Zweifel: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Zweifel''': Gegensatz von [[Vertrauen]]. Zweifel ist ein Zustand zwischen [[Glaube]] und [[Unglaube]]. Er beinhaltet Ungewissheit, [[Unsicherheit]] und [[Misstrauen]] bezogen auf eine Tatsache, ein Motiv oder eine zu treffende Entscheidung. Wer zweifelt stellt etwas in Frage. Damit wird ein laufender Prozess angehalten, gerät ins Stocken. Der Geist schwankt zwischen zwei gegensätzlichen Standpunkten und ist nicht in der Lage, sich für eine der Alternativen zu entscheiden.  
'''Zweifel''': Auf Sanskrit ''samshaya''. Gegensatz von [[Vertrauen]]. Zweifel ist ein Zustand zwischen [[Glaube]] und [[Unglaube]]. Er beinhaltet Ungewissheit, [[Unsicherheit]] und [[Misstrauen]] bezogen auf eine Tatsache, ein Motiv oder eine zu treffende Entscheidung. Wer zweifelt stellt etwas in Frage. Damit wird ein laufender Prozess angehalten, gerät ins Stocken. Der Geist schwankt zwischen zwei gegensätzlichen Standpunkten und ist nicht in der Lage, sich für eine der Alternativen zu entscheiden.
 
==Swami Sivananda über Zweifel==
 
Der Schüler zweifelt bisweilen, ob es einen Gott gibt oder
nicht, ob er der Gottes-Erfahrung teilhaftig werden kann
oder nicht, ob er seine Übungen richtig ausführt oder nicht.
Mangel an Vertrauen ist ein gefährliches Hindernis auf dem
geistigen Pfad. Der Schüler läßt in seinen Bemühungen nach,
wenn solche Zweifel aufsteigen. Maya hat eine große Macht
und ist voller Geheimnis. Sie führt die Menschen durch
Zweifel und Vergeßlichkeit vom Wege ab. Gedanken sind
Maya. Sie täuschen den Menschen, indem sie Zweifel säen,
so daß er bisweilen seinen geistigen Weg ganz aufgibt. Droht
der Zweifel den Schüler zu überwältigen, sollte er sofort
Unterstützung bei hochentwickelten Wesen (mahatmas) suchen
und einige Zeit bei ihnen bleiben, um den Einfluß ihrer
Schwingungen in sich aufzunehmen. Durch Unterhaltung
mit ihnen sollte er seine Zweifel klären. Im allgemeinen
beginnt der Schüler sadhana in der Erwartung, übernatürliche
Kräfte verschiedenster Art in kürzester Zeit zu erlangen.
Tritt dies nicht ein, fühlt er sich enttäuscht und hört mit
seinen Übungen auf. Größte Schwierigkeit bereitet in den
meisten Fällen die Erwartung, die geistigen Kräfte (kunda!
ini), die ihren Sitz am unteren Ende der Wirbelsäule haben,
würden innerhalb von sechs Monaten erwachen und er
würde Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit, Gedankenlesen, Inder-
Luft-Schweben und andere phantastische und sonderbare
Gaben erwerben.
Das Bewußtsein umschließt die verschiedensten Arten
von Unreinheit. Seine Läuterung dauert eine gewisse Zeit,
ebenso wie die Erlangung der Fähigkeit, die Gedanken auf
einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Konzentration ist
eine Frage der Übung in mehreren Leben, denn sie ist das
Schwerste in der Welt. Man darf nicht nach wenigen Übungen,
während einiger Monate oder ein bis zwei Jahren ent-
261
täuscht sein. Fortschritt stellt sich selbst bei geringer Übung
injedem Fall ein, denn nichts ist umsonst. Das ist ein unabänderliches
Gesetz der Natur. Vielleicht wird man sich des
kleinen Fortschritts, der aus wenig Übung erwächst, nicht
bewußt, da das Bewußtsein nicht subtil und nicht rein genug
ist. Man muß Tugenden entwickeln wie Entsagung (vairagya),
Geduld und höchste Ausdauer und muß einen unerschütterlichen
Glauben besitzen an die Existenz Gottes und
die Wirksamkeit der geistigen Übungen. Man muß den festen
Entschluß fassen: »Ich will zu Gott gelangen, in diesem
Leben oder lieber noch in diesem Augenblick. Ich werde es
erreichen oder sterben.«
Es gibt dreierlei Zweifel: »samshaya-bhavana, asambhavana,
viparita-bhavana (die falsche Empfindung, daß Selbst und
Körper identisch seien und daß die Welt eine feste Wirklichkeit
bedeute). Das Vernehmen der Schriften (shravana) wird
den Zweifel des samshaya-bhavana auflösen. Meditation (manana)
wird das gleiche bei der zweiten Art vollbringen, während
die tiefe Meditation (nidhi-dhyasana) und die »unmittelbare
Schau« (sakshatkara) zur ))Schau ohne Gestalt« vordringen
werden (viparita bhavana).
Zweifel oder Unsicherheit ist ein schweres Hindernis auf
dem Weg zur Selbstverwirklichung und hält jeden geistigen
Fortschritt auf. Durch Umgang mit Weisen (satsanga), durch
Studium religiöser Bücher, durch Unterscheidung und Einsicht
kann man den Zweifel zerstören, den großen Feind, der
das Bewußtsein in Unruhe versetzt und immer wieder vorrücken
wird, um den Schüler von seinem Weg abzubringen.
Er muß durch vollkommene Überzeugung, durch unerschütterliches
Vertrauen, das auf vernünftiger Einsicht beruht,
durch Unterscheidung (viehara) und Erkenntnis Unana)
getötet werden.
Man sollte sich seiner Zweifel wegen nicht beunruhigen -
Zweifel wird es immer geben -, sondern sollte sein Herz
262
läutern und mit aller Kraft, mit Hilfe vonJapam und Meditation
vorangehen. Werden diese Läuterungsmittel regelmäßig
geübt, lösen sich die Zweifel auf geheimnisvolle Weise von
selbst auf, denn der große Lehrer und Führer ist im eigenen
Herzen. Er wird den Schüler erleuchten und die Zweifel von
ihm nehmen.


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 9. April 2013, 10:45 Uhr

Zweifel: Auf Sanskrit samshaya. Gegensatz von Vertrauen. Zweifel ist ein Zustand zwischen Glaube und Unglaube. Er beinhaltet Ungewissheit, Unsicherheit und Misstrauen bezogen auf eine Tatsache, ein Motiv oder eine zu treffende Entscheidung. Wer zweifelt stellt etwas in Frage. Damit wird ein laufender Prozess angehalten, gerät ins Stocken. Der Geist schwankt zwischen zwei gegensätzlichen Standpunkten und ist nicht in der Lage, sich für eine der Alternativen zu entscheiden.


Swami Sivananda über Zweifel

Der Schüler zweifelt bisweilen, ob es einen Gott gibt oder nicht, ob er der Gottes-Erfahrung teilhaftig werden kann oder nicht, ob er seine Übungen richtig ausführt oder nicht. Mangel an Vertrauen ist ein gefährliches Hindernis auf dem geistigen Pfad. Der Schüler läßt in seinen Bemühungen nach, wenn solche Zweifel aufsteigen. Maya hat eine große Macht und ist voller Geheimnis. Sie führt die Menschen durch Zweifel und Vergeßlichkeit vom Wege ab. Gedanken sind Maya. Sie täuschen den Menschen, indem sie Zweifel säen, so daß er bisweilen seinen geistigen Weg ganz aufgibt. Droht der Zweifel den Schüler zu überwältigen, sollte er sofort Unterstützung bei hochentwickelten Wesen (mahatmas) suchen und einige Zeit bei ihnen bleiben, um den Einfluß ihrer Schwingungen in sich aufzunehmen. Durch Unterhaltung mit ihnen sollte er seine Zweifel klären. Im allgemeinen beginnt der Schüler sadhana in der Erwartung, übernatürliche Kräfte verschiedenster Art in kürzester Zeit zu erlangen. Tritt dies nicht ein, fühlt er sich enttäuscht und hört mit seinen Übungen auf. Größte Schwierigkeit bereitet in den meisten Fällen die Erwartung, die geistigen Kräfte (kunda! ini), die ihren Sitz am unteren Ende der Wirbelsäule haben, würden innerhalb von sechs Monaten erwachen und er würde Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit, Gedankenlesen, Inder- Luft-Schweben und andere phantastische und sonderbare Gaben erwerben. Das Bewußtsein umschließt die verschiedensten Arten von Unreinheit. Seine Läuterung dauert eine gewisse Zeit, ebenso wie die Erlangung der Fähigkeit, die Gedanken auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Konzentration ist eine Frage der Übung in mehreren Leben, denn sie ist das Schwerste in der Welt. Man darf nicht nach wenigen Übungen, während einiger Monate oder ein bis zwei Jahren ent- 261 täuscht sein. Fortschritt stellt sich selbst bei geringer Übung injedem Fall ein, denn nichts ist umsonst. Das ist ein unabänderliches Gesetz der Natur. Vielleicht wird man sich des kleinen Fortschritts, der aus wenig Übung erwächst, nicht bewußt, da das Bewußtsein nicht subtil und nicht rein genug ist. Man muß Tugenden entwickeln wie Entsagung (vairagya), Geduld und höchste Ausdauer und muß einen unerschütterlichen Glauben besitzen an die Existenz Gottes und die Wirksamkeit der geistigen Übungen. Man muß den festen Entschluß fassen: »Ich will zu Gott gelangen, in diesem Leben oder lieber noch in diesem Augenblick. Ich werde es erreichen oder sterben.« Es gibt dreierlei Zweifel: »samshaya-bhavana, asambhavana, viparita-bhavana (die falsche Empfindung, daß Selbst und Körper identisch seien und daß die Welt eine feste Wirklichkeit bedeute). Das Vernehmen der Schriften (shravana) wird den Zweifel des samshaya-bhavana auflösen. Meditation (manana) wird das gleiche bei der zweiten Art vollbringen, während die tiefe Meditation (nidhi-dhyasana) und die »unmittelbare Schau« (sakshatkara) zur ))Schau ohne Gestalt« vordringen werden (viparita bhavana). Zweifel oder Unsicherheit ist ein schweres Hindernis auf dem Weg zur Selbstverwirklichung und hält jeden geistigen Fortschritt auf. Durch Umgang mit Weisen (satsanga), durch Studium religiöser Bücher, durch Unterscheidung und Einsicht kann man den Zweifel zerstören, den großen Feind, der das Bewußtsein in Unruhe versetzt und immer wieder vorrücken wird, um den Schüler von seinem Weg abzubringen. Er muß durch vollkommene Überzeugung, durch unerschütterliches Vertrauen, das auf vernünftiger Einsicht beruht, durch Unterscheidung (viehara) und Erkenntnis Unana) getötet werden. Man sollte sich seiner Zweifel wegen nicht beunruhigen - Zweifel wird es immer geben -, sondern sollte sein Herz 262 läutern und mit aller Kraft, mit Hilfe vonJapam und Meditation vorangehen. Werden diese Läuterungsmittel regelmäßig geübt, lösen sich die Zweifel auf geheimnisvolle Weise von selbst auf, denn der große Lehrer und Führer ist im eigenen Herzen. Er wird den Schüler erleuchten und die Zweifel von ihm nehmen.

Siehe auch

Weblinks

Multimedia

Wie überwindet man Zweifel – Bh.Gi. VII 1 <mp3player>http://yoga-inspirationen.podspot.de/files/1072_Bhagavad_Gita_VII_1.mp3</mp3player>

Durch deine Gnade bin ich alle Zweifel los. Ich werde handeln, wie du es befiehlst – BG.XVIII 73 <mp3player>http://yoga-inspirationen.podspot.de/files/1451_Bhagavad_XVIII_73.mp3</mp3player>

Zweifel und spirituelle Krisen – Vortrag <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/184_Umgang_mit_Zweifeln_auf_dem_Yoga_Weg.mp3</mp3player>

Beseitige meine Zweifel – Bh.G. VI 37-38 <mp3player>http://yoga-inspirationen.podspot.de/files/1064_Bhagavad_Gita_VI_37_-_38.mp3</mp3player>

Antwort auf die Zweifel – Bhagavad Gita VI 40 <mp3player>http://yoga-inspirationen.podspot.de/files/1065_Bhagavad_Gita_VI_40.mp3</mp3player>