Geheimnis der Katha Upanishad - Vortrag 4

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Swami Krishnananda beim Gebet

Geheimnis der Katha Upanishad - Vortrag 4

Vortrag 4

Das große Ziel, diese wundervolle Struktur des Universums, das Ziel des Lebens ist nicht leicht zu erreichen. Die Upanishad mahnt uns zur Vorsicht:

Utishthata, jagrata;
Prapya varan nibodhata.

Glaubt ja nicht, dass man diese segensreiche Erfahrung im Handumdrehen erreichen kann. Wacht auf! Erhebt euch! Hört damit solange nicht auf, bis ihr das Ziel erreicht habt. Indem ihr euch hingebt, werdet ihr Sein Wissen erlangen.

Kshurasya dhara nsita duratyaya,
Durgam pathas tat kavayo vadanti:

Schmal ist der Pfad, schwierig der Weg und schwer ist es, die Zitadelle dieses mysteriösen Yogas zu betreten. Der Weg ist unsichtbar und in jeder Beziehung schwierig. Wenn man den Pfad sieht, kann man ihm folgen. Doch man kann den Yogapfad nicht sehen. Wie will man da auf ihm wandeln? Dieser spirituelle Weg wird manchmal mit den Vogelfluglinien am Himmel oder den unsichtbaren Pfaden der Fische im Wasser verglichen. Die Wege sind unsichtbar. Man kann weder bei der Wanderung der Vögel noch bei den Fischen einen Weg ausmachen, der sich wie eine geschlagene Waldschneise offenbart. Darum ist es ein Pfad des Wissens. Man kann ihn nicht sehen, obwohl er da ist. Der Verlauf des Weges bleibt unsichtbar. Die Absolute Purusha, die jenseits von Avyakta und Mahat ist, kann nicht wie eine Stadt oder irgendein anderes festes Ziel in dieser Welt erreicht werden. Insoweit, wie es kein körperliches Ziel gibt, kann es auch keine Bewegung in eine bestimmte Richtung geben; darum gibt es auch keinen sichtbaren Pfad dorthin. Auf diese Weise tut sich vor uns die ganze Schwierigkeit auf. Wenn es keinen Weg dorthin gibt, wie sollte man dann das Absolute erreichen?

Wenn wir nicht vollkommen rein sind, scheint es schwierig, überhaupt eine Möglichkeit zur Verwirklichung des Zieles zu finden. Nur die moralische Verworfenheit des Geistes sieht die Schwierigkeiten des Weges. Zu diesem Punkt sagt uns die Upanishad:

Naisha tarkena matir apaneya:

Allein durch die Intelligenz kann das Ziel nicht erreicht werden. Durch menschliches Bemühen ist das Ziel auch nicht erreichbar. Manchmal schaut es so aus, dass die ganze Sache absolut unmöglich erscheint. Solch ein großer Meister, wie Dattatreya soll zu Anfang gesagt haben: Ishvaranugrahad eva pumsam advaita-vasana;

„Allein durch die Gnade Gottes ist die Hinwendung zum Absoluten erklärbar.“ Der große Acharya Shankara konnte keine klare Antwort auf folgende Frage geben: „Wie kam dieser Wissensdurst in die individuelle Seele?“ Er sagte nur: „Es ist die Gnade Gottes.“ Man kann dem nichts hinzufügen. Je weniger man über diese Schwierigkeit, dieses Problem bzgl. des Weges usw. sagt, desto besser ist es. Mit den nebelhaften Emotionen kann man diesen Pfad nicht meistern. Üble Eigenschaften haben bei diesem schrecklichen Mysterium keinen Platz. Wer nicht gewohnt ist, immer wieder neue Wege in der Welt zu gehen, kann den Yogapfad nicht beschreiten. Unruhige, von innen her rastlose und durch jedes Ereignis aufgeschreckte Menschen können diesen Weg nicht gehen. Jegliche Störung des individuellen Willens hat eine Disqualifikation für den Pfad zur Folge. Jede Erregung / Erschütterung muss vermieden werden. In uns haben wir die verschiedensten Formen der Erregung. Wir kennen die verschiedensten Störfaktoren: energetische, sinnliche, mentale und intellektuelle Störeinflüsse. All diese inneren Dringlichkeiten müssen überwunden und gemeistert werden. Es gibt dafür ein einziges Wort: ‚Selbstkontrolle‘. Die Upanishad erklärt später, was Selbstkontrolle bedeutet.

Na avirato duscaritat na asanto na-asamahitah,
Na-asanta-manaso va-api prajnanenainam apnuyat.

Ein ungebildeter Geist kann nicht darauf hoffen, die niedrigste Schwelle dieser Praxis zu betreten. An dieser Stelle gilt es einen wichtigen Punkt zu betrachten. Sind wir für die Yogapraxis reif? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten. Es macht keinen Sinn, sich mit Yoga zu befassen, indem man ein Formular ausfüllt und das Eintrittsgeld entrichtet. Sind wir reif? Wie überprüft man seine Fitness? Der Reifegrad besteht nicht nur in dem Ansinnen, dass der Eintritt in den Ashram gewährt wird. Der Reifegrad wird auch nicht in Niedergeschlagenheit, Frustration oder häuslichem Kummer gemessen. Die Sorgen sind nicht unbedingt ein Hinweis, um nach dem Ziel des Yoga zu streben. Yoga ist die Höchste aller Wahrheiten. Jedwede negative Vorbedingung kann kein Anlass für eine Qualifikation ihrer Praxis sein. Häusliche Streitigkeiten, eine Degradierung im Büro, der Verlust von Besitz oder der Tod von Kindern darf kein Anlass sein, um die Yogapraxis aufzunehmen. Doch die meisten Menschen sind nur in diese Richtung qualifiziert. Aus diesem Grund haben sie keinen Frieden im Geist, selbst wenn sie vor einem großen Meister sitzen. Sie kommen mit einer inneren Störung, sitzen vor den Meistern mit einem unruhigen Geist, und sie haben auch keine klaren Vorstellungen über das Ziel. Eine gefasste Persönlichkeit ist der qualifizierte Schüler für den Yoga der Upanishad bzw. für jede Form des Yoga. Ein Mensch hat viele Eigenschaften. Durchsetzungsvermögen in jeglicher Form wird zur Disqualifikation. Niemand ist von der Selbstbehauptung frei. Wir kleben an unseren Pfeilspitzen der Argumente in den Diskussionen. Wir stimmen immer wieder zu, wenn wir uns unterscheiden wollen. Wir fühlen uns erhoben, wenn wir anderer Meinung sind und diese Meinung zum Ausdruck bringen, wobei unsere Betonung auf richtig und wahr liegt. Man sollte daran denken, dass jeder Standpunkt als völlig richtig angesehen werden kann. Darum ist es für jeden vergeblich und dumm, völlig und uneingeschränkt auf der eigenen Meinung zu beharren, ohne andere Auffassungen oder Gefühle zuzulassen. Wenn wir glauben, dass andere nicht ehrlich sind, so sind wir selbst keinen Deut besser. Alle Gesichtspunkte sind Ausdruck der vielfältigen Offenbarungen der Wahrheit. Jeder Ausdruck ist auf seine Weise wahr. Der innere Konflikt entsteht auf Grund differenzierter äußerer Umstände. Wir hassen die vorherrschenden Bedingungen in der Welt. Wir hassen Menschen, die anders denken als wir. Wir hegen einen tiefen Groll gegenüber allen Ereignissen, die stattfinden, und die nicht mit der Freude des eigenen Körpers in Verbindung gebracht werden können. Dieser Groll drückt sich manchmal in Gesprächen und in Handlungen aus, doch häufig ist er im Geist verborgen. Wir hegen ständig Groll auf irgendetwas. Wir haben kein Gefühl dafür, was nicht mit unserer Zufriedenheit vereinbar ist, und was auch nicht zur Freude anderer beiträgt. Wir setzen immer ein miesepetriges Gesicht auf, haben häufig eine saure Miene aufgesetzt. Wir können uns über nichts freuen. Wir haben immer etwas an dem auszusetzen, was gerade in der Welt stattfindet. Wenn es regnet: „Oh, dieser Regen. Muss es jetzt regnen?“ Wenn die Sonne vom Himmel brennt: „Oh, ist das heiß!“ man kommt weder vor noch zurück, oder man kann weder leise noch laut sprechen. Was auch immer getan wird, bietet immer einen Ansatz zur Kritik. Dieses ist ein kleines Fehlverhalten, das dem eigenen Zweck im Wege steht. Darum bleiben wir letztendlich, wer wir sind. In der Bibel heißt es, als Satan Gott fragt: ‚Vater, wann werde ich Erlösung erfahren?‘ Da Satan zur Hölle verdammt war, schien die Antwort Gottes zu sein: ‚Wenn die Menschen deinen Versuchungen standhalten, wirst du befreit.‘ Darum heißt es auch, dass Satan weint, wann immer ein Mensch seinen Versuchungen erliegt. ‚Oh, ich habe keine Hoffnung, denn die Menschen erliegen den Versuchungen, die ich vor ihnen ausgebreitet habe.‘ Die Arbeit Satans ist, ein Netz von Versuchungen auszubreiten, und seine Befreiung liegt in unserem Widerstand und in unserem Bewusstsein wachsam sein zu müssen. Doch unglücklicherweise ist die ganze Welt eine Versuchung, und darum ist die Welt ein einziges Trainingsfeld, denn Versuchungen sind Lehren. Satans Kräfte wirken nicht nur von außen, sondern auch von innen. Sie haben ihren Platz im Intellekt des Menschen. Der Aufstieg und Fall hängt davon ab, wie gut die Dinge verstanden werden. In der Mahabharata findet man folgende Sätze:

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/?type=2365 max=4