Jnanamritam

Aus Yogawiki

Jnanamritam

Jnanamritam

Swami Sivananda

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 34-36

I

Die weltlichen Freuden sind flüchtig wie der Blitz. Das Leben ist ein Tropfen Wasser auf ein heißes Stück Eisen. Jeden Moment kann alles vergangen sein. Der von der Schlange verschluckte Frosch will das Fleisch der Schlange essen. Ebenso will der Mensch die vergänglichen Objekte der Welt genießen, obwohl er von der Schlange ‚Zeit‘ verschluckt wird.

Tag und Nacht arbeitet der Mensch auf vielfältige Weise zum Wohle des Körpers. Nichts ist ihm zu viel. Doch der Körper ist verschieden von Atman. Welche Freude sollte der Atman dabei empfinden? Das Zusammensein mit Vater, Mutter, Bruder, Frau, Verwandtschaft und Freunden ist unbeständig. Es ist wie ein Treffen von Menschen an einer Wasserstelle oder wie das Zusammentreffen zweier Holzstücke auf dem Fluss.

Glück ist launisch wie der Schatten. Jugend ist vergänglich wie die Wellen auf dem Ozean. Die Freude am Zusammensein mit einer Frau ist endlich wie der Traum. Das Leben ist kurz und unsicher und dennoch hängt der Mensch so sehr daran. Mysteriös ist Maya! Faszinierend ist Moha! Das Leben ist ein Traum. Ständig ist man mit Krankheiten und ähnlichem konfrontiert. Es ist ein Luftschloss. Nur der Narr rennt ihm hinterher. Das Leben nimmt ab zu jedem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Obwohl du andere sterben und altern siehst erwachst du doch nie aus deinem eigenen Traum vom Jahrmarkt der Eitelkeiten dieser Welt.

Jeder Tag ist wie der andere, jede Nacht ist wie die andere. Nur der Verblendete läuft den weltlichen Freuden nach und erkennt nicht deren Vergänglichkeit. Leider! Das Leben fließt davon wie das Wasser in einem ungebrannten Lehmtopf. Krankheiten bemächtigen sich des Körpers wie Feinde. Das Alter übermannt dich. Der Tod liegt stets auf der Lauer, dich zu verschlingen. Er wartet nur auf den richtigen Zeitpunkt.

II

Wer sagt: ‚Ich bin ein weltbekannter Forscher‘, ‚Ich bin ein Hals, Nasen, Ohren Arzt‘, Ich bin ein berühmter Sänger‘, dann sagt er das mit dem Gedanken, der Körper zu sein. Die Menschen glauben, dass der Körper, der den Würmern als Nahrung dient und sich mit der Zeit in Staub verwandelt, ihr eigenes Selbst sei. Der Körper besteht aus Haut, Knochen, Fleisch, Sekreten, Urin, Samen, Blut und ähnlichem. Er ist ständig in Veränderung und der Verwesung preisgegeben. Er kann nie der Atman sein. Die Einstellung ‚Ich bin dieser Körper‘ wird Avidya (Unwissen) genannt. Die Einstellung ‚Ich bin nicht dieser Körper, ich bin der ewig glückselige Atman, unsterblich und alldurchdringend‘ wird Vidya (Wissen) genannt. Wissen über den Atman vernichtet Unwissen. Wir streben nach Brahma Jnana, dem Wissen über Brahman, wenn wir Befreiung erlangen wollen.

Wünschen, Leidenschaft, Hass, Eifersucht und Gier sind die Feinde dieses Wissens. Unter deren Einfluss töten Väter, Brüder und Freunde. Die mentale Gier hat ihre Wurzeln in Leidenschaft. Leidenschaft vernichtet die Tugend. Deshalb überwinde Leidenschaft und sei einfach. Ebenso ist Ärger unser großer Feind. Zufriedenheit ist die himmlische Kraft. Frieden ist Kalpavriksha, der Baum, der alle Wünsche erfüllt. Wunsch ist der große Ozean. Man kennt keinen Feind, wenn man Kshama, Vergebung, kultiviert.

III

Die Reflektion des Atmans im Intellekt ist Jiva. Brahman ist der Zeuge des Intellekts. Brahman ist das Selbst, Es wird überlagert durch die Welt, durch Unwissen. Brahman ist kein Objekt der Erkenntnis, denn Es ist alldurchdringend, unendlich und nicht wahrnehmbar. Es ist makellos und rein. Es ist das allumfassende Selbst.

Ein Stück puren Kristalls scheint farbig durch den Kontakt mit farbigen Objekten. So erscheint Brahman in verschiedenen Gestalten, je nachdem welche mit Ihm in Kontakt kommt.

IV

Der reine Atman ist verschieden von Körper, Sinne, Atem und Intellekt. Er ist aus Sie Selbst strahlend, unveränderlich, ewig und unsterblich. Solange du den Atman nicht als verschieden vom Körper erkennst, so lange wirst du von weltlichen Leiden geplagt und unterliegst dem Tod. Deshalb meditiere in deinem Herzen über das Selbst als verschieden vom Körper. Sobald du das erkannt hast, ist das Leiden vergangen. Vernichte all dein Prarabdhakarma, die Wirkung der Handlungen aus früheren Geburten, indem du selbstlos handelst. Auch wenn du nach außen wie der Handelnde agierst, wirst du durch deine innere Klarheit nicht von der Handlung tangiert.

Möget ihr alle mentale Nichtanhaftung erlangen! Möget ihr durch Praktizieren des rechten Handelns Vollkommenheit erlangen. Möget ihr alle befreit sein von den Fesseln des Karmas, vom Kreislauf von Geburt und Tod, und Freiheit erlangen, so wie die reife Amalaka Frucht zur rechten Zeit von selbst vom Baume fällt.

Siehe auch