Der Yoga der Meditation - Meditation - Ihre Theorie und Praxis - Kapitel 5 - Das Problem der Selbstentfremdung

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Swami Krishnananda

Der Yoga der Meditation - Meditation - Ihre Theorie und Praxis - Kapitel 5 - Das Problem der Selbstentfremdung

Das Problem der Selbstentfremdung

Meditation ist ein durchgängig selbst integrierender Prozess, vom Anfang bis zum Ende, und daher ist jede Form der Selbstentfremdung der Meditation entgegengesetzt und wird zu einem Hindernis für sie. Der moderne Mensch ist so sehr eine selbst entfremdete Persönlichkeit, dass dies zu einem Teil seiner Natur geworden ist, so wie jemand, der ständig krank war, diese Krankheit selbst für einen normalen Zustand seines Körpers halten kann. Jeder Schritt in der Meditation ist ein Versuch, die Hindernisse zu überwinden, die der Selbstentfaltung und der Vertiefung der eigenen Persönlichkeit im Wege stehen.

Man mag sich fragen, was die Selbstentfremdung ist, die der Meditation so sehr entgegengesetzt ist. Es ist ein Geisteszustand, in dem man eine verfälschte Persönlichkeit von sich selbst für seine wahre Persönlichkeit hält und sich Tag und Nacht für die Erfüllung der Triebe dieser falsch auferlegten Persönlichkeit abmüht. Es ist diese falsche Vorstellung von sich selbst, die die Ursache für die vielen Formen des schmerzhaften Lebens, der Sinneswahrnehmungen und der Ich-Begeisterung ist, die alle als Reaktion auf eine unausgewogene Persönlichkeit über einen hereinbrechen. Die psychologische Entfremdung ist vielfältig:

a) In der heutigen Zeit ist es für die Menschen schwer, einen inneren Wert in sich selbst zu schaffen oder zu pflegen, da sie in einer Atmosphäre von künstlich hergestellten äußeren Werten leben. Um ein Beispiel zu nennen: Ein Mensch scheint einen großen Wert zu haben, wenn er über enormen Reichtum verfügt oder ein sehr mächtiges Verwaltungsamt bekleidet; aber er wird über Nacht zu einem "Niemand", wenn er seinen Reichtum verliert oder seines Amtes enthoben wird. Dieses Gefühl der "Leere" in ihm selbst kommt daher, dass er in sich selbst keinen Wert hatte, außer dem, der ihm von außen durch die Werte aufgezwungen wurde die angeblich mit Reichtum und Autorität verbunden sind. Er lebte eher in einem Geld- oder Macht-selbst als in seinem eigenen wirklichen Selbst. Dies ist ein Beispiel für die Entfremdung vom eigenen Selbst.
b) Es kann wiederum zu Schwierigkeiten kommen, die durch die Ablehnung des anderen Geschlechts verursacht werden, was meist in einer Übertragung der Werte des wahren Selbst auf eine Form desselben endet, die vorübergehend im Objekt des Geschlechts visualisiert wird; diese Vision ist schlichtweg eine verblendete, die nicht in der Lage ist, die Wahrheit hinter der Form der Anziehung zu durchschauen. In diesem Geisteszustand findet eine Selbstentfremdung statt, das Selbst bewegt sich sozusagen auf das Objekt zu, indem es sich über es erhebt, was dazu führt, dass das Objekt als das Selbst geliebt wird. Das Selbst ist hier vorläufig zum Objekt geworden, ein Zustand, in dem sich der Geist in einer gesteigerten Form der Unruhe befindet.
c) Es kann zu einer Entfremdung des Selbst von den Mitmenschen kommen, die durch die eigene Unfähigkeit verursacht wird, gesellschaftliche Sitten und Gebräuche zu akzeptieren, zu befolgen oder sich daran zu halten. Dies kann auch aufgrund einer hohen Meinung, die man von sich selbst hat, bei gleichzeitiger Verachtung der anderen in der Gesellschaft geschehen. Auch hier ist der Geist ruhelos und kann keinen Frieden im Leben finden, weil er sich von anderen Menschen und der Anerkennung, die ihnen als Menschen gebührt, isoliert. Die Anhänglichkeit an die eigene Gruppe und der gleichzeitige Hass auf andere aufgrund von Interessenkonflikten, die soziologischer, ethischer oder politischer Natur sein können, kommunale Zweiteilungen, die durch Kaste, Glaube und Hautfarbe geschaffen werden, oder solche Unterschiede wie Nord und Süd, Ost und West und so weiter unter den Menschen, wie auch eine zu starke Betonung künstlich geschaffener sozialer Schichtungen wie hoch und niedrig, greifen in die gesamte Persönlichkeit ein und schaffen einen Unterschied, wo keiner ist, einen Unterschied und Konflikt, der eine Selbstentfremdung von den Tatsachen oder der Realität schafft.
d) Ein unangemessener Gebrauch der eigenen Position in der Gesellschaft ist ebenfalls eine Ursache für Selbstentfremdung. Das ist ein Zustand, der in der Politik und in großen und kleinen Büros bekannt ist. Dies ist eine höchst unerwünschte und ungesunde Situation, die in den Geist eindringt und ihn ständig krank macht, indem sie gleichzeitig eine Vorstellung schafft, unter der sie leicht mit Gesundheit, Macht und Pflichterfüllung verwechselt werden kann.
e) Ein weiterer schädlicher und unglücklicher Zustand in der modernen Gesellschaft ist die Ausbeutung der Arbeit von den Armen, ohne dass sie dafür angemessen entlohnt werden. Zwar ist Arbeit notwendig, Arbeit ist gut und die Zusammenarbeit mit dem sozialen und politischen Staatsapparat ist für das gegenseitige Wohlergehen aller Menschen unvermeidlich, aber es ist auch zu bedenken, dass Arbeit nicht genommen werden kann, ohne dass ihr die gebührende Beachtung geschenkt wird und ohne dass ein angemessener Lohn oder Preis für die gekaufte Arbeit gezahlt wird. In der Tat, wenn Arbeit ehrlich und moralisch gefordert wird, wird sie zu einem Yajna oder Opfer mit einer hohen spirituellen Bedeutung und hört auf, ein Verkauf oder Kauf von menschlicher Arbeitskraft zu sein, wie es in der modernen Gesellschaft geschieht. Wenn der Geist des Opfers durch ein mechanisches Mittel der Gewinnung und Erpressung durch Ausbeutung in irgendeiner Form ersetzt wird, wird dies zu einer Quelle ungesunder Angst, Gewissensbisse und geistiger Unruhe sowohl bei den Arbeitern als auch bei denjenigen, für die gearbeitet wird. Dieser psychologische Zustand ist eine Selbstentfremdung ganz anderer Art. Das Gegenteil davon ist die Gelegenheit, die jedem Individuum gegeben wird, in eine gesunde Manifestation seines eigenen integrierenden "Potentials" hineinzuwachsen, "zu leben und leben zu lassen", zum Zweck einer inneren Entwicklung hin zu einer angemessenen Erlangung körperlicher, geistiger, moralischer und spiritueller Gesundheit.
f) Es gibt auch eine viel höhere Selbstentfremdung, die fast die Ursache aller Probleme im Leben ist, nämlich die Selbstentfremdung von der Natur als Ganzes. Es stimmt zwar, dass wir auf der Erde leben und Kontakt mit Wasser, Feuer, Luft und Äther haben, aber bei einer wissenschaftlichen Analyse der Situation würde man erkennen, dass es sich in Wirklichkeit nicht um Kontakte, sondern um Abstoßungen von zellulären, nervlichen und psychologischen Reaktionen auf Impulse aus der Natur handelt, die wir als sinnliche Wahrnehmung der Existenz und der Funktionsweise der Natur bezeichnen. Kontakt ist immer eine Verbindung und keine Reaktion auf Reize. Wir leben also wie Exilanten in der Natur und sind nicht in der Lage, uns wirklich mit ihr anzufreunden, eine Tatsache, die täglich durch die Erfahrungen von Hitze, Kälte, Hunger, Durst und die ständige Angst vor der physischen Zerstörung der eigenen körperlichen Persönlichkeit bestätigt wird.
g) Die letzte und größte Verirrung ist die Trennung des Selbst von Gott. Dies ist etwas, das schwer zu erklären ist, aber ein größeres Unglück kann dem Menschen nicht widerfahren, als dass dies geschehen ist. Dies ist wirklich die Isolierung der gesamten Persönlichkeit und Individualität vom eigenen Höheren Selbst. Dies ist das, was im philosophischen Sprachgebrauch als "metaphysisches Übel" bezeichnet wird, weit schlimmer als alle psychologischen Verirrungen, die der Menschheit bekannt sind. Dies ist wahrhaftig ein Leben im Reich des Todes, "Mrityuloka", wie die Schriften es ausdrücken, ein Zustand des ständigen Sterbens, wie der Buddha in seiner großen Entdeckung verkündete.  

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Siehe auch

Literatur


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