Ramprasad

Aus Yogawiki

1. Ramprasad, (Sanskrit रामप्रसाद rāmaprasāda), bedeutet Geschenk von Rama.

2. Ramprasad, (Sanskrit रामप्रसाद rāmaprasāda m), ist ein Spiritueller Name und bedeutet Geschenk von Rama. Ramprasad kann Aspiranten gegeben werden mit Rama Mantra, Hanuman Mantra.

Heinrich Zimmer über Ramprasad

Aus „Die indische Weltmutter“ von Heinrich Zimmer

Der Kult des reinen Lebensprinzips im Bilde des Mütterlich-Weiblichen ist demokratisch, so wie geistige Ordnungen des Mannes zu aristokratischer Rangstufung drangen. Der hingebungsvolle Ruf nach der Mutter ist eine demokratische Abdankung des Männlichen, Ablegung individueller Werte, die dem Menschen auf seinem Wege zu Mannheit und Reife aus der eigenen Entwicklungstiefe zuwachsen und erarbeitet werden durch Leistung und Erfahrung, Selbstbereitung und Meisterschaft. Der Ruf nach der Mutter ist der Rückgang auf die elementare Form der Unterordnung und Anheimgabe, ist der seelische Umklammerungsreflex des Säuglings, die Heimkehr zum Kleinkind.

Hier ist aller Mannesherrlichkeit abgedankt: der Eroberer in vedischen Schlachten und Liedern, des blutigen Kriegeradels im Mahabharata, des halbgöttlichen Helden und Heilbringers für Viele im Ramayana, der sich und der Welt aus der Not der Unholde hilft, weil die helfenden Mächte der Welt ihm die Hand reichen, weil, was anderen fremd und gefährlich bleibt: die Tiere der Wildnis, seine besten Freunde werden. Auch der geistige Überwinder und Erleuchtete, der Yogin, und seine erhabenste Gestalt, der Buddha, ist abgedankt, — oder: alle diese Gestalten und Sinnbilder sind wie auf einer oberen Bühne an dieser Welt vorübergewandelt, ohne sie zu verwandeln. Als hätten sie versagt als Leitbilder menschlicher Meisterschaft über das Leben, als waren sie alle der ganzen Fürchterlichkeit des Lebens nicht gewachsen, das ja diese Mutter selber ist. Oder als wüchsen seit langem keine Adepten mehr nach, die den Umriss solcher Gestalten erfüllen und ihre Wege zu Ende wandeln könnten, seit das letzte dunkelste Weltalter angebrochen ist. Und als sei die Herrlichkeit der anderen Götter verdämmert und wieder aufgesogen von der alten Ur-Mutter, und ihre Seher und Weisen dahin. Ein Kreislauf der Weltalter hat sich geschlossen, wie im Vorspiel der »Götterdämmerung«, wenn den Nornen das Seil in den Händen zerreißt, da die wissenden Frauen auf die Frage »weißt du, wie das wird?« verstummen und einander umschlingend in die Tiefe fahren :

»Zu End ewiges Wissen!
Der Welt melden Weise nichts mehr. —
Hinab zur Mutter ! Hinab!

Alles Männliche, immer auf sich selbst gestellt, auf seine Einmaligkeit als Held, Überwinder und Meister, ist hier mit seinen großen Gebärden als ohnmächtig abgedankt vor dem Rachen des Lebens, der alles verschlingt, zerkaut und zerschmatzt, was aus dem eigenen Schoße an Lebensgestalten hervorgequollen ist, und dem das Mor¬den seiner Geschöpfe eine so gleichmütig trage wie rauschhafte Verrichtung ist: der Lebensprozess des Weltleibes. Der Rückgang zum Mütterlichen, die Heimkehr von den Abenteuern des Männlichen, dessen große Leitbilder abgeräumt und zerbrochen sind, bleibt von feierlicher Fragwürdigkeit. Die schwermütigen Lieder der Mystiker Bengalens im t B. Jahrhundert, Ramprasads und anderer singender Yogin kreisen in asketischer Hingabe um Trost und Trostlosigkeit dieser gläubigen Kindschaft. Die Mutter ist so erbarmungslos wie erbarmend, da sie das Leben selber ist, und das Leben bleibt, wie es ist, ob man es hilfeheischend zärtlich »Mutter« ruft, oder sich strafft, seinem Medusenantlitz standzuhalten. Es lässt sich »Mutter« rufen und dieser Laut kann das Herz für einen Augenblick erlösen von der uferlosen Angst vor dem schweigenden Grauen des Lebens, das seine Blüte unablässig mit seinen Kiefern zermahlt, aber dieser Schrei verwandelt die Mutter nicht, sie bleibt die dunkle Gestalt, bekränzt mit abgeschlagenen Händen und Häuptern zahlloser Opfer, trief end von ihrem Blut, die blutgefüllte Schale zur Lippe erhoben, um mit breiter Zunge den dampfenden Saft des Lebens tigerhaft daraus zu schlürfen. In aller beschwörenden Hingabe an ihr mütterliches Umfangen drängt sich die schwermütige Erkenntnis vor, dass sie bleibt was sie ist: das umfassend Ganze, das aus Gegensätzen sein Gleichgewicht hält, bergender Mutterschoß, im Stillen nährend, spendende Brust und Hand, und schlingender Todesrachen, alles zerkauend. Auf dem Dornenlager dieser bitteren helldunklen Einsicht sich zur Ruhe zu betten, ist die letzte Weisheit Ram¬prasads in seinen Liedern an die Mutter':

»Mutter, wie oft wirst du mich noch um das Rad des Werdens herumtreiben, wie einen Ochsen mit verbundenen Augen, der die Mühle dreht? Du bindest mich an die Deichsel der Welt und treibst mich ohn' Ende herum. Was tat ich, dass du mich den sechs Mühlknechten, den Leidenschaften unterwarfst? Achtzig mal hunderttausend Geburten hab ich durchwandert und noch ist das Tor des Mutterleibes mir nicht verschlossen, — schmerzhaft verwundet komm' ich aufs Neue. Wenn ein Kind weint und das liebe Wort >Mutter< spricht, nimmt die Mutter es auf den Schoß, — so, seh ich, geschieht's in der ganzen Welt, — ich allein bin ausgeschlossen. Durga anrufend haben viele Sündige Vergebung erlangt; — nimm die Binde von meinen Augen, dass ich die Füße sehe, die alle Furcht bannen! Zahllos sind die schlimmen Kinder, aber wer hörte je von einer schlimmen Mutter? Mutter, dies ist die Hoffnung Ramprasads: — dass er Ruhe finde zu deinen Füßen.«

Der Heimgang aufs kindhafte Verhältnis zur Mutter birgt notwendig ein ironisches Element: dass eben die immerfort alles gebärende Weltmutter dafür gut sein soll, ihr Kind dem zeitlosen Kreislauf von Geburt und Tod zu entheben, der nichts anderes ist als das Spiel ihrer Mutterschaft. Bei wem sonst aber, als bei der Göttin, die aus allen Welten und Wesen gebildet ist, sollte der Schrei ihres Kindes Erfüllung finden? Die mütterliche Weltkraft kann immer nur die unablässige Wiedergeburt aller Kreatur wirken wollen, stumm, ohne zu fragen; die Monotonie des Lebens, die unepisch-zyklisch im Wiederkehren des Gleichen kreist, im Reigen der Jahreszeiten, Lebensalter, Generationen, ist schon der Sinn des Ganzen in ihrem kreisenden Lauf, — nichts einmalig Männliches ist darüber hinaus gegeben, geschichtlich einbrechend, Epoche setzend, Zeiten scheidend im vegetativ Kreisenden als Gang des Helden oder Herabstieg eines Heilands.

Aus der Monotonie dieses murmelnden Lebensstroms fließt die uralte Schwermut der Menschen im mütterlichen Kulturbereich, die mit dem Verblassen männlicher Götter und Leitbilder arisch-Brahmanischer Prägung im letzten Weltalter des Hinduismus die indische Atmosphäre überwältigend befangt, fließt im Grunde, was man vom Westen her den indischen Lebenspessimismus genannt hat. Immer wieder dieser blöde Frühling, immer wieder dieser tödliche Ernst zum göttlichen Stumpfsinn voll persönlicher Aufregungen und Krisen : dass sich die Hanse und Greten finden und das Notwendige, Wunderbare sich begibt, der stumme Ritus, der die Weltmutter freut; — immer wieder äampfe und Krämpfe, dass Reiche bersten und Grenzen zittern, Throne steigen und stürzen, dass sich das Unausweichliche begibt: Biographie und Weltgeschichte weiterläuft. Und immer war es wie noch nie: Tedeum, Friedensglocken von allen Türmen, Siegesflaggen über Stadt und Land; — immer wieder zauberhaft unerhört wie bei Tristan und Isolde, noch nie haben zwei sich so geliebt wie wir ... mit Schwüngen über die Milchstraße und zurück ins Kindbett, — denn darauf war es doch unwillkürlich wieder einmal angelegt von der guten Weltmutter, der alten Kupplerin des Kosmos, der Großen Maya.

So zeugt sich das Leben fort in Lust und rottet sich aus in Siegen, berauscht sich allemal am Zauber seiner entfesselten Dämonen, — das ist der trunken selbstberauschte Tanz der Göttin Welt mit aufgelöstem Haar, der mädchenhaf¬ten Verführerin im vollen Schimmer ihrer schlanken Reize, das ist der Geißelschlag, der das Lebensgespann vorwärts peitscht durch die Nacht des Alls. Die Kindschaft zur Weltmutter ist Verlassenheit und Klage. Ramprasad singt:

»Ist Mutterschaft ein bloßes Wort auf deinen Lippen? Gebären macht keine zur Mutter, wenn sie den Kummer ihres Kindes nicht versteht. Zehn Monde und zehn Tage erträgt eine Mutter Schweres, aber jetzt, obwohl mich hungert, fragt meine Mutter nicht, wo ihr Kind ist. Menscheneltern weisen ihre Söhne zurecht, wenn sie sie gekränkt haben. Zwar siehst du den Tod, den schrecklichen Verschlinger nahen, mich zu töten, aber das stört dich nicht. Ramprasad spricht: wo lerntest du dieses Verhalten. Wenn du wie dein Vater, der Himalaya, bist: von Stein, — dann maße dir nicht den Namen Weltmutter an.«

Der leidenschaftliche Drang zur Mutter mag alles Kindhafte im Verehrer der Kali aufrufen und an ihm zu formender Herrschaft bringen, — vielleicht findet er in diesem Rückgang aufs Mutter-Kind-Verhältnis oder im Verharren darin die bergende Lebensform, wie ein gläubig Gebundener bei uns im Schoße der Mutter Kirche, und der Anblick ihres zerreißenden Grauens, das ihrer allnährenden Mütterlichkeit die Waage halt, kann darin der ungeläuterten Dämonie seiner Natur unwillkürlich zum Vorbilde dienen, dass er sie kindhaft unschuldig dar lebt, in der Vielfalt der Göttin unbewusst zu Haus, stumm heimisch in ihrem unheimlichen Vorbild, wie der Fisch im Wasser. Aber der wahre Adept der Muttergöttin, weniger naiv, da er mit aller Kraft bewusst um ihr Geheimnis ringt, kann nur unter Verzicht auf jede Gebärde mütterlicher Liebe und Fürsorge von Seiten der Mutter, deren Verehrung er sein Leben geweiht hat, den dunklen Ausgleich von Verzicht und Sehnsucht in der schwermütigen Erkenntnis finden, für deren Unerbittlichkeit er sich im Blick auf seine Sterbestunde reif fühlt. So singt Maharaja Ram¬krishna von Nator, ein Zeitgenosse Ramprasads, von seiner letzten Stunde zu Kali und Shiva

»Wenn mir der Sinn schwindet,
flüstert mir Kalis Namen ins Ohr.
Dieser Leib ist nicht mein,
Leidenschaften schwemmen ihn dahin.
O du Vergessender —« (das ist Shiva)
»reich mir meinen Rosenkranz,
wenn ich tot in der Ganga schwimme.
Ramkrishna spricht voll Furcht zu dem Großen Verges¬senden:
Du sorgst dich nicht um mein Wohl,
Sorgst dich nicht um mein Geschick.«

Shiva, der »Gnädige«, ist der »Große Vergessende«, der seines Frommen im Leben und Sterben nicht gedenkt, — das ist die Wahrheit, die den Gläubigen durchtränkt und kraft ihrer Bitterkeit tröstet. So ist Shiva der echte Gemahl der Kali: auch sie ist die »Vergessende«, von sich selber trunken als Große Maya endlosen Spiels; ewige Zeugung verschlingt sie ihre Kinder unablässig, im Hervorbringen und liebenden Nahren ist sie Gleichgültigkeit und Vergessen, da ihr eines wie das andere ist.

Der spirituelle Name Ramprasad

Ramprasad ist ein spiritueller Name für Meditierende mit Rama oder Hanuman Mantra

Ramprasad ist ein spiritueller Name für Aspiranten mit Rama oder Hanuman Mantra. Ramprasad ist die verkürzte Aussprache des Sanskritwortes Ramaprasada. Ramprasad wäre die in Indien übliche Aussprache des Sanskritwortes Ramaprasada. Rama ist natürlich Gott Rama, Rama ist auch der, der sich freut, der, der voller Liebe ist und Prasada heißt Gabe. Du kennst vermutlich Prasad, was man im Satsang vor dem Altar opfert und nachher verteilt an die Anwesenden. Was heißen soll: Dein ganzes Leben soll eine Gabe an Rama sein. Was auch immer Du tust, Du willst es tun für Gott. Du willst es tun mit Freude und mit Liebe und alles Gott darbringen. Und umgekehrt, was auch immer geschieht im Leben, all die Ereignisse, all die Aufgaben, all das nimmst Du als Geschenk von Rama, als Gabe von Rama an. Nimm das, was kommt als Gabe von Rama und mach das Beste daraus und alles, was Du tust, bringe es Rama und damit Gott dar. Tue es mit Freude, mit Tugendhaftigkeit, mit Wahrhaftigkeit.

Ähnliche Spirituelle Namen

Siehe auch

Literatur

  • Die Indische Weltenmutter von Heinrich Zimmer, Insel Verlag Frankfurt am Main, 1980