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* Vendidad / Sammlung von Vorschriften zur Reinheit und Ethik / Regelwerk für Alltag und Rituale | * Vendidad '''/''' Sammlung von Vorschriften zur Reinheit und Ethik '''/''' Regelwerk für Alltag und Rituale | ||
* Yashts / Hymnen an verschiedene göttliche Kräfte / Ausdruck spiritueller Verehrung | * Yashts '''/''' Hymnen an verschiedene göttliche Kräfte '''/''' Ausdruck spiritueller Verehrung | ||
* Khorde Avesta / Gebetssammlung für den täglichen Gebrauch / Grundlage persönlicher Andacht | * Khorde Avesta '''/''' Gebetssammlung für den täglichen Gebrauch '''/''' Grundlage persönlicher Andacht | ||
=== Zentrale Glaubensinhalte des Parsismus === | === Zentrale Glaubensinhalte des Parsismus === | ||
Version vom 4. Oktober 2025, 13:04 Uhr
Parsismus (Hindi: पारसी धर्म pārsī dharma) Religionsgemeinschaft, die auf Zoroaster zurückgeht.
Parsismus – Die Religion Zarathustras und ihre spirituelle Lehre
Parsismus bezeichnet die Religion, die auf den Propheten Zoroaster (Zarathustra) zurückgeht. Diese Glaubensrichtung wird auch Zoroastrismus genannt und gilt als eine der ältesten monotheistischen Religionen der Welt. Der Parsismus entstand im alten Persien (dem heutigen Iran) und wird bis heute vor allem von der Gemeinschaft der Parsen in Indien und im Iran praktiziert.
Die zentrale Botschaft des Parsismus ist die Verehrung des höchsten Gottes Ahura Mazda, der als Schöpfer, Lichtquelle und Inbegriff des Guten gilt. Im Mittelpunkt steht der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Wahrheit (Asha) und Lüge (Druj), den jeder Mensch durch seine Gedanken, Worte und Taten mitgestaltet.
Ursprung und geschichtlicher Hintergrund des Parsismus
Der Parsismus geht auf den Propheten Zarathustra (Zoroaster) zurück, der vermutlich zwischen 1500 und 1000 vor Christus im östlichen Iran oder in Baktrien lebte. Seine Lehren sind in den sogenannten Gathas überliefert, poetischen Hymnen, die im Avesta, der heiligen Schrift der Zoroastrier, enthalten sind.
Zarathustra wandte sich gegen die alten polytheistischen Opferkulte und verkündete eine ethisch-spirituelle Religion, die auf der Verehrung des einen Gottes Ahura Mazda beruhte. Diese Lehre fand insbesondere während des Achämenidenreiches (550–330 vor Christus) weite Verbreitung – unter Königen wie Kyros dem Großen, Dareios I. und Xerxes I.
Nach der islamischen Eroberung Persiens im 7. Jahrhundert n. Chr. wurde der Zoroastrismus zunehmend verdrängt. Viele seiner Anhänger flohen nach Indien, wo sie als Parsen („die Perser“) bekannt wurden und ihre Religion bis heute bewahren.
Grundzüge des Parsismus
Der Parsismus ist eine ethisch-dualistische Religion mit starkem monotheistischen Kern. Das bedeutet: Es gibt einen höchsten Gott, aber auch eine klare Unterscheidung zwischen den Kräften des Guten und des Bösen.
- 1. Ahura Mazda – Der eine Gott des Lichts
Ahura Mazda (Avestisch: „Weiser Herr“) ist das höchste göttliche Prinzip, der Schöpfer von Himmel und Erde, Licht und Wahrheit. Er wird als reines, geistiges Lichtwesen verehrt, das im Gegensatz zu den dunklen, zerstörerischen Mächten steht.
- 2. Angra Mainyu – Der Geist der Finsternis
Angra Mainyu (auch Ahriman genannt) ist der Gegenspieler von Ahura Mazda. Er verkörpert Täuschung, Dunkelheit und das Böse. Das Leben auf der Erde wird als Kampf zwischen diesen beiden Kräften verstanden.
- 3. Drei Säulen der Ethik – Gute Gedanken, Worte, Taten
Zarathustras Lehre ruft den Menschen auf, aktiv zum Sieg des Guten beizutragen. Dies geschieht durch:
- Humata – Gute Gedanken
- Hukhta – Gute Worte
- Hvarshta – Gute Taten
Diese drei Grundprinzipien bilden die ethische Grundlage des Parsismus und erinnern an die yogische und vedische Lehre des Karma-Yoga, bei der das Handeln im Einklang mit dem Dharma steht.
Heilige Schriften des Parsismus
Die heiligen Texte der Zoroastrier sind im Avesta gesammelt. Dieses Werk besteht aus mehreren Teilen:
Teil / Inhalt / Bedeutung
- Yasna / Liturgische Texte, darunter die Gathas Zarathustras / Grundlage der rituellen Praxis
- Visperad / Erweiterungen und Ergänzungen zum Yasna / Beschreibung göttlicher Wesen
- Vendidad / Sammlung von Vorschriften zur Reinheit und Ethik / Regelwerk für Alltag und Rituale
- Yashts / Hymnen an verschiedene göttliche Kräfte / Ausdruck spiritueller Verehrung
- Khorde Avesta / Gebetssammlung für den täglichen Gebrauch / Grundlage persönlicher Andacht
Zentrale Glaubensinhalte des Parsismus
- 1. Der freie Wille:
Jeder Mensch ist mit freiem Willen ausgestattet, um zwischen Gut und Böse zu wählen. Diese Entscheidung beeinflusst nicht nur das eigene Schicksal, sondern auch das kosmische Gleichgewicht.
- 2. Die Heiligkeit der Elemente:
Erde, Wasser, Luft und Feuer gelten als rein und göttlich. Daher spielt das heilige Feuer (Atar) in den Parsitempeln eine zentrale Rolle. Feuer symbolisiert das göttliche Licht und die Präsenz Ahura Mazdas.
- 3. Reinheit und Wahrheit:
Körperliche, geistige und moralische Reinheit sind Voraussetzung für spirituelles Wachstum. Unwahrheit und Unreinheit gelten als Kräfte der Dunkelheit.
- 4. Jenseitsglaube:
Nach dem Tod überquert die Seele die Chinvat-Brücke, die das Diesseits vom Jenseits trennt. Gerechte Seelen gelangen in das „Haus der Lieder“, während Ungerechte in die Dunkelheit fallen – ein Konzept, das spätere Religionen wie das Christentum beeinflusst hat.
Rituale und Feste im Parsismus
Der Parsismus kennt eine Vielzahl von Ritualen, die Reinheit und Licht verehren:
- Navjote: Die Initiation junger Parsen in die Religion.
- Yasna-Zeremonie: Ein rituelles Opfer zur Erneuerung der kosmischen Ordnung.
- Nowruz: Das zoroastrische Neujahrsfest, gefeiert zur Frühlings-Tagundnachtgleiche.
- Gahambars: Sechs Jahreszeitenfeste, die Dankbarkeit für die Schöpfung ausdrücken.
Die Tempel der Parsen werden Feuertempel (Agiary) genannt. In ihnen brennt das ewige, rituell gereinigte Feuer, das von Priestern (Mobeds) gehütet wird.
Parsismus und moderne Spiritualität
In der modernen Zeit wird der Parsismus oft im Zusammenhang mit Lichtsymbolik, ethischer Verantwortung und Umweltbewusstsein betrachtet. Seine Lehre, dass der Mensch aktiv am Sieg des Guten mitwirken soll, erinnert an den yogischen Gedanken des Sattva – der Reinheit und Harmonie.
Viele spirituelle Lehrer, darunter Sri Aurobindo und Swami Vivekananda, sahen in Zarathustras Lehre eine Brücke zwischen östlicher und westlicher Spiritualität, da sie sowohl Ethik als auch innere Erleuchtung verbindet.
Fazit – Parsismus als Religion des Lichts und der Wahrheit
Der Parsismus ist eine Religion der Wahrheit, des Lichts und der moralischen Verantwortung. Er lehrt, dass jeder Mensch Mitgestalter der Welt ist – durch seine Gedanken, Worte und Taten. Die Lehre Zarathustras verbindet kosmische Prinzipien mit einer tiefen Ethik und einem starken Sinn für Reinheit, Mitgefühl und Weisheit.
Die Parsen, die Hüter dieser uralten Religion, tragen bis heute dazu bei, das spirituelle Erbe des alten Persiens lebendig zu halten.