von Berechnung, die wir uns vorstellen können, und größer als die Logik. Logik und Mathematik sind sozusagen die größten Wissenschaften, aber die Liebe ist eine größere Wissenschaft; und gerade im spirituellen Bereich wirkt sie. Die Liebe zu Gott, mumukshutva genannt, ist die Quelle des Erfolgs des Schülers in diesem Bereich des Yoga.


Yad arcimad yad aṇubhyo'ṇu ca, yasmin lokā nihitā lokinas ca, tad etad akṣaram brahma sa prāṇas tad u vāṅ manaḥ, tad etat satyam, tad amṛtam, tad veddhavyam, saumya, viddhi (2.2.2): Die große Wirklichkeit, die beschrieben wurde in

kosmologischen Begriffen in den früheren Mantras, manifestiert seine Ausstrahlung, seine Flammen, in der Form dieser Schöpfung. Die Welt als Emanation von Gott ist in Wirklichkeit die Strahlen dieses Höchsten Wesens, die sich sozusagen selbst manifestieren. Es ist das Licht Brahmans, das hier als Wahrnehmungswelt sichtbar wird, Licht, das sich zu fester Materie verdichtet, aber es ist dennoch subtiler als selbst die subtilsten atomaren Teilchen des Lebens. Es ist arcimad und auch anubhyo'nu, was Strahlen bedeutet, und subtiler als das Subtile. Es ist subtil, weil es kein Objekt der Wahrnehmung ist. Alle Dinge, die man sich vorstellen, an die man denken, über die man sprechen oder die man wahrnehmen kann, sind in ihrer Form grob. Aber dieses Eine, das der Wissende und Sehende der Dinge ist und in keiner Weise mit irgendeiner Objektivität gleichgesetzt werden kann, sollte natürlich sehr subtil sein. Es kann überhaupt nicht erkannt werden, da es der Erkennende der Dinge ist. Da es der Wissende der Dinge ist, kann es nicht erkannt werden; deshalb ist es anu, subtil.


Yasmin lokā nihitā lokinas ca: All diese gewichtige Masse an Die physische Manifestation, dieser physische Kosmos, so groß er auch sein mag, ist zusammen mit allen Bewohnern dieser Welt in dieser subtilsten aller Realitäten verwurzelt und verankert. Je subtiler eine Sache ist, desto mächtiger ist sie. Ein starker elektrischer Strom, der kein physisches Objekt wie greifbare Ziegel oder Steine usw. ist, kann einen Berg zerbrechen und ihn zu Pulver machen, wenn seine Spannung stark genug ist. Wo ist die Subtilität, die Unsichtbarkeit dieser Energie, die man elektrische Kraft nennt? Wir können sie nicht einmal mit den Augen sehen, aber sie kann alles zerstören und riesige Strukturen

zerschlagen. Das Feinste der Dinge ist auch das Stärkste der Dinge, und deshalb ist die gewichtige Masse der physischen Manifestation der Welt nichts im Vergleich zu dieser feinsten unsichtbaren Realität, an der alles festgemacht ist.

Unsichtbare Dinge kontrollieren sichtbare Objekte. Die sichtbare Welt ist nicht das Reale; das Reale ist das, was man nicht sehen kann. Das Unsichtbare ist das Wirkliche. Je unsichtbarer und subtiler ein Ding wird, desto realer ist es.


Tad etad akṣaram brahma: Dies ist es, was sie das Unvergängliche Brahman nennen. Sa prāṇaḥ: Das ist auch die Lebenskraft des Kosmos, wie auch die des Individuums. Tad u vāṇ: Das ist auch der Grund, warum wir sprechen. Die Energie, die für die Modulation der Stimmbänder bei der Artikulation von Tönen notwendig ist, ist selbst in einer Form manifestiert. Tad u vāṇ manaḥ: Das ist der Geist, der denkt. Tad etat satyam: Das ist das Gesetz, die Regel, die Regulierung, das System, die Ordnung, die diesen Kosmos aufrechterhält - satyam. Satyameva jayathe: Diese große Ordnung ist die Wahrheit der Wahrheiten. Sie ist der Wille des Absoluten. Sie hat die Oberhand, triumphiert immer, und alles andere kann nicht triumphieren.


Tad amṛtam: Es ist unsterblicher Nektar, süß wie köstlicher Honig. Unsterbliche Erfahrung bedeutet nicht, einfach nur für eine lange Zeit zu existieren und nichts zu tun. Das ist keine Unsterblichkeit. Es ist eine Erfahrung ohne Dauer, in der das Konzept der individuellen Existenz vollständig aufgehoben und transzendiert ist. Für uns, die wir in einer Welt von Raum und Zeit leben, für uns, die wir physische Körper sind, würde Unsterblichkeit so aussehen, als ob wir f ü r lange Zeit an einem Ort leben, ohne zu sterben. Das ist eine plumpe, kindische Vorstellung von der Unsterblichkeit. Das, was unsterblich ist, ist auch nicht physisch. Das, was nicht physisch ist, ist

auch nicht in Raum und Zeit; daher ist es nicht an einem Ort, an dem es für lange Zeit bestehen kann. Die Idee oder

der Begriff der Unsterblichkeit selbst muss neu bewertet werden. Tad veddhavyam: Dieses Große Wesen ist unser Ziel. Wir haben um es zu treffen, wie wir einen Gegenstand mit einem Pfeil treffen. "O lieber Bruder,

Schüler, Freund, Student, wer auch immer du bist, saumya. Oh gesegnete Seele, Sucher der Wahrheit, höre mir zu. Triff dieses Objekt durch die Kraft der Konzentration, wie ein Bogenschütze ein Ziel mit einem Pfeil trifft, den er aus einem gebogenen Bogen abschießt." Im dritten Mantra wird die Praxis der Spiritualität oder Sadhana mit einem Bogenschützen verglichen, der einen Pfeil mit einem Bogen abschießt, um ein Ziel zu treffen. Was ist nun dieser Pfeil? Was ist das Ziel? Was ist der Bogen im Falle dieses Sadhana, der spirituellen Praxis? Upanishadisches Wissen ist der Bogen. Betrachte das Wissen, das du durch das Studium der Upanishaden und durch tiefe Kontemplation über die Upanishaden gewonnen hast, als die große Waffe. Die Upanishad ist eine große Waffe.


Dhanur gṛhītvā aupaniṣadam mahāstraṁ śaraṁ hy upāsā- niśitaṁ saṁdadhīta, āyamya tad-bhāvagatena cetasā lakṣyaṁ tad evākṣaraṁ, saumya viddhi (2.2.3). Mahāstraṁ: Es ist die Bogen. Halte ihn in der Hand und biege ihn, streiche die Sehne durch die Kraft der Konzentration deines Geistes durch die Analyse der Bedeutung der Lehren der Upanishaden und erforsche ihre wahre Bedeutung. Mit der Kraft intensiver Hingabe an sie, biege den Bogen und spanne den Pfeil, was der Akt der Konzentration ist. Der Geist ist hier der Pfeil, der auf den Bogen des durch tiefes Nachdenken und Studium erlangten Wissens der Upanishad zu richten ist. Und der Bogen muss durch intensive Sehnsucht gebogen werden.


Tad-bhāvagatena cetasā lakṣyaṁ tad evākṣaraṁ, saumya viddhi: Jenes unvergängliche Wesen ist das Ziel, das du mit diesem Pfeil deines Geistes treffen musst, der mit dem Bogen des upanishadischen Wissens geschlagen und

entladen wurde und mit ungeheurer Kraft, die aus deiner Sehnsucht nach Befreiung entstanden ist, gespannt wurde. Dies ist die Bedeutung des dritten Mantras. Die

Die Upanishad ist das Wissen, das dir die Kraft gibt, dich auf dieses große Abenteuer der spirituellen Erfahrung einzulassen. Das Wissen der Upanishad wird hier mit einem Bogen verglichen, der Geist ist der Pfeil, die Sehnsucht nach der Befreiung der Seele ist die Kraft, mit der man den Bogen spannt und die Sehne anschlägt, und das Ziel ist die Unvergängliche Wirklichkeit. So ist die Analogie von Bogen und Pfeil im Fall von Sadhana oder Yoga-Praxis. Sie wird im nächsten Vers noch einmal kurz wiederholt.


Praṇavo dhanuḥ, śaro hy ātmā, brahma tal lakṣyam ucyate, apramattena veddhavyam, śaravat tanmayo bhavet (2.2.4): Pranava, Omkara ist der Bogen. Es wurde früher gesagt, dass Upanishadisches Wissen ist der Bogen. Nun wird gesagt, dass Pranava ist der Bogen. Die Idee ist, dass das Pranava oder Om die Essenz des Upanishadischen Wissens ist. Die Mandukya Upanishad soll die Quintessenz aller Upanishaden sein. Mandukyam ekam evalam mumukshunam vimuktaye (Muktika 1.27): Für die Befreiung des Geistes ist die Mandukya Upanishad allein ausreichend. Dies ist eine Aussage aus der Muktika Upanishad. Die Mandukya Upanishad ist nichts anderes als eine Darlegung von Pranava. In gewissem Sinne bedeutet dies, dass die Quintessenz der Upanishadischen Lehren Omkara ist, und so gibt es hier eine Relevanz. Es ist angemessen, dass dieser Vers sagt, dass Pranava oder Omkara der Bogen ist, gleichbedeutend mit der Aussage, dass das Wissen der Upanishaden der Bogen ist.


Ātmā: Die individuelle Seele, die nach Befreiung strebt, ist die Pfeil. Brahman ist das Ziel. Mit großer Konzentration, mit

unerschütterlicher Aufmerksamkeit, musst du diesen Pfeil auf dieses Objekt richten. So wie der Pfeil mit dem Objekt verschmilzt, indem er es direkt trifft, muss der Atman, dieses Individuum, dieser Geist, in das Objekt eindringen.

in diesem Objekt aufgelöst. Die Konzentration des Bogenschützen auf ein Ziel ist wohlbekannt. Er weiß nicht, was auf beiden Seiten mit ihm geschieht. Seine Fähigkeit, sich auf einen Punkt zu konzentrieren, ist so groß, dass er nichts anderes als das Objekt sieht.


Es gibt eine Illustration im Mahabharata. Während des Turniers, in dem Drona die Bogenschützen der Pandavas und der Kauravas testete, hängte er einen kleinen Holzvogel an den Ast eines Baumes. Das Bild hatte alle Merkmale eines Vogels, wie Augen, Schnabel usw. Die Idee war, dass der Bogenschütze nur das Auge treffen sollte, keinen anderen Teil des Vogels, und er sollte nur das sehen. Das Auge des Bogenschützen sollte sich nur auf das Auge des Vogels konzentrieren, und er sollte nicht weiter an verschiedene Dinge denken.


Drona rief Yudhishthira. "Komm mit. Was siehst du dort?" "Ich sehe einen Vogel auf dem Baum", antwortete Yudhisththira. "Nein. Du bist nicht gut. Geh auf diese Seite", sagte Drona. Dann rief er Bhima. "Was siehst du?" "Ich sehe einen Vogel, der an einem Baumast festgebunden ist." "Nicht gut. Geh auf diese Seite." Dann prüfte er die beiden anderen Brüder, und auch sie versagten. Da wurde Arjuna gerufen und gefragt: "Was siehst du?" "Ich sehe einen schwarzen Fleck und sonst nichts", antwortete er.


Das ist die Konzentration, die bei der Meditation auf Brahman erwartet wird. Es wurde bereits erwähnt, dass sie sehr subtil ist. Wie kann es dem grobstofflichen Geist, der es gewohnt ist, an Objekte zu denken, gelingen, an subtile

Dinge zu denken? Brahman ist subtil aufgrund seiner Universalität einerseits und seiner Innerlichkeit andererseits. Die Kombination von

Es ist sehr schwierig, diese beiden Aspekte im Verstand zu berücksichtigen. Entweder denken wir an eine Weite oder wir denken an etwas in uns. Es ist nicht nur eine Weite außerhalb, und es ist auch nicht etwas, das in uns sitzt. Es ist eine Mischung aus der Innerlichkeit der Subjektivität und der Weite der Objektivität, der Unendlichkeit. Da sich diese beiden Gedanken nicht leicht verbinden lassen, ist es für den Geist schwer, sich auf Brahman zu konzentrieren. Er kann sich auf eine Form konzentrieren - auf Idole, auf Konzepte, auf ein Bild, das er vor sich selbst stellt -, weil es außerhalb ist. Aber Brahman ist nicht außerhalb. Wie willst du dich auf es konzentrieren? Apramattena veddhavyam: Ihr müsst sehr vorsichtig sein, sehr vorsichtig. Sei nicht in Eile. Dann wird sich dein Geist mit dem Objekt deiner Meditation vereinen, so wie der Pfeil mit dem Objekt verschmilzt.


Yasmin dyauḥ pṛthivī cāntarikṣam otam manaḥ saha prāṇaiś ca sarvaiḥ, tam evaikaṁ jānatha ātmānam, anya vāco vimuñcatha, amṛtasyaiṣa setuḥ (2.2.5): Es ist das am der Raum selbst festgelegt ist, der das Fundament der Welt ist die ganze Erde. Der gesamte Raum ist ein Objekt vor dieser subtileren, über den Raum hinausreichenden Wirklichkeit. Und alle Dinge, einschließlich des Geistes und der Pranas, sind auf diese Wirklichkeit fixiert. Das allein sollte das Ziel deines Lebens sein. Tam evaikaṁ jānatha ātmānam: Erkenne ihn als die tiefste Wirklichkeit deines eigenen Herzens, den Atman.


Nicht zu viel sprechen. Anya vāco vimuñcatha: Wenn du sprichst, sprich nur über den Atman. Sprich nicht über irgendetwas anderes. Alle anderen Worte sind ermüdende Worte. Deshalb konzentriere dich auf dieses große Ideal deines Lebens und kümmere dich um deine Angelegenheiten, wie man sagt. Beschäftige dich nicht mit

anderen Dingen in dieser Welt. Dies sollte dein einziges Geschäft sein, dein einziges Ziel, und

nichts anderes sollte Ihre Aufmerksamkeit erregen. Amṛtasyaiṣa setuḥ: Diese Sadhana, diese Praxis, wenn sie erfolgreich durchgeführt werden kann, wird die Brücke zur Unsterblichkeit sein.


Arā iva ratha-nābhau saṁhatā yatra nāḍyaḥ sa eṣo'ntaś carate bahudhā jāyamānaḥ, aum ity evaṁ dhyāyathātmānam, svasti vaḥ pārāya tamasaḥ parastāt (2.2.6): Alle Nerven Strömungen des Körpers und die Gottheiten des Kosmos sind in diesem universellen Bewusstsein, Brahman, verankert, so wie die Speichen eines Rades in der Nabe des Rades verankert sind. Dieses Eine, in dem alles fixiert ist, bewegt sich im Inneren des Herzens, und es manifestiert sich in verschiedenen Formen als Visualisierungen durch den Geist einer Vielzahl von Konzeptualisierungen von Objekten - antaś carate bahudhā jāyamānaḥ.


Es wurde gesagt, man müsse über Brahman meditieren. Wie meditiert man über Brahman? Die Vorschrift wird hier gegeben. Aum ity evaṁ dhyāya: Meditiere auf Brahman als Om, durch Rezitation von Om. Chante Om tief wie eine Vibration, die gleichsam vom Naval zum Herzen aufsteigt und sich durch das Herz und die Kehle nach oben bewegt, bis sie durch die Stimmorgane zu einem artikulierten Klang wird. Umgekehrt, wenn die Klangformung von Om durch die Stimmorgane rezitiert wird, wird sie immer subtiler, während das Chanten immer ruhiger wird, mehr und mehr nach innen geht und sich in seine ursprüngliche Quelle umkehrt, bis sie ihren Schwingungszustand erreicht, in dem es keinen Klang mehr gibt. Diese letzte Schwingung, die die endgültige Form von Om ist, ist identisch mit der kosmischen Kraft, dem eigentlichen Willen Gottes.

Meditiere deshalb über Brahman als Om. Om ist der Name von Brahman.


Tasya vācakaḥ praṇavaḥ (Y.S. 1.27), sagt Patanjali. Wir wollen Gott bei irgendeinem Namen nennen, und wir können Ihn bei keinem anderen Namen als Om nennen. Das liegt daran, dass alle anderen   Namen - wie Rama, Krishna, Govinda, Baum, Stein, Wasser, Berg - sind Worte, die wir benutzen, um bestimmte Objekte zu benennen. Jedes Wort in der Sprache hat ein bestimmtes Objekt vor sich, das sich an einem bestimmten Ort befindet, während Brahman kein Objekt ist, das sich an einem bestimmten Ort befindet. Daher wird jedes Wort, das nur ein bestimmtes Objekt bezeichnen kann, nicht ausreichen, um Brahman zu definieren, das überall ist. Man benötigt einen universellen Namen, um das Universelle Sein zu bezeichnen. Der universelle Name ist Om, entsprechend den universellen Schwingungen. Deshalb meditiere durch Om über Brahman. Aum it evaṁ dhyāyathātmānam: Kontempliere also den Atman durch Om.


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Siehe auch

Literatur


Seminare

Jnana Yoga Philosophie

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