Umschrift
Der Begriff Umschrift wird häufig ohne Unterscheidung zusammen mit den Begriffen Transkription und Transliteration für das Übertragen der Zeichen eines Schriftsystems in die Zeichen eines anderen Schriftsystems verwendet. In ihrer ursprünglichen Bedeutung und Verwendung bezeichnen Transkription und Transliteration jedoch unterschiedliche Formen von Umschrift.
Transkription
Unter Transkription (der lateinischen Entsprechung zu Umschrift) versteht man im engeren Sinne das Übertragen von Schriftzeichen bzw. Wörtern einer Sprache in die Schriftzeichen einer anderen Sprache, wobei keine zusätzlichen bzw. "diakritischen" Zeichen benutzt werden. Das unmittelbare Ziel einer solchen Transkription ist die Lesbarkeit und annähernde Aussprache von Wörtern aus einer anderen Sprache, die urprünglich in einer anderen Schrift geschrieben werden.
Ein typisches Beispiel hierfür ist die Transkription von Wörtern aus indischen Sprachen - etwa aus dem Sanskrit oder Hindi - ins Englische. Die dabei verwendeten orthographischen Konventionen des Englischen führten zu einer Schreibung, die englischsprachigen Lesern eine annähernde Aussprache der indischen Begriffe erlauben. Entsprechend wurde ein langes ū durch oo, ein langes ī durch ee, und ein kurzes a durch u wiedergegeben. So wurde rūpa zu roopa, līla zu leela, panjab wird zu punjab, der Name Datta zu Dutt usw.
Diese Art von Umschrift bzw. Transkription funktioniert daher nur für englischkundige Leser und führt oft zu Aussprachevarianten, die sich immer weiter vom Originalwort entfernen (der Pandschab wird zuweilen als Pundschab ausgesprochen, Mother Meera als Mutter Meera).
Ein weiterer Nachteil einer solchen (vereinfachten) Transkription liegt in ihrer Nichtumkehrbarkeit, d.h. man kann aus der transkribierten Schreibweise nur bedingt auf die Schreibung des Originalwortes schließen. So werden in der Transkription das palatale ś (श्) und das retroflexe ṣ (ष्) gleichermaßen durch sh wiedergegeben (Shiva für śiva und Vishnu für viṣṇu). Aus der Transkription lässt sich somit weder die Art des Sibilanten noch des Nasals erkennen, da auch n (न्) und ṇ (ण्) nicht unterschieden werden. Die Variante Siva für śiva sowie Sivananda wiederum resultiert aus der Schreibweise des Tamil, da dort der Laut ś nicht existiert und mit c (ச்) umschrieben wird, welches in diesem Fall wie s ausgesprochen wird (die nur unter Gelehrten übliche Granthaschrift gibt allerdings alle Laute des Sanskrit korrekt wieder).
Auch die in den indischen Sprachen wichtige Unterscheidung zwischen kurzen und langen Vokalen ist aus der Transkription nicht ersichtlich, so dass sich im deutschsprachigen Raum die Aussprache "Shiivaa" (also mit langem ī und ā) anstatt der indischen Aussprache und Schreibung śiva (mit kurzem i und a) eingebürgert hat.
Transliteration
Die Entwicklung von Transliterationssystemen erhielt ihren Anstoß aus dem Bedürfnis der Überwindung der obengenannten Schwierigkeiten und Ungenauigkeiten, so dass vor allem im akademischen Bereich im Laufe der Zeit verschiedene Möglichkeiten entwickelt wurden, den Schriftzeichen indischer Alphabete eine eindeutige, auf der lateinischen Schrift beruhende Entsprechung zuzuordnen.
Auf diese Weise wurde es möglich, aus der Transliteration eindeutige Rückschlüsse auf die Schreibung und Aussprache der Sanskritwörter zu ziehen, was dadurch begünstigt wird, dass die Schriftzeichen der indischen Ausgangsalphabete (wie etwa des Devanagari) eine nahezu vollständige graphische Repräsentation der Aussprache darstellen.
Diakritische Zeichen
Da es im Sanskrit mehr Laute und damit auch mehr Buchstaben als in den meisten europäischen Sprachen bzw. im lateinischen Alphabet gibt, müssen sogenannte diakritische Zeichen (Diakritika) verwendet werden, um die Ausgangschrift in der Zielschrift vollständig abzubilden. Dabei kommen Striche und Punkte zum Einsatz, die über oder unter den Buchstaben plaziert werden. Die in der IAST genannten wissenschaftlichen Transliteration verwendeten, mit diakritischen Zeichen versehenen Buchstaben sind die folgenden:
ā ī ū ṛ ṝ ḷ ḹ ṅ ñ ṭ ḍ ṇ ṃ ś ṣ ḥ.
Hierbei bezeichnet ein waagerechter Strich über einem Vokal die Länge desselben. Die Bedeutung und Aussprache der übrigen Diakritika wird im Artikel Sanskrit Alphabet ausführlich erläutert.
Unterschiedliche Transliterationssysteme
Ursprünglich diente die Transliteration der indischen Schriften dazu, auch ohne Verwendung der indischen Alphabete wie der Devanagari oder der Tamilschrift in Büchern und Aufsätzen indische Texte in wissenschaftlich exakter und phonetisch nachvollziehbarer Weise wiederzugeben. Hierbei hat sich das International Alphabet of Sanskrit Transliteration (IAST) inzwischen mit minimalen Abweichnungen international durchgesetzt.
Mit der Entwicklung der computergestützten Textverarbeitung - nicht zuletzt im Druckwesen - ergab sich die Notwendigkeit einer vereinfachten, nur auf den vorhandenen Zeichen der Computertastatur beruhenden und auf Diakritika verzichtenden Form der Transliteration, die dennoch eindeutig blieb. Dabei haben sich unterschiedliche Systeme entwickelt, die gleichermaßen verwendet werden können, die wissenschaftliche Transliteration (IAST) oder indische Schriftzeichen (Devanagari usw.) zu generieren. In entsprechenden Konvertern, die häufig online und kostenlos zur Verfügung stehen, wird besonders gern das ITRANS (Indian Languages Transliteration) genannte Transliterationssystem verwendet.
Ein weiteres gebräuchliches Transliterationssystem ist Harvard-Kyoto, das ebenfalls auf den Gebrauch von Diakritika verzichtet. Mehr Informationen zu anderen Transkriptions- bzw. Transliterationssystemen bietet der Artikel Transkription.
Sanskrit Kurs
In unserem Sanskrit Kurs, der Schritt für Schritt in die Sprache und Grammatik des Sanskrit einführt, wird neben der Devanagarischrift auch eine vereinfachte, auf der deutschen Schreibweise beruhende Transkription, sowie die wissenschaftliche Transliteration (IAST) verwendet.