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Aktuelle Version vom 20. November 2023, 09:39 Uhr
Schrift ermöglicht, größere Gemeinschaften zusammen zu halten
Schrift
wurde vermutlich vor 5.500 Jahren erfunden, um Verwaltungsakte zu ermöglichen. Es scheint zumindest so, dass in Mesopotamien erste Vorformen von Schrift waren, um Steuerabgaben zu beschreiben, um Lagerbuchhaltung zu machen und so weiter. Später wurde die Schrift auch verwendet, um religiöse Überzeugungen zu beschreiben und letztlich auch, um diese einem größeren Publikum zugänglich zu machen. So entstanden die heiligen Schriften.
Es gibt zum Beispiel die Veden in Indien, denen ein hohes Alter zugeschrieben wird: 5000 – 6000 Jahre- Andere Indologen sagen, sie sind vor 3000 – 4000 Jahren entstanden, wurden aber erst sehr viel später schriftlich fixiert. Wir finden aber schon in der Induskultur eine Schrift, die bis heute nicht entziffert worden ist.
In Ägypten finden wir das Totenbuch der Ägypter, welches letztlich die religiösen Überzeugungen beschreibt. Es gibt das Gilgamesch-Epos in Mesopotamien, welches ebenfalls religiöse Überzeugungen beschreibt, und auch im alten China finden wir verschiedene heilige Schriften.
So wird angenommen, dass die Schrift zuerst in Mesopotamien und Ägypten erfunden wurde, später dann im Industal und in China (vermutlich unabhängig voneinander). Auch in Mittelamerika findet man bestimmte Formen von Schrift (oder Inschriften, die auch Schriftcharakter haben). Vermutlich diente sie zunächst der Verwaltung, später dann auch für religiöse und spirituelle Zwecke.
Wann immer es eine größere Gruppe von Menschen gibt, die zusammenkommen, muss irgendetwas verschriftlicht werden. Eine kleinere Familie braucht nicht unbedingt die Prinzipien ihres Zusammenlebens schriftlich zu fixieren. Aber wenn es ein Verein ist (selbst wenn er nicht eingetragen ist) und man vernünftig miteinander sprechen will, dann ist es gut, manches zu verschriftlichen.
So hat zum Beispiel die Satzung eines Vereins einen klugen Aufbau:
- Zuerst gibt es eine Präambel
- Dann kommt der Vereinszweck: Warum sind wir überhaupt zusammen?
- Dann gibt es einen wichtigen Aspekt: Wie werden Entscheidungen getroffen?
- Wie werden finanzielle Mittel erwirtschaftet, und wofür werden sie ausgegeben?
- Welche Kontrollinstanzen gibt es?
- Und schließlich auch: Wie kann der Verein aufgelöst werden, und was passiert mit seinem Vermögen?
So braucht es also eine Verschriftlichung, und auch wenn ein Verein neu gegründet wird, dann ärgert man sich manchmal über die Satzungserfordernisse. Wenn man den Verein eintragen will, dann denkt man manchmal: „Was soll das Ganze? Wir verstehen uns schon. Warum sollen wir uns um diese juristischen Sachen Gedanken machen?“ Aber spätestens wenn der Verein größer ist, dann ist es gut, wenn man das Ganze in Schriftform niedergeschrieben hat.
Das macht beispielsweise auch Yoga Vidya aus: Yoga Vidya ist eine spirituelle Gemeinschaft und wir haben in den 90er Jahren festgestellt, dass es klug ist, das zu verschriftlichen, wofür wir stehen. Der gemeinnützige Verein wurde 1995 gegründet, und es gab auch eine Satzung, die sich eng an das Vereinsrecht gehalten hat, und zunächst gar nicht so sehr an unsere eigenen Bedürfnisse angepasst war. Aber dann haben wir unser eigenes Schriftwerk (die sogenannte Yoga Smrti) gefunden, wo wir dann die Regeln unseres Zusammenlebens in der Gemeinschaft beschrieben haben. Dies hat sich später dann auch in der Satzung niedergeschlagen, welche ja ein offizielles Dokument ist.
Genauso haben wir dann auch für unseren Berufsverband der Yogalehrer Ethik- und Qualitätsrichtlinien aufgenommen, wir haben jetzt schriftliche Prüfungsordnungen für all unsere Ausbildungen, und alles ist schriftlich koordiniert. Manche sagen, es sei bürokratisch geworden, aber die Bürokratie ist notwendig, um Konflikte zu vermindern. Man muss nicht jeden Einzelfall neu diskutieren, und man kann dann die Erkenntnisse allen mitteilen, immer wieder wechselnde Menschen können darauf aufbauen. Und man kann natürlich auch das, was niedergeschrieben wurde, wieder ändern.
So ist Schrift ganz entscheidend, um größere Gemeinschaften (auch spirituelle Gemeinschaften) zusammenzuführen.
Ein Grund dafür, warum es bei den Katholiken über Jahrhunderte ein so erfolgreiches Ordenswesen gab, war die Benediktinerregel, welche der Heilige Benedictus für seine Mönchsgemeinschaft entwickelt hatte. Auf dieser Grundlage konnten dann Gemeinschaften lange existieren und sich immer weiter entwickeln. Vor Benedictus gab es auch immer wieder Klöster, Klostergemeinschaften und Einsiedler, aber weil die Regeln nicht schriftlich fixiert wurden, ist meistens nach dem Tod des Gründers das Kloster zu Ende gegangen.
Soweit einige Anregungen zum Thema „Schrift“, letztlich aus spiritueller Sicht und vom Standpunkt einer spirituellen Gemeinschaft. Wenn du die Prinzipien unserer spirituellen Lebensgemeinschaft sehen willst, dann gehe auf yoga-vidya.de/gemeinschaft – dort findest du alles Wichtige.
Video Schrift
Vortragsvideo mit dem Thema Schrift :
Autor/Sprecher/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Seminarleiter zu Yoga und Meditation.
Schrift Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Schrift :
Siehe auch
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