Entsagung

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Entsagung

Swami Sivananda über Entsagung

Ein gewisses Mass von Entsagung ist notwendig

Einführung

Es wird im allgemeinen angenommen, dass Entsagung Gleichgültigkeit, Enttäuschung oder einen Mangel an Verantwortlichkeit voraussetzen könnte. Die spirituelle Bedeutung des Begriffes der Entsagung ist genau das Gegenteil. Freilich, wenn jemand frei ist von Pflichten und Verantwortung anderen gegenüber und wenn kein persönlicher Gewinn oder Verlust mit einem Vorhaben verbunden sind, könnte so jemand einen Mangel an Interesse und Entschlusskraft zeigen. Dies ist der Fall bei weltlich orientierten Menschen und fast bei jedermann, denn es ist sehr schwierig jemanden zu finden, der hundertprozentig spirituell ist. Entsagung hat jedoch eine große Bedeutung für jemanden der bestrebt ist, sich von einer instinktiven, physischen Ebene zu einem Leben mit hohen Idealen und innerer Erfüllung zu erheben. Ohne ein gewisses Maß an Entsagung wird das Leben von einem alles durchdringenden Egoismus beeinträchtigt und verdorben. Es ist das große Ego, welches die Wurzel für individuelle Konflikte, familiäre Streitigkeiten, kommunale Zerwürfnisse und internationale Spannungen ist. Es ist es wert, die Beobachtung eines großen nationalen Führers zu zitieren: „All die Millionen Handlungen von Gewalt, die wir täglich in unserm normalen Leben verüben, bilden die Basis, auf der die Pyramide der Gewalt und des weltweiten Krieges steht. All die vielen kleinen Gewalttätigkeiten am unteren Ende der Pyramide unterstützen den Aufbau von Weltkriegen darüber. Wenn es unten keine Gewalt gäbe, würde es oben auch keine geben.“

Die alles durchdringende Gewalt

Das Leben der Menschen ist durchdrungen von Gewalt, von versteckter oder offensichtlicher Gewalt. Es gibt beständige Gewalt im persönlichen Leben. Im Verlauf des tagtäglichen Lebens drückt man sich in so vielen Formen von Gewalt aus, durch Worte und Taten, durch Gedanken und Einstellungen, wenn man versucht, seine eigenen Interessen anderen aufzuzwingen, mit seinem Ego andere zu dominieren und diejenigen fertig zu machen, die die eigene Eitelkeit verletzt haben könnten. Spannungen zwischen Gemeinden, religiöser Aufruhr und politische Unruhen, eine Nation versucht eine schwächere zu unterdrücken, eine Klasse der Gesellschaft benachteiligt und diskriminiert eine andere, Parteiführer nutzen den Zorn der Massen für ihre Selbstverherrlichung, sogenannte Patrioten greifen zu Gewalt, um die Eitelkeit regionaler Unabhängigkeit zu befriedigen oder im Namen der Wahrung der Eigenständigkeit ihrer Kultur, auch wenn sie dadurch an den Wurzeln der nationalen Einheit zündeln – all dies sind die fatalen Konsequenzen der krankhaften, fast paranoischen Anhaftung an das Ego (Selbst) und alles, was damit verbunden ist. Die ganze Gesellschaftsstruktur ist eine Brutstätte der Gewalt, eine Klasse versucht auf Kosten einer anderen zu gedeihen, sogar im Namen der Religion und sogar durch das Fördern von Klassenhass mithilfe doktrinärer Gewalt. Es gibt fast keine Ausnahme, wo die allgegenwärtige Gewalt im Leben nicht gespürt wird. „Ich und meine Interessen gehen über alles; meine Gemeinde und meine Provinz über alles“ – so ist der Machtanspruch fast eines jeden, sei er nun direkt oder indirekt ausgedrückt.

Fluch der Anhaftung

Richtlinien zur Entsagung in persönlichen Beziehungen, im Familienleben, in interkommunalen und internationalen Beziehungen ist das Gebot der Stunde. Das heißt nicht, dass die Menschen ihre Verantwortung für die Familie, die Gesellschaft und ihr Land einfach über Bord werfen dürfen. Es bedeutet nur eine vernünftigere Grundhaltung und eine bessere Ausübung der Pflichten. Wegen der außergewöhlichen Habgier und der Verhaftung an das Ego greifen die Menschen zu unfairen Methoden, auch im Namen von wünschenswerter Verbundenheit mit der Familie oder um persönliche Interessen zu schützen. Es ist nichts Schlimmes daran, wenn man dies mit einem großen Verantwortungsgefühl erledigt. Tatsächlich greift man aber zur Unwahrheit, betrügt andere und ist rundum in so vielerlei Weise gewalttätig, um das Selbst, das man auf seine direkten Beziehungen und Aktivitäten projiziert, aufrecht zu erhalten. Alle Beziehungen im Leben sind beeinträchtigt und verdorben durch diese außerordentliche Selbst-liebe. Genau hier spielt ein gewisses Maß an Entsagung eine entscheidende Rolle. Wenn es ein wenig Weitsicht gäbe, wenn man versuchen würde, sich über die Loyalität zu sich selbst zu erheben zum Segen derjenigen, mit denen man in direkter Verbindung steht; sich erheben über seine Loyalität zu regionaler Verbundenheit für nationale Einheit und allgemeinem Wohlergehen; sich erheben über patriotische Loyalität zum Segen von internationaler Partnerschaft - dann würde die allgegenwärtige Gewalt um ein großes Maß verringert. Entsagung ist das Gegengift für Eifersucht, Hass und Furcht, Misstrauen, Angst und Rastlosigkeit. Das fanatische Anhaften der Menschen an materielle Gegenstände reduziert ihn auf einen Zustand von erbärmlicher Sklaverei, auch wenn sie große Verfechter von allen möglichen Arten von Freiheit sind. Man zerplatzt wie ein Luftballon, wenn man einen materiellen Verlust erleidet, und man bläht sich in unglaubliche Dimensionen auf, wenn der Eitelkeit sehr geschmeichelt wird.

Irrationales Leid

Ein Mann sah einen wunderschön geschnitzten Spazierstock den Fluss hinabschwimmen. Er war von seinem Aussehen sehr angetan und wollte ihn besitzen. Er sprang in den Fluss, schwamm zu dem treibenden Stock, und sein Herz zersprang vor Freude darüber, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Wie er nun zurückschwamm, glitt ihm versehentlich der Stock aus der Hand. Da er fast vollkommen erschöpft war, schwamm er verzweifelt in Richtung Ufer, obwohl er den Stock nicht wiedererlangen konnte. Dieser Mann war sehr bedrückt und beklagte den Verlust des Spazierstocks. Vor einigen Momenten war dieser noch nicht sein eigen; er besaß ihn nur für ein bis zwei Minuten; und als er ihn verloren hatte, wurde er traurig. Das Leben der Menschen ist voll von soch irrationalen Fällen von Traurigkeit. Du hast nichts besessen, als Du zur Welt kamst, und Du kannst nichts mitnehmen, wenn Du von ihr gehen musst. In der Zwischenzeit macht man sich unglücklich durch so viel Anhaftung und Habgier. Ein gewisses Maß an Entsagung ist daher ein unerlässlicher Faktor für Frieden und Glückseligkeit im Leben. Echte Liebe und Mitgefühl können gedeihen, wenn die Menschen selbstlos sind und ein wenig Abstand zu ihrem egozentrischen Selbst haben. Nur dann könnte man seine Pflichten gut erfüllen und gleichzeitig sehr effektiv der Menschheit dienen. Es gäbe nicht so viel Gewalt in der Gesellschaft, Klassenhass und Streit in den Familien, wenn jeder Einzelne und jede Gemeinschaft die Interessen der anderen erkennen und ein wenig mehr über die eigenen Interessen stellen würde. Auch wenn es ein bischen weniger Eitelkeit gäbe über die sogenannten kulturellen oder intellektuellen Vorzüglichkeiten des eigenen Gebietes, durch die man anderen überlegen wären. Und wenn man sich darum bemühen würde, durch breitere Kontakte und eine weitere Perspektive den eigenen Horizont zu erweitern. Ein gewisses Maß an Entsagung kann eine entscheidende Rolle spielen bei der Heilung einer irregeführten Denkweise vieler Menschen.

Multimedia

Bhagavad Gita Kapitel 18 - Spirituelle Praxis und Entsagung

Wie erfährt man das höchste Bewusstsein? Wie entwickelt man sich spirituell weiter? Wie vermeidet man Verhaftungen und Identifikationen? Darüber spricht Krishna in den ersten Versen der Bhagavad Gita. Und Sukadev erläutert das mit viel Humor für Menschen von heute.

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Siehe auch

Weblinks