Die Philosophie der Bhagavad Gita - Das Ringen um das Unendliche: Unterschied zwischen den Versionen

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Lassen wir den epischen Kontext und die Geschichte des Mahabharata einmal beiseite und betrachten wir die spirituelle Hauptbotschaft, die sich hinter der Lehre der Gita verbirgt, so stellen wir fest, dass der Widerwille Arjunas, aus eigenen Gründen zu den Waffen zu greifen, der Widerwille des spirituell Suchenden ist, sich mit der Wirklichkeit in ihrer Essenz auseinanderzusetzen. Wir wollen einen Gott, der unseren Sinnen, Empfindungen, Gefühlen, Traditionen und sozialen Vorurteilen entspricht. Unsere Realität und unser Lebensziel sind von diesen Gefühlen abhängig, und wir scheinen für ein Ziel zu leben, das im Licht dieses von den Sinnen erleuchteten Verständnisses bewertet wird. Jeder von uns muss für sich selbst ein Richter in diesen Fragen von tiefgreifender Bedeutung sein. Unser Streben nach spirituellen Idealen oder nach Gottverwirklichung ist vielleicht nicht so begründet, wie es auf den ersten Blick scheint. Das ganze Gebäude dieser so genannten Liebe zum spirituellen Ideal kann zusammenbrechen, wenn der Härtetest des höheren Verstandes und der Vernunft angewandt wird, und wir würden uns als arme Menschen entlarven.  
Lassen wir den epischen Kontext und die Geschichte des Mahabharata einmal beiseite und betrachten wir die spirituelle Hauptbotschaft, die sich hinter der Lehre der Gita verbirgt, so stellen wir fest, dass der Widerwille Arjunas, aus eigenen Gründen zu den Waffen zu greifen, der Widerwille des spirituell Suchenden ist, sich mit der Wirklichkeit in ihrer Essenz auseinanderzusetzen. Wir wollen einen Gott, der unseren Sinnen, Empfindungen, Gefühlen, Traditionen und sozialen Vorurteilen entspricht. Unsere Realität und unser Lebensziel sind von diesen Gefühlen abhängig, und wir scheinen für ein Ziel zu leben, das im Licht dieses von den Sinnen erleuchteten Verständnisses bewertet wird. Jeder von uns muss für sich selbst ein Richter in diesen Fragen von tiefgreifender Bedeutung sein. Unser Streben nach spirituellen Idealen oder nach Gottverwirklichung ist vielleicht nicht so begründet, wie es auf den ersten Blick scheint. Das ganze Gebäude dieser so genannten Liebe zum spirituellen Ideal kann zusammenbrechen, wenn der Härtetest des höheren Verstandes und der Vernunft angewandt wird, und wir würden uns als arme Menschen entlarven.  
Nichtigkeiten, die unsere geistigen Argumente auf den Treibsand persönlicher Wünsche und Ambitionen gegründet haben.
Die Liebe zur körperlichen Existenz und die Bejahung des Ichs, die Anpassung an die sozialen Beziehungen, die mit dem Körper und dem Ich verbunden sind, fassen unsere Befriedigungen auf den Punkt. Wir sind sterblich und leben in einer Übergangswelt, die vorgibt, unsere Sehnsüchte zu befriedigen, dies aber nie tut. Aber dieser Anspruch wird von uns als Realität angenommen, und wir gründen uns auf die Rechtfertigung dieses vorgetäuschten Versprechens der Sinneswelt und reden uns irgendwie ein, mit dem zufrieden zu sein, was in der Welt ist, wie sie sich den Sinnen präsentiert, und was die Emotionen als das betrachten, was letztlich erforderlich ist. Auch wenn wir nicht immer in offensichtlicher Form gefühlsbetont und sentimental sind, so sind wir es doch im Grunde; und unsere eigene Wurzel als Individuen ist schließlich im Lichte des größeren Aufbaus der Dinge nicht zu rechtfertigen. Wir haben eine subtile und geheime Sehnsucht, unabhängig und zufrieden zu sein, selbst auf Kosten von allem in der Welt. Bewusst kommt das nicht an die Oberfläche, aber grundsätzlich ist der Mensch egoistisch. Nicht nur im Menschen, sondern vielleicht in der ganzen Welt gibt es den Drang, sich in einem Körperkomplex zu erhalten, und die Angst vor dem Tod ist die größte aller Ängste; die Liebe zum Leben ist die größte aller Lieben. Zwischen der Liebe zum eigenen Leben und der Angst vor dem eigenen Tod impliziert das eine das andere, und jedes bestätigt, dass wir diesen Körper als unser ganzes Eigentum, unser Eigentum, ja als uns selbst betrachten. Die sozialen Beziehungen sind praktisch physische Beziehungen, akzentuiert durch den psychischen Kontakt und anpassbar an die temporären Merkmale, die die Welt der Natur im Prozess der Geschichte manifestiert. Irgendwie gelingt es uns, in dieser Welt zu leben, indem wir uns täglich auf die unverständlichen Prozesse einstellen, die die Welt durchläuft. Wir passen uns nicht nur jeden Tag an die Welt der Natur an, sondern müssen uns auch mit einer ungeheuren Schwierigkeit und Belastung für den Geist an die Menschen um uns herum anpassen. Und diese Anstrengung ist in der Tat eine große Mühsal. Wir haben uns so sehr an dieses anstrengende Leben der Anpassung an die äußere Atmosphäre gewöhnt, dass wir diese Anstrengung selbst für eine Art von Freude und Befriedigung gehalten haben. Der Zustand ständiger Krankheit wird fälschlicherweise für einen normalen Zustand der Gesundheit gehalten.
Vom Menschen wird nie gesagt, dass er ist, sondern immer, dass er wird. Wir bleiben nicht ständig in uns selbst, nicht einmal für ein paar Minuten. Wie der Buddha in seiner wundersamen Botschaft sagte, ist alles vergänglich, alles ist vorübergehend, alles ist wie ein Glied, das sich mit einem anderen Glied verbindet. Es gibt eine Abfolge von Ereignissen, und es gibt nichts Existentes. Wenn wir ein Teil dieses Übergangsuniversums sind, kann es in uns nichts wirklich Existentes geben. Das ist vielleicht der Grund, warum die buddhistischen Philosophen leugneten, dass es so
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etwas wie das Selbst gibt, unter dem wir das Übergangsselbst verstehen müssen, das empirische Selbst, für das wir uns in unserem dürftigen Verständnis der Natur der Dinge halten. Wir betrachten uns als einen psychophysischen Komplex - Körper und Geist in gewisser Weise kombiniert. Und dieses Selbst ist sicherlich
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kann nicht als unser wirkliches Selbst betrachtet werden, weil es sich mit den Gesetzen der Natur bewegt und daher Geburten und Tode hat. Der Prozess der Evolution ist ein Name, den wir der kontinuierlichen Reihe von Geburten und Todesfällen aller Dinge geben. Eine Abfolge von Ereignissen ist ein anderer Name für den Tod eines Ereignisses und die Geburt eines anderen Ereignisses, was auf die Endlichkeit eines jeden Ereignisses und eines jeden Objekts hinweist.
Alles, was materiell oder begrifflich endlich ist, drängt sich vorwärts, um seine Endlichkeit durch den Eintritt in eine andere Endlichkeit zu überwinden, unter dem Eindruck, dass die Endlichkeiten, wenn sie sich zusammenschließen, das Unendliche ergeben. Deshalb lieben wir Objekte mit der Vorstellung, dass zwei Objekte, die zusammenkommen, die Endlichkeit der Objekte aufheben werden. Aber das ist nicht der Fall, denn zwei Endlichkeiten ergeben nicht das Unendliche. Selbst eine Million Endliche können nicht das Unendliche ergeben, denn das Unendliche ist eine transzendente Realität, die nicht durch Zeichen beschrieben werden kann, die das Endliche beschreiben, und es ist keine Größe, die durch mathematische Gesetze gemessen werden kann. Aber unsere Sinne funktionieren durch die Raum-ZeitMathematik. Das Argument der Logik ist letztlich mathematisch.
Während wir in diesem Sumpf der Phänomenalität und in diesem Abgrund des verworrenen Verständnisses versinken, versuchen wir, ein spirituelles Streben zu unterhalten, ein Verlangen, die Welt zu überwinden, die von der Welt bedingt ist. Unsere Sehnsucht, die Endlichkeit der Welt, die Endlichkeit des Lebens, zu überwinden, wird von der Endlichkeit der Welt selbst gesteuert. Wir bewegen uns in einem Teufelskreis, einem Karussell, kommen immer wieder an denselben Punkt und kommen nie aus dem Trott der Dinge heraus. Die Argumente Arjunas waren Argumente in einem Teufelskreis. Wir lieben Gott aus einem Grund, der mit dieser Welt verbunden ist. Hinter der Liebe zum Unendlichen steht der Wunsch, die Welt des Kummers zu überwinden und die Endlichkeit der körperlichen Existenz zu überwinden. Es scheint, dass wir uns nach dem Unendlichen sehnen, um das Endliche zu rechtfertigen, eine Bestätigung unserer Sehnsüchte, die die Sinne als real ansehen. Und soziale Werte, psychische und körperliche Werte, werden zu Bedingungsfaktoren selbst für die Idee der Gottesverwirklichung. Wir scheinen Gott um der Menschen willen zu lieben, um der Welt der Natur willen, um unserer egoistischen Befriedigung willen. Arjuna hat auf wundersame Weise den Kampf des Lebens aufgegeben, der nichts anderes ist als ein Kampf mit der Welt, mit jeder Art von Beziehung, ob persönlich oder nicht.
Am schwierigsten zu verstehen ist die Bedeutung von "Beziehung". Wir sind oft an dieses Wort gewöhnt. "Ich bin mit dir verwandt, du bist mit mir verwandt, ich bin dein Bruder, du bist mein Bruder". Das ist in der Tat eine Art von Beziehung, aber es ist eine Art zu reden und Dinge als selbstverständlich anzusehen, ohne ihre wahre Bedeutung zu kennen. Eine Beziehung ist schwer zu verstehen, weil sie sich der
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Verbindung mit den beiden Begriffen entzieht, auf die sie sich bezieht. Wenn ich mit dir verwandt bin, ist es schwierig für mich, die Bedeutung dieser Beziehung zu erklären. Die Beziehung, von der wir sprechen, bleibt lediglich ein Wort mit einem grammatikalischen Sinn, aber ohne philosophische Begründung. Es bedeutet nicht, dass ich mit Ihnen identisch bin, wenn ich sage, dass ich mit Ihnen verwandt bin. Wenn A mit B verwandt ist, und sei es auch noch so eng, so folgt daraus nicht, dass A mit B identisch ist, denn der Unterschied zwischen A
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Wenn A sich nicht von B unterscheidet, kann es keine Beziehung geben, und die beiden wären eins, und wir würden nicht von den beiden sprechen, als ob sie miteinander verbunden wären. Wenn sie aber wirklich verschieden sind, kann es wiederum keine Beziehung geben. Ob mit oder ohne Unterschied, es kann keine Beziehung geben. Und so bleibt die Beziehung ein Rätsel für uns.
Die ganze Welt ist ein Mysterium, weil es dieses grundlegende Etwas gibt, das unser Leben bestimmt. Das ist es, was große Philosophen manchmal Maya nennen. Wir übersetzen es leichtfertig mit "Unwirklichkeit" oder "Illusion", während es ein Mysterium ist, das nicht verstanden werden kann, sondern das uns in einem solchen Ausmaß kontrolliert, dass wir völlig hilflos sind. Die Argumente, die sich auf diese Art von Beziehung stützen, werden also am Ende scheitern. So wie es keine Letztbegründung für das Prinzip der Beziehung zwischen den Dingen geben kann, so kann es auch keine Begründung für die Gültigkeit eines jeden Arguments geben, das auf Beziehungen beruht. Und die gesamte Logik ist nichts anderes als eine Struktur, die auf der Beziehung zwischen dem Subjekt und dem Prädikat in einem Argument beruht. Subjekt und Prädikat können nicht verbunden sein, und wenn sie nicht verbunden sind, kann es keine Logik geben; wenn es keine Logik gibt, gibt es kein Argument; wenn es kein Argument gibt, gibt es keine Rechtfertigung; wenn es keine Rechtfertigung gibt, ist in dieser Welt nichts möglich. Die ganze Sache läuft also letztlich auf ein Chaos hinaus.
Aber obwohl wir in einer furchtbar schwierigen Atmosphäre zu leben scheinen, unmöglich zu verstehen und noch schwieriger zu leben, gibt es etwas in uns, das uns zwingt, in dieser Welt weiterzuleben, ungeachtet der Umgebung, die uns umgibt und die uns jeden Moment mit schrecklichen Konsequenzen bedroht. All das spielt keine Rolle; wir wollen irgendwie leben, und sei es in der Hölle selbst. Wir wünschen uns, hier zu leben. Der Wunsch, in der Hölle zu leben, ist erklärungsbedürftig. Die Erklärung kommt nur von etwas Geheimnisvollem in uns, das nicht zu dieser phänomenalen Welt gehört und das wir mit dem phänomenalen Verstand, dem Verständnis oder der Vernunft nicht verstehen können. Wir befinden uns zwischen dem Teufel und dem tiefen Meer, das uns in verschiedene Richtungen zieht - etwas, das uns im Inneren etwas sagt, und etwas, das draußen in der Welt der Sinne eine ganz andere Sache auf andere Weise beschreibt.
Der spirituelle Sucher, der seine Lenden umgürtet, um Gott zu verwirklichen und ein spirituelles Leben zu führen, wird mit der Komplexität der Welt und den Schwierigkeiten konfrontiert, die die sozialen Beziehungen mit sich bringen. Was ist mit meinem Vater? Was ist mit meiner Mutter? Was ist mit meiner Schwester? Was ist mit meinen Verwandten? Was ist mit meinem Jünger? Was ist mit meinem Guru? Was ist mit diesem und was mit jenem? All dies sind nichts als Beziehungsgegenstände, und das Absolute ist beziehungslos. Es steht in keiner Beziehung zu irgendetwas, und nach dem Absoluten zu streben, hieße, nach einer
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beziehungslosen Existenz zu streben. Aber unsere Existenz in der Welt der Beziehungen ist so eng, und wir sind mit so starken Seilen an den Pflock der Relativität gebunden, dass wir wahrscheinlich den Fehler begehen, unser Streben nach dem Absoluten in Begriffen von Beziehungen zu interpretieren. Das ist sogar auf dem spirituellen Weg eine Gefahr. Wir möchten vielleicht alles rechtfertigen - sogar das Streben nach dem Absoluten, der Gottverwirklichung oder
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moksha-relational, die alle in die Form der Sinneserfahrung und des egoistischen Vergnügens gegossen werden können.


© Divine Life Society
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Version vom 8. August 2022, 08:23 Uhr

Swami Krishnananda zwischen 1997 und 2001

Die Philosophie der Bhagavad Gita - Das Ringen um das Unendliche -

Das Ringen um das Unendliche

Obwohl die Bhagavadgita als ein bekanntes Lehrbuch angesehen wird, ist sie eigentlich nicht für den normalen Menschen bestimmt. Ihre Lehren, ihre ethischen Prinzipien, ihre Endziele sind von einer solchen Art, dass es schwierig ist, sie in das normale Denken des Menschen zu integrieren, der in einer Welt der Wünsche, des Ehrgeizes, der Vorurteile und der traditionellen Routinen verschiedener Art lebt, die alle durch die völlig andere Lebensanschauung, die die Bhagavadgita präsentiert, an der Wurzel getroffen werden. Je mehr wir über die Botschaft der Bhagavadgita nachdenken, desto schwieriger wird es, sie zur Richtschnur für unser tägliches Leben zu machen, obwohl sie nichts anderes bezweckt.

Die Argumente von Arjuna im ersten Kapitel sind unsere Argumente. Die Logik des menschlichen Verstandes hält diesen Körper für eine endgültige Realität und alles, was mit ihm zusammenhängt, für ebenso real, und die Berichte der Sinne für völlig gültig. Die Sinne, der Verstand und die logische Vernunft sind der Apparat unseres Wissens in dieser Welt. Dies sind die Dinge, die wir bei der Beurteilung von Werten einsetzen, und obwohl es scheint, dass wir neben den Sinnen auch den Verstand und die Vernunft haben, sind der Verstand und die Vernunft in Wirklichkeit die Mägde der Sinne, die durch ihre eigene Logik zu bestätigen scheinen, was die Sinne durch ihre Wahrnehmung als Information sammeln, und sie geben uns keine neue Erkenntnis. Unser Verstand gibt uns kein Wissen, das qualitativ besser ist als das, was uns die Sinne durch Empfindungen und Wahrnehmungen vermitteln. Deshalb sagt man, dass wir uns in einer phänomenalen Welt befinden, und leider würde sich sogar unsere Vernunft, wenn sie nicht vorsichtig mit Bezug auf die Implikationen, die hinter ihren Funktionen stehen, ausgeübt wird, plötzlich mit diesem empirischen Verständnis zusammentun, und es wird auf eine Duldung dessen hinauslaufen, was die Sinne sagen. Das waren die Argumente von Arjuna, und das sind die Argumente, die wir anführen, wenn unsere Gefühle und Emotionen gerechtfertigt und auf Biegen und Brechen erfüllt werden sollen.

Lassen wir den epischen Kontext und die Geschichte des Mahabharata einmal beiseite und betrachten wir die spirituelle Hauptbotschaft, die sich hinter der Lehre der Gita verbirgt, so stellen wir fest, dass der Widerwille Arjunas, aus eigenen Gründen zu den Waffen zu greifen, der Widerwille des spirituell Suchenden ist, sich mit der Wirklichkeit in ihrer Essenz auseinanderzusetzen. Wir wollen einen Gott, der unseren Sinnen, Empfindungen, Gefühlen, Traditionen und sozialen Vorurteilen entspricht. Unsere Realität und unser Lebensziel sind von diesen Gefühlen abhängig, und wir scheinen für ein Ziel zu leben, das im Licht dieses von den Sinnen erleuchteten Verständnisses bewertet wird. Jeder von uns muss für sich selbst ein Richter in diesen Fragen von tiefgreifender Bedeutung sein. Unser Streben nach spirituellen Idealen oder nach Gottverwirklichung ist vielleicht nicht so begründet, wie es auf den ersten Blick scheint. Das ganze Gebäude dieser so genannten Liebe zum spirituellen Ideal kann zusammenbrechen, wenn der Härtetest des höheren Verstandes und der Vernunft angewandt wird, und wir würden uns als arme Menschen entlarven.

Nichtigkeiten, die unsere geistigen Argumente auf den Treibsand persönlicher Wünsche und Ambitionen gegründet haben.

Die Liebe zur körperlichen Existenz und die Bejahung des Ichs, die Anpassung an die sozialen Beziehungen, die mit dem Körper und dem Ich verbunden sind, fassen unsere Befriedigungen auf den Punkt. Wir sind sterblich und leben in einer Übergangswelt, die vorgibt, unsere Sehnsüchte zu befriedigen, dies aber nie tut. Aber dieser Anspruch wird von uns als Realität angenommen, und wir gründen uns auf die Rechtfertigung dieses vorgetäuschten Versprechens der Sinneswelt und reden uns irgendwie ein, mit dem zufrieden zu sein, was in der Welt ist, wie sie sich den Sinnen präsentiert, und was die Emotionen als das betrachten, was letztlich erforderlich ist. Auch wenn wir nicht immer in offensichtlicher Form gefühlsbetont und sentimental sind, so sind wir es doch im Grunde; und unsere eigene Wurzel als Individuen ist schließlich im Lichte des größeren Aufbaus der Dinge nicht zu rechtfertigen. Wir haben eine subtile und geheime Sehnsucht, unabhängig und zufrieden zu sein, selbst auf Kosten von allem in der Welt. Bewusst kommt das nicht an die Oberfläche, aber grundsätzlich ist der Mensch egoistisch. Nicht nur im Menschen, sondern vielleicht in der ganzen Welt gibt es den Drang, sich in einem Körperkomplex zu erhalten, und die Angst vor dem Tod ist die größte aller Ängste; die Liebe zum Leben ist die größte aller Lieben. Zwischen der Liebe zum eigenen Leben und der Angst vor dem eigenen Tod impliziert das eine das andere, und jedes bestätigt, dass wir diesen Körper als unser ganzes Eigentum, unser Eigentum, ja als uns selbst betrachten. Die sozialen Beziehungen sind praktisch physische Beziehungen, akzentuiert durch den psychischen Kontakt und anpassbar an die temporären Merkmale, die die Welt der Natur im Prozess der Geschichte manifestiert. Irgendwie gelingt es uns, in dieser Welt zu leben, indem wir uns täglich auf die unverständlichen Prozesse einstellen, die die Welt durchläuft. Wir passen uns nicht nur jeden Tag an die Welt der Natur an, sondern müssen uns auch mit einer ungeheuren Schwierigkeit und Belastung für den Geist an die Menschen um uns herum anpassen. Und diese Anstrengung ist in der Tat eine große Mühsal. Wir haben uns so sehr an dieses anstrengende Leben der Anpassung an die äußere Atmosphäre gewöhnt, dass wir diese Anstrengung selbst für eine Art von Freude und Befriedigung gehalten haben. Der Zustand ständiger Krankheit wird fälschlicherweise für einen normalen Zustand der Gesundheit gehalten.

Vom Menschen wird nie gesagt, dass er ist, sondern immer, dass er wird. Wir bleiben nicht ständig in uns selbst, nicht einmal für ein paar Minuten. Wie der Buddha in seiner wundersamen Botschaft sagte, ist alles vergänglich, alles ist vorübergehend, alles ist wie ein Glied, das sich mit einem anderen Glied verbindet. Es gibt eine Abfolge von Ereignissen, und es gibt nichts Existentes. Wenn wir ein Teil dieses Übergangsuniversums sind, kann es in uns nichts wirklich Existentes geben. Das ist vielleicht der Grund, warum die buddhistischen Philosophen leugneten, dass es so 53 etwas wie das Selbst gibt, unter dem wir das Übergangsselbst verstehen müssen, das empirische Selbst, für das wir uns in unserem dürftigen Verständnis der Natur der Dinge halten. Wir betrachten uns als einen psychophysischen Komplex - Körper und Geist in gewisser Weise kombiniert. Und dieses Selbst ist sicherlich 54 kann nicht als unser wirkliches Selbst betrachtet werden, weil es sich mit den Gesetzen der Natur bewegt und daher Geburten und Tode hat. Der Prozess der Evolution ist ein Name, den wir der kontinuierlichen Reihe von Geburten und Todesfällen aller Dinge geben. Eine Abfolge von Ereignissen ist ein anderer Name für den Tod eines Ereignisses und die Geburt eines anderen Ereignisses, was auf die Endlichkeit eines jeden Ereignisses und eines jeden Objekts hinweist.

Alles, was materiell oder begrifflich endlich ist, drängt sich vorwärts, um seine Endlichkeit durch den Eintritt in eine andere Endlichkeit zu überwinden, unter dem Eindruck, dass die Endlichkeiten, wenn sie sich zusammenschließen, das Unendliche ergeben. Deshalb lieben wir Objekte mit der Vorstellung, dass zwei Objekte, die zusammenkommen, die Endlichkeit der Objekte aufheben werden. Aber das ist nicht der Fall, denn zwei Endlichkeiten ergeben nicht das Unendliche. Selbst eine Million Endliche können nicht das Unendliche ergeben, denn das Unendliche ist eine transzendente Realität, die nicht durch Zeichen beschrieben werden kann, die das Endliche beschreiben, und es ist keine Größe, die durch mathematische Gesetze gemessen werden kann. Aber unsere Sinne funktionieren durch die Raum-ZeitMathematik. Das Argument der Logik ist letztlich mathematisch.

Während wir in diesem Sumpf der Phänomenalität und in diesem Abgrund des verworrenen Verständnisses versinken, versuchen wir, ein spirituelles Streben zu unterhalten, ein Verlangen, die Welt zu überwinden, die von der Welt bedingt ist. Unsere Sehnsucht, die Endlichkeit der Welt, die Endlichkeit des Lebens, zu überwinden, wird von der Endlichkeit der Welt selbst gesteuert. Wir bewegen uns in einem Teufelskreis, einem Karussell, kommen immer wieder an denselben Punkt und kommen nie aus dem Trott der Dinge heraus. Die Argumente Arjunas waren Argumente in einem Teufelskreis. Wir lieben Gott aus einem Grund, der mit dieser Welt verbunden ist. Hinter der Liebe zum Unendlichen steht der Wunsch, die Welt des Kummers zu überwinden und die Endlichkeit der körperlichen Existenz zu überwinden. Es scheint, dass wir uns nach dem Unendlichen sehnen, um das Endliche zu rechtfertigen, eine Bestätigung unserer Sehnsüchte, die die Sinne als real ansehen. Und soziale Werte, psychische und körperliche Werte, werden zu Bedingungsfaktoren selbst für die Idee der Gottesverwirklichung. Wir scheinen Gott um der Menschen willen zu lieben, um der Welt der Natur willen, um unserer egoistischen Befriedigung willen. Arjuna hat auf wundersame Weise den Kampf des Lebens aufgegeben, der nichts anderes ist als ein Kampf mit der Welt, mit jeder Art von Beziehung, ob persönlich oder nicht.

Am schwierigsten zu verstehen ist die Bedeutung von "Beziehung". Wir sind oft an dieses Wort gewöhnt. "Ich bin mit dir verwandt, du bist mit mir verwandt, ich bin dein Bruder, du bist mein Bruder". Das ist in der Tat eine Art von Beziehung, aber es ist eine Art zu reden und Dinge als selbstverständlich anzusehen, ohne ihre wahre Bedeutung zu kennen. Eine Beziehung ist schwer zu verstehen, weil sie sich der 55 Verbindung mit den beiden Begriffen entzieht, auf die sie sich bezieht. Wenn ich mit dir verwandt bin, ist es schwierig für mich, die Bedeutung dieser Beziehung zu erklären. Die Beziehung, von der wir sprechen, bleibt lediglich ein Wort mit einem grammatikalischen Sinn, aber ohne philosophische Begründung. Es bedeutet nicht, dass ich mit Ihnen identisch bin, wenn ich sage, dass ich mit Ihnen verwandt bin. Wenn A mit B verwandt ist, und sei es auch noch so eng, so folgt daraus nicht, dass A mit B identisch ist, denn der Unterschied zwischen A 56 Wenn A sich nicht von B unterscheidet, kann es keine Beziehung geben, und die beiden wären eins, und wir würden nicht von den beiden sprechen, als ob sie miteinander verbunden wären. Wenn sie aber wirklich verschieden sind, kann es wiederum keine Beziehung geben. Ob mit oder ohne Unterschied, es kann keine Beziehung geben. Und so bleibt die Beziehung ein Rätsel für uns.

Die ganze Welt ist ein Mysterium, weil es dieses grundlegende Etwas gibt, das unser Leben bestimmt. Das ist es, was große Philosophen manchmal Maya nennen. Wir übersetzen es leichtfertig mit "Unwirklichkeit" oder "Illusion", während es ein Mysterium ist, das nicht verstanden werden kann, sondern das uns in einem solchen Ausmaß kontrolliert, dass wir völlig hilflos sind. Die Argumente, die sich auf diese Art von Beziehung stützen, werden also am Ende scheitern. So wie es keine Letztbegründung für das Prinzip der Beziehung zwischen den Dingen geben kann, so kann es auch keine Begründung für die Gültigkeit eines jeden Arguments geben, das auf Beziehungen beruht. Und die gesamte Logik ist nichts anderes als eine Struktur, die auf der Beziehung zwischen dem Subjekt und dem Prädikat in einem Argument beruht. Subjekt und Prädikat können nicht verbunden sein, und wenn sie nicht verbunden sind, kann es keine Logik geben; wenn es keine Logik gibt, gibt es kein Argument; wenn es kein Argument gibt, gibt es keine Rechtfertigung; wenn es keine Rechtfertigung gibt, ist in dieser Welt nichts möglich. Die ganze Sache läuft also letztlich auf ein Chaos hinaus.

Aber obwohl wir in einer furchtbar schwierigen Atmosphäre zu leben scheinen, unmöglich zu verstehen und noch schwieriger zu leben, gibt es etwas in uns, das uns zwingt, in dieser Welt weiterzuleben, ungeachtet der Umgebung, die uns umgibt und die uns jeden Moment mit schrecklichen Konsequenzen bedroht. All das spielt keine Rolle; wir wollen irgendwie leben, und sei es in der Hölle selbst. Wir wünschen uns, hier zu leben. Der Wunsch, in der Hölle zu leben, ist erklärungsbedürftig. Die Erklärung kommt nur von etwas Geheimnisvollem in uns, das nicht zu dieser phänomenalen Welt gehört und das wir mit dem phänomenalen Verstand, dem Verständnis oder der Vernunft nicht verstehen können. Wir befinden uns zwischen dem Teufel und dem tiefen Meer, das uns in verschiedene Richtungen zieht - etwas, das uns im Inneren etwas sagt, und etwas, das draußen in der Welt der Sinne eine ganz andere Sache auf andere Weise beschreibt.

Der spirituelle Sucher, der seine Lenden umgürtet, um Gott zu verwirklichen und ein spirituelles Leben zu führen, wird mit der Komplexität der Welt und den Schwierigkeiten konfrontiert, die die sozialen Beziehungen mit sich bringen. Was ist mit meinem Vater? Was ist mit meiner Mutter? Was ist mit meiner Schwester? Was ist mit meinen Verwandten? Was ist mit meinem Jünger? Was ist mit meinem Guru? Was ist mit diesem und was mit jenem? All dies sind nichts als Beziehungsgegenstände, und das Absolute ist beziehungslos. Es steht in keiner Beziehung zu irgendetwas, und nach dem Absoluten zu streben, hieße, nach einer 57 beziehungslosen Existenz zu streben. Aber unsere Existenz in der Welt der Beziehungen ist so eng, und wir sind mit so starken Seilen an den Pflock der Relativität gebunden, dass wir wahrscheinlich den Fehler begehen, unser Streben nach dem Absoluten in Begriffen von Beziehungen zu interpretieren. Das ist sogar auf dem spirituellen Weg eine Gefahr. Wir möchten vielleicht alles rechtfertigen - sogar das Streben nach dem Absoluten, der Gottverwirklichung oder 58 moksha-relational, die alle in die Form der Sinneserfahrung und des egoistischen Vergnügens gegossen werden können.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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