Kaste: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Kaste''' Der Begriff geht auf das lateinische "castus" ([[reinigung|rein]]) zurück. Die [[Soziologie]] und Völkerkunde verbindet da[[mit]] vor allem das aus [[Indien]] bekannte religiös-soziale [[Phänomen]] von [[Abgrenzung]] und [[hierarchie|hierarchischer]] Anordnung gesellschaftlicher Gruppen. In erster [[Linie]] ergeben sich daraus der [[Arbeit]]sbereich und die [[Heirat]] in der Bevölkerung. | '''Kaste''' Der Begriff geht auf das lateinische "castus" ([[reinigung|rein]]) zurück. Die [[Soziologie]] und Völkerkunde verbindet da[[mit]] vor allem das aus [[Indien]] bekannte religiös-soziale [[Phänomen]] von [[Abgrenzung]] und [[hierarchie|hierarchischer]] Anordnung gesellschaftlicher Gruppen. In erster [[Linie]] ergeben sich daraus der [[Arbeit]]sbereich und die [[Heirat]] in der Bevölkerung. | ||
Das klassische ''Kastenwesen'' ist besonders in Indien, Nepal, Sri Lanka, auf Bali und bei den kurdischen Jesiden ausgeprägt. | Das klassische ''Kastenwesen'' ist besonders in [[Indien]], [[Nepal]], [[Sri Lanka]], auf [[Bali]] und bei den kurdischen [[Jesiden]] ausgeprägt. | ||
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In der Purusha | In der [[Purusha Sukta]], im [[Rig Veda]], wird Bezug genommen auf die Unterteilung der Hindu-Gesellschaft in vier Klassen. Dort ist beschrieben, dass die Brahmanen aus dem Antlitz des Herrn und Schöpfers kamen, die Kshatriyas aus Seinen Armen, die Vaisyas aus Seinen Schenkeln, und die Sudras aus Seinen Füßen. | ||
Diese Unterteilung entspricht Guna und Karma. Guna (Eigenschaft) und Karma (Art der Tätigkeit) bestimmen die Kaste eines Menschen. Dies wird auch von Lord Krishna in der Gita unterstützt. Er sagt in der Gita: “Die vier Kasten stammen von Mir, durch die unterschiedliche Verteilung von Eigenschaften und Aktionen. Wisse, dass ich ihr Autor bin, allerdings der aktionslose und unermüdliche” (Ch. IV-13). | Diese Unterteilung entspricht Guna und Karma. Guna (Eigenschaft) und Karma (Art der Tätigkeit) bestimmen die Kaste eines Menschen. Dies wird auch von Lord Krishna in der Gita unterstützt. Er sagt in der Gita: “Die vier Kasten stammen von Mir, durch die unterschiedliche Verteilung von Eigenschaften und Aktionen. Wisse, dass ich ihr Autor bin, allerdings der aktionslose und unermüdliche” (Ch. IV-13). |
Version vom 8. Juli 2012, 08:51 Uhr
Kaste Der Begriff geht auf das lateinische "castus" (rein) zurück. Die Soziologie und Völkerkunde verbindet damit vor allem das aus Indien bekannte religiös-soziale Phänomen von Abgrenzung und hierarchischer Anordnung gesellschaftlicher Gruppen. In erster Linie ergeben sich daraus der Arbeitsbereich und die Heirat in der Bevölkerung. Das klassische Kastenwesen ist besonders in Indien, Nepal, Sri Lanka, auf Bali und bei den kurdischen Jesiden ausgeprägt.
Swami Sivananda und Mahatma Gandhi u.a. unterscheiden auch - anders vielleicht ohne das Fremdwort?
Das Kastenwesen - von Swami Sivananda
In der Purusha Sukta, im Rig Veda, wird Bezug genommen auf die Unterteilung der Hindu-Gesellschaft in vier Klassen. Dort ist beschrieben, dass die Brahmanen aus dem Antlitz des Herrn und Schöpfers kamen, die Kshatriyas aus Seinen Armen, die Vaisyas aus Seinen Schenkeln, und die Sudras aus Seinen Füßen.
Diese Unterteilung entspricht Guna und Karma. Guna (Eigenschaft) und Karma (Art der Tätigkeit) bestimmen die Kaste eines Menschen. Dies wird auch von Lord Krishna in der Gita unterstützt. Er sagt in der Gita: “Die vier Kasten stammen von Mir, durch die unterschiedliche Verteilung von Eigenschaften und Aktionen. Wisse, dass ich ihr Autor bin, allerdings der aktionslose und unermüdliche” (Ch. IV-13).
Es gibt drei Qualitäten oder Gunas, nämlich Sattva (Reinheit), Rajas (Leidenschaft) und Tamas (Trägheit). Sattva ist weiß, Rajas ist rot und Tamas ist schwarz. Diese drei Qualitäten finden sich in den Menschen in unterschiedlichem Ausmaß. In manchen Personen überwiegt Sattva. Dies sind Brahmanen. Es sind weise Menschen oder Denker. Sie sind die Priester, Minister oder Philosophen, die Könige und Herrscher beraten. In anderen ist Rajas vorherrschend. Dies sind Kshatriyas. Sie sind Krieger oder Männer der Tat. Sie bekämpfen Feinde oder Eindringlinge und verteidigen das Land. In manchen ist Tamas vorherrschend. Sie sind Vaisyas oder Händler. Sie machen Geschäfte und betreiben Landwirtschaft und häufen Reichtum an. Sudras sind die Diener. Keine dieser Qualitäten ist in ihnen sonderlich weit entwickelt. Sie dienen den anderen drei Kasten.
Im weiteren Sinne ist ein sattwiger Mensch, der fromm ist und rechtschaffen und ein gottesfürchtiges Leben lebt, ein Brahmane. Ein rajasiger Mensch mit heroischen Eigenschaften ist ein Kshatriya, ein rajasiger Mensch mit einer Neigung zum Handel ist ein Vaisya, und ein tamasiger Mensch ist ein Sudra. Hitler und Mussolini waren Kshatriyas. Ford war ein Vaisya.
Gelassenheit, Selbstbeherrschung, Enthaltsamkeit, Reinheit, Vergebung und auch Rechtschaffenheit, Weisheit, Erkenntnis und der Glaube an Gott sind die Pflichten der Brahmanen und liegen in ihrer Natur. Tapferkeit, Ruhm, Entschlossenheit, Gewandtheit sowie nicht aus der Schlacht zu fliehen, Großzügigkeit und Würde sind die Pflichten der Kshatriyas und liegen in ihrer Natur. Landwirtschaft, Viehwirtschaft und Handel sind die Pflichten der Vaisyas und liegen in ihrer Natur. Und dienendes Handeln ist die Pflicht der Sudras und liegt in ihrer Natur.
Gesetze spiritueller Ökonomie
Das dem Kastenwesen unterliegende Prinzip oder Varna Dharma ist die Aufteilung von Arbeit. Rishis studierten die menschliche Natur sorgfältig. Sie kamen zu dem Schluss, dass nicht alle Menschen für jede Art der Arbeit gleich gut geeignet sind. Infolgedessen erachteten sie es als notwendig, unterschiedliche Pflichten unterschiedlichen Klassen von Menschen zuzuordnen, je nach Fähigkeit, Belastbarkeit oder Qualität. Die Brahmanen waren für spirituelle und intellektuelle Angelegenheiten verantwortlich. Die politische Verwaltung und die Verteidigung war die Arbeit der Kshatriyas. Den Vaisyas wurde die Aufgabe anvertraut, das Volk mit Nahrung zu versorgen und den ökonomischen Wohlstand zu verwalten. Die Sudras verrichteten niedere Arbeiten. Die Rishis sahen all diese Notwendigkeiten für die Hindu Nation und begannen das System von Varnas und Asramas.
Diese Arbeitsunterteilung begann zu vedischen Zeiten. Die Veden lehrten, dass der Brahmane das Gehirn der Gesellschaft war, die Kshatriya ihre Arme, die Vaisya ihr Bauch, und die Sudra ihre Füße.
Es gab einen Disput zwischen zwei Sinnen, dem Verstand und dem Prana, wer überlegen war. Es gab auch einen Disput zwischen den verschiedenen Organen und dem Magen. Wenn die Hände mit dem Magen streiten, leidet der gesamte Körper. Wenn Prana den Körper verlässt, leiden sämtliche Organe. Kopf oder Magen können nicht einfach behaupten, dass sie Füßen und Händen überlegen sind. Hände und Füße sind ebenso wichtig wie Magen oder Kopf. Gibt es Streit zwischen den verschiedenen Kasten, wer der Überlegene ist, leidet das gesamte soziale Netz. Es kommt zu Unruhe, Bruch und Zerwürfnis. Ein Straßenkehrer und ein Friseur sind ebenso wichtig dafür, dass die Gesellschaft funktioniert, wie der Minister. Das soziale Gefüge basiert auf dem Gesetz der spirituellen Ökonomie. Es hat nichts mit Über- oder Unterlegenheit zu tun. Jede Klasse trägt ihr Bestes zum Gemeinwohl oder der Weltsolidarität bei. Hier stellt sich die Frage von höher oder nieder nicht.
Der Charakter bestimmt die Kaste
Ein Brahmane ist kein Brahmane, wenn er nicht mit Reinheit und einem guten Charakter ausgestattet ist, und stattdessen ein Leben voller Genusssucht und Immoralität führt. Ein Sudra ist ein Brahmane, wenn er ein rechtschaffendes und frommes Leben führt. Welch große Seele war Vidura! Was für ein edler, aufrichtiger, geradliniger Student war Satyakama Jabala von Chhandogya Upanishad! Die Kaste ist eine Frage des Charakters. Varna ist keine Frage der Hautfarbe, sondern die Farbe des Charakters oder der Eigenschaften. Verhalten und Charakter zählen, und nicht allein Herkunft. Wenn jemand von Geburt an Brahmane ist und gleichzeitig die Werte eines Brahmanen besitzt ist das sehr gut, weil nur bestimmte Wertequalifikationen über die Geburt eines Brahmanen entscheiden.
Nutzen und Missbrauch des Kastensystems
Die Hindus haben schon viele Angriffe auf ihr Kastenwesen aus anderen Ländern überlebt. Aber sie haben im Namen des Kastenwesens Klassenneid und Hass entwickelt. Sie haben nicht mehr den Geist der Kooperation. Darum sind sie heute schwach und gespalten. Sie wurden aufgrund des Kastenwesens zu Sektierern. Demzufolge gibt es heute in Indien Erniedrigung.
Das Kastenwesen ist tatsächlich eine wunderbare Sache. Es ist eigentlich fehlerlos. Der Schaden kommt von anderswo. Die Klassen vernachlässigten nach und nach ihre Pflichten. Die Prüfung von Fähigkeit und Charakter verschwand langsam. Die Geburt wurde die Hauptbetrachtung, um die Kaste zu bestimmen. Alle Kasten verloren ihre Ideale und vergaßen ihre Pflichten. Brahmanen wurden eigennützig und behaupteten ihre Überlegenheit über andere allein durch ihre Geburt, ohne die nötigen Qualifikationen zu besitzen. Die Kshatriyas verloren ihre Ritterlichkeit und ihre Einstellung zur Selbstaufopferung. Die Vaisyas wurden sehr gierig. Sie kamen nicht mehr durch ehrliche Mittel zu Wohlstand. Das wirtschaftliche Gemeinwohl des Volkes interessierte sie nicht mehr. Sie gaben keine Almosen mehr. Sie verloren ebenfalls ihre Einstellung zur Selbstaufopferung. Sudras dienten nicht mehr. Sie wurden Beamte. Sie wünschten, dass andere sie bedienen sollten. Die Gier und der Stolz der Menschen führten zu Zwietracht und Disharmonie.
An Varnasrama ist nichts verkehrt. Es sind die Arroganz und der Hochmut der Menschen, die zu Schwierigkeiten führten. Der Mensch oder der kleine Jiva ist fehlbar. Er ist voller Makel. Er wartet nur darauf, sich anderen überlegen zu fühlen. Der Brahmane denkt, dass die anderen drei Kasten ihm unterlegen sind. Der Kshatriya denkt, dass Vaisya und Sudra ihm unterlegen sind. Ein reicher Sudra denkt, dass er einem armen Brahmanen oder einem armen Kshatriya oder Vaisya überlegen ist.
Momentan existiert das Varnasrama System nur namentlich. Es muss ordentlich neu aufgebaut werden. Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Sudras, die ihre Ideale verloren haben und die ihre jeweiligen Pflichten nicht ausführen, müssen diese wieder anständig verrichten. Sie müssen unter rechter Anleitung ausgebildet werden. Sie müssen sich wieder zu ihrem ursprünglichen hohen Niveau erheben. Der sektiererische Geist muss sterben. Sie sollten ein neu verstehendes Herz voller Liebe und Hingabe entwickeln, mit einem Geist der Kooperation, Aufopferung und des Dienens.