Zazen

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Im Zen Buddhismus ist Zazen (wörtl.: sitzende Meditation) eine meditative Disziplin, welche Körper und Geist der Praktizierenden zur Ruhe bringt. Ziel der Übung ist es, mit Hilfe tiefer Konzentration zu Erkenntnissen über die wahre Natur des irdischen Daseins zu gelangen und schließlich dadurch Erleuchtung zu erfahren.

Bedeutung

Zazen wird als das Herzstück der Praxis im Zen Buddhismus betrachtet. Das Ziel von Zazen ist eigentlich das Sitzen, was bedeuten soll, dass alles andere, besonders jegliches wertendes, urteilendes Denken unterbunden wird. Alle Worte, Ideen, Bilder oder Gedanken lässt man an sich vorüberziehen, ohne sich auf sie einzulassen.

Methode

Rahmen/Hintergrund

In Zen Tempeln und Klöstern wird Zazen traditionell als Gruppe in einem Meditationssaal ausgeführt, welcher allgemein als Zendo bekannt ist. Der Praktizierende sitzt auf dem Zafu, einem Sitzkissen, welches üblicherweise auf einer einfachen, flachen Matte liegt. Diese Matte wird Zabuton genannt.

Vor dem Platznehmen und nach dem Aufstehen am Ende eines Zazen-Durchlaufs vollzieht der Ausübende eine sogenannte Gassho-Verbeugung, einmal seinem Sitzplatz und ein zweites Mal den Mitpraktizierenden gegenüber.

Traditionellerweise wird dreimal zu Beginn des Zazen-Intervalls eine Glocke (Shijosho) geläutet; das Ende einer Runde wird durch ein- oder zweimaliges Läuten (Hozensho) angekündigt.

Längere Zeitspannen von Zazen können alternativ mit Perioden von Kinhin (Geh-Meditation) verbunden werden.

Stellung

Die Körperhaltung ist sitzend, mit verschränkten Beinen und Armen sowie einer geraden, aufgerichteten, aber entspannten Wirbelsäule. Die Hände werden in einer einfachen Mudra-Stellung zusammen über den Bauch gefaltet. In vielen Praktiken wird der Ausführende angehalten, vom Schwerpunkt seines Bauches (Hara) aus zu atmen. Die Augenlider sind halb geschlossen, sodass die Augen weder ganz geöffnet noch ganz zu sind. Auf diese Weise wird der Praktizierende nicht von äußeren Reizimpulsen abgelenkt oder zu ihnen hingezogen.

Die Beine sind in einer der Standard-Stellungen verschränkt, als da sind:

 Kekkafuza (Voll-Lotossitz) 
 Hankafuza (halber Lotossitz)
 Burmese (eine verschränkte Beinhaltung, in der die Fußgelenke zusammen vor dem Sitzenden platziert werden)
 Seiza (Fersensitz, bei dem das Sitzkissen oder eine Meditationsbank benutzt wird)

Darüber hinaus ist es bei modernen Praktizierenden nicht unüblich, Zazen auf einem Stuhl auszuführen. Oft wird mit Hilfe eines Kissen, welches obenauf gelegt wird, erreicht, dass man auf einer Erhöhung sitzt, oder es wird ein Keil hinter den unterenTeil des Rücken platziert, um die natürliche Krümmung der Wirbelsäule zu unterstützen. Obwohl diese Stilarten heutzutage allgemein auch gelehrt werden, so hat doch Zen-Meister Dogen immer nur Kekkafuza und Hankafuza empfohlen.

Grundformen von Zazen

In seinem Buch "Die drei Pfeiler des Zen" beschreibt Philip Kapleau, dass die Schüler der Rinzai Schule mit dem Rücken zur Wand und einander gegenüber sitzen, während in der Soto Schule mit dem Gesicht zur Wand oder zu einem Vorhang gesessen wird. Kapleau zitiert Hakuun Yasutanis Lehren für Anfänger. In Lehrschrift vier geht Yasutani auf die fünf Arten von Zazen ein: Bompu, Gedo, Shojo, Daijo, und Saijojo. (Er merkt an, dass das letztere dasselbe ist wie Shikantaza.)

Anleitung

Zazen wird im Allgemeinen als dreigliedriger Weg gelehrt.

 1. Konzentration
 2. Koan (intuitive "Innenschau")
 3. Shikantaza (bloßes, angemessenes Sitzen)

Die Praxis von Koan wird für gewöhnlich mit der Rinzai Schule assoziiert, während Shikantaza eher der Soto Schule zugerechnet wird. In Wirklichkeit benutzen aber viele Zen Gemeinschaften beide Methoden, je nach Lehrer und Schülerschaft.

Konzentration

Im Anfangsstadium des Zazen-Trainings wird üblicherweise sehr viel Wert auf die Konzentration gelegt. Dabei wird der Fokus auf den Schwerpunkt des Bauches (Hara) gelegt, oft auch unterstützt durch Zählen. Diese Zählmeditation wird Susokan genannt, und es gibt sie in verschiedenen Variationen. Durch diese Übung baut der Schüler Konzentrationskraft auf (Joriki). Bei manchen Zen Zentren wird auch für Anfänger anstelle des Atem-Zählens auf die geistige, stille Rezitation von Mantras in Verbindung mit dem Atem zurückgegriffen. In einigen Gemeinschaften oder auch Sanghas wird die Übung auf diese Weise solange fortgeführt, bis erstmals ein Samadhi-Zustand erfahren wird oder gefühlt wird, dass der Geist nur noch auf einen Punkt ausgerichtet ist. Ist das erreicht, geht der Praktizierende zu einer der anderen zwei Methoden von Zazen über.

Koan/"Innenschau"

Ist einmal echte Bewusstheit entwickelt und eingetreten, können Ausübende jetzt ihr Bewußtsein voll und ganz auf Koan als Ziel der Meditation ausrichten. Koan soll angeblich nicht mit intellektuellem, logischem Denken einher gehen. Die "Innenschau" ist so aufgebaut, dass sie intellektuelle, logische Denkprozesse umgeht oder verkürzt, was schließlich zu der direkten Erfahrung einer Realität jenseits der Gedankenwelt führt.

Shikantaza

Shikantaza ist eine Form der Meditation, in der es keine Ausrichtung mehr auf ein spezielles Ziel gibt. Die Praktizierenden verbleiben so weit wie möglich im Hier und Jetzt, indem sie genau und bewußt beobachten, was ihnen durch den Kopf geht und was um sie herum geschieht. In seiner Shobogenzo (zentrale Schrift des Soto) sagt der japanische Zen-Meister Dogen: "Sitze unbeweglich, denke an Nicht-Denken. Wie schafft man es, an Nicht-Denken zu denken? Indem man nicht denkt! Das ist die hohe Kunst von Zazen."