Pandurang Shastri Athavale

Aus Yogawiki

Pandurang Shastri Athavale, der der Öffentlichkeit eher als Pastor Dadaji bekannt ist, ist Träger des Magsaysay Preises 1996 für Führung einer Gemeinschaft und gilt als sozialer Reformer, Philosoph und spiritueller Lehrer. Die durch ihn gegründete Swadhyaya Bewegung ist Indiens revolutionärste Kraft für soziale Transformation, welche das Leben vieler Millionen berührte. Er zeigte eine außergewöhnliche Originalität in seinem fortschrittlichen Verständnis über die Menschheit und ihrer Beziehung zu Gott und Spiritualität. Nach Mahatma Gandhi wurde Pandurang der erste im modernen Indien der zeigte, dass Spiritualität eine starke Waffe im Kampf sozialer Veränderung sein kann. Trotzdem betonte er stets "ich maße mich nicht an ein Heiliger zu sein…ich bin nur ein weiterer Familienvater." Er betrachtete den innewohnenden oder immanenten Gott als eigentlichen Begründer seiner Swadhyaya Bewegung, was auf Deutsch das Studium, das Wissen und die Entdeckung des Selbst oder Atman bedeutet und beinhaltet als Perspektive, dass das Individuum als Teil des kosmischen Selbst und einer Manifestation Gottes betrachtet wird. Pandurang betonte immer wieder, dass es Gott ist der den Menschen mit seiner Herrlichkeit durchtränkt und somit eine Basis für Selbst-Achtung entstehen lässt.Dadurch erst ist eine Verbindung zwischen dem einzelnen Menschen zum gesamten Universum möglich und auch gewährleistet.

Entwicklungsstationen

Herkunft und Familie

Pandurang wurde am 19. Oktober 1920 in eine Brahmanen Kaste im Maharashtra Raigad Bezirk hineingeboren. Sein Vater war Pastor Vaijnathji Athalvale, ein prinzipientreuer Mensch. Der Großvater trug ebenfalls den Namen "Pandurang", das soviel heisst wie ein auf Gott ausgerichteter und wahrheitsliebender Mensch. Sein Sohn Parshuram Panth führte ein Leben als ehrlicher Briefmarkenverkäufer. Er verstärkte durch sein persönliches Verhalten den Ruhm seines Vaters. Einmal bürgte er für jemand anderen, was zum totalen Verlust all seines Besitzes führte. Er hielt seine Zusage bis zum letzten Moment ein. Anfangs sah Pandurang sich großen Herausforderungen gegenüber gestellt, doch seine Überzeugungen verriet er nie. Niemals kapitulierte er vor den äußeren Umständen, da er absolut an Gott glaubte. Er las ausgiebig über andere Kulturen und Religionen um die Menschenwürde und Gleichheit zu verstehen Durch das Eigentstudium verschiedenster Kulturen und der Religionsgeschichte, erkannte Pandurang die Bedeutung der sozialen Wechselwirkungen des Rationalen Liberalismus. Er verteufelte weder Liberalismus, Marxismus oder irgendeinen andere Form von “Ismus“. Dennoch verfügte er über eine entwaffnende Art und Weise einem zu widersprechen ohne dabei unliebsam zu werden und konnte immer seinen Standpunkt mit aller Vehemenz vertreten, ohne dabei streitsüchtig zu sein.

Besondere Merkmale in der Kindheit

Als Kind lief Pandurang eher viele Meilen zu Fuß als seinen Vater um Geld für den Bus zu bitten. Als er dafür gerügt wurde, antwortete er schlicht, "Nach Geld zu Fragen liegt nicht in meiner Natur". Auch als er heranwuchs und sich in der Swadhyaya-Organisation engagierte, bat er niemals um Spenden oder um die Hilfe von Freiwilligen. Dazu sagt er später einmal, "Dahinter stehe eine Idee, wenn man diese Intellektuell ganz akzeptiere und sich aneigne, es eine Moralische Pflicht sei, sich genau so zu benehmen." Genau wie sein Großvater Laxman Rao ging Pandurang Shastri in die Harijan Kolonie, um die dortigen Menschen, welche als Unberührbare galten, im Manache Shlok (ein heiliger Text in Marathi Sprache) zu unterweisen. Durch den Unterricht und seine Liebe gewann er die Menschen für sich und nahm sie gerne in die Swadhyaya Familie mit auf. Schließlich änderte sich damit auch behutsam das Bewusstsein seines Vaters Vaijnat zum Positiveren. Eigentlich jedes Mitglied der Familie Athavale trug einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn in sich, hatte Freude am Dienen und ein großes Maß an Selbstlosigkeit. Genau wegen der dadurch sich manifestierenden Kraft und den daraus resultierenden brillanten sozialen Leistungen, wird diese Familie weltweit verehrt. Aus Prinzipientreue heraus erwuchs besonders die außergewöhnliche Tatkraft von Pandurang.

spirituelle Ausbildung

Der Vater von Pandurang, Vaijnath Laxman Athavale Shastri, betrieb als Sanskritgelehrter die Srimad Bhagavad Gita Pathshala im Madhav Bagh in Bombay (heutiges Mumbai). Er fühlte sich durch die Hingabe seines Sohnes zur Gita dazu bewogen, eine besondere Sanskritschule zu eröffnen. Nachdem Pandurang seine Schule in Bombay erfolgreich beendet hatte, führte sein Vater ihn entgegen der Wünsche der Familie in das Schulungssystem Tapovan ein, welches im alten Indien in Roha praktiziert wurde. Die Verwandten wollten jedoch lieber das Pandurang einen lukrativen Posten im ICS (Indischer Beamtendienst in Britisch-Indien, auch Imperial Civil service oder Indian Cicil Service genannt) übernimmt und die dazu erforderliche Prüfung ablegen solle. Doch sein Vater bestand darauf, dass sein Sohn ein wahrer Brahmane werde, welcher sich um die Belange der Zivilisation kümmere. Mit diesem Ziel vor Augen, eröffnete sein Vater das einzigartige Zentrum namens Saraswati Sanskrit Pathshala, in der Pandurang seine Ausbildung erhielt. Im Tapovansystem von Roha wurden die Studenten in vergleichender Philosophie des Ostens und Westen geschult und erhielten sogar profunde Kenntnisse der englischen Sprache. Die bisherige traditionelle Vorstellung untersagte den Gebrauch der englischen Sprache in einer Einsiedelei wie im Tapovan, doch wurde diesem alten Denken damit nun eine klare Absage erteilt. Als 22jähriger hielt Pandurang bereits Diskurse über die Bhagavad Gita. Bis zu seinem 25. Geburtstag hatte er dort die Veden, die Upanishaden, die Shastras, Logik und Philosophie studiert. Anschließend studierte er noch weitere 12 Jahre westliches Gedankengut in der Asiatischen Bibliothek.

Erste Lehrtätigkeiten

Während des Unabhängigkeitskampfes Indiens im Jahre 1942, als sich die ganze Nation in tumultartigen Zuständen befand, war sein Vater Vaijnath schon seit fast 16 Jahren mit Swadhyaya beschäftigt. Aufgrund schlimmer Rachenprobleme versagte seine Stimme, wodurch die Verantwortung und die Leitung von Swadhyaya auf die Schultern des noch jungen 22jährigen Pandurangs fielen. Pandurang begann sein Swadhyayadienst mit Diskursen über die Karikas von Gaud Pada der Mandukya Upanishad. Der Vyaspeeth (Sitz des Lehrers) in der Bhagavad Gita Pathshala, von wo aus Pandurang seine Diskurse abhielt, wurde zu einem das Leben inspirierenden Mittelpunkt. Er erfüllte das Leben vieler Zuhörer durch die nektargleichen Verköstigungen seiner Lehren der Brüderlichkeit, Selbsterkenntnis, Hingabe und Energie.

Einfluß der heiligen Schriften und erste Sozialkritik

In den Veden und anderen heiligen Texten übermittelten Indiens uralte Weisen eine kosmische Sicht, so komplex und anziehend, das diese Schwingung bis heute noch ihre Kraft entfaltet. Im Laufe der Jahrhunderte bereicherten neuere Religionen mit ihren schrillen “Ismen“ Indien, ohne dabei den Hinduismus zu verdrängen, welcher bis in das heutige Indien das Leben am stärksten prägt. Pandurang sah darin die Stärke für die spirituelle Erneuerung und materiellem Aufstiegs seines Landes. Er kümmerte sich weiter um seine Massenbewegung, den Unterpriviligierten ihre Würde zurückzugeben und die Grenzen der Engstirnigkeit des Kastendenkens zu durchbrechen, welches seit vier Jahrzehnten vorherrschte. Seine spirituelle Grundlage war die Bhagavad Gita und er bezeichnete seine Bewegung auch Apourusheya Lakshmi (unpersönlicher Reichtum), das sich wesentlich vom marxistischen Konzept unterscheidet. Der Marxismus verlangt eine Kompensation der ausgebeuteten Arbeiter aufgrund von Eigeninteressen, wohingegen das Konzept eines unpersönlichen Reichtums wie in der Hinduschrift Ishovasya Upanishada beschrieben, einen anderen Schwerpunkt legte. Dieser Ansicht nach, wird der Arbeiter, welcher an Gott, also den Schöpfer, glaubt, seine Arbeit als Beitrag für Gottes Schwingung zur Errichtung einer selbstgenügsamen und moralisch starken Gesellschaft verstehen, glaubte Pandurang. Ihm zufolge ist, "Die Bhagavad Gita … ein Leitfaden für das Leben und hilft die Differenzen zwischen den Menschen zu überwinden." Schon als Kind hasste er das Kastensystem, das tief in der Gesellschaft verankert war. Er sah Brahmanen, die sich nur deswegen zweimal badeten, weil sie durch den Schatten einer Person der untersten Kaste (Mahar) berührt wurden. Ihm wurde bewusst, das wenn man die Lehren und Prinzipien der Bhagavad Gita versteht, dass alle Menschen Kinder Gottes sind, und dies beherzigt, es keine Unterschiede oder Hass mehr zwischen den Menschen geben würde.

Teilnahme am Weltkongress der Religionen

Postulate von Pandurang

1954 nahm er am Zweiten Weltkongress der Religionen in Japan teil, was ihn danach noch mehr anspornte die Swadhyayabewegung auszuweiten. Auf dem Kongress lehnte er grundsätzlich den ungezügelten Materialismus und Fatalismus ab und betonte das Besondere am vedischen Weg, nämlich eine integrale Persönlichkeit zu entwickeln, sozusagen einen universellen Menschen. Er sprach von der Bedeutung der Bhagavad Gita bei der Lösung der Probleme des modernen Menschen im materiellen Leben, speziell im sozialen Bereich wie auch im Individuum selbst. Als Alternative zeigte er seine Vision einer geeinten Gesellschaft, welche auf selbstloser Liebe, Achtung der Menschenwürde und einer gerechten Verteilung innerhalb der Gesellschaft fußt. Auf die Frage hin, ob er in Indien solch eine Gemeinschaft oder ein Dorf kenne, das nach diesen Maßstäben lebe, musste er dies verneinen. Er nahm das als eine Herausforderung an und beschloss seine Ideen umzusetzen anstatt eine Akademische Karriere anzustreben oder ein umherwandernder Philosoph im Westen zu werden, sowie es der Literaturnobelpreisträger Arthur Holluy Compton ihm Vorschlug. Augenblicklich entschied er sich die Philosophie der Gita zu verbreiten. Seine Vision war die Errichtung einer disziplinierten und gottgläubigen Gesellschaft, mit Abenteuergeist und Mut, einer Kultur der Liebe und der heiligen Schriften, mit echten demokratischen Strukturen und einem Geist der Hingabe. In seiner Idealgesellschaft wollte er mehr Wert auf eine innere Haltung als der Handlung selber beimessen, mehr auf Gedanken als auf Dinge, mehr auf Gefühle als auf reines Vergnügen, mehr Selbstkonzentriertheit als eine Egozentriertheit, Wirkungen höher schätzen als das Resultat an sich, Güte vor Strenge, mehr Wahrheit als bloße Logik und Rechtschaffenheit vor Wohlstand.

Erste Schritte zur Verwirklichung der Ziele

Nach seiner Rückkehr nach Indien fuhr Pandurang mit den Vorträgen in der Shastri Shrimad Bhagavad Gita Pathshala fort. Mitte der fünfziger Jahre wurde eine wachsende Zahl von Berufsanfängern, unter anderem Anwälte, Buchhalter, Physiker, Ingenieure und Lehrer in Bombay von seinen Ideen angezogen. Wie Andere auch, waren sie zunächst skeptisch, da sich ihr Idealismus in der Welt anscheinend nicht verwirklichen ließe. Sie fanden die alten Lösungen eher nutzlos und begeisterten sich daher dafür herauszufinden, wie man ein neues Verständnis für die Beziehung zwischen Gott und den Menschen entwickeln könne ohne die überlieferten Traditionen abzuschneiden. Pandurang erklärte ihnen, dass die philosophischen Ideen in der Vedanta mit ihrer Anschauung ganz herrlich sind, doch das es dem Einzelnen zunächst an der Fähigkeit mangelt nach den darin beschriebenen Geboten zu leben. Die erste Aufgabe bestehe darin, diejenigen Fähigkeiten der Menschen auszubilden, die zum Erreichen dieser Ziele benötigt werden. Sie sollten sich zuerst ihrer Selbst bewusst(Swadhyaya) werden und einen kleinen Teil ihrer Zeit für Hingabe und Opferungen an Gott widmen. Zu diesem Zweck wählte er aus der Gruppe der allerersten Zuhörer neunzehn junge Männer aus und führte mit ihnen ausführliche und intensive Diskussionen über zwei Jahre hinweg am Strand von Bombay. Die jungen Männer waren ganz ergriffen von der Erhabenheit und Integrität von Pandurang.

Ehrungen und Auszeichnungen für Pandurang

Dafür erhielt er 1997 den Templeton Preis. Im selben Jahr beglückwünschte ihn das kommunale Unternehmen der Stadt Vadodara und eine Stiftung aus Kolhapur verlieh ihm die Rashtra Bhushan Auszeichnung. Ramshastri Prabhune Pratishthan ehrte ihn mit dem Ramshastri Prabhune Preis für soziale Gerechtigkeit. Dasselbe Jahr endete für Pandurang mit dem Raosaheb Gogate Preis, dem ihm die Maharashtra Kammer für Wirtschaft und Handel überreichte. 1998, bekam er den Anandmayi Preis von Dinanath Mangeshkar Smruti Pratishthan. Die Saurashtra Universität verlieh ihm den Doktortitel in Literatur. 1999 kam der "G.D. Birla Internationalel Preis für Menschlichkeit" dazu und die indische Regierung überreichte den Padma Vibhushan, also den zweithöchsten indischen zivilen Verdienstorden. Lok Gaurav Purashkar erhielt er wenige Zeit später und auch den "Anubhai Chimanlal Nagrikta Puraskar". Im Jahre 2000, erhielt Pandurang seinen zweiten Doktortitel in Literatur (D.Lit.) von der Sardar Vallabhbhai Patel Universität. 2001 wurde er mit den Lokshikshak Preis, Ahilabai Holkar National Award und dem Giants Internationals geehrt.

Heirat

Pandurang Shastri heiratete Nirmalatai und die Trauung vollzog Pfarrer Tai. Sie verkörperte geradezu die Ideale der Weiblichkeit. Jedes Wort das sie von sich gab war mit Liebe und überwältigender Zuneigung erfüllt, die einen bereicherte. Ihr Leben als Ehefrau war geprägt durch einen lebendigen Geist, Inspiration und Freude für die Swadhyaya Parivar und sie zeigte eine angenehme Mischung von Kopf und Herz. Beide, Pandurang und Nirmalatai, glaubten, das die wahre Einsiedelei des Menschen sein Zuhause ist. Die gehorsame Erfüllung der Pflichten der Haushälter wird durch den Einzelnen heroisch geleistet.

Ziele und Erfolge der Bewegung

Die SwadhyayaBewegung war keine rein spirituelle, denn die Ziele lagen genauso in sozialen und materiellen Nutzen zu erlangen. Bezogen auf das uralte Hindu-Konzept “Gott gehört alles“, vertrat Pandurang die These eines unpersönlichen Reichtums. Alle zwei Wochen arbeiteten seine Anhänger für einen gemeinschaftlichen Zweck, indem 1/3 des Einkommens für lokale Belange einbehalten wurden und der Rest an das offizielle Büro in Mumbai floss. Als Folge dessen konnten zum Beispiel die Fischer in Gujarat und Maharashtra 71 Boote und einen 600 Tonnen Frachter im Gesamtwert von 30 Millionen Rupien erwerben. Im Laufe der Zeit beteiligten sich 5000 Farmen und 250 Obstplantagen an diesem System und verwendeten die Spenden für ihre Dörfer und 4 Krankenhäuser, in denen 1000 Ärzte Patienten behandelten. Die Vielzahl der Videoaufnahmen seiner Sonntagspredigten wurde von Zentrum zu Zentrum weitergereicht. Jeder wollte Pandurang zuhören. Sogar opportunistische Politiker versuchten ihn zu vereinnahmen. In seinen Predigten zu den Dorfbewohnern ermahnte Pandurang stets schlechte Gewohnheiten wie Trinken und Spielen abzulegen. Unberührbarkeit und Gewalt gegen Ehefrauen wurden auf seinem Rat hin erheblich eingeschränkt. Solch ein Wandel ist auch heute noch von großer Bedeutung.

Tod

Am 25. Oktober 2003 im Alter von 84 Jahren starb Pandurang Shastri Athavale nach schwerer Krankheit durch einen Herzstillstand. Er wurde noch zu Lebzeiten mit mehreren verschiedenen Nationalen wie Internationalen Preisen geehrt. Am 26. Oktober wurden seine sterblichen Überreste dem Feuer in der Universität Tatwajnana Vidyapeeth in Ghodbunder im Thane Bezirk übergeben. Der Vorsitzende des indischen Unterhauses der Volksversammlung Manohar Joshi, Oberster Minister Sushilkumar Shinde von Maharashtra, Oberster Minister Narendra Modi von Gujarat, der Vorsitzende der Vollversammlung Arun Gujrathi von Maharashtra und hunderte Anhänger der Swadhyaya Bewegung nahmen an der Zeremonie teil. Weltweit rezitierten die Anhänger von Pandurang die 15 Kapitel der Bhagavad Gita als die Verbrennung ihres spirituellen Meisters stattfand.

Resumee seines Wirkens und der Ziele

Pandurang Shastri Athavale ist vor allem als ein facettenreiches, ja das Leben transformierendes Phänomen bekannt, das fast einhunderttausend Dörfer erreichte und sogar außerhalb Indiens seine Wirkung entfaltet. Er berührte das Leben von beinahe 15 Millionen Menschen. In einer Art und Weise demonstriert diese Geschichte, die wiederbelebende und transformierende Kraft der Vorstellung eines innewohnenden Gottes. Sein Swadhyaya ist auch Heute noch eine lebendige und dynamisch weiter wirkende Kraft und hat definitiv einen universalen Anspruch. Das beweist erneut, dass ein Vertrauen auf die Weisheit der Bhagavad Gita von zeitloser Gültigkeit ist. Er malte sich immer aus, das es möglich sei trotz unterschiedlichem Glaubens in einer Gesellschaft und Gemeinschaft zu leben. Einer Gemeinschaft der Menschen, die sich vielmehr als eine Menschenfamilie betrachtet, so wie eben die Swadhyaya Parivar. Er bemühte sich die Menschheit über das Stadium eines animalisch reaktionsgesteuertem Verhaltens auf eine höhere göttlichere Ebene empor zu heben. Er bewirkte den inneren Drang der Menschen nach Gott zu streben. Er lud die Menschheit regelecht dazu ein, in einen Dialog mit Gott einzutreten. Seine Überzeugung davon war so stark, das sogar seine Ehefrau, seine Tochter und auch sein Schwiegersohn Teil der Swadhyaya Familie wurden. Nachdem Dr. Rudolf Haubst vom Institut für Internationale Forschung der Analysen von Pandurang der Bhagavad Gita gehörte hatte, meinte dieser: "Ich habe die Bhagavad Gita in Deutschland studiert aber nach dem Vortrag von Pujya Dadaji und seiner Erklärung der Bhagavad Gita fühlte ich, das sogar der heilige Nikolaus von Kues aus dem christlichem Glauben von dieser heiligen Schrift angezogen worden wäre. Durch die Tiefe und Breite der Diskurse erreichte Pfarrer Dada die Herzen der Zuhörer."

Pandurang war der Pionier der Swadhyaya. Er eröffnete Anderen als bedeutende Alternative auf ein rein indisches Paradigma zu vertrauen und davon zu lernen. Tatsächlich bezeichnete er jedes seiner Programme als ein bedeutendes Prayog(Experiment). Experimente vermitteln eben keine Endgültigkeit. Pandurang hat mit der Grundlegung auf ein indisches beziehungsweise einem östlichen Paradigma einen neuen Weg aufgezeigt. Durch seine zahlreichen “Experimente“ demonstrierte er zugleich die tatsächlichen Wirkungen. Mit seinem bewussten Gebrauch des Wortes "Experiment" für die Programme, wollte er auch immer darauf hinweisen, dass es für andere möglich ist, die Bewegung nach vorne zu bringen.

Das Menschenbild

Der hauptsächliche Antrieb des Individuums liegt in seinem Streben nach sukha, zu deutsch Glück oder Glückseligkeit. Jede Tat, egal ob gut oder böse rührt daher. Doch beinhaltet sukha mehrere Bereiche, wobei die materielle Dimension nur einen Teil ausmacht, aber einen nicht unerheblichen. Das Ignorieren der spirituellen Dimension durch reines fokussiert sein auf das Materielle, manifestierte sich gerade deshalb der Individualismus. Die Folge davon ist der Versuch jedes einzelnen Individuums mehr Besitz, meist auf Kosten der Natur, anzuhäufen. Das befördert ein Prinzip von "Macht geht vor Recht“. Somit entsteht auf der einen Seite der Konflikt zwischen Individualismus und Gerechtigkeit und auf der anderen Seite der Konflikt zwischen Individualismus und dem Schutz der Natur. Deswegen gibt es in stark individualisierten Gesellschaften so ein riesiges Justizwesen, das immer wieder durch die Gesetzgebung korrigiert werden muss um auch überhaupt eine soziale Ordnung herzustellen. Der Individualismus muss durch das Gesetz im Zaum gehalten werden, egal ob das in einer freien Marktwirtschaft oder eine durch den Staat kontrollierte Wirtschaftsordnung sei. Indien erkannte früh die Gefährdung der Ideen des Glücks (sukha) durch den Individualismus. Die Notwendigkeit das Spirituelle und das Materielle zu balancieren, erkannten schon die Propheten und postulierten deshalb das Konzept eines "Gott durchdringt Alles“ und betonten "ishvasyam idam sarvam..." (“Nichts gehört mir“). So wurzelt die Vorstellung von Recht und einer Rechtsordnung auf diesem Paradigma. Genau dort setzt Swadhyaya an und offeriert eine klare und lebendige Möglichkeit.

Innere Haltung

Swadhyaya unterscheidet deutlich zwischen Dharma und Religion. Pandurang Shastri Athavale war einer der Pioniere dieser Idee. Die Anhänger von Swadhyaya kommen natürlich aus unterschiedlichsten Gründen mit Menschen in Kontakt aber haben immer im Blick, eine wahre brüderliche Beziehung aufzubauen. Ein Swadhyayee (jemand der nach Swadhyaya strebt und lebt) besucht nicht Menschen um "was Gutes für andere zu tun", sondern eher mit der Haltung einer Selbsterkenntnis oder Selbstbeobachtung(Swadhyayee). Wenn ein Swadhyayee eine andere Person besucht, ist er sich der eigenen Minderwertigkeitsgefühle, Ängste, Unruhezuständen etc. bewusst während er gleichzeitig durchgehend im Bewusstsein darauf konzentriert, das sein Gegenüber ein Bruder oder eine Schwester mit demselben innewohnenden Gott ist. Diese Übung erfüllt gleich zwei Zwecke. Es hilft der Person seine eigene Natur besser zu verstehen und unterstützt den Prozess der Auflösung des Egos in ein größeres Ganzes. Zur Wiederholung, ein Swadhyayee versucht nicht andere zu bekehren oder zu erheben, sei es auf ökonomische, soziale oder einer anderen Art und Weise. Manche von ihnen engagierten sich in der Gemeindearbeit in den Dörfern bei Jaunpur im Tehri Garhwal Bezirk in Uttaranchal für mehr als ein Jahrzehnt. Manche gingen in die Dörfer im Norden bei Bihar auf die Hochebenen in Uttar Pradesh und Westbengalen.

Unterschied zwischen Freiwillgentätigkeit und Hingabe

In den meisten Swadhyaya Dörfern verbesserten sich die ökonomischen Bedingungen der Menschen aber auch der Gemeinschaft erheblich und das aus zwei Gründen. Geld das früher durch Glücksspiele und Trinkerei verplempert wurde, konnte nun gespart und nützlich angelegt werden. Durch einführen “apaurusheya Lakshmi” dank Pandurang Shastri, sammelte sich mehr Reichtum innerhalb der Gemeinschaften, das als Eigentum Gottes und nicht eines Individuum betrachtet wurde. Einmal im Monat wurde eine Puja durchgeführt oder Shram-Bhakti als Hingabe an Gott praktiziert. Die Swadhyayee arbeiteten an diesem Tag an ihren Fähigkeiten Gott auf alle erdenkliche Weise dienen zu können. Zum Beispiel gingen sie zur Feldarbeit, genau wie die Bauern, oder fischten im Meer, genau wie die Fischer es immer tun. Somit erweiterten sie natürlich auch ihre persönlichen Fertigkeiten. Und dies wird als shram-bhakti bezeichnet, was sich von shram-daan (Freiwilligentätigkeit)unterscheidet. In Pandurang Shastri's Lexikon stand nicht der Begriff daana (Spenden); stattdessen bhakti (Hingabe). Daana kann ganz unbewusst das Ego aufblasen, wohingegen Bhakti die Demut fördert. Daana beinhaltet immer einen Zweck und kann Konkurrenzgedanken entstehen lassen. Aber im Bhakti gewinnt das Geben eine göttliche Bedeutung. Die freiwillig Tätigen lehnen oft diejenigen ab, die sich nicht an freiwilliger Tätigkeit beteiligen, weil die Früchte der Arbeit auch ihnen Nutzen, die sich ja eben nicht einbringen. Doch im Swadhyaya wird die Arbeit nicht für einen anderen Menschen oder für ein Einkommen oder Lohn oder für den Vorteil der Gemeinschaft getan. Vielmehr zählt die innere Ausrichtung auf Gott während der hingebungsvollen Tätigkeiten.

Projekte

Die Swadhyaya Bewegung, das wörtlich Studium des Selbst bedeutet, war sehr hilfreich zu Beginn eines echtem sozialen Wandels der dörflichen Gemeinschaften Indiens. Ein erstes gemeinsames Projekt entstan nahe der Ahmedabad-Vadodara Schnellstraße und zwanzig weiterer solcher landwirtschaftlicher Nutzanlagen in Gujarat und Maharashtra. Jedermann gilt hier als gleich und dieses Prinzipl bewirkte eine positive Veränderung der Menschen, wodurch diese sich motiviert fühlten sich konstruktiv einzubringen. Jeder hatte dieses Gefühl von "Wir sind eins". Es gab absolut keine Einteilung nach Kastenzugehörigkeit, Hautfarbe oder Klasse. "Arbeit als Gottesdienst" war das überragende Motto jeder dieser Orte. Menschen die häufig diese Orte besuchten waren entweder nur neugierig oder waren hauptsächlich Swadhyayees und ließen sich allgemein in zwei Gruppen einteilen: die "van prasthis" oder Leute im Ruhestand und die jüngere Generation. Im Großen und Ganzen pflanzte jeder einen Baum und kümmerte sich so weit wie möglich immer um diesen. Jeden Monat am zweiten "Purnima", treffen sich alle Mitglieder der Bewegung an einem bestimmten Ort und besprechen die Details welche durch Dienst geleistet werden müssen um die Grünanlagen zu bewirtschaften. Alle bleiben für vier Tage dort und leisteten ihrenTeil des Beitrages. Man bestellt Ackerflächen, veredelt und beschneidet Obstbäume, sammelt Gartenmüll oder kümmert sich um zwei bestimmte Arten von Regenwürmern, welche dort zur biologischen Landwirtschaft benutzt werden.

In Veraval und vielen anderer Dörfer, haben die Swadhyayees ein Matsyaganda, ein Gemeinschaftsboot mit eigenem Werkzeug, Baumaterialien und kostenloser Arbeit gebaut. Jeden Tag kommen 5 Fischer und spenden ihre Zeit zum Fischen. Ihr Fang wird auf dem markt verkauft und der Ertrag unter den Hilfsbedürftigen verteilt. Die Spenden werden als Prasad betrachtet, als seine von Gott geweihte Gabe, sodas diejenigen die ihre Arbeite spendeten keinen Anflug von Übermut durch ihre Hilfe entwickeln konnten und auch die Empfänger kein Minderwertigkeitsgefühl durch die Hilfe erleben. Die Arbeitszeit der Fischer ist Ausdruck ihrer Hingabe an Gott und die Früchte der Arbeit gehören Gott selber. Exakt diese Auffassung meint das Konzept eines “unpersönlichen Reichtums“ im Swadhaya.

Ausbreitung

Mit Erfolg revitalisierte Pandurang Shastri ein verfallendes System und demonstrierte die Möglichkeit ein auf ein anderes Weltbild aufbauendes System zu Denken, zu Planen und zu Verwirklichen und letztendlich sich Selbst zu transformieren. Seine Philosophie setzte immer im Erkennen von Gott in einem Selbst an und er sagte immer dies führe zu Selbsterkenntnis und erkennt dadurch auch die göttliche Präsenz im jeweils anderen. Der Glaube, dass alle Menschen Brüder und Schwestern der Familie Gottes sind, bewirkte eine Verbesserung der Individuen und der Gemeinschaften. Auf diesem Wege verbreiterte Pandurang Shastri eine menschliche Revolution in Indien und den Vereinigten Staaten. Mittlerweile folgen ihm ungefähr 125 000 Menschen über 38 Nationen hinweg. Diese sogenannten Swadhyayees widmen sich in ruhigem und selbstlosem Dienst dem Gemüse- und Obstanbau und verpacken die Produkte. Die Verdienste werden für wohltätige Zwecke gespendet. Die meisten Helfer sind wohlhabende indisch stämmige Amerikaner und praktizieren eine mitfühlende und freigiebige Philosophie des Dienens. Sonntags versammeln sie sich zum gemeinsamen Zuhören der Vorträge von Pandurang Shastri und folgen seinem Weg. Die Aktivitäten der Swadhyayees lassen sich mittlerweile auf dem ganzen Globus finden.