Wachsamkeit
Wachsamkeit ist ein Geisteszustand geprägt von Bewusstheit und Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt. Es gibt die Wachsamkeit nach außen, um äußere Gefahren zu erkennen. Es gibt die Wachsamkeit nach innen, um seinen eigenen Geist zu beobachten. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Wachsamkeit eine Fähigkeit, um äußeren Bedrohungen begegnen zu können. Vom Standpunkt der Evolutionsbiologie her war Wachsamkeit essentiell für das Überleben des Menschen. Auch Gesellschaften und Unternehmen müssen wachsam sein und sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Ein spiritueller Aspirant arbeitet an sich selbst, transformiert seinen Charakter, löst sich von Reiz-Reaktionsketten und alten Mustern. Ein spiritueller Aspirant lässt ungute Gewohnheiten sein und entwickelt positive Gewohnheiten. Die alten Gewohnheiten bleiben als Samskaras, als Samen, bestehen. Es gilt wachsam zu sein, um das Stärkerwerden der alten, überwunden geglaubten Gewohnheiten zu überwinden.
Wachsamkeit ist auch in der Meditation wichtig: Es ist leichter, neu auftauchenden Gedanken nicht zu folgen, als sich von voll entwickelten Gefühlen und Wünschen wieder zu lösen.
Swami Sivananda über Wachsamkeit
Swami Sivananda schreibt in seinem Buch "How to Cultivate Virtues" zum Begriff "Alertness". Man könnte diesen als Aufmerksamkeit Wachsamkeit übersetzen - und auch als Wachsamkeit. Hier also die Worte des Yoga Meisters:
Aufmerksamkeit ist Wachsamkeit. Es ist Frische. Es ist Lebhaftigkeit.
Wachsamkeit ist eine Einstellung der Aufmerksamkeit. Es wird grundlegend im Sinne von „alarmbereit sein“ als „Wachmann in Alarmbereitschaft.“
Der Kapitän eines Schiffes ist wachsam. Ein Fischer ist wachsam. Ein Chirurg im Operationssaal ist wachsam. Genauso sollte ein durstender, hungernder Aspirant stets wachsam sein. Dann alleine so kann er den turbulenten und unruhigen Verstand drosseln und den Geist beherrschen. Wachsamkeit ist eine wichtige Eigenschaft des Schülers auf dem Weg des Yogas.
Sei immer auf der Hut. Habe eine wachsame Einstellung. Sei immer sprungbereit. Stehe stets bereit. Sei vorsichtig. Sei aufmerksam. Sei umsichtig. Du wirst immer erfolgreich in allen Verpflichtungen und im spirituellen Sadhana sein.
Ein aufmerksamer Mensch ist immer sehr wachsam. Er ist bereit, auf eine kurzfristige Anweisung hin zu handeln. Er ist flink wie das Eichhörnchen. Seine Lebhaftigkeit zeichnet ihn aus.
Ein wachsamer Mensch ist lebendig. Er ist pünktlich und immer bereit. Er ist hellwach.
„Bereit“, aufmerksam“, „ und „hellwach“ bezieht sich auf wachsame Unverzüglichkeit für Aktivität.
Wachsamkeit zeigt durchdachte Vorbereitung an. Ein wandernder Indianer ist wachsam. Ein geschulter Soldat ist bereit. Wachsamkeit drückt mehr Leben und Vitalität aus als vorbereitet. Ein Gewehr ist vorbereitet, ein Mensch ist bereit. Pünktlichkeit drückt Bereitschaft für Termin oder Anforderung zu einem bestimmten Augenblick aus. Ein guter General ist für den Ernstfall bereit, wachsam im Erkennen der Chance oder der Gefahr, schlagartig die Gelegenheit zu nutzen. Der Begriff der lebhaften Flinkheit ist die zweite und im Allgemeinen weniger gebräuchliche Bedeutung der Wachsamkeit. Schläfrig, schwerfällig, plump, inaktiv, faul, dumm sind die Gegensätze von wachsam. Lass einen Prediger im Seinszustand der Wachsamkeit sprechen. Seine Worte werden wirkungsvoll sein. Lass Yogalehrer sehr wachsam sein, wenn sie unterrichten.
Zitiert nach: Swami Sivananda: "How to Cultivate Virtues", Divine Life Society