Sanskrit Kurs Lektion 10: Unterschied zwischen den Versionen

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== Das Verb ==
== Das Verb ==


Wie im Deutschen werden die Verben im Sanskrit gebeugt (konjugiert). Dabei treten an einen Verbalstamm, der von einer Verbalwurzel ([[Dhatu]]) abgeleitet wird, verschiedene Endungen. An diesen Endungen erkennt man, um welche Person ([[Purusha]]) und Zahl (Numerus, [[Vachana]]) es sich handelt. Daher muss das Personalpronomen im Sanskrit nicht eigens ausgedrückt werden, so wie im Italienischen: amo "ich liebe", credo "ich glaube" usw.
Wie im Deutschen werden die Verben ([[Akhyata]]) im Sanskrit gebeugt (konjugiert). Dabei treten an einen '''Verbalstamm''', der von einer '''Verbalwurzel''' ([[Dhatu]]) abgeleitet wird, verschiedene Endungen. An diesen Endungen erkennt man, um welche '''Person''' ([[Purusha]]) und '''Zahl''' (Numerus, [[Vachana]]) es sich handelt. Daher muss das Personalpronomen im Sanskrit nicht eigens ausgedrückt werden, so wie im Italienischen: amo "ich liebe", credo "ich glaube" usw.


Eine Besonderheit des Sanskrit ist, dass es neben der Einzahl (Singular, [[Ekavachana]]) und der Mehrzahl (Plural, [[Bahuvachan]]) auch eine "Zweizahl" ([[Dual]], [[Dvivachana]]) gibt. Der Dual bezieht sich stets auf zwei Personen (z.B.: "wir beiden gehen").
Eine Besonderheit des Sanskrit ist, dass es neben der '''Einzahl''' (Singular, [[Ekavachana]]) und der '''Mehrzahl''' (Plural, [[Bahuvachana]]) auch eine '''"Zweizahl"''' ([[Dual]], [[Dvivachana]]) gibt. Der Dual bezieht sich stets auf zwei Personen (z.B.: "wir beiden gehen").


Darüber hinaus gibt es die Formen der Vergangenheit ([[Atita]]), Gegenwart ([[Vartamana]]) und Zukunft ([[Bhavishyat]]) sowie verschiedene Modi wie Indikativ (Normalform), Imperativ (Aufforderungsform), Optativ (Möglichkeitsform), Konditional (Wahrscheinlichkeitsform) u.a.
Darüber hinaus gibt es die '''Zeitformen''' der Vergangenheit ([[Atita]]), Gegenwart ([[Vartamana]]) und Zukunft ([[Bhavishyat]]) sowie verschiedene Modi wie Indikativ (Wirklichkeitsform), Imperativ (Befehlssform), Optativ (Möglichkeitsform), Konditional (Bedingungsform) u.a.


In der folgenden Übersicht wurde das Verb "gehen" (Wurzel: '''gam''', Stamm: '''gaccha''') in der Gegenwart für alle drei Personen und Numeri in der Normalform (Indikativ) konjugiert. Diesem Bildungstyp folgen alle Verben der sogenannten 1. Klasse ([[Bhu]]-Klasse), d.h. die Mehrzahl der Verben im Sanskrit.
In der folgenden Übersicht wurde das Verb "gehen" (Wurzel: '''gam''', Stamm: '''gaccha''') in der Gegenwart für alle drei Personen und Numeri in der Wirklichkeitsform (Indikativ) konjugiert. Diesem Bildungstyp folgen alle Verben der sogenannten 1. Klasse ([[Bhu]]-Klasse), d.h. die Mehrzahl der Verben im Sanskrit.


=== Übersicht: Die Beugung der Verben der 1. Klasse in der Gegenwart ===
=== Übersicht: Die Beugung der Verben der 1. Klasse in der Gegenwart ===
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| ''' 3. Person''' || Plural || गच्छन्ति || '''gacchanti''' || gachchhanti || "diese beiden gehen"
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=== Verbalwurzel, Verbalstamm und gebeugte Verbform ===
Um ein Sanskritverb im Wörterbuch zu finden, muss man die Verbalwurzel ([[Dhatu]]) kennen, von der die gebeugte Form abgeleitet ist. Es steht also nicht wie im Deutschen der Infinitiv eines Verbs im Wörterbuch, sondern die Verbalwurzel (in diesem Falle '''gam''' "gehen").
Von dieser Verbalwurzel werden verschiedene Verbalstämme abgleitet, wobei der wichtigste der Präsensstamm ist, von dem die Formen der Gegenwart gebildet werden. Dies geschieht durch Anfügen der jeweiligen Personalendungen ('''-mi''', '''-si''', '''-ti''' usw.). Mitunter unterscheidet sich die Form des Präsanstammes deutlich von der Verbalwurzel, wie im Falle von '''gam''' (Präsensstamm '''gaccha-''').
Eine weitere Besonderheit der Verben, die der 1. Verbalklasse angehören, ist die Längung des '''-a''' vor den Endungen der 1. Person Singular, Dual und Plural. Hier noch einmal die Bildung der 1. und 2. Person Singular Indikativ Präsens zum Vergleich:
*'''gam''' (Wurzel) > '''gaccha-''' (Präsensstamm) + '''-mi''' (Personalendung 1. Person Singular) > '''gacchāmi''' "ich gehe" (Längung des '''-a''' zu '''-ā''')
*'''gam''' (Wurzel) > '''gaccha-''' (Präsensstamm) + '''-si''' (Personalendung 2. Person Singular) > '''gacchasi''' "du gehst" (ohne Längung)





Version vom 5. Februar 2015, 11:55 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Verb

Wie im Deutschen werden die Verben (Akhyata) im Sanskrit gebeugt (konjugiert). Dabei treten an einen Verbalstamm, der von einer Verbalwurzel (Dhatu) abgeleitet wird, verschiedene Endungen. An diesen Endungen erkennt man, um welche Person (Purusha) und Zahl (Numerus, Vachana) es sich handelt. Daher muss das Personalpronomen im Sanskrit nicht eigens ausgedrückt werden, so wie im Italienischen: amo "ich liebe", credo "ich glaube" usw.

Eine Besonderheit des Sanskrit ist, dass es neben der Einzahl (Singular, Ekavachana) und der Mehrzahl (Plural, Bahuvachana) auch eine "Zweizahl" (Dual, Dvivachana) gibt. Der Dual bezieht sich stets auf zwei Personen (z.B.: "wir beiden gehen").

Darüber hinaus gibt es die Zeitformen der Vergangenheit (Atita), Gegenwart (Vartamana) und Zukunft (Bhavishyat) sowie verschiedene Modi wie Indikativ (Wirklichkeitsform), Imperativ (Befehlssform), Optativ (Möglichkeitsform), Konditional (Bedingungsform) u.a.

In der folgenden Übersicht wurde das Verb "gehen" (Wurzel: gam, Stamm: gaccha) in der Gegenwart für alle drei Personen und Numeri in der Wirklichkeitsform (Indikativ) konjugiert. Diesem Bildungstyp folgen alle Verben der sogenannten 1. Klasse (Bhu-Klasse), d.h. die Mehrzahl der Verben im Sanskrit.

Übersicht: Die Beugung der Verben der 1. Klasse in der Gegenwart

Person Zahl Devanagari Transliteration Transkription deutsche Wiedergabe
1. Person Singular गच्छामि gacchāmi gachchhami "ich gehe"
2. Person Singular गच्छसि gacchasi gachchhasi "du gehst"
3. Person Singular गच्छति gacchati gachchhati "er geht"
1. Person Dual गच्छावः gacchāvaḥ gachchhavah "wir beiden gehen"
2. Person Dual गच्छथः gacchathaḥ gachchhathah "ihr beiden geht"
3. Person Dual गच्छतः gacchataḥ gachchhatah "diese beiden gehen"
1. Person Plural गच्छामः gacchāmaḥ gachchhamah "wir gehen"
2. Person Plural गच्छथ gacchatha gachchhatha "ihr geht"
3. Person Plural गच्छन्ति gacchanti gachchhanti "diese beiden gehen"

Verbalwurzel, Verbalstamm und gebeugte Verbform

Um ein Sanskritverb im Wörterbuch zu finden, muss man die Verbalwurzel (Dhatu) kennen, von der die gebeugte Form abgeleitet ist. Es steht also nicht wie im Deutschen der Infinitiv eines Verbs im Wörterbuch, sondern die Verbalwurzel (in diesem Falle gam "gehen").

Von dieser Verbalwurzel werden verschiedene Verbalstämme abgleitet, wobei der wichtigste der Präsensstamm ist, von dem die Formen der Gegenwart gebildet werden. Dies geschieht durch Anfügen der jeweiligen Personalendungen (-mi, -si, -ti usw.). Mitunter unterscheidet sich die Form des Präsanstammes deutlich von der Verbalwurzel, wie im Falle von gam (Präsensstamm gaccha-).

Eine weitere Besonderheit der Verben, die der 1. Verbalklasse angehören, ist die Längung des -a vor den Endungen der 1. Person Singular, Dual und Plural. Hier noch einmal die Bildung der 1. und 2. Person Singular Indikativ Präsens zum Vergleich:

  • gam (Wurzel) > gaccha- (Präsensstamm) + -mi (Personalendung 1. Person Singular) > gacchāmi "ich gehe" (Längung des -a zu )
  • gam (Wurzel) > gaccha- (Präsensstamm) + -si (Personalendung 2. Person Singular) > gacchasi "du gehst" (ohne Längung)


Siehe auch