Castelluccio di Norcia
Mein spiritueller Kraftort
Auf 1.500m liegt an der Grenze zwischen Umbrien und den Marken in Italien die Hochebene von Castelluccio di Norcia. Es sind eigentlich zwei Gebiete, das Piano Grande und das Pian Perduto, Reste eiszeitlicher Gebiete, die von dem kleinen Ort Castelluccio di Norcia überragt werden. Umgeben sind Hochebenen und Ort von den Monti Sibilli, den schönsten Bergen, die ich jemals auf Erden gesehen und begangen habe. Der höchste Berg der Sibillinen ist mit knapp 2.500m der Monte Vettore; auf dem Weg zum Gipfel sieht man auf ca. 2.000 m den Lago di Pilato, ein blaugrün schimmernder Bergsee, je nach Jahreszeit sind es auch zwei.
Als ich vor ein paar Jahren das erste Mal nach Umbrien fahren wollte, nach Assisi, der Heimat des San Francesco, sah ich in einem Reiseführer ein Bild von einer verlassen scheinenden Strasse in Castelluccio, auf der ein paar Streunerhunde (die aber recht gut genährt waren) herumliefen.
Diese Impression in all ihrer Tristesse war für mich Anlass genug, einen Ausflug nach Castelluccio, einem ehemals fast unbewohnten Dorf, das inzwischen dank des Tourismus wieder belebt worden ist, zu machen. Was ich dort erlebte, hätte ich niemals geahnt: Das Dorf war belebt und bunt und die weiten Wiesen der Hochebenen einfach atemberaubend in ihrer Schlichtheit und endlos scheinenden Weite... Ich hatte das Gefühl, in einer anderen Dimension angekommen zu sein....das weite Land, unverbaut, der Blick geht ungehindert weit...., kommt erst an den Ausläufern der Monti Sibillini an eine Grenze. Die Ähnlichkeit mit der Mongolei ist frappant. Dort, auf diesen naturbelassenen Weiden, auf denen nur hier und da ein paar Kühe und Pferde grasen, dort hatte ich Gefühle von Ganzheit, von Einssein mit der Natur, von dem großen Ganzen, wie ich sie nie zuvor - und auch nie wieder danach - hatte. Beinahe unbeschreiblich. In Italien fühle ich mich meinem wahren Ich ohnehin näher als in Deutschland, aber was auf dem Piano Grande hinzu kam, war die Essenz meines persönlichen Seins, die Energie, die Schwingung meiner Seele, wie ich sie in ihren feinsten Nuancen nie wahrgenommen habe.
Natürlich fahre ich immer wieder an diesen meinen Kraftort, um mich neu zu erden und aufzuladen.
Interessant finde ich, dass Castelluccio nur ungefähr 80 km entfernt liegt von Assisi, einem der spirituellen Zentren Europas, in dem längst nicht mehr nur katholische Pilger nach Tiefe und Heilung suchen, sondern immer mehr spirituell Suchende und Yogis.