Infinitiv: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Infinitiv''' ist die hinsichtlich '''Person''' ([[Purusha]]) und '''Zahl''' (Numerus, [[Vachana]]) '''"unbestimmte" Form des Verbs''' ([[Akhyata]]). Während in der älteren Sprachstufe des [[Veda|vedischen]] [[Sanskrit]] noch eine Vielzahl von Möglichkeiten existierte, einen ''Infinitiv'' zu bilden, setzte sich in dem von dem Grammatiker [[Panini]] in seiner [[Ashtadhyayi]] kodifizierten klassischen Sanskrit eine einzige, auf das [[Pratyaya|Suffix]] '''-tum''' endende Form durch.
Der '''Infinitiv''' ist die hinsichtlich '''Person''' ([[Purusha]]) und '''Zahl''' (Numerus, [[Vachana]]) '''"unbestimmte" Form des Verbs''' ([[Akhyata]]). Während in der älteren Sprachstufe des [[Veda|vedischen]] [[Sanskrit]] noch eine Vielzahl von Möglichkeiten existierte, einen Infinitiv zu bilden, setzte sich in dem von dem Grammatiker [[Panini]] in seiner [[Ashtadhyayi]] kodifizierten klassischen Sanskrit eine einzige, auf das [[Pratyaya|Suffix]] '''-tum''' endende Form durch.


Im Deutschen entspricht der ''Infinitiv'' der [[Wörterbuchform]] bzw. Zitierform eines [[Sanskrit Verb|Verbs]]. Im Sanskrit ist die im Wörterbuch erscheinende Zitierform jedoch nicht der ''Infinitiv'', sondern die [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]).
Im Deutschen entspricht der Infinitiv der [[Wörterbuchform]] bzw. Zitierform eines [[Sanskrit Verb|Verbs]]. Im Sanskrit ist die im Wörterbuch erscheinende Zitierform jedoch nicht der Infinitiv, sondern die [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]).


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== Bildung ==
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Im (klassischen) [[Sanskrit]] wird ein ''Infiniv'' gebildet, indem an die [[Sanskrit Verbalwurzel‏‎|Verbalwurzel‏‎]] ([[Dhatu]]), welche die [[Vollstufe]] ([[Guna]]) erhält, das Suffix ([[Pratyaya]]) '''[[-tum]]''' angefügt wird. Dabei kann zwischen die Wurzel und das Suffix der Puffervokal '''-i-''' treten. Endet die Verbalwurzel auf einen Konsonanten ([[Vyanjana]]), so erleidet dieser beim direkten Zusammentreffen mit dem Suffix '''[[-tum]]''' gemäß der Wohllautregeln des [[Sandhi]] gewisse Veränderungen. Im Deutschen ist der entsprechende Sanskrit-Infinitiv als '''Infinitiv mit''' oder '''ohne zu''' wiederzugeben.
Im (klassischen) [[Sanskrit]] wird ein Infiniv gebildet, indem an die [[Sanskrit Verbalwurzel‏‎|Verbalwurzel‏‎]] ([[Dhatu]]), welche die [[Vollstufe]] ([[Guna]]) erhält, das Suffix ([[Pratyaya]]) '''[[-tum]]''' angefügt wird. Dabei kann zwischen die Wurzel und das Suffix der Puffervokal '''-i-''' treten. Endet die Verbalwurzel auf einen Konsonanten ([[Vyanjana]]), so erleidet dieser beim direkten Zusammentreffen mit dem Suffix '''[[-tum]]''' gemäß der Wohllautregeln des [[Sandhi]] gewisse Veränderungen. Im Deutschen ist der entsprechende Sanskrit-Infinitiv als '''Infinitiv mit''' oder '''ohne zu''' wiederzugeben.


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==Siehe auch==   
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Version vom 1. Mai 2015, 17:01 Uhr

Der Infinitiv ist die hinsichtlich Person (Purusha) und Zahl (Numerus, Vachana) "unbestimmte" Form des Verbs (Akhyata). Während in der älteren Sprachstufe des vedischen Sanskrit noch eine Vielzahl von Möglichkeiten existierte, einen Infinitiv zu bilden, setzte sich in dem von dem Grammatiker Panini in seiner Ashtadhyayi kodifizierten klassischen Sanskrit eine einzige, auf das Suffix -tum endende Form durch.

Im Deutschen entspricht der Infinitiv der Wörterbuchform bzw. Zitierform eines Verbs. Im Sanskrit ist die im Wörterbuch erscheinende Zitierform jedoch nicht der Infinitiv, sondern die Verbalwurzel (Dhatu).

Bildung

Im (klassischen) Sanskrit wird ein Infiniv gebildet, indem an die Verbalwurzel‏‎ (Dhatu), welche die Vollstufe (Guna) erhält, das Suffix (Pratyaya) -tum angefügt wird. Dabei kann zwischen die Wurzel und das Suffix der Puffervokal -i- treten. Endet die Verbalwurzel auf einen Konsonanten (Vyanjana), so erleidet dieser beim direkten Zusammentreffen mit dem Suffix -tum gemäß der Wohllautregeln des Sandhi gewisse Veränderungen. Im Deutschen ist der entsprechende Sanskrit-Infinitiv als Infinitiv mit oder ohne zu wiederzugeben.

Verbalwurzel Infinitiv Bedeutung
man mantum (zu) meinen, denken
gam gantum (zu) gehen
vac vaktum (zu) sagen, sprechen, reden
pac paktum (zu) kochen
prach praṣṭum (zu) fragen
dātum (zu) geben, schenken
jñā jñātum (zu) wissen, erkennen
sthā sthātum (zu) stehen, bleiben
i etum (zu) gehen
iṣ eṣṭum (zu) suchen, wünschen
bhid bhettum (zu) spalten
bhuj bhoktum (zu) genießen, essen
yuj yoktum (zu) verbinden
kṛ kartum (zu) tun, machen, handeln
bhṛ bhartum (zu) tragen, bringen
dṛś draṣṭum (zu) sehen
dah dagdhum (zu) (ver)brennen
vah voḍhum (zu) tragen
sah soḍhum (zu) ertragen
car caritum (zu) wandeln
pat patitum (zu) fallen
bhū bhavitum (zu) sein, existieren


Verwendung des Infinitivs

Im Sanskrit gibt es eine große Vielfalt von Verwendungsmöglichkeitn des Infinitivs. In den meisten Fällen kann ein deutscher Infinitiv mit oder ohne "zu" auch mit einem Sanskrit-Infinitiv wiedergegeben werden. Der Infinitiv kommt bspw. zum Einsatz, wenn ein Ziel, Zweck, eine Fähigkeit, eine Gelegenheit, ein Wunsch oder eine Erlaubnis ausgedrückt werden soll.

Eine weitere, für das Sanskrit typische ("idiomatische") Verwendung des Infinitivs ist die in Verbindung mit Modalverben ("dürfen", "können", "mögen", "müssen", "sollen" und "wollen").

Der Infinitiv ist eine unveränderliche, nicht näher bestimmte ("infinite") Form des Verbs. Er kann im Sanskrit, je nach Kontext und syntaktischer Konstruktion, aktivische oder passivische Bedeutung haben.

Beispielsätze

Infinitiv mit "zu"

  • kāmayati bhoktum "Er (sie, es) wünscht zu essen"
  • jānāti paktum "Er (sie, es) versteht zu kochen"
  • ahaṃ tvāṃ praṣṭum āgataḥ "Ich bin gekommen, dich zu fragen."

Modalverben

  • gantuṃ śaknoti "Er (sie, es) kann gehen."
  • sthātum arhasi "Du sollst bleiben."
  • vaktum icchāmi "Ich will reden."


Siehe auch