Ayurveda Medizin: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 2. Mai 2020, 12:59 Uhr
Ayurveda Medizin ist Ayurveda als Heilkunde, im Unterschied zu Ayurveda Wellness, Ayurveda Psychologie, Ayurveda Spiritualität etc. In einem engeren Sinn ist Ayurveda Medizin das, was man macht um wieder gesund zu werden.
Medizinische Grundlagen des Ayurveda
Artikel von Vaidya Jeevan, E.P. Doktor der Ayurveda Medizin und Chirurgie, Universität Bharathiyar, Indien, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 16.
Krankheitsentstehung und -behandlung nach ayurvedischer Lehre
Ayurveda - das alte indische Wissen über das Leben - ist das erste aufgezeichnete Medizinsystem der Weltgeschichte. Dieses hat noch bis heute Bestand und wird sowohl in Städten als auch in ländlichen Gebieten Indiens praktiziert. Mehr als 70% der indischen Bevölkerung nehmen Ayurveda als Medizin in Anspruch und erzielen damit gute Ergebnisse in der Behandlung ihrer einfachen und chronischen Leiden.
Die Krankheitsentstehung
Eine Ernährung gemäß der Konstitution, der Jahreszeiten, der richtigen Zubereitungsart, dem Hungergefühl und der Verdauungskraft nährt die Gewebe des Körpers. Nach der ayurvedischen Auffassung besteht der Körper hauptsächlich aus sieben Gewebearten: 1. Rasa (Plasma) 2. Rakta (Blut) 3. Mamsa (Muskelfleisch) 4. Meda (Fettgewebe) 5. Asthi (Knochengewebe) 6. Majja (Knochenmark) 7. Shukra (Fortpflanzungsgewebe - Samen und Eizellen; die Immunität)
Rasa, die Nahrungsessenz, passiert alle weiteren Gewebe. In jedem findet die für das jeweilige Gewebe notwendige Umwandlung von Rasa statt, so dass jedes einzelne Gewebe aus Rasa aufgebaut wird. Eine schlechte Verdauung führt zur Störung des Verdauungsfeuers (Agni).
Die Ursachen für eine schlechte Verdauung können sein:
• ein geringes Verdauungsfeuer (Jadhara Agni) • eine zu geringe oder zu hohe Nahrungsaufnahme • eine Ernährung, die nicht der Konstitution, den Jahreszeiten oder dem Hungergefühl entspricht • eine Nahrungsaufnahme zu ungeeigneten Tageszeiten
Eine schlechte Verdauung führt zu einer ungünstigen, schlechten Zusammensetzung des ersten Gewebes (Rasa). Diese schlechte Zusammensetzung wird im Ayurveda als Ama (Giftstoffe, Toxine) bezeichnet. Ama passiert ebenso wie Rasa alle Gewebe. Im Gegensatz zu Rasa verursacht Ama eine Störung in den Geweben. Abhängig von der Ama-Menge können sich im gleichen Gewebe unterschiedliche Erkrankungen bilden. Im Laufe der Zeit gelangt Ama von einem Gewebe in das nächst tiefer liegende. Dieser Vorgang führt zu verschiedenen Erkrankungen in jedem Gewebe. Je tiefer die Giftstoffe bereits eingedrungen sind, desto chronischer ist der Krankheitsverlauf.
Ama kann in jedem beliebigen Gewebe blockiert sein und Krankheiten verursachen, wie folgende Beispiele zeigen:
- Wenn das erste Gewebe, das Plasma (Rasa), gestört oder blockiert ist, können folgende Symptome und Krankheiten auftreten: Anorexie, Allgemeines Schwächegefühl, Schwindel, Erbrechen, Verdauungsstörung, Verstopfung oder Fieber.
- Gelangt Ama im Laufe der Zeit zum nächsten Gewebe, entstehen Erkrankungen des Blutes (Rakta) oder Erkrankungen, die auf einer Pitta-Störung beruhen, wie z. B. Hauterkrankungen, jegliche Entzündungen und Nahrungsmittelallergien. Wenn die betroffene Person die auftretenden Symptome unterdrückt und die Ama-Giftstoffe nicht aus dem Körper beseitigt, gelangen diese in das nächst tiefer liegende Gewebe. Geht die Person den gleichen schlechten Ernährungsgewohnheiten usw. nach, wird immer mehr Ama gebildet. Das führt dazu, dass sich eine immer größere Menge an Ama im Körper ansammelt.
- Auf diese Weise gelangt im Laufe der Zeit Ama in die tieferen Gewebe - also vom Blutgewebe ins Muskelgewebe (Mamsa). Dies verursacht Erkrankungen, die auf einer Kapha-Störung beruhen, wie z. B. Tumore oder Störungen im Bindegewebe wie Myome und Zysten.
- Schließlich wandert das Ama in das nächst tiefer liegende Fettgewebe (Meda), in dem Erkrankungen, die auf einer Kapha-Störung beruhen, erzeugt werden (z.B. Übergewicht, Adipositas oder Diabetes).
- Wandert Ama vom Fettgewebe (Meda) zum Knochengwebe (Asthi), entstehen dort Erkrankungen, die auf einer Vata-Störung beruhen. Hauptsächlich handelt es sich um
Krankheiten der Knochen, der Gelenke und des Nervensystems wie z. B. Osteoporose, Arthritis oder Ischialgie.
- Später tritt Ama in das Knochenmarksgewebe (Majja) ein und verursacht dort u. a. Erkrankungen des Gehirns, Alzheimer, Parkinson, Epilepsie oder Gehirntumore.
- Zuletzt wird durch Ama das Immunitätsprinzip (Shukra) gestört, wodurch eine Immunmangelkrankheit (Immundefekt), Unfruchtbarkeit, chromosomale Erkrankungen, kindliche Fehlbildungen oder geringe Zeugungskraft ausgelöst werden können. Nach der ayurvedischen Auffassung verursacht das angesammelte Ama in manchen Fällen nur in jenem Gewebe eine Krankheit, das bei der betroffenen Person geschwächt ist.
Ama und Erkrankungen in unterschiedlichen Gewebeschichten
Es gilt zu beachten, dass unterschiedliche Mengen von gleichem Ama zu verschiedenen Erkrankungen in den unterschiedlichen Gewebeschichten führen. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Verdauungsstörungen oder Fieber, die mit dem ersten Gewebe zusammenhängen, sind harmlose Erkrankungen. Im Vergleich dazu sind Arthritis oder Osteoporose, die mit dem fünften Gewebe zusammenhängen, schwere Erkrankungen. In beiden Fällen sind die gleichen Giftstoffe, die aus der Ernährung und schädlichen Verhaltensweisen entstanden sind, für die Krankheitsentstehung verantwortlich. Sie unterscheiden sich lediglich durch ihre Menge und durch die Eindringtiefe (1. Gewebe; 2. Gewebe usw.).
Das Behandlungsziel der Ayurveda Behandlung
Das Ziel jeder Ayurveda-Behandlung ist es, die Giftstoffe aus den tiefen Geweben entgegengesetzt des Nahrungsweges wieder zurück zum Verdauungstrakt zu bringen und auf diese Weise den Körper zu reinigen. Diesen Vorgang nennt man Panchakarma. Der behandelnde Arzt muss die Symptome des Patienten bestimmen und feststellen, welches Gewebe gestört ist, welches Dosha (Kapha, Pitta, Vata) dafür verantwortlich ist und wie hoch die Menge an Giftstoffen im Gewebe ist. Je nach der Art der Erkrankung wählt er dann eine geeignete Pflanzenkombination und ein passendes Verabreichungsmedium aus. Denn die medizinische Wirkung hängt nicht nur von der Pflanze ab, sondern auch von dem Medium, in dem sie dem Körper zugeführt wird. Bei einer Kapha-Erkrankung, welche die Eigenschaften ölig und kühl hat, ist es wirksamer, eine erwärmende Pflanze in einer trockenen Pulverform zu geben. Vata hingegen ist kühl und trocken. Folglich wirkt die gleiche Pflanze in einem öligen Medium besser.
Der ayurvedische Behandlungsablauf
Das Ziel der ayurvedischen Behandlung ist es wie gesagt, schädliches Ama aus den tiefen Geweben zu lösen und den Körper zu reinigen. Dieser Prozess vollzieht sich in fünf Schritten: • Die Erstanamnese. Jeder medizinischen Ayurveda-Behandlung oder Panchakarma-Kur geht eine Erstanamnese voraus. Bei dieser bestimmt der Ayurveda-Arzt den Konstitutionstyp des Patienten und stellt einen individuellen Behandlungsplan auf. Der Arzt gibt außerdem Ratschläge für eine gesündere Ernährungs- und Lebensweise. • Lösen der Giftstoffe im Körper. Dann wird der Patient durch die Einnahme von Kräutertees u. ä. auf die weitere Behandlung vorbereitet. Sie lösen die Giftstoffe im Körper. • Transport der Giftstoffe zum Verdauungstrakt. Im Ayurveda gibt es verschiedene Behandlungsmethoden, die sich u. a. nach der Art und Dauer der Erkrankung und dem Alter des Patienten richten. Je nachdem, welches Gewebe betroffen ist, können unterschiedliche Massagen und Kräuterzubereitungen verwendet werden, um die Giftstoffe in den Magen-Darm-Trakt zu leiten. • Ausleitung der Giftstoffe. Hat sich das schädliche Ama im Magen und Darmtrakt gesammelt, wird es z.B. durch Abführen oder Reinigung durch die Nase ausgeleitet. Der Körper wird so von den Giften befreit. • Interne Nachbehandlung. Um den erreichten Gesundheitszustand möglichst lange zu erhalten, wird nach der Reinigungsbehandlung eine ayurvedische Ernährungsweise empfohlen, die hilft, das Immunsystem zu stärken, Schwachstellen wieder aufzubauen oder auch verjüngende Effekte haben kann.
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Ayurveda braucht eine Stimme Podiumsdiskussion
Damit Ayurveda eine noch größere Anerkennung bekommt, braucht es eine Stimme. Vertreter verschiedener Ayurveda Verbände diskutieren über verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit und der Einflussnahme auf Gesetzgebung, Medizin-Politik etc. Aufnahme einer Podiumsdiskussion während des Ayurveda Kongresses von Yoga Vidya im März 2012 .
Heilkunst und Gesundheit -- neue Wege der gesellschaftlichen Entwicklung
Psychosoziale Krankheiten, Ängste, Depressionen oder Rückenleiden sind für die Krankenkassen heute teuer. Die institutionalisierte Medizin zeigt sich da eher hilflos. Alternative Heilverfahren sind klüger. Gesundheit braucht individuelle Selbsthilfe und soziale Geborgenheit, also eine neue Heilkultur. Wie also muss ein Gesundheitssystem gestaltet sein, das Gesundheitskompetenzen und Lebensfreude produziert? Mitschnitt eines Vortrags während des Ayurveda Kongresses bei Yoga Vidya im März 2012.