Anusmarana
Anusmarana: (Sanskrit: anusmarana n.) = Erinnerung, insbesondere göttliche Namen.
Anusmarana ist ein Sanskrit-Begriff, der wörtlich „nachdenkendes Erinnern“ oder „wiederholtes Gedenken“ bedeutet. Er setzt sich zusammen aus „anu“ (nach, wieder) und „smarana“ (Erinnerung, Gedenken).
In religiös-philosophischen Kontexten des Hinduismus und verwandter Traditionen bezeichnet Anusmarana die absichtliche, wiederholte Erinnerung an eine göttliche Gestalt, ein spirituelles Prinzip, einen heiligen Namen oder ein wichtiges Lehrprinzip. Es geht dabei nicht bloß um flüchtiges Erinnern, sondern um ein bewusstes, intensives Herantreten an den Gegenstand der Erinnerung mit dem Ziel, das Herz zu reinigen, den Geist zu konzentrieren und die innere Verbindung zur göttlichen Wirklichkeit zu vertiefen.
Praktisch kann Anusmarana verschiedene Formen annehmen: das stilles Wiederholen eines Gottesnamens oder eines Mantras, das ins Gedächtnis Rufen bestimmter Lehren eines Meisters, das meditative Verweilen bei einer Gottesform oder das regelmäßige Rezitieren von kurzen Gebeten. Anders als formale Rituale oder intellektuelles Studieren ist Anusmarana eher eine innere, immer wieder stattfindende Praxis des Erinnerns, die sich im Alltag fortsetzt — etwa indem man den Namen des Göttlichen wiederholt, wenn Ablenkung aufkommt, oder indem man bei Tätigkeiten bewusst das Ziel der Hingabe vor Augen hält.
In vielen Bhakti-Traditionen (Weg der Hingabe) wird Anusmarana als eine einfache, aber kraftvolle Methode angesehen, um das Bewusstsein von weltlichen Bindungen zu lösen und eine liebevolle Ausrichtung auf das Göttliche zu entwickeln. In non-dualistischen Schulen kann dieselbe Praxis dazu dienen, die essentielle Natur des Selbst zu erinnern und die Wahrheit der Nicht-Zweiheit zu vertiefen. Insgesamt ist Anusmarana also eine praktische, zugängliche spirituelle Technik: regelmäßiges, bewusstes Erinnern an das Heilige, das Herz und Geist verändert und zur inneren Transformation beitragen soll.