Sampradaya

Aus Yogawiki

Sampradaya (Sanskrit: सम्प्रदाय sampradāya m.) Verleiher, Schenker, Geber; mündliche Überlieferung, Tradition, das mündliche Weitergeben von Wissen vom Lehrer an seine Schüler über viele Generationen hinweg. Sampradaya ist die Traditionslinie, die Einweihungstradition. Wörtlich ist Sampradaya auch der Verleiher, der Geber, die mündliche Tradition. Vor allem aber ist Sampradaya die Traditionslinie, in der spirituelles Wissen weitergegeben wird. Yoga Vidya z.B. ist eine Shankaracharya Sampradaya, die wiederum eine Vishnu Sampradaya ist. In einer Sampradaya gibt es meistens eine Guru Parampara Stotram, in welcher die wichtigsten Gurus der Tradition angerufen werden.

Sukadev über Sampradaya

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sampradaya

Sampradaya ist eine Traditionslinie, eine Tradition, innerhalb derer spirituelle Weisheit weitergegeben wird. Sampradaya kommt aus den Ausdrücken „Sam“, das heißt „ganz“, „Pra“ heißt „nach vorne“, „weiter“ und „Da“ – „geben“. Sampradaya ist also das Ganze, was man nach vorne weitergibt. Also, im Sampradaya ist nicht nur Tradition im Sinne von Altem, sondern da steckt drin, das Weitergeben. In Indien heißt es, dass das Weitergeben von Yoga nicht nur eine Frage der Techniken ist, es ist nicht nur eine Frage der Unterrichtsdidaktik, es ist nicht nur eine Frage des intellektuellen Weitergebens, sondern es ist ein Übertragen und Übergeben von spiritueller Kraft aus einer Traditionslinie. Swami Vishnudevananda, der Meister, bei dem ich gelernt habe, hat gerne gesagt: „Yoga heißt auch Guru Parampara Shakti.“ Das heißt, die Kraft der Weitergabe von den Gurus. Wenn du Yoga praktizierst, praktizierst du nicht nur für dich selbst, sondern du wirst Träger dieser spirituellen Kraft, die seit Jahrtausenden durch die Praxis von Yoga entwickelt wurde. Ein Meister wie Swami Sivananda hat seine Kraft hineingegeben in die Lehren des Yoga. Swami Vishnudevananda hat seine Kraft ins Yoga weitergegeben. Und die vielen anderen Meister auch. Wenn du also Yoga praktizierst und du das große Glück hast, dich auf eine Sampradaya beziehen zu können, dann ist der Fortschritt schneller und zügiger. Also, in einer Tradition Yoga zu praktizieren, heißt, spirituelle Kraft zu bekommen. Spirituelle Kraft, es ist eine Kraft der Traditionslinie. Es gibt verschiedene Sampradayas in Indien. Also, z.B. Yoga Vidya ist jetzt Sivananda-Sampradaya. Yoga Vidya, unser Lehrer ist Swami Vishnudevananda, sein Lehrer ist Swami Sivananda. Und auf eine gewisse Weise ist es die Shankaracharya-Sampradaya. Linien gehen nämlich weiter zurück und immer wieder an bestimmten Stellen verzweigen sie sich. Und so gibt es Shankaracharya, der irgendwann vermutlich um 800 n.Chr. gelebt hat, andere sagen, er hat etwas vorher gelebt, aber jedenfalls um die Zeit. Er hat eine Sampradaya begründet, steckt aber selbst in einer Sampradaya drin. Sein Guru war Govinda, dessen Guru Gaudapada, und der hat wieder einen Guru gehabt usw. An manchen Stellen zweigen sich die Sampradays ab und die meisten Sampradayas sind an irgendeiner Stelle verbunden. Z.B. bei Yoga Vidya haben wir eine Sampradaya und das ist jetzt auch Sivananda-Tradition, die zu Shankaracharya weitergeht. Dann gibt es z.B. die Kriya Yoga Tradition von Paramahamsa Yogananda, die bezieht sich auch auf Shankaracharya, ist aber von einem anderen Schüler von Shankaracharya weitergegeben worden. Shankaracharya hatte vier Schüler und so gibt es Sampradayas, die sich bei Shankara wieder treffen, andere treffen sich weiter vorne. Es gibt z.B. auch die Gaudapadiya Vaishnava Tradition, die sich bezieht auf einen Gauranga Mahaprabhu, Shri Chaitanya Mahaprabhu genannt, und der lebte im 15. Jahrhundert. Und die Sampradaya dieser Vaishnava-Tradition hat Überschneidungen z.B. mit unserer Tradition. Die ersten Gurus sind identisch. Erst nach den klassischen Gurus gibt es wiederum eine Trennung, oder eine Abzweigung, ist vielleicht besser als Trennung. Oder es gibt einige Guru-Linien in Indien, die beziehen sich auf Dattatreya, es gibt die Dattatreya-Sampradayas, und diese können sich auch wieder in verschiedene Linien aufteilen. Oder es gibt die tantrischen Sampradayas, die beziehen sich dann auf Shiva und Parvati. Und dann gibt es Traditionslinien, die beziehen sich auf Dakshinamurti, auch ein Avatar von Shiva. Und dann geht es zu den vier Kumaras. Wenn du so überlegst und nachdenkst und etwas forschst, wirst du feststellen, es gibt ein paar Grund-Sampradayas. Es gibt die Sampradayas, die sich auf Vishnu beziehen. Letztlich, die Yoga Vidya Linie gehört auch dazu, auch wenn in der Sampradaya auch Shiva- und Shakti-Verehrer dabei sind. Es gibt solche, die beziehen sich auf die göttlichen Mutter, solche, die beziehen sich auf Devi, die göttliche Mutter, solche die beziehen sich auf Shiva und solche, die sich auf Dattatreya beziehen. Damit hat man die wichtigsten Sampradayas. Und aus diesen Sampradayas gibt es dann die verschiedenen Unter-Sampradayas, die Unter-Traditionslinien. Ich werde jetzt zum Abschluss dieses Vortrages die Guru Parampara Stotram unserer Sampradaya rezitieren, das sind die Namen der großen Lehrer unserer Tradition, die so genannte Guru Parampara Stotram:

Nārāyanam Padmabhavam
Vasishtham,
Shaktim Cha Tatputra Parāsharam Cha
Vyāsam Shukam Gaudapādam Mahāntam
Govinda Yogindra Mathāsya Shishyam.
Shrī Shankarāchārya Mathāsya,
Padmapādam Cha
Hastāmalakamcha Shishyam.
Tam Totakam
Vārtikakāramanyān,
Asmad Gurūn,
Santatamānatosmi.
Shruti Smriti Purānānām
Ālayam Karunālayam,
Namāmi Bhagavadpādam
Shankaram Lokashankaram.
Shankaram Shankarāchāryam
Keshavam Bādarāyanam,
Sūtrabhāshyakritau,
Vande Bhagavantau Punah
Punah.
Ishvaro Gururātmeti,
Mūrtibhedavibhāgine,
Vyomavad Vyāptadehāya
Shrī Dakshināmūrtaye Namah.
Shrī Sivānandāya Te Namah.
Shrī Vishnu-devānandāya Te Namah.

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