Das kosmische Ganze - Diskurs 3 - Umkehrung des Wahrnehmungsprozesses: Unterschied zwischen den Versionen

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Jeder muss wissen, wo er steht. Wo befinden Sie sich in diesem Moment? Eine symbolische Beschreibung dessen, was uns widerfahren ist, findet sich majestätisch in der berühmten Aitareya Upanishad. Warum sind wir, was wir sind? Was ist unsere Freude, und was ist unser Kummer? Wenn wir versuchen, Dinge zu verstehen, die jenseits des menschlichen Verständnisses liegen, müssen wir eine symbolische Sprache verwenden. Keine Mathematik, keine Logik kann uns erklären, was wirklich mit uns geschehen ist. Wir sind etwas. Aber warum sind wir etwas, so wie wir uns selbst wahrnehmen? Wir müssen wissen, was mit uns geschehen ist, warum wir so aussehen, wie wir sind.
Jeder muss wissen, wo er steht. Wo befinden Sie sich in diesem Moment? Eine symbolische Beschreibung dessen, was uns widerfahren ist, findet sich majestätisch in der berühmten Aitareya Upanishad. Warum sind wir, was wir sind? Was ist unsere Freude, und was ist unser Kummer? Wenn wir versuchen, Dinge zu verstehen, die jenseits des menschlichen Verständnisses liegen, müssen wir eine symbolische Sprache verwenden. Keine Mathematik, keine Logik kann uns erklären, was wirklich mit uns geschehen ist. Wir sind etwas. Aber warum sind wir etwas, so wie wir uns selbst wahrnehmen? Wir müssen wissen, was mit uns geschehen ist, warum wir so aussehen, wie wir sind.
Die symbolische Geschichte, die uns die Aitareya Upanishad gibt, ist, dass es nur einen gab, nur einen gibt und nur einen geben wird. Sie müssen bedenken, dass alles, was ich Ihnen erzähle, symbolisch ist und nicht durch logische Methoden verstanden werden kann. Für diese Methoden der Analogie, die manchmal verwendet werden, gebe ich ein Beispiel. Es gibt einen Stern am Himmel, der Arundhati heißt. In einem der traditionellen Rituale Indiens, insbesondere bei Hochzeiten, wird verlangt, dass das Paar den Stern namens Arundhati anschaut. Es gibt Hunderte und Aberhunderte von Sternen am Himmel. Wie können sie Arundhati finden? Dazu wird eine symbolische Methode angewandt. Das Paar wird gebeten: "Komm her. Siehst du diesen Baum vor dir?" "Ja." "Siehst du einen Zweig, der in die richtige Richtung abzweigt?" "Ja." "Siehst du einen Stern direkt über dem rechten Ast des Baumes?" "Ja." "Siehst du einen Stern genau über dem Ast?" "Ja, wir sehen." "Seht ihr jetzt rechts von diesem Stern einen anderen Stern?" "Ja." "Das ist Arundhati."
Die symbolische Geschichte, die uns die Aitareya Upanishad gibt, ist, dass es nur einen gab, nur einen gibt und nur einen geben wird. Sie müssen bedenken, dass alles, was ich Ihnen erzähle, symbolisch ist und nicht durch logische Methoden verstanden werden kann. Für diese Methoden der Analogie, die manchmal verwendet werden, gebe ich ein Beispiel. Es gibt einen Stern am Himmel, der Arundhati heißt. In einem der traditionellen Rituale Indiens, insbesondere bei Hochzeiten, wird verlangt, dass das Paar den Stern namens Arundhati anschaut. Es gibt Hunderte und Aberhunderte von Sternen am Himmel. Wie können sie Arundhati finden? Dazu wird eine symbolische Methode angewandt. Das Paar wird gebeten: "Komm her. Siehst du diesen Baum vor dir?" "Ja." "Siehst du einen Zweig, der in die richtige Richtung abzweigt?" "Ja." "Siehst du einen Stern direkt über dem rechten Ast des Baumes?" "Ja." "Siehst du einen Stern genau über dem Ast?" "Ja, wir sehen." "Seht ihr jetzt rechts von diesem Stern einen anderen Stern?" "Ja." "Das ist Arundhati."
Wir können nicht wissen, was mit uns geschehen ist, weil das, was geschehen ist, vor unserem gegenwärtigen Zustand lag. Da die Wirkung die Ursache nicht kennen kann, können wir nicht wissen, was mit uns geschehen ist. Manchmal fühlen wir uns kompetent, und manchmal fühlen wir uns inkompetent und unglücklich.
Wir können nicht wissen, was mit uns geschehen ist, weil das, was geschehen ist, vor unserem gegenwärtigen Zustand lag. Da die Wirkung die Ursache nicht kennen kann, können wir nicht wissen, was mit uns geschehen ist. Manchmal fühlen wir uns kompetent, und manchmal fühlen wir uns inkompetent und unglücklich.
Die Geschichte der Aitareya Upanishad geht wie folgt. Es gab eine majestätische, alles durchdringende, unteilbare Existenz. Es gab kein zweites Ding jenseits davon oder außerhalb davon. Plötzlich geschah etwas. Nun kann man nicht fragen, warum etwas passiert ist, denn das wäre der Versuch einer Wirkung, die Ursache ihres eigenen Selbst herauszufinden. Sie sind keine Ursache, Sie sind eine Wirkung in dem genannten Prozess. So wie du nicht über deine eigenen Schultern kletterst, kannst du deinen Geist nicht zu der Quelle zurückbringen, aus der er hervorgegangen ist.
Die Geschichte der Aitareya Upanishad geht wie folgt. Es gab eine majestätische, alles durchdringende, unteilbare Existenz. Es gab kein zweites Ding jenseits davon oder außerhalb davon. Plötzlich geschah etwas. Nun kann man nicht fragen, warum etwas passiert ist, denn das wäre der Versuch einer Wirkung, die Ursache ihres eigenen Selbst herauszufinden. Sie sind keine Ursache, Sie sind eine Wirkung in dem genannten Prozess. So wie du nicht über deine eigenen Schultern kletterst, kannst du deinen Geist nicht zu der Quelle zurückbringen, aus der er hervorgegangen ist.
Was sagt die Upanishad? Sie manifestierte sich in einer unendlichen Anzahl von Einzelheiten, wie Sterne, die aus einer riesigen Feuersbrunst hervorquellen. Es fand eine Streuung statt, und überall gab es Sterne. Diese Sterne sind der Ursprung der Individualität eines jeden Menschen und von allem in dieser Welt.
Was sagt die Upanishad? Sie manifestierte sich in einer unendlichen Anzahl von Einzelheiten, wie Sterne, die aus einer riesigen Feuersbrunst hervorquellen. Es fand eine Streuung statt, und überall gab es Sterne. Diese Sterne sind der Ursprung der Individualität eines jeden Menschen und von allem in dieser Welt.
Das Wort "Stern" ist sehr suggestiv. Wir hatten zu dieser Zeit keinen physischen Körper. Ein Stern ist Feuer, und er ist nicht physisch. Er ist eine leuchtende Kraft, die mit großer Heftigkeit aufsteigt und sich in eine bestimmte Richtung bewegt. In welche Richtung? Die natürliche Tendenz von allem in dieser Art von Emanationen ist, vom Zentrum wegzulaufen. Es gibt einen nach außen gerichteten Schub dieses zentralen Bewusstseinsausbruchs, der vom eigenen Selbst wegläuft. Das ist die einzige Art und Weise, wie wir beschreiben können, was mit uns geschehen ist.
Das Wort "Stern" ist sehr suggestiv. Wir hatten zu dieser Zeit keinen physischen Körper. Ein Stern ist Feuer, und er ist nicht physisch. Er ist eine leuchtende Kraft, die mit großer Heftigkeit aufsteigt und sich in eine bestimmte Richtung bewegt. In welche Richtung? Die natürliche Tendenz von allem in dieser Art von Emanationen ist, vom Zentrum wegzulaufen. Es gibt einen nach außen gerichteten Schub dieses zentralen Bewusstseinsausbruchs, der vom eigenen Selbst wegläuft. Das ist die einzige Art und Weise, wie wir beschreiben können, was mit uns geschehen ist.




Als wir anfingen, uns von unserem eigenen Selbst zu entfernen, begannen wir, uns als nicht wir selbst zu betrachten. Der Atman wurde zum Anatman, wie man sagt. Das, was ihr mit euren Augen seht oder mit euren Organen wahrnehmt, ist weder von euch getrennt noch direkt mit euch verbunden. Wenn die Teile von der Konfiguration des Bewusstseins abgeschnitten sind - wenn sie völlig unabhängig sind, ein Stern ohne Verbindung zu den anderen - dann werden sie nicht wissen, dass die anderen existieren. Du kannst nicht wissen, dass ich bin, und ich kann nicht wissen, dass du bist, weil jeder Stern für sich eine eigene Identität behauptet. Aber das ist nicht der Fall. Jeder weiß, dass es da draußen noch etwas anderes gibt. In jedem Zentrum des Sterns findet eine Wahrnehmungstätigkeit statt, durch die er die Existenz anderer Sterne erkennt und wahrnimmt. Dieser Vorgang wird Wahrnehmung, Anschauen, Erkennen, Gewahrwerden genannt.
Jetzt bin ich mir bewusst, dass ihr alle hier sitzt. Wie werde ich mir dessen bewusst? Ihr seid nicht in meinen Geist oder meine Augen eingetreten. Ihr sitzt völlig außerhalb von mir. Es gibt eine Distanz zwischen euch und mir. Aber in dem Wissen, dass ihr alle hier sitzt, dehne ich meinen Wahrnehmungsbereich auf den Bereich aus, den ihr einnehmt. Ich werde größer als ich bin, um zu wissen, dass ihr dort vor mir sitzt. Wahrlich, es gibt keine Verbindung zwischen dem, der sieht, und dem, was gesehen wird, denn es sind zwei verschiedene Dinge; aber man sieht, und man weiß, dass man sieht, dass andere Dinge existieren. Dies ist ein mysteriöser Prozess, um etwas zu wissen.
Diese unverständliche Situation, die unendliche Ausdehnung der Feuersbrunst des Bewusstseins, breitete sich mit solcher Kraft nach außen aus, dass jeder Funke auf den Kopf gestellt wurde. Wir fielen kopfüber, wie es in einer der Upanishaden heißt.
Alle Schöpfungslehren, vielleicht sogar alle Religionen, besagen, dass das, was aus der ursprünglichen Unendlichkeit hervorgegangen ist, symbolisch auf den Kopf gestellt wurde, sozusagen mit den Beinen nach oben und dem Kopf nach unten. In einer solchen Position würde die Wahrnehmung von allem auf den Kopf gestellt werden. Selbst wenn es dir möglich ist, die Kopfstand-Asana namens Sirsasana zu praktizieren, wirst du die Objekte draußen auf eine seltsame Weise sehen, nicht so, wie du sie sehen würdest, wenn du hier sitzt.
In diesem mysteriösen, auf den Kopf gestellten Fall der sogenannten Individualität des Bewusstseinsfunkens ist jede Wahrnehmung im Inneren auf den Kopf gestellt. Was bedeutet "auf den Kopf gestellt"? Das Innere sieht aus wie das Äußere, und das Äußere sieht aus wie das Innere. Auch das Schöpfungsthema ist symbolisch. Es b e d e u t e t nicht, dass Gott sich eines Tages hinsetzte und anfing zu erschaffen. 
Niemand hat diesen Akt gesehen. Im Yoga Vasishtha ist aufgezeichnet, dass, als Sri Rama Vasishtha fragte, wie es dazu kam, Vasishtha sagte: "Stelle nicht solche Fragen. Frage mich, wie du aus der Tragödie herauskommen kannst, aber frage nicht, wie du in diesen Zustand gekommen bist. Du solltest nicht fragen, warum du so bist, wie du bist. Du kannst etwas tun, aber du solltest nicht wissen, warum du etwas tun solltest."
Die Aitareya Upanishad erzählt uns, dass rätselhafte Partikel des Bewusstseinsfeuers losgeschossen und verkehrt herum gefallen sind. Sie sahen ihre eigene Quelle, die die Welt ist, als ein äußeres Objekt und sich selbst, die Wirkung, als den subjektiven Wahrnehmenden. Der Wahrnehmende ist wirklich das, was vorher ist. Das Hintere ist das Wahrgenommene. Wir haben die ganze Sache auf den Kopf gestellt. Das Vorhergehende wird als das Nachfolgende betrachtet, und das Nachfolgende als das Vorhergehende. Wir schauen auf die Welt, aber wir können nicht auf unser eigenes Selbst schauen. Das ist der Effekt, der durch die mächtige Exteriorisierung des Bewusstseins hervorgerufen wird. Als dieser veräußerlichte, umgedrehte Sturz stattfand, so sagt die Upanishad, entwickelte jeder eine schreckliche Angst. Dies ist die Quelle der Angst in der Welt. Das ist die metaphysische Angst, könnte man sagen. Die Schöpfung hat in jedem und allem, was erschaffen wurde, Angst hervorgerufen.
Warum gibt es eine Angst? Weil es einen Verlust des eigenen Selbst gibt. Was ist dein Selbst? Es ist die unveränderliche und vitale Verbindung mit der Quelle der Flamme des Bewusstseins. In dem Moment, in dem du davon getrennt wirst, wird die Lebenskraft, die dich aufrechterhalten hat, abgerissen. Dann gibt es eine Angst: Wie kann ich mich schützen? Diese kleinen Funken, die die so genannten Individuen sind, schreien: "Gebt uns Nahrung! Wir sind hungrig!" Hunger ist ein Zeichen für die Unfähigkeit, sich aus eigener Kraft zu erhalten. Man ist auf etwas anderes angewiesen. Ein Leben, das eine Art Abhängigkeit von etwas anderem ist, ist kein wirkliches Leben. Es ist eine Art Bettlerleben. Jeden Tag muss man betteln. Es gab also eine Angst, sich selbst zu verlieren. Das so genannte "Selbst" gerät in einen Verfestigungsprozess durch die Stufen, die wir die Schichten der Persönlichkeit nennen. Im Sanskrit werden sie Koshas genannt. Zunächst gibt es den Zustand des Schocks, wenn man sich nicht mehr aller Dinge bewusst ist. Das spiegelt sich im Zustand des Tiefschlafs wider.
Man kann sich nicht ständig im Zustand der Bewusstlosigkeit befinden. Unmittelbar nach der
Das untergetauchte Bewusstsein, das von der Unkenntnis seiner Verbindung mit dem universellen Ganzen überdeckt wird, schafft sich eine eigene Welt. "Es ist besser, in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen", lautet ein wunderbares Zitat eines Dichters. "Es ist besser, in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen. Ich will herrschen, auch wenn es in der Hölle ist. Warum sollte ich jemandem dienen?" Die Hölle, die wir geschaffen haben, indem wir aus dem Himmel der Universalität hinausgeworfen wurden, erschafft also selbst in den untersten Regionen des Bewusstseins den Himmel. Die Unwissenheit über die eigene Verbindung mit dem universellen Wesen wird Avidya genannt - das heißt, die Abwesenheit von Wissen.
Die Potenzialität dieses sogenannten isolierten Wesens, das eine subtile Verbindung mit dem All-in-All hat, projiziert sich auf negative Weise und eröffnet eine künstliche Wahrnehmungswelt. 
Prozess und sieht die Dinge als getrennt an. Alles wird auf diese Weise gesehen. Dieses Sehen der Welt oder von irgendetwas anderem geschieht durch eine Art von verdünntem Bewusstsein oder, wie wir sagen könnten, es ist ein abgelenktes Bewusstsein, das den Zustand der vorherigen Unwissenheit durch einen neuen Mechanismus durchläuft, wenn es durch unseren Intellekt geschaffen wird. Intellektuelles Wissen ist also kein wirkliches Wissen. Es ist das Licht der Sonne, das durch dicke Wolken hindurchgeht, und zwar durch sich bewegende Wolken. Die verstreuten Einzelteile von Wolkenstücken, wenn sie sich in verschiedene Richtungen bewegen, können auch das Licht der Sonne von oben reflektieren. Erstens ist es in Wirklichkeit gar nicht das Sonnenlicht, sondern eine Reflexion. Zweitens ist es eine abgelenkte Reflexion. Es ist kein gleichmäßiges Gewahrsein. Das ist auch die Bewegung der Wolken. In ähnlicher Weise ist die Art und Weise, wie wir die Dinge sehen, nicht nur ein Teil der Unwissenheit, die uns vom universellen Ganzen trennt, sondern auch ein gestörtes Bewusstsein.
Daher ist der Intellekt und das, was ihr intellektuelles Wissen nennt, nur ein Teil der Unwissenheit. Im spirituellen Sinne sollte eine hochintellektuelle Person nicht als spirituell gut ausgebildet betrachtet werden. Es handelt sich um ein Wissen, das durch die falschen Aktivitäten im Zustand der Unwissenheit geschaffen wird. Wie ich bereits erwähnt habe, wird jemand in die Hölle geworfen, und dort öffnet er die Augen, die ihm unter den Bedingungen der Hölle selbst gegeben wurden, und beginnt, sich als Meister aller Dinge umzusehen. Das heißt, alles Wissen, das uns zur Verfügung steht, ist falsches Wissen, wenn es nicht durch die zentrale Operation des Bewusstseins motiviert ist, das alles in allem ist. Wissen kann nicht als echt angesehen werden. Aus diesem Grund ist ein hochgelehrter, intellektualisierter Philosophieprofessor oder jemand dieser Art innerlich unglücklich.
Wahres Wissen zeichnet sich durch Glück, Macht und Rechtschaffenheit aus. Wenn diese drei in einer Person fehlen, kann dieses intellektuelle Wissen nicht als wahres Wissen bezeichnet werden. Ein Mensch mag noch so viele Abschlüsse verschiedener Denkschulen haben, aber wenn er nach Hause geht, fühlt er sich innerlich unglücklich, streitet sich und will um sich schlagen. Gelehrte Menschen sind nicht unbedingt glückliche Menschen. Sie sind eine Sache in ihrem Herzen und eine andere Sache draußen im Klassenzimmer. Das ist das Schicksal des intellektuellen Wissens.





Version vom 17. Oktober 2023, 15:28 Uhr

Swami Krishnananda um 1983

Das kosmische Ganze - Diskurs 3 - Umkehrung des Wahrnehmungsprozesses - Dies ist eine Serie von sechs Vorträgen, die Swamiji im März und April 1999 an der Yoga Vedanta Forest Academy im Sivananda Ashram gehalten hat.

© Divine Life Society

Diskurs 3 - Umkehrung des Wahrnehmungsprozesses

Jeder muss wissen, wo er steht. Wo befinden Sie sich in diesem Moment? Eine symbolische Beschreibung dessen, was uns widerfahren ist, findet sich majestätisch in der berühmten Aitareya Upanishad. Warum sind wir, was wir sind? Was ist unsere Freude, und was ist unser Kummer? Wenn wir versuchen, Dinge zu verstehen, die jenseits des menschlichen Verständnisses liegen, müssen wir eine symbolische Sprache verwenden. Keine Mathematik, keine Logik kann uns erklären, was wirklich mit uns geschehen ist. Wir sind etwas. Aber warum sind wir etwas, so wie wir uns selbst wahrnehmen? Wir müssen wissen, was mit uns geschehen ist, warum wir so aussehen, wie wir sind.

Die symbolische Geschichte, die uns die Aitareya Upanishad gibt, ist, dass es nur einen gab, nur einen gibt und nur einen geben wird. Sie müssen bedenken, dass alles, was ich Ihnen erzähle, symbolisch ist und nicht durch logische Methoden verstanden werden kann. Für diese Methoden der Analogie, die manchmal verwendet werden, gebe ich ein Beispiel. Es gibt einen Stern am Himmel, der Arundhati heißt. In einem der traditionellen Rituale Indiens, insbesondere bei Hochzeiten, wird verlangt, dass das Paar den Stern namens Arundhati anschaut. Es gibt Hunderte und Aberhunderte von Sternen am Himmel. Wie können sie Arundhati finden? Dazu wird eine symbolische Methode angewandt. Das Paar wird gebeten: "Komm her. Siehst du diesen Baum vor dir?" "Ja." "Siehst du einen Zweig, der in die richtige Richtung abzweigt?" "Ja." "Siehst du einen Stern direkt über dem rechten Ast des Baumes?" "Ja." "Siehst du einen Stern genau über dem Ast?" "Ja, wir sehen." "Seht ihr jetzt rechts von diesem Stern einen anderen Stern?" "Ja." "Das ist Arundhati."

Wir können nicht wissen, was mit uns geschehen ist, weil das, was geschehen ist, vor unserem gegenwärtigen Zustand lag. Da die Wirkung die Ursache nicht kennen kann, können wir nicht wissen, was mit uns geschehen ist. Manchmal fühlen wir uns kompetent, und manchmal fühlen wir uns inkompetent und unglücklich.

Die Geschichte der Aitareya Upanishad geht wie folgt. Es gab eine majestätische, alles durchdringende, unteilbare Existenz. Es gab kein zweites Ding jenseits davon oder außerhalb davon. Plötzlich geschah etwas. Nun kann man nicht fragen, warum etwas passiert ist, denn das wäre der Versuch einer Wirkung, die Ursache ihres eigenen Selbst herauszufinden. Sie sind keine Ursache, Sie sind eine Wirkung in dem genannten Prozess. So wie du nicht über deine eigenen Schultern kletterst, kannst du deinen Geist nicht zu der Quelle zurückbringen, aus der er hervorgegangen ist.

Was sagt die Upanishad? Sie manifestierte sich in einer unendlichen Anzahl von Einzelheiten, wie Sterne, die aus einer riesigen Feuersbrunst hervorquellen. Es fand eine Streuung statt, und überall gab es Sterne. Diese Sterne sind der Ursprung der Individualität eines jeden Menschen und von allem in dieser Welt.

Das Wort "Stern" ist sehr suggestiv. Wir hatten zu dieser Zeit keinen physischen Körper. Ein Stern ist Feuer, und er ist nicht physisch. Er ist eine leuchtende Kraft, die mit großer Heftigkeit aufsteigt und sich in eine bestimmte Richtung bewegt. In welche Richtung? Die natürliche Tendenz von allem in dieser Art von Emanationen ist, vom Zentrum wegzulaufen. Es gibt einen nach außen gerichteten Schub dieses zentralen Bewusstseinsausbruchs, der vom eigenen Selbst wegläuft. Das ist die einzige Art und Weise, wie wir beschreiben können, was mit uns geschehen ist.


Als wir anfingen, uns von unserem eigenen Selbst zu entfernen, begannen wir, uns als nicht wir selbst zu betrachten. Der Atman wurde zum Anatman, wie man sagt. Das, was ihr mit euren Augen seht oder mit euren Organen wahrnehmt, ist weder von euch getrennt noch direkt mit euch verbunden. Wenn die Teile von der Konfiguration des Bewusstseins abgeschnitten sind - wenn sie völlig unabhängig sind, ein Stern ohne Verbindung zu den anderen - dann werden sie nicht wissen, dass die anderen existieren. Du kannst nicht wissen, dass ich bin, und ich kann nicht wissen, dass du bist, weil jeder Stern für sich eine eigene Identität behauptet. Aber das ist nicht der Fall. Jeder weiß, dass es da draußen noch etwas anderes gibt. In jedem Zentrum des Sterns findet eine Wahrnehmungstätigkeit statt, durch die er die Existenz anderer Sterne erkennt und wahrnimmt. Dieser Vorgang wird Wahrnehmung, Anschauen, Erkennen, Gewahrwerden genannt. Jetzt bin ich mir bewusst, dass ihr alle hier sitzt. Wie werde ich mir dessen bewusst? Ihr seid nicht in meinen Geist oder meine Augen eingetreten. Ihr sitzt völlig außerhalb von mir. Es gibt eine Distanz zwischen euch und mir. Aber in dem Wissen, dass ihr alle hier sitzt, dehne ich meinen Wahrnehmungsbereich auf den Bereich aus, den ihr einnehmt. Ich werde größer als ich bin, um zu wissen, dass ihr dort vor mir sitzt. Wahrlich, es gibt keine Verbindung zwischen dem, der sieht, und dem, was gesehen wird, denn es sind zwei verschiedene Dinge; aber man sieht, und man weiß, dass man sieht, dass andere Dinge existieren. Dies ist ein mysteriöser Prozess, um etwas zu wissen. Diese unverständliche Situation, die unendliche Ausdehnung der Feuersbrunst des Bewusstseins, breitete sich mit solcher Kraft nach außen aus, dass jeder Funke auf den Kopf gestellt wurde. Wir fielen kopfüber, wie es in einer der Upanishaden heißt. Alle Schöpfungslehren, vielleicht sogar alle Religionen, besagen, dass das, was aus der ursprünglichen Unendlichkeit hervorgegangen ist, symbolisch auf den Kopf gestellt wurde, sozusagen mit den Beinen nach oben und dem Kopf nach unten. In einer solchen Position würde die Wahrnehmung von allem auf den Kopf gestellt werden. Selbst wenn es dir möglich ist, die Kopfstand-Asana namens Sirsasana zu praktizieren, wirst du die Objekte draußen auf eine seltsame Weise sehen, nicht so, wie du sie sehen würdest, wenn du hier sitzt. In diesem mysteriösen, auf den Kopf gestellten Fall der sogenannten Individualität des Bewusstseinsfunkens ist jede Wahrnehmung im Inneren auf den Kopf gestellt. Was bedeutet "auf den Kopf gestellt"? Das Innere sieht aus wie das Äußere, und das Äußere sieht aus wie das Innere. Auch das Schöpfungsthema ist symbolisch. Es b e d e u t e t nicht, dass Gott sich eines Tages hinsetzte und anfing zu erschaffen.  Niemand hat diesen Akt gesehen. Im Yoga Vasishtha ist aufgezeichnet, dass, als Sri Rama Vasishtha fragte, wie es dazu kam, Vasishtha sagte: "Stelle nicht solche Fragen. Frage mich, wie du aus der Tragödie herauskommen kannst, aber frage nicht, wie du in diesen Zustand gekommen bist. Du solltest nicht fragen, warum du so bist, wie du bist. Du kannst etwas tun, aber du solltest nicht wissen, warum du etwas tun solltest." Die Aitareya Upanishad erzählt uns, dass rätselhafte Partikel des Bewusstseinsfeuers losgeschossen und verkehrt herum gefallen sind. Sie sahen ihre eigene Quelle, die die Welt ist, als ein äußeres Objekt und sich selbst, die Wirkung, als den subjektiven Wahrnehmenden. Der Wahrnehmende ist wirklich das, was vorher ist. Das Hintere ist das Wahrgenommene. Wir haben die ganze Sache auf den Kopf gestellt. Das Vorhergehende wird als das Nachfolgende betrachtet, und das Nachfolgende als das Vorhergehende. Wir schauen auf die Welt, aber wir können nicht auf unser eigenes Selbst schauen. Das ist der Effekt, der durch die mächtige Exteriorisierung des Bewusstseins hervorgerufen wird. Als dieser veräußerlichte, umgedrehte Sturz stattfand, so sagt die Upanishad, entwickelte jeder eine schreckliche Angst. Dies ist die Quelle der Angst in der Welt. Das ist die metaphysische Angst, könnte man sagen. Die Schöpfung hat in jedem und allem, was erschaffen wurde, Angst hervorgerufen. Warum gibt es eine Angst? Weil es einen Verlust des eigenen Selbst gibt. Was ist dein Selbst? Es ist die unveränderliche und vitale Verbindung mit der Quelle der Flamme des Bewusstseins. In dem Moment, in dem du davon getrennt wirst, wird die Lebenskraft, die dich aufrechterhalten hat, abgerissen. Dann gibt es eine Angst: Wie kann ich mich schützen? Diese kleinen Funken, die die so genannten Individuen sind, schreien: "Gebt uns Nahrung! Wir sind hungrig!" Hunger ist ein Zeichen für die Unfähigkeit, sich aus eigener Kraft zu erhalten. Man ist auf etwas anderes angewiesen. Ein Leben, das eine Art Abhängigkeit von etwas anderem ist, ist kein wirkliches Leben. Es ist eine Art Bettlerleben. Jeden Tag muss man betteln. Es gab also eine Angst, sich selbst zu verlieren. Das so genannte "Selbst" gerät in einen Verfestigungsprozess durch die Stufen, die wir die Schichten der Persönlichkeit nennen. Im Sanskrit werden sie Koshas genannt. Zunächst gibt es den Zustand des Schocks, wenn man sich nicht mehr aller Dinge bewusst ist. Das spiegelt sich im Zustand des Tiefschlafs wider. Man kann sich nicht ständig im Zustand der Bewusstlosigkeit befinden. Unmittelbar nach der Das untergetauchte Bewusstsein, das von der Unkenntnis seiner Verbindung mit dem universellen Ganzen überdeckt wird, schafft sich eine eigene Welt. "Es ist besser, in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen", lautet ein wunderbares Zitat eines Dichters. "Es ist besser, in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen. Ich will herrschen, auch wenn es in der Hölle ist. Warum sollte ich jemandem dienen?" Die Hölle, die wir geschaffen haben, indem wir aus dem Himmel der Universalität hinausgeworfen wurden, erschafft also selbst in den untersten Regionen des Bewusstseins den Himmel. Die Unwissenheit über die eigene Verbindung mit dem universellen Wesen wird Avidya genannt - das heißt, die Abwesenheit von Wissen. Die Potenzialität dieses sogenannten isolierten Wesens, das eine subtile Verbindung mit dem All-in-All hat, projiziert sich auf negative Weise und eröffnet eine künstliche Wahrnehmungswelt.  Prozess und sieht die Dinge als getrennt an. Alles wird auf diese Weise gesehen. Dieses Sehen der Welt oder von irgendetwas anderem geschieht durch eine Art von verdünntem Bewusstsein oder, wie wir sagen könnten, es ist ein abgelenktes Bewusstsein, das den Zustand der vorherigen Unwissenheit durch einen neuen Mechanismus durchläuft, wenn es durch unseren Intellekt geschaffen wird. Intellektuelles Wissen ist also kein wirkliches Wissen. Es ist das Licht der Sonne, das durch dicke Wolken hindurchgeht, und zwar durch sich bewegende Wolken. Die verstreuten Einzelteile von Wolkenstücken, wenn sie sich in verschiedene Richtungen bewegen, können auch das Licht der Sonne von oben reflektieren. Erstens ist es in Wirklichkeit gar nicht das Sonnenlicht, sondern eine Reflexion. Zweitens ist es eine abgelenkte Reflexion. Es ist kein gleichmäßiges Gewahrsein. Das ist auch die Bewegung der Wolken. In ähnlicher Weise ist die Art und Weise, wie wir die Dinge sehen, nicht nur ein Teil der Unwissenheit, die uns vom universellen Ganzen trennt, sondern auch ein gestörtes Bewusstsein. Daher ist der Intellekt und das, was ihr intellektuelles Wissen nennt, nur ein Teil der Unwissenheit. Im spirituellen Sinne sollte eine hochintellektuelle Person nicht als spirituell gut ausgebildet betrachtet werden. Es handelt sich um ein Wissen, das durch die falschen Aktivitäten im Zustand der Unwissenheit geschaffen wird. Wie ich bereits erwähnt habe, wird jemand in die Hölle geworfen, und dort öffnet er die Augen, die ihm unter den Bedingungen der Hölle selbst gegeben wurden, und beginnt, sich als Meister aller Dinge umzusehen. Das heißt, alles Wissen, das uns zur Verfügung steht, ist falsches Wissen, wenn es nicht durch die zentrale Operation des Bewusstseins motiviert ist, das alles in allem ist. Wissen kann nicht als echt angesehen werden. Aus diesem Grund ist ein hochgelehrter, intellektualisierter Philosophieprofessor oder jemand dieser Art innerlich unglücklich. Wahres Wissen zeichnet sich durch Glück, Macht und Rechtschaffenheit aus. Wenn diese drei in einer Person fehlen, kann dieses intellektuelle Wissen nicht als wahres Wissen bezeichnet werden. Ein Mensch mag noch so viele Abschlüsse verschiedener Denkschulen haben, aber wenn er nach Hause geht, fühlt er sich innerlich unglücklich, streitet sich und will um sich schlagen. Gelehrte Menschen sind nicht unbedingt glückliche Menschen. Sie sind eine Sache in ihrem Herzen und eine andere Sache draußen im Klassenzimmer. Das ist das Schicksal des intellektuellen Wissens.


Siehe auch

Literatur

Seminare

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